Fränkischer Bund

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Der Fränkische Bund e.V. ist eine parteiferne Organisation, die sich für die Durchsetzung gesamtfränkischer Interessen und insbesondere die Schaffung eines eigenständigen Bundeslandes Franken und einer Europaregion Franken einsetzt.

Begründet wird die Forderung nach fränkischer Autonomie damit, dass es sich beim Bundesland Bayern (mit mehr Einwohnern als als dem föderal gegliederte Österreich) um ein zu großes zentralistisches Bundesland jenseits der optimalen Größe handelt. Der Verein beruft sich auf Leopold Kohr, nach dessen Thesen ein Staat nicht Selbstzweck sein, sondern alleine dem Gemeinwohl dienen soll. Wird ein Staat zu groß, erreicht er dieses Ziel nach Kohr nicht mehr optimal und muss seine Bevölkerung manipulieren und desinformieren. Eigeninitiative wird bestraft, konformistisches Verhalten und Anpassertum belohnt. Der Verein weist im Übrigen auf konkrete Benachteiligungen der Region Franken hin. So hat der Bund unter anderem eine Petition zur "Rückführung von Kulturgütern an die fränkischen Herkunftsorte" beim Bayerischen Landtag eingereicht (1998). Außerdem veranstaltet er seit 1990 alljährlich den Frankentag und knüpft damit begrifflich an gleichnamige Veranstaltungen der Demokratiebewegung seit 1848 an.

Ende der 1980er Jahre hatte der Fränkische Bund, der sich damals noch Fränkische Landsmannschaft nannte, mit einer Unterschriftensammlung begonnen, um einen Volksentscheid zur Neugliederung des Bundesgebietes gemäß Artikel 29 GG herbeizuführen; Pressemitteilungen zufolge sind damals aber nur etwa 4.000 Unterschriften zusammengekommen, zumal 1989/90 eine Veränderung von Ländergrenzen in den westdeutschen Territorien nicht auf der politischen Tagesordnung stand.

Da führende Mitglieder der Fränkischen Landsmannschaft zum politischen Umfeld der Republikaner (Waldemar Hirschfeldt, Michael Haller und der neuerdings im Umfeld des Deutschen Kollegs tätige Uwe Meenen) gehörten, wurden diese und andere Mitglieder aus dem Verein ausgeschlossen und die Organisation nahm 1991 den Namen Fränkischer Bund an; an seine Spitze traten politisch weniger hervorgetretene Mitglieder wie der neue Vorsitzende, der Berufsschullehrer Peter Purrucker. Seit 1999 hat der Bund fünf gleichberechtigte Vorstandsmitglieder.

1997 lehnte das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde des Fränkischen Bundes gegen die Nichtzulassung des Volksbegehrens ab; dem schloss sich 1999 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg an.

Die Aktivitäten des Fränkischen Bundes lösen beim fränkischen "Establishment" bisweilen kritische Reaktionen aus, ohne dass eine Auseinandersetzung mit den Argumenten des Vereins in der Sache erfolgen würde. Der Fränkische Bund beklagt beispielsweise negative Berichterstattung durch den Nürnberger Journalisten Ulrich Rach, dem er das oben erwähnte Anpassertum vorwirft und sprach sich öffentlich gegen dessen Auszeichnung mit dem Frankenwürfel aus.

In der Ausgabe 3+4 2005 der Vereinszeitung "Wir in Franken" wird das Wirken der Vereins anlässlich dessen 15 jährigen Bestehens aber in Grußworten von Mitgliedern aller im bayerischen Landtag vertretenen Parteien (Wolfgang Hoderlein SPD, Christine Stahl GRÜNE, Michael Klos CSU) sowie vom Altoberbürgermeister der Stadt Nürnberg Peter Schönlein ausdrücklich gewürdigt.

Der aus München stammende Erlanger Historiker Werner Blessing hinterfragte die historischen Bezüge des Frankentages und stellte ein "historisch gewachsenes Franken" als territorialstaatliche Bezugsgröße (wie vom Fränkischen Bund postuliert) vor 1806 überhaupt in Frage. Er führt gleichzeitig aber aus, dass es sich insoweit nur um unbewiesene "vorläufige Überlegungen" handle. Demgegenüber vertreten Historker wie Rudolf Endres die Auffassung, dass es in Franken bereits vor der bayerischen Okkupation ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gegeben hat. In einem Sammelband zur Geschichte Frankens nahm Hartmut Heller als Mitglied des (älteren) "Frankenbunds" kritisch Stellung zum Fränkischen Bund. Hintergrund ist offenbar ein Alleinvertretungsanspruch für die Region Franken, den der "Frankenbund" sieht (in: Dieter Weiß/Werner K. Blessing [Hg.]: Franken. Vorstellung und Wirklichkeit in der Geschichte - Franconia 1. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung - , Neustadt a.d. Aisch 2003.)

Der Fränkische Bund wird in der öffentlichen Wahrnehmung bisweilen mit dem "Frankenbund" verwechselt. Bei letzterem handelt es sich jedoch nur um eine "wissenschaftliche Vereinigung zur Erforschung und Vermittlung fränkischer Geschichte und Kultur". Der Frankenbund grenzt sich vom Fränkischen Bund ab.

Siehe auch

Literatur

  • TEMPO, März 1992