Menhir ist eine bretonische Bezeichnung für einen hochkant aufgerichteten "großen Stein" oder Megalith. Sie bedeutet „Langer Stein“ (maen = Stein, hir = lang) und fand bereits Ende des 18. Jh. als wissenschaftlicher Begriff Eingang in die archäologische Fachliteratur Frankreichs. Bald wurde die Bezeichnung in Europa übernommen. Sieht man von den ältesten Menhiren auf dem Göbekli Tepe ab, so sind sie eine Erscheinung die von der westmediterranen Cardial- oder Impressokultur auszugehen scheint und alle ihre Nachfolger erfasste. Daneben stehen aber separate (ggf. erst bronzezeitliche) lokale Ursprünge. Ausschlaggebend für ihre Existenz ist primär das Vorhandensein einer mit den steinzeitlichen Methoden bearbeitbaren Ressource. Ausschlaggebend für ihre Bearbeitung und ihr Aufrichten ist eine dahinterliegende Idee. Ein spanisches Sprichwort sagt: "Steine bedeuten Leben". Der im westdeutschen Raum gebräuchliche volkstümliche Name, lautet Hinkelstein. Bereits im Mittelalter findet sich der Begriff „Hinkelstein“, als eine missverstandene Ableitung des Wortes „Hünenstein“ (= Riesenstein), das über „Hühnerstein“ zum mundartlichen „Hinkelstein“ wurde. Daneben kennen wir Namen und Bezeichnungen wie Langer, Breiter, Hoher, Spitzer, Dicker Stein oder Sackstein, um nur die häufigen zu nennen. Der Begriff Menhir ist in Argentinien auch gebräuchlich für präkolumbische Megalithen.

Standpunkte und Anordnung
Menhire sind freistehende, einzeln, in Kreisen oder Reihen und Quadraten angeordnete Steine. In Westeuropa sind für letztere Bezeichnungen wie Alignement oder Cromlech geläufig. Menhire können bearbeitet oder unbearbeitet sein. Einige (bes. die kontinentalen einer bestimmten Periode) sind mit Schlangen, Spiralen oder Gerätschaften verziert, die ihre zeitliche Einordnung erleichtern. Menhire mit menschlichen Konturen nennt man Statuenmenhire. Sie kommen rund um das westliche Mittelmeer, in der Schweiz und auf den Kanalinseln vor.
Von den Findlingen – den während der Eiszeit durch Gletscher verschleppte "erratische" Felsbrocken – unterscheiden sich die Menhire dadurch, dass sie bewusst vertikal gestellt und in der Erde verankert wurden. Auch ihre Aufstellungsorte im Gelände weichen von der natürlichen Lage der Findlinge ab. Menhire sind bevorzugt an Berghänge, auf natürliche Anhöhen, an Wegrändern, Wasserstellen und Bachläufe verbracht worden, immer in freier Flur und (zunmindest heute) oftmals weithin sichtbar.
Es sind Steinsetzungen unterschiedlicher Größe. Der größte heute noch aufrechtstehende Menhir ist mit einer Höhe von 12 m und mehr als 150 t Gewicht der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, nordwestlich von Brest in der Bretagne. Auch der längste überhaupt bekannte Menhir findet sich in der Bretagne im Departement Morbihan. Es ist der umgestürzte und in vier Teile zerbrochene "Grand Menhir Brisé" von Locmariaquer. Ursprünglich etwa 21 m hoch, wird sein Gewicht auf 350 t geschätzt. Man hat Anhaltspunkte dafür gefunden, dass er bereits in der Vorzeit von Menschenhand gestürzt wurde. Zur selben Zeit sind auch viele andere Menhire (La Tremblais) umgestürzt worden. Darunter war auch der Scalehir genannte Menhir von Kermaillard auf der Halbinsel Grah Niol. Als er 1985 wieder aufgerichtet wurde, zeigte seine Unterseite kunstvolle Gravuren, die einer Muttergottheit zugeordnet werden. Faszinierend bleibt die technische Leistung, die mit dem Transport und der Aufrichtung verbunden gewesen sein muss.
Die meisten steinernen Monumente weisen Höhen von 1–3 m auf, auch ihre Formen variieren. Neben spitzen, konischen und obeliskenartigen Steinsäulen finden sich auch gedrungene, pyramidenähnliche und tafelartige Gebilde. Überwiegend wurden Gesteine wie Quarzite, Granit-, Kalk- und Sandsteine verwendet, Materialien, die zumeist in der Nähe des Aufstellungsortes anstehen.
Menhire sind über mehrere Kontinente verbreitet. Ihr europäischer Schwerpunkt liegt im Westen. Von Skandinavien über Irland, England, Frankreich und die Schweiz sind sie im westmediterranen Raum von Portugal bis Italien und auf den Inseln verbreitet. In Fossa, nicht weit von der Abruzzenhauptstadt L'Aquila entfernt, wurde ein Feld von 550 Gräbern entdeckt. Luftaufnahmen lassen Kreise erkennen, in deren Mittelpunkt mächtige bis zu 6 m hohe Menhire ein Grab markieren. Diesen Kult pflegten Menschen, die über ein Jahrtausend lang übereinander an der selben Stelle Gräber angelegten. Der anfangs in die massigen Menhire gelegte Prunk wandelte sich und den Toten wurden Waffen und Schmuck und verzierte Streitwagen mit auf die letzte Reise gegeben.
In Deutschland vom Saarland über Rheinland-Pfalz und Hessen bis nach Mitteldeutschland. Die Mehrzahl der in Frankreich registrierten Menhire befindet sich in der Bretagne; ihre Zahl in Carnac wird allein auf etwa 4000 geschätzt. Menhire haben mitunter als Einzelexemplar oder Gruppe spezifische Bezeichnungen wie: Bautastein, Bullaun, Baityloi oder Betyl, Lochstein (bzw. Hole Stone), Massebe, Pedras talhas, Pillarstone sowie Richterring bzw. Cromlech oder Steinkreis.
In frühgeschichtlicher Zeit aufgestellte und mit Bildern und Schriftzeichen verzierte Steine, mögen auf den ersten Blick an kleine Menhire erinnern, sind von diesen aber deutlich zu trennen. Denn während Menhire vermutlich Götter darstellen und gemeinschaftlichen Riten im Neolithikum und in der Bronzezeit dienten, handelt es sich bei den unbeschrifteten dänischen Bauta- und den irischen Oghamsteinen sowie den Runensteinen der Wikinger um Gedenksteine, die an individuelle Taten oder Personen erinnern sollen.
Menhire und Flurnamen
Flurnamen sind oft ein guter Indikator für vor- und frühgeschichtliche Fundstellen, sie bilden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion früh- und hochmittelalterlicher Besiedlungsvorgänge und sie liefern häufig den letzten Hinweis auf ein ausgegangenes Kulturdenkmal. Wie Flurnamen auf erhaltene oder inzwischen eingeebnete Grabhügel verweisen können, wie sich durch sie auch römische Siedlungen oder frühmittelalterliche Friedhöfe erschließen lassen, so sind auch ausgegangene Menhire gelegentlich in Flurnamen überliefert. Namen wie „Hüner- oder Hinkelstein“, „Langer“ oder „Dicker Stein“ können die einstige Existenz dieser Steinmale bezeugen.
Flurnamen dienten oder dienen vor allem dazu, dörflichen Bewohnern eine räumliche Orientierungshilfe zu geben. Da sie auch Besitzverhältnisse aufzeigen, ist ein Großteil der Namen in Urkunden, Archiven und Katastern dokumentiert und folglich sehr alt.
Ein schönes Beispiel für eine alte Flurnamenbezeichnung ist der „Lange Stein“ von Einselthum, Donnersbergkreis/Pfalz. Sie stammt aus dem Jahre 1071 und dürfte eine der ältesten urkundlich erwähnten Nennungen eines Menhirs sein.
Der Begriff Hinkelsteingruppe für eine Kultur der Jungsteinzeit beruht darauf, dass das namengebende Gräberfeld von Monsheim in Rheinland-Pfalz in der Flur Hinkelstein entdeckt wurde. Dort stand ursprünglich ein Menhir (Hinkelstein), der heute im Schlosshof von Monsheim aufgestellt ist.
Sonstiges
Der Begriff "Hinkelstein" wurde populär durch die Comicbücher um Asterix, den Gallier, dem Helden einer gleichnamigen französischen Serie von Comicbüchern und Filmen der Autoren René Goscinny und Albert Uderzo. Sein Freund Obelix ist Produzent und Lieferant von Hinkelsteinen.
- siehe auch Figuren aus Asterix
Literatur
- J. E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3
- Detert Zylmann: Das Rätsel der Menhire, Mainz-Kostheim 2002, ISBN 3-936326-07-X