Megalith

großer Steinblock, der als Baustein für Grab- und Kultanlagen benutzt oder als Monolith aufgerichtet wurde
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. März 2006 um 19:03 Uhr durch Marcus Cyron (Diskussion | Beiträge) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Megalithen (von griechisch mégas = groß und líthos = Stein) bezeichnet man große, oft unbehauene Steinblöcke, die als Bausteine für Grab- und Kultanlagen benutzt oder als Einzelsteine bzw. in (Steinsetzungen) aufgerichtet wurden. Die west- und nordeuropäischen Megalithbauten wurden zwar alle in der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit errichtet. Die verschiedenen Megalithbauwerke Europas lassen aber nicht auf eine gemeinsame Kultur schließen (siehe dazu Megalithkultur).

Der Spellenstein in Rentrisch/St. Ingbert

Megalithbauweisen

In Europa sind verschiedene Bauweisen bekannt, bei denen (zumindest teilweise) Megalithen eingesetzt wurden :

In Europa sind Megalithen auch einzeln oder in Steinsetzungen mit anderen Megalithen, lediglich aufgestellt, und nicht in Bauwerken verarbeitet worden :

Die Schalensteine ("Teufelssteine") des Alpenraums zählen nicht zu den Megalithen, da sie weder transportiert noch artifiziell aufgerichtet wurden.

 
Menhir in den Cevennen
 
Megalithreihen bei Carnac, Bretagne, Frankreich

Herkunft des Baumaterials

Die Steine der nordeuropäischen Megalithen stammen von den Ablagerungen der Eiszeit (erratische Blöcke), (Granite, Gneise und andere Gesteine). Viele der übrigen Megalithen wurden aus relativ weichem Sedimentgestein gebrochen.

Vorkommen in Mitteleuropa

Über 900 Megalithbauten liegen in Deutschland in den drei großen Küstenländern, sowie in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, einige wenige im südlichen Baden-Württemberg. 53 Anlagen sind in den Niederlanden erhalten und ganz wenige in Belgien. Die Zahlen für Polen sind nicht verlässlich bzw. in den deutschen (Vorkriegs)zahlen enthalten. Dänemark hat noch über 2000 und Schweden mehr als 450. Größere Megalithenanlagen in der Schweiz finden sich in Bonvillars, Clendy, Falera, Lutry, Reignier und Sion. Menhire finden sich hier und in Deutschland zwischen dem Saarland und Thüringen.

Vorkommen außerhalb Europas

Megalithen finden sich in der Türkei, in Südrussland, Georgien, in Afrika, Madagaskar, Indien, Korea, Palästina, Indonesien und Indochina ohne dass eine genetische Verbindung besteht.

Zur Verbreitung siehe auch: Megalithkultur.

Deutung

Um die Megalithbauten ranken sich heute noch Geheimnisse. So weiß man weder, welchem Zweck sie genau dienten, noch wie sie aufgerichtet oder transportiert wurden. Der Bau mit Megalithen erfolgte in Europa kulturunabhängig etwa zwischen 4.500 (Bretagne) u. 500 v. Chr. (Sardinien). Mit der Christianisierung wurden die Megalithen verteufelt und es entstanden Legenden über ihr Entstehen durch Teufels Hand. Einige Steine tragen den Teufel im Namen (Devils Arrows, Devils Circles etc.) und viele wurden im frühen Mittelalter besonders aber seit der Industrialisierung zerstört. Megalithstätten fielen Flurbereinigungen, landschaftlichen Projekten oder dem Kirchen- und Hafenbau zum Opfer. Es wird angenommen, dass in manchen Gebieten nur etwa nur noch ca. fünf Prozent der ursprünglichen Objekte halbwegs erhalten sind.

Im 18. und 19. Jh. interessierte man sich wieder für die Megalithanlagen. Aus dieser Zeit stammt die Vermutung, dass die Bauwerke auf die Druiden der Kelten zurückzuführen seien. Heute weiß man, dass diese Steinsetzungen jungsteinzeitlich und damit deutlich älter sind. Als anekdotische Anmerkung zur Entstehung des Begriffs "Hinkelstein": Die Größe der Steine verleitete die Menschen früher dazu, an Hünen (Riesen) zu glauben, welche die Steine transportiert haben mussten. Durch einen Verständnisfehler kam es dann von "Hünenstein" zu "Hühnerstein", und da im südwestdeutschen Raum anstelle des Wortes Huhn das Dialektwort "Hinkel" gebraucht wird, kam es so zu dem Wort "Hinkelstein".

Nichtmegalithische Traditionen in Europa

Megalithanlagen konnten nur dort entstehen, wo Steine mit den Mitteln der jeweiligen Zeit zu gewinnen bzw. zu transportieren waren. Im Nordkreis der Trichterbecherkultur (TBK) waren das im wesentlichen die erratischen Blöcke der Eiszeit, die nur zu spalten oder zu transportieren waren. Wo diese nicht in ausreichender Menge und Größe vorhanden waren, entstanden für vergleichbare Zwecke andere Bauten, z.B. im Bereich der südlichen TBK die Totenhütten und Kammeranlagen in der Mittelgebirgszone (südlich des Mittellandkanals) in Deutschland, im wesentlichen zwischen Weser und Saale. Im übrigen Europa wurden mit gleichsinniger Intention genutzt: Barrow (Archäologie), Causewayed camp, Crannóg, Cursus, Erdwerk, Henge, Hillfort, Hügelgrab, Rath (Erdwerk) und Tumuli. Als eine andere Form der steinernen Kultanlage gelten seit dem Paläolithikum: Naturhöhlen, Abris und artifizielle Höhlen: Cueva, Felsengrab, (Domus de Jana) und das Hypogeum.

Siehe auch

Literatur

  • Fansa M.: Großsteingräber zwischen Weser und Ems (Oldenburg 1992).
  • Schmidt M.: Die alten Steine. 1998 ISBN 3-356-00796-3
  • von Freeden, J. Malta und die Baukunst seiner Tempel 1993
  • Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3
  • Zylmann D.: Das Rätsel der Menhire. 2003. ISBN 3-936326-07-X
Commons: Dolmen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien