Clara Zetkin

deutsche Politikerin (SPD, USPD, KPD), MdR und Frauenrechtlerin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. März 2006 um 18:12 Uhr durch Platte (Diskussion | Beiträge) (datum korrigiert (siehe Weltfrauentag)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Clara Zetkin, geb. Eißner (* 5. Juli 1857 in Wiederau; † 20. Juni 1933 in Archangelskoje bei Moskau) war eine linkssozialistische, dann kommunistische einflussreiche deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin. Sie war bis 1917 aktiv in der SPD, dann in der USPD und deren linkem Flügel, dem Spartakusbund, danach in der KPD, für die sie von 1920 bis 1933 im Reichstag der Weimarer Republik vertreten war.

Biografie

Ab 1874 hatte die in Leipziger Privatseminaren ausgebildete Volksschullehrerin Kontakte zur Frauen- und Arbeiterbewegung.

 
Clara-Zetkin-Denkmal in Dresden

Zetkin trat 1878 der Sozialistischen Arbeiterpartei bei. Diese Partei war 1875 aus dem Zusammenschluss des von Ferdinand Lassalle 1863 gegründeteten ADAV (Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein) und der von Wilhelm Liebknecht und August Bebel 1869 gegründeten SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) hervorgegangen und wurde 1890 umbenannt in SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands).

Wegen des von 1878-1890 gültigen Sozialistengesetzes, das sozialdemokratische Aktivitäten außerhalb der Landtage und des Reichstags verbot, ging sie 1882 zuerst nach Zürich, dann nach Paris ins Exil. Dort nahm sie den Namen ihres Partners, des russischen Revolutionärs Ossip Zetkin an, mit dem sie zwei Söhne (vgl. Maxim Zetkin) hatte. Im Herbst 1890 kehrte sie mit vielen sozialdemokratischen Emigranten nach Deutschland zurück. 1899 heiratete sie 42-jährig in Stuttgart den 24-jährigen Kunstmaler Friedrich Zundel aus Wiernsheim, mit dem sie bis 1928 verheiratet blieb. 1907 lernte sie anlässlich des Internationalen Sozialistenkongresses in Stuttgart den russischen Kommunisten Lenin kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.

In ihrer Zeit in Paris hatte sie 1889 einen bedeutenden Anteil an der Gründung der sozialistischen Internationale (vgl. Zweite Internationale).

In der SPD gehörte sie neben anderen, jedoch zusammen mit ihrer engen Vertrauten, Freundin und Mitstreiterin Rosa Luxemburg, wortführend zum revolutionären linken Flügel der Partei und wandte sich mit ihr um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in der Revisionismusdebatte entschieden gegen die reformorientierten Thesen Eduard Bernsteins.

Einer ihrer politischen Schwerpunkte war die Frauenpolitik, dabei unter anderem die Forderung nach Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht. Zetkin baute die sozialdemokratische Frauenbewegung auf und war von 1891 bis 1917 Herausgeberin der SPD-Frauenzeitung "Die Gleichheit". 1907 wurde ihr die Leitung des neu gegründeten Frauensekretariats der SPD übertragen. Sie initiierte den ersten Internationalen Frauentag am 19. März 1911.

Während des 1. Weltkriegs lehnte sie mit Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und relativ wenigen anderen einflussreichen SPD-Politikern die Burgfriedenspolitik ihrer Partei, die seit dem Tode August Bebels 1913 unter der Führung Hugo Haases und des deutlich gemäßigten Friedrich Ebert stand, ab. Neben anderen Aktivitäten gegen den Krieg organisierte sie 1915 in Bern eine internationale sozialistische Antikriegs-Frauenkonferenz. Wegen ihrer Antikriegshaltung wurde Clara Zetkin während des Krieges mehrfach inhaftiert.

Nach ihrer Beteiligung an der Gründung des Spartakusbundes (1916) und der USPD, die sich aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD 1917 von der Mutterpartei getrennt hatte, wurde im Januar 1919 nach der Novemberrevolution die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet, der auch Clara Zetkin beitrat und für die sie von 1920 bis 1933 im Reichstag der Weimarer Republik saß. Schon 1921 verließ sie die Zentrale der KPD. Lenin persönlich überredete sie, nicht mit der Partei zu brechen.

Datei:10-Mark-1971.jpg
Clara Zetkin (Banknote 10 DDR-Mark)

In der KPD war Zetkin bis 1924 Angehörige der Zentrale, und von 1927 bis 1929 des Zentralkomitees der Partei. Des Weiteren war sie von 1921 bis 1933 Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (Komintern bzw. Dritte Internationale), die 1919 in Moskau in Konkurrenz zur zweiten Internationale auf Initiative Lenins neu gegründet worden war.

1925 wurde Zetkin außerdem zur Vorsitzenden der Roten Hilfe Deutschlands gewählt.

Zetkin war dem pluralistischen Gesellschaftssystem der Weimarer Republik abgeneigt. Zugleich stand sie jedoch auch der Stalinschen Sozialfaschismusthese kritisch gegenüber, die ein Bündnis mit der Sozialdemokratie gegen den Faschismus und Nationalsozialismus weitgehend verhinderte. Als Alterspräsidentin des Deutschen Reichstages begrüßte sie die konstituierende Sitzung am 30. August 1932 „in der Hoffnung den ersten Rätekongreß Sowjetdeutschlands zu eröffnen“ [1], womit sie Tumulte im Plenum auslöste. Trotz des vorausgehenden Wahlerfolgs für die KPD erkannte sie gleichwohl die Gefahr, die von der inzwischen stärksten Fraktion des Reichstags, der NSDAP, ausging, und rief in derselben Rede zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten auf.

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP unter Hitler und dem Verbot und Ausschluss der KPD aus dem Reichstag in Folge des Reichstagsbrands 1933 ging sie noch einmal, das letzte Mal in ihrem Leben, ins Exil, diesmal in die UdSSR. Nach Aussagen von Maria Reese, einer KPD-Abgeordneten des Reichstags die sie dort unter Schwierigkeiten besuchte, lebte sie bereits parteipolitisch isoliert. Sie starb wenig später am 20. Juni 1933 im Alter von fast 76 Jahren.

Clara Zetkin lebte die längste Zeit in Stuttgart-Sillenbuch. Sie wurde an der Moskauer Kreml-Mauer beigesetzt.

Zetkin wurde zu einer der Ikonen der SED-Propaganda, in der besonders ihre Rolle als Frauenrechtlerin und Verbündete Sowjetrußlands herausgestellt wurde. Ihre kritische Haltung zu einigen Aspekten des Stalinismus wurde nicht erwähnt.

Siehe auch