Prof. Dr. Christoph Butterwegge (* 1951 in Albersloh (Westfalen)) leitet die Abteilung für Politikwissenschaft und ist Geschäftsführender Direktor des Seminars für Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln.
Leben
akademischer Werdegang
Butterwegge studierte Sozialwissenschaft, Philosophie, Jura und Psychologie in Bochum. 1980 promovierte Butterwegge an der Universität Bremen mit der Dissertation "SPD und Staat heute". Ab dem Sommersemester 1981 übernahm Butterwegge Lehraufträge für Soziologie, Sozial- bzw. Politikwissenschaft an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen, so in Bremen, Duisburg, Fulda, Hamburg und Münster. Von 1987 bis 1989 war er für den Studiengang "Weiterbildung" als wissenschaftlicher Angestellter am Fachbereich "Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften" der Universität Bremen, beschäftigt. 1990 habilitierte sich Butterwegge an der Universität Bremen mit einer Untersuchung zur Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie (Austromarxismus) für das Fach Politikwissenschaft. Vom 1. Februar 1991 bis zum 31. Juli 1994 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bremischen Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung tätig. Von 1994 bis 1997 vertrat Butterwegge eine C 3-Professur für Sozialpolitik an der Fachhochschule Potsdam, wo er einen Ruf an die Universität Köln für eine C 4-Professur an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät erhielt.
Schwerpunktmäßig beschäftigte sich Butterwegge zunächst mit der Geschichte der Sozialdemokratie und der marxistischen Staatstheorie. Ab etwa Mitte der 80er Jahre kamen die Themen Friedensbewegung, Abrüstung und NATO-Strategie als neuer Schwerpunkt hinzu. Ab 1990 hat sich Butterwegge dann vor allem den Themen Rechtsextremismus, Rassismus und Migration(spolitik) zugewandt. Weitere Themenfelder Butterwegges sind Sozialstaat, "Standortnationalismus" und Kinderarmut. Seine wissenschaftliche Publikationstätigkeit stand und steht in engem Zusammenhang mit seinen politischen Aktivitäten.
politische Karriere
Christoph Butterwegge trat im Juli 1970 in die SPD ein. Bei den Dortmunder Jungsozialisten wurde er recht bald aktiv und positionierte sich als Anhänger der Stamokap-Theorie. Als Exponent der Juso-Linken wurde er am 24. November 1974 von der Bezirkskonferenz Westliches Westfalen in den Bezirksvorstand der Jungsozialisten gewählt. Kurz darauf, 1975, erfolgte sein Ausschluss aus der SPD. Ihm wurde vorgeworfen, gegen die SPD-Abgrenzungsbeschlüsse gegenüber den Kommunisten verstoßen und sich in einem Zeitschriftenaufsatz parteischädigend geäußert zu haben. Butterwegge selbst hat diesen Vorgang und seine damalige Betätigung in der SPD in seinem Buch "Parteiordnungsverfahren in der SPD" (1975) ausführlich dokumentiert.
In der Folgezeit bewegte er sich im Umfeld der DKP, ohne jedoch der Partei beizutreten. Er war u.a. in den 1970er und 1980er Jahren für das DKP-eigene Institut für Marxistische Studien und Forschung (IMSF) aktiv. Butterwegges damalige marxistisch-leninistische Positionen stießen auch bei linken Jusos und marxistischen SPD-Mitgliedern auf Kritik, etwa bei der in der Zeitschrift "Sozialistische Politik und Wirtschaft" (spw) geführten Debatte um die Bewertung des Austromarxismus (vgl. spw 7/1980, 8/1980, 23/1984, 24/1984). Umgekehrt waren Butterwegge die Herforder Thesen der jungsozialistischen Stamokap-Anhänger von 1978 nicht radikal genug. Er bezeichnete das Juso-Papier "als Weiterentwicklung getarnten Rückschritt im staatstheoretischen Reflexionsprozeß" und als "Rechtsschwenk der JUSO-Linken in der Staatsfrage" (vgl. Chr. Butterwegge, Demokratieverständnis und Transformationsproblematik, in: Sozialistische Korrespondenz 5/6/1980). 1982 arbeitete er dann - neben seiner IMSF-Tätigkeit - für eine kurze Zeit beim Parteiprojekt Demokratische Sozialisten (DS) mit, wo er dem Bundeskoordinationsausschuss angehörte. Hier setzte er sich u.a. für die Einbeziehung der DKP in politische Bündnisse ein, eine Forderung, die innerhalb der DS nicht mehrheitsfähig war.
1983 stellte Butterwegge einen Wiederaufnahmeantrag bei der SPD. Dem gab die Partei nach langem Hin und Her statt: Am 1. Januar 1987 konnte er erneut Mitglied der SPD werden. Besonders der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit Butterwegge einst gemeinsame Juso-Politik betrieben hatte, hatte sich vehement für die Wiederaufnahme eingesetzt. Nach der Wende von 1989/90, die auch - aufgrund des Wegfalls der SED-Gelder - die Abwicklung des IMSF als Institut zur Folge hatte, suchte er wie andere seiner ehemaligen IMSF-Mitstreiter die Zusammenarbeit mit der PDS-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist seitdem mehrfach Referent auf PDS-Veranstaltungen gewesen. Butterwegge ist außerdem lange in der Friedensbewegung aktiv gewesen. Er ist Mitbegründer des "Bremer Friedensforum" und gehörte von 1983 bis 1993/94 dessen "Arbeitsausschuss" an.
Vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz wurde Butterwegge am 08. Oktober 2003 zu einer Fachtagung zur sog. Neuen Rechten als Rechtsextremismusexperte herangezogen. Bei seinem Engagement gegen Rechtsextremismus arbeitet Butterwegge auch regelmäßig mit dem linksextremistischen VVN-BdA zusammen.
Butterwegge gehört dem Wissenschaftlichen Beirat von Attac an und ist Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des Beirats der Zeitschrift "Wissenschaft und Frieden" sowie im Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Am 18. November 2005 erklärte er seinen Austritt aus der SPD. Auf einer Pressekonferenz in Köln erklärte er, WASG und Linkspartei seien nun diejenigen, "auf die jetzt die Hoffnungen der linken Sozialdemokraten ruhen". Allerdings wolle er zunächst parteilos bleiben.
Werke (Monographien)
- Kinderarmut in Ost- und Westdeutschland, Christoph Butterwegge/Michael Klundt/Mathias Zeng, Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften 2005
- Krise und Zukunft des Sozialstaates, Christoph Butterwegge, 1. und 2. Aufl. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften 2005
- Armut und Kindheit. Ein regionaler, nationaler und internationaler Vergleich, Christoph Butterwegge u.a., 2. Aufl. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften 2004
- Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung. Migrations-, Integrations-, und Minderheitenpolitik, Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges (Hrsg.), 2. Aufl. Opladen: Leske und Budrich 2003
- Kinderarmut und Generationengerechtigkeit, Christoph Butterwegge/Michael Klundt (Hrsg.), 2. Aufl. Opladen: Leske und Budrich 2003
- Themen der Rechten - Themen der Mitte. Zuwanderung, demografischer Wandel und Nationalbewusstsein, Christoph Butterwegge u.a., Opladen: Leske und Budrich 2002
- Politische Bildung und Globalisierung, Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges (Hrsg.), Opladen: Leske & Budrich 2002
- Rechtsextremismus, Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2002
- Wohlfahrtsstaat im Wandel. Probleme und Perspektiven der Sozialpolitik, 3. Aufl. Opladen: Leske & Budrich 2001
- Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt. Analyse und Argumente, Christoph Butterwegge/Georg Lohmann (Hrsg.), 2. Aufl. Opladen: Leske & Budrich 2001
- Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen, Christoph Butterwegge (Hrsg.), 2. Aufl. Frankfurt a. M./New York: Campus 2000
- Alte und Neue Rechte an den Hochschulen, Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges (Hrsg.), Münster: agenda 1999
- Medien und multikulturelle Gesellschaft, Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges/Fatma Sarigöz (Hrsg.), Opladen: Leske & Budrich 1999
- Herrschaft des Marktes - Abschied vom Staat? Folgen neoliberaler Modernisierung für Gesellschaft, Recht und Politik, Christoph Butterwegge/Martin Kutscha/Sabine Berghahn (Hrsg.), Baden-Baden: Nomos 1999
- Sozialstaat und neoliberale Hegemonie. Standortnationalismus als Gefahr für die Demokratie, Christoph Butterwegge/Rudolf Hickel/Ralf Ptak, Berlin: Elefanten Press 1998
- Rechtsextremisten in Parlamenten: Forschungsstand, Fallstudien, Gegenstrategien, Christoph Butterwegge u.a., Opladen: Leske + Budrich, 1997
- NS-Vergangenheit, Antisemitismus und Nationalismus in Deutschland: Beiträge zur politischen Kultur der Bundesrepublik und zur politischen Bildung, Christoph Butterwegge (Hrsg.), Baden-Baden : Nomos-Verl.-Ges., 1997
- Rüstungskonversion in der Region: Studien zum Konversionsprozeß im Unterweserraum, Christoph Butterwegge/Lothar Peter, Münster: Agenda-Verlag, 1997
- Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt: Erklärungsmodelle in der Diskussion, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1996
- Zivilmacht Europa: Friedenspolitik und Rüstungskonversion in Ost und West, Christoph Butterwegge/Martin Grundmann (Hrsg.), Köln: Bund-Verlag, 1994.
- Europa gegen den Rest der Welt?: Flüchtlingsbewegungen - Einwanderung – Asylpolitik, Christoph Butterwegge u. a. (Hrsg.), Köln: Bund-Verlag, 1993
- Rassismus in Europa, Christoph Butterwegge/Siegfried Jäger (Hrsg.), 2. Aufl. - Köln: Bund-Verlag, 1993
- Zu den Ursachen von Rechtsextremismus und Rassismus in Europa - Rechtsextremismus in Rußland und in der ehemaligen DDR, Duisburg 1992 (Reihe: Aus der Mitte der Gesellschaft, hrsg. von Margret Jäger, Teil 3, DISS-Texte, 22)
- Neue soziale Bewegungen in einer alten Stadt: Versuch einer vorläufigen Bilanz am Beispiel Bremens. Mit einem Vorwort von Ralf Fücks, Christoph Butterwegge/Hans G. Jansen (Hrsg.), Bremen: Steintor, 1992
- Von der Blockkonfrontation zur Rüstungskonversion?: Die Neuordnung der internationalen Beziehungen, Abrüstung und Regionalentwicklung nach dem Kalten Krieg, Christoph Butterwegge/Eva Senghaas-Knobloch (Hrsg.), Münster [u.a.]: Lit, 1992
- Rüstungskonversion vor Ort: Probleme, Alternativen, Perspektiven, Bremen, 1991
- Bremen im kalten Krieg : Zeitzeug(inn)en berichten aus den 50er und 60er Jahren: Westintegration, Wiederbewaffnung, Friedensbewegung, Christoph Butterwegge (Hrsg.), Bremen: Steintor, 1991
- Rechtsextremismus im vereinten Deutschland: Randerscheinung oder Gefahr für die Demokratie?, Christoph Butterwegge/Horst Isola (Hrsg.), 3., vollständig überarbeitete und erw. Aufl. - Bremen: Steintor, 1991
- Austromarxismus und Staat: Politiktheorie und Praxis der österreichischen Sozialdemokratie zwischen den beiden Weltkriegen, (Druckfassung von Butterwegges Habilitationsschrift 1990), Marburg: Verlag Arbeit & Gesellschaft, 1991
- 30 Jahre Ostermarsch: Ein Beitrag zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland und ein Stück Bremer Stadtgeschichte, Christoph Butterwegge/Joachim Dressel (Hrsg.), Bremen: Steintor, 1990
- Friedenspolitik in Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg, Bremen: Steintor, 1989
- Bremen Friedenshauptstadt oder Rüstungszentrum?, Bremen: Geffken/Bremer Friedensforum, 1987
- Kriminalisierung der Friedensbewegung: Abschreckung nach innen?, Christoph Butterwegge/Bernhard Docke/Wolfgang Hachmeister (Hrsg.), Köln: Theurer, 1985
- Weltraumwaffen: neue Qualität der Rüstung, Neuorientierung der Friedensbewegung?, Hamburg: VSA-Verlag, 1985
- Sozialdemokratie, Krieg und Frieden: die Stellung der SPD zur Friedensfrage von den Anfängen bis zur Gegenwart; eine kommentierte Dokumentation, Christoph Butterwegge/Heinz-Gerd Hofschen (Hrsg.), Heilbronn: Distel-Verl., 1984
- Friedensbewegung – Was nun? Probleme und Perspektiven nach der Raketenstationierung. Mit einem Vorwort von Wolfgang Abendroth, Christoph Butterwegge (Hrsg.), Hamburg: VSA-Verlag, 1983
- IMSF (Hrsg.), Der Staat im staatsmonopolistischen Kapitalismus der Bundesrepublik, (u. a. mehrere Aufsätze von Christoph Butterwegge), 2 Bde., Frankfurt a. M. 1981 u. 1982.
- Marxismus, SPD, Staat,(Marxistische Taschenbücher; Marxismus aktuell; 153), Frankfurt a. M.: Verlag Marxistische Blätter, 1981
- SPD und Staat heute: ein Beitrag zur Staatstheorie und zur Geschichte der westdeutschen Sozialdemokratie (Druckfassung von Butterwegges Dissertation), Berlin: Verlag Das Europäische Buch, 1979
- Probleme der marxistischen Staatsdiskussion, Köln: Pahl-Rugenstein, 1977
- Alternativen der Wirtschaftslenkung: zur Begründung eines Konzepts gesamtgesellschaftlicher demokratischer Planung, Köln: Pahl-Rugenstein, 1976
- Parteiordnungsverfahren in der SPD: zur Rolle der Parteigerichtsbarkeit in der SPD, Berlin: Demokrat. Verl.-Kooperative, 1975
- Jungsozialisten und SPD. Die Widerspiegelung sozioökonomischer Entwicklungstendenzen im Verhältnis des sozialdemokratischen Jugendverbandes zu seiner "Mutterpartei" (Durckfassung Diplomarbeit), Hamburg: Runge, 1975
- Die Jungsozialisten nach München ’74: Analysen und Ergebnisse des JUSO-Bundeskongresses in München 1974, Christoph Butterwegge/Karl Drewes, Hamburg: sdw-druck & verl., 1974
Weblinks
- die tageszeitung - Ende einer langen Hassliebe (über Butterwegges Werdegang und seinen Austritt aus der SPD)
- Die Welt - Aderlaß bei der Kölner SPD (über den Austritt Butterwegges und anderer aus der SPD)
- Artikel Butterwegges bei linksnet.de
- Abteilung für Politikwissenschaft der Uni Köln
- Pressemitteilung der Uni Köln zur Ernennung von Butterwegge zum C 4-Professor
- Vorlage:PND
Personendaten | |
---|---|
NAME | Butterwegge, Christoph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politologe |
GEBURTSDATUM | 1951 |
GEBURTSORT | Albersloh |