Trakehnen war ein Gestüt, sowie dessen im äußersten Südosten der Gesamtanlage gelegene Hauptvorwerk. Das Gestüt war Namensgeber der Pferderasse Trakehner.
Trakehnen war das Hauptgestüt des Königreichs Preußen und auch des Landes Preußen. Es war das berühmteste und bedeutendste Gestüt des Deutschen Reiches. Durch die Pferderasse der Trakehner, wirkt seine züchterische Bedeutung bis heute fort.
Geschichte, Lage und Beschreibung
Trakehnen wurde 1731 von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen als Köngliches Privatgestüt, "Königliches Stutamt",gegründet. Die Gründungsurkunde datiert vom 11. Juli 1731. Es lag im Pissa-Gelände zwischen Stallupönen und Gumbinnen (Ostpreußen), nahe der Rominter Heide. Es entstandin sechsjährigen Arbeit unter der Hand von 600 Soldaten aus Memel. Durch Rodung und Trockenlegung, wurde dem Flußgebiet der Pissa das Gelände abgetrotzt.
Bei seiner Eröffnung im Mai 1732 wurde es mit 1100 Pferden, davon 513 Mutterstuten belegt. Am Anfang umfaßte das "Königlich Stutamt Trakehnen" die Vorwerke Trakehnen, Jonasthal, Bajohrgallen, Gurdszen, Kalpakin, Guddin, Birkenwalde und Janszlauken mit einer Gesamtgröße 10.000 Morgen.
1739 schenkte es der König seinen Sohn, Kronprinz Friedrich. Bei dessen Tod 1786, ging es dann in Staatsbesitz Preußens über, und wurde Hauptgestüt. Ab da wurde es dann von Landstallmeistern geleitet.
Ende 1944 wurde das Hauptgestüt Trakehnen vor der herannahenden Roten Armee evakuiert (ab 17. Oktober 1944). Der letzte Original-Trakehner war der Beschäler Keith, der 1944 in Trakehnen geboren war, und im November 1976 in Gilten (Niedersachsen) kurz vor seinem 35. Geburtstag starb.
Das Hauptgestüt Trakehnen umfasste am Ende, d. h. in den 1930er und 1940er Jahren, etwa 6033 ha, davon 3845 ha Ackerland, 2427 ha Wiesen und Weiden, 175 ha Wald, 73 ha Gartenland und 351 ha Anlagen und Wege. Es war gegliedert in 15 Vorwerke und das Hauptvorwerk Trakehnen.
Das Hauptvorwerk Trakehnen umfasste das Landstallmeisterhaus (von 1790, im Volksmund "Schloß Trakehnen"), Wohnung des Landstallmeisters und seiner Familie, dem Hotel „Elch", das Museum im 1. Stock des Hauptbeschälerstall, Krankenhaus, Post, Apotheke usw.
Der Bahnhof Trakehnen war 6 km nordwestlich des Hauptvorwerkes gelegen, an der Strecke der Ostbahn Königsberg nach Rußland.
Auf einem Sockel vor dem Landstallmeisterhaus stand bis 1914 (beim Russeneinfall noch Moskau verschleppt) die bronze Statue Morgenstrahl (Bildhauer Kubarth), von da an ein Wolf (Statue aus dem Feldgestüt Ribarty), und ab 1932 dann wieder ein Pferd, der bronze Tempelhüter(Bildhauer Kubarth). . Die Hauptbeschäler und die Hengstprüfstelle waren in Hauptvorwerk untergebracht, die Stutenherden und junge Jahrgängen von Stuten und Hengsten waren auf die Vorwerke aufgeteilt. Die Hauptbeschäler waren in Paddock (Stall) untergebracht, und jeder hatte seine eigene Weide direkt daran angrenzend.
Die Verwaltung aller Vorwerke wurde von acht Inspektoren geleitet, die dem Oberamtmann als Leiter der Landwirtschaft unterstellt waren. Die Leitung des Gesamtbetrieb unterlag dem Landstallmeister. Der Vertreter des Landstallmeister war der sogenannte Erste Assistent. Für das Hauptgestüt waren zwei eigene Tierärzte zuständig.
Brandzeichen des Gestüts war eine breite, rechte Elchschaufel, auf den rechten Hinterschenkel des Pferdes.
Die Vorwerke des Hauptgestütes Trakehnen
- Örtliche Gliederung (1930/40-Jahre) -
- Hauptvorwerk Trakehnen, nordwestlich gleich im Anschluß an das Dorf Trakehnen gelegen. Im Hauptvorwerk war der Sitz der Landstallmeisterei. Das Dorf Trakehnen gehörte nicht zum Hauptgestüt Trakehnen.
- Vorwerk Gurdszen
- Vorwerk Kalpakin
- Vorwerk Bajohrgallen
- Vorwerk Jonasthal
- Vorwerk Mattischkehmen
- Vorwerk Danzkehmen. Hier war die Schleuse (1840), mit dem Fluß-Freibad, für den Pissa-Fluß. Hier hat der Wiesenbaumeister, der auch die Aufsicht für Schleuse hatte, seinen Sitz.
- Vorwerk Neu-Budupönen
- Vorwerk Jodszlauken
- Vorwerk Taukenischken
- Vorwerk Birkenwalde
- Vorwerk Guddin
- Vorwerk Burgsdorfshof
ab 1922 kamen zum Hauptgestüt noch
- Vorwerk Alt-Budupönen
- Vorwerk Alt-Kattenau
- VorwerkNeu-Kattenau. Die Entfernung vom Hauptvorwerk Trakehnen nach Neu-Kattenau betrug ca. 15 km.
Hauptbeschäler
(Haupt-Zuchthengste)
Gebürtige Trakehner
- Tempelhüter
- Pythagoras
- Dampfroß
- Morgenstrahl
- Thronhüter
- Pirat
nach Trakehnen gekommene
- Perfectionist
- Nana Sahib
- Fetysz
Landstallmeister
(Leiter des Hauptgestüts Trakehnen)
- 1786 bis 1789 von Brauchitsch
- 1789 bis 1814 von Below
- 1814 bis 1843 von Burgsdorf
- 1843 bis 1844 von Mühlheim
- 1844 bis 1847 Max
- 1847 bis 1864 von Schwichow
- 1864 bis 1888 von Dassel
- 1888 bis 1895 von Frankenberg
- 1895 bis 1912 von Oettinger
- 1912 bis 1922 Graf Sponeck
- 1922 bis 1931 Graf Siegfried Lehndorff
- ab 1931 (bis 1944) Dr. Ehlert
Literatur und andere Medien
- Trakehnen, Führer durch das Hauptgestüt Trakehnen. Dr. Grote, Verlag H. Klutke, Stallupönen 1934 (Nachdruck durch den Trakehner Förderverein, Ritterhude und den Trakehner Verband, Neumünster)
- Menschen, Pferde weites Land, Hans Graf Lehndorff (Kindheit- und Jugenderinnerung u.a. vor allem in Trakehnen, Sohn des Landstallmeister Graf S. Lehndorff)
- In langer Reihe über das Haff - Die Flucht der Trakehner aus Ostpreußen -, Patricia Clough, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004
- Ein Paradies für Pferde (Film über das Hauptgestüt Trakehnen)