Begriff (Philosophie)

philosophische Kategorie; kognitive oder semantische Bezeichnung eines Sachverhaltes oder Gegenstandes; sprachliche Einheit (Wort, -gruppe)
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Ein Begriff (mittelhochdeutsch Begrif = Bezirk) ist eine mentale Vorstellung, die wir uns in unserem Verstand zur Repräsentierung eines Gegenstands oder Konzeptes machen. Begriffe sind die Einheiten des Denkens. In der Alltagssprache versteht man unter Begriff meist auch einfach ein Wort, diese Gleichsetzung greift jedoch viel zu kurz.

Das Wort "Essen" zum Beispiel assoziiert in unserem Gehirn einen Begriff, der erste denkt jedoch zunächst unmittelbar an ein saftiges Steak, die nächste an einen leckeren Salatteller. Während wir kommunizieren und denken, formen und präzisieren sich die Begriffe fortwährend, so reicht es zum Beispiel, "Essen" um "bei McDonalds" zu ergänzen, um den Begriff, den wir uns auf ein Steak oder einen leckeren Salat bezogen gemacht haben, in einen anderen umzuwandeln, der nun irgendwie an Pommes erinnert.

Begriffe sind nicht an bestimmte Sprachen gebunden, sie sind jedoch von dem jeweiligen gesellschaftlichen und/oder kulturellen Hintergrund beeinflusst. So dürfte zum Beispiel der mit dem Wort "Kalt" in verbindung stehende Begriff bei einer Brasilianerin etwas anderes gefärbt sein als bei einem Einwohner Sibiriens.

Unter einem Begriff versteht man also die Bedeutung, die einer Bezeichnung zugeordnet wird. Die Bedeutung eines Begriffes bezeichnet man als Begriffsinhalt (Intension), seinen Umfang bzw. seine Menge als Begriffsumfang (Extension). Begriffe werden in hierarchisch geordneten Systemen klassifiziert (Kategorien, Gattungen, Arten, Unterarten). Dabei stehen Begriffsinhalt und Begriffsumfang zueinander in einem reziproken Verhältnis: Der höhere allgemeinere Begriff verfügt über höheren Begriffsumfang und geringeren Begriffsinhalt; der niedrigere speziellere Begriff verfügt über geringeren Begriffsumfang und höheren Begriffsinhalt.

Der niedrigste Begriff ist der individuelle Begriff, dessen Merkmale unendlich und erkenntnismäßig nicht zugänglich sind.

Nach der klassischen auf der Antike fußenden Definition wird ein Begriff durch Abstraktion und Unterscheidung gewonnen.

Für Descartes und Leibniz sind Klarheit und Deutlichkeit hinreichende Merkmale eines Begriffs.

Immanuel Kant unterscheidet zwischen der Anschauung als einer Vorstellung, die auf einen einzelnen Gegenstand bezogen ist, und dem Begriff, als "allgemeiner Vorstellung dessen, was mehreren Objekten gemein ist"

Die Auffassung, daß es neben den Bezeichnungen als sprachlichen (gesprochenen, geschriebenen, gedachten) Entitäten und den von ihnen bezeichneten Gegenständen noch weitere mentale, geistige oder abstrakte Entitäten wie "Denkeinheiten", Intensionen oder Extensionen gibt, ist philosophisch umstritten. Der Extensionalismus verzichtet im Sinne einer ontologischen Sparsamkeit (Ockhams Rasiermesser) auf die Annahme der Existenz von Intensionen. Der Nominalismus geht weiter und verzichtet auf die Annahme der Existenz von Intensionen wie von Extensionen.

DIN 2342 definiert Begriff als eine "Denkeinheit, die aus einer Menge von Gegenständen unter Ermittlung der diesen Gegenständen gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird"

Zitat aus Faust I von Goethe:

SCHÜLER:
Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.

MEPHISTOPHELES:
Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.

Siehe auch: Wort, Merkmal, Bedeutung, Definition, Terminus, Thesaurus, Glossar, Wissenschaft, Name, Benennung, Onomasiologie und Semasiologie (Teilgebiete der Semantik), Semiotisches Dreieck