„Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ist ein normatives Bildungskonzept, das im Kapitel 36 der Agenda 21 der UN Entwicklungskonferenz in Rio 1992 zum ersten mal mit dem Ziel formuliert wurde, das Leitbild der Nachhaltigkeit (soustainable development) zu fördern. Die Umweltbildung und die entwicklungsorientierte Bildung sollten den Bewußtseinsprozess für eine nachhaltige Entwicklung fördern, zu mehr Partizipation der Bürger führen und Probleme der ökonomischen, sozialen und ökologischen Entwicklung zugleich behandeln. Damit ist eine Abkehr von bzw. eine Modernisierung der klassischen Umweltbildung gegeben. Das Konzept ist allerdings in der Agenda didaktisch nicht ausformuliert. In den 90er Jahren ist weltweit an Konkretionen dazu gearbeitet worden. Der "Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Entwicklung" (Bund-Länder-Kommission Bonn, Heft 69 1998) stellt die erste offizielle Publikation dazu in Deutschland dar. Es folgte von Gerhard de Haan und Dorothee Harenberg ebenfalls im Auftrag der Bund-Länder-Kommission die Publikation "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – Gutachten zum Programm" (BLK Heft 72, Bonn 1999), die Grundlage für das BLK-Programm "21" wurde, das im Schulbereich einen großen Anschub der BNE bewirkte. In Deutschland haben entwicklungsorientierte Ansätze von Eine-Welt-Gruppen, die nach dem Kapitel 36 zur BNE gehören, zunächt einen eigenen Weg verfolgt, der im Konzept des "Globalen Lernens" seinen Ausdruck fand. Seit 2005 bewegen sich die Lager aufeinander zu.
In Aufnahme einer Empfehlung des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (2002) hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen mit Beschluss vom 20. Dezember 2002 die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ("Education for sustainable Development") erklärt. Koordinierendes Organ ist die UNESCO.
Eines der Ziele ist, durch Erziehung und Bildung das Bewußtsein zu stärken, dass das Verhalten eines jeden Menschen Konsequenzen für die Lebensumstände vieler anderer Menschen in aller Welt hat. Das Aktionsprogramm setzt in allen Altersstufen der nationalen Erziehungs- und Bildungssysteme der Mitgliedstaaten an und will die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit publik machen und beispielhaft umsetzen. Nachhaltige Entwicklung wird dabei in den Eckpunkten eines Dreieckes der Nachhaltigkeit durch Ökonomie, Ökologie und Soziales gekennzeichnet. Die politische Handlungsebene wird vielfach mit betrachtet, wie beim Konzept Globales Lernen. Menschenrechte (siehe Menschenrechtspädagogik) und Interkulturelle Fragen der Umsetzung werden ebenfalls thematisiert (siehe Interkulturelles Lernen).
Die Schwierigkeit der "Bildung für Nachhaltigkeit" besteht in der Diskrepanz zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein auf der einen und praktischen Umwelthandeln auf der anderen Seite. Das Umweltbundesamt hat in der Studie "Nachhaltiges Deutschland" bereits 1997 nachgewiesen, dass ohne einen nachhaltigen Bewusstseinswandel Nachhaltigkeit unerreichbar ist. Der Bewusstseinswandel besteht in der Abkehr von egoistisch-materiellen und der Hinwendung zu solidarischen Werten.
Die Deutsche UNESCO-Kommission hat in ihrer "Hamburger Erklärung" vom 11. Juli 2003 unter anderem der UNESCO die folgenden zehn Jahresthemen für die Dekade vorgeschlagen:
- Konsumverhalten und nachhaltiges Wirtschaften
- Kulturelle Vielfalt
- Gesundheit und Lebensqualität
- Wasser- und Energieversorgung
- Biosphärenreservate als Lernorte
- Welterbestätten als Lernorte
- Nachhaltigkeitslernen in der Wissensgesellschaft
- Bürgerbeteiligung und "good governance"
- Armutsbekämpfung durch nachhaltige Entwicklungsprojekte
- Gerechtigkeit zwischen den Generationen: Menschenrechte und ethische Orientierung"
Literatur
- Gorbatschow, Michail: Mein Manifest für die Erde. Frankfurt/M. 2003 ISBN 3-593-37215-0
Weblinks
- http://www.dekade.org - UN-Dekade: Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
- http://www.unesco.de - UNESCO
- http://www.uni-graz.at/sustainability/ - Committing Universities to Sustainable Development (englisch)
- http://www.dekade.at - Initiative zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung
- http://www.oikosinternational.org - International Student Organization for Sustainable Economics and Management
- Informationen auf der Bildungsplattform des Verbraucherzentrale Bundesverbandes e.V.