Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in d-moll (op. 125) gilt als einer der Höhepunkte des gesamten sinfonischen Schaffens.
Es ist die letzte vollendete Sinfonie im Werk des Meisters und beeinflusste die gesamte romantische Sinfonik. Besonders das Finale mit Chor, Solisten und der Vertonung Friedrich von Schilllers Ode an die Freude (es werden die komplette 1. und 3. Strophe, sowie Teile der 2. und 4. Strophe verwendet) zieht die Hörer immer wieder in ihren Bann. 1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes offiziell zur Europahymne bestimmt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als deren offizielle Hymne angenommen („Sie versinnbildlicht die Werte, die sie alle teilen sowie die Einheit in der Vielfalt“).
Die Sinfonie hat folgende Besetzung:
- 1 Piccoloflöte
- 2 Flöten
- 2 Oboen
- 2 Klarinetten in B
- 2 Fagotte
- 1 Kontrafagott
- 4 Waldhörner
- 2 Trompeten
- 3 Posaunen
- Pauken
- Große Trommel, Becken, Triangel
- Streicher
- vierstimmiger Chor
- Solisten (vollstimmig)
Die Satzbeschreibungen lauten:
- Satz Allegro ma non troppo, un poco maestoso
- Satz Molto vivace- Presto
- Satz Adagio molto e cantabile- Andante moderato
- Satz Presto - Allegro assai- Andante maestoso- Allegro energico,sempre ben marcato-Allegro ma non tanto- Prestissimo
Entstehungsgeschichte
Beethoven fertigte erste Skizzen zu der Sinfonie im Jahr 1815 an. Der letzte Satz mit dem bedeutenden Chorfinale ähnelt in der Satztechnik und Motiv sehr der Chorfantasie in c-Moll von 1808, der so genannten „Kleinen Neunten“, dass man annimmt, dass er schon um 1800 begonnen hat, sich mit dem Material auseinanderzusetzen. Die vollständige Komposition dauerte jedoch bis in das Jahr 1824.
Obwohl die Absicht der Vertonung von Schillers Hymne fast das ganze Leben Beethovens begleitete, war es nicht immer eindeutig, ob nun wirklich ein Chor oder ein rein instrumentales Finale das Werk abschließen sollte. Eine Entscheidung für den Chor fiel wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres 1823.
Uraufführung
Die Sinfonie wurde am 7. Mai 1824 im Kaiserlichen und Königlichen Hoftheater zu Wien (dem Kärntnertortheater) uraufgeführt. Solisten der Uraufführung waren Henriette Sontag (Sopran), Caroline Unger (Alt), Anton Haitzinger (Tenor) und Joseph Seipelt (Bass). Beethoven, der bereits völlig ertaubt war, stand beim Schlusssatz mit dem Rücken zum Publikum und las die Worte der Sänger von ihrem Munde ab. Nach der Aufführung brach ein frenetischer Beifall los, und die Zuschauer riefen immer wieder „Vivat, Vivat!“. Beethoven stand solange ruhig dem Chor zugewandt, bis die Sängerin Caroline Unger ihn behutsam an der Schulter fasste und ihn zum Publikum drehte. Er sah die begeisterte Menge und verbeugte sich dankend. Es war der letzte große Auftritt Beethovens. Nach diesem Tag zog er sich zurück.
Analyse
Kopfsatz: Allegro ma non troppo, un poco maestoso
Scherzo: Molto vivace
Langsamer Satz: Adagio e molto cantabile
Finale: Presto - Allegro assai
Das grandiose Finale beginnt mit einer Dissonanz fortissimo im ganzen Orchester. Nach einer kurzen Einleitung beginnen Celli und Kontrabässe mit ihrem Instrumentalrezitativ. Es mündet in eine Wiederholung der pianissimo-Einleitung des Kopfsatzes, verschiedene Teile der vorangehenden Sätze werden wiederholt, unterbrochen von den erneuten rezitierenden Rufen der tiefen Streicher, die auch in der folgenden (leicht) veränderten Vorimitation des „Freude-Themas“ wieder auftauchen. Nun zeigen Celli und Bässe das Freudenthema in seiner ersten und einfachsten pianissimo-Fassung. Das Thema wird fortgesponnen, einmal ruhig, einmal in seiner ganzen feierlichen Pracht und Würde mit Trompeten und Pauken. Einem Zwischenspiel (hauptsächlich von Holzbläsern und Streichern gestaltet) und der Wiederholung der stürmischen Einleitung folgt der Einsatz des Solo-Basses. (Ursprünglich hatte Beethoven lange an diesem Übergang gefeilt). Der Solist wiederholt hier das Instrumentalrezitativ der Streicher, dem hier allerdings folgender Text unterlegt ist: „Oh Freunde, nicht diese Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen, und freudenvollere!“ Die Männerstimmen des Chores und der Bass rezitieren jetzt aber kurz auf dem Wort Freude, um den Hörer endgültig auf den nun folgenden Einsatz des Freude-Themas vorzubereiten, das der Bass begleitet von Holzbläsern und Streichern (im pizzicato) vorträgt. Der Chor wiederholt die letzten beiden Textzeilen. Nun setzen alle Solisten gemeinsam ein und variieren das Freude-Thema (mit anderer Textunterlegung), werden aber teilweise vom Chor untergebrochen. Die nächste Variation des Themas wird vom Schlagwerk und den Holzbläsern leise und schwungvoll begleitet. Der Tenor legt (wiederum mit einem anderen Text) seine eigene Melodie darüber. Der Chor nimmt die Melodie auf. Die Streicher beenden den Satz virtuos, der leise auszuklingen scheint, aber plötzlich in einen grandiosen Chorsatz auf den Text der ersten Strophe umschlägt. Auch dieser Abschnitt ist nur von kurzer Dauer. Bässe und Tenöre singen unisono mit Posaunen und Celli sehr feierlich die Textzeile Seid umschlungen, Millionen, diesen Kuss der ganzen Welt. Die Frauenstimmen nehmen die Textzeile, begleitet von den Streichern, auf. Die Zeile Brüder überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen wird nach dem selben Schema verarbeitet. bitte fortführen
Veschiedenes
- Die Sinfonie ist Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewidmet
- Bei den Olympischen Spielen 1956, 1960 und 1964 trat jeweils eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft unter den Klängen der Ode an die Freude an
- Am 2. Oktober 1990, dem Vorabend der Wiedervereinigung, fand im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt der letzte Staatsakt der DDR-Regierung unter Lothar de Maizière mit der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie durch Kurt Masur statt.
- 2003 wurde die Originalpartitur der 9. Sinfonie in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Dazu wurde die Sinfonie von der Philharmonie der Nationen unter der Leitung von Justus Frantz aufgeführt .
- Alexander de Large, Charakter im Roman Uhrwerk Orange (Originaltitel: A Clockwork Orange) von Anthony Burgess, vergöttert die 9. Sinfonie und Beethoven. Sie ist untrennbar mit dem gleichnamigen Film von Stanley Kubrick verbunden.
- Es wird allgemein angenommen, dass die endgültige Länge einer CD von Philips und Sony auf 74 Minuten festgelegt wurde, um die 9. Sinfonie vollständing und ohne CD-Wechsel hören zu können.
- Im Film Equilibrium – Killer of Emotions ist der Beginn des ersten Satzes der 9. Sinfonie in einer Schluesselszene zu hoeren.