Koordinaten: 52° 25′ 42″ N, 7° 5′ 31″ O
Tierpark Nordhorn | |||
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Ort | Heseper Weg 140 48531 Nordhorn | ||
Fläche | 10 Hektar | ||
Eröffnung | 1950 | ||
Tierarten | 100 Arten | ||
Individuen | 1700 Tiere (31. Dez. 2012)[1] | ||
Besucherzahlen | 408.000 (2014)[2] | ||
Organisation | |||
Leitung | Nils Kramer (Geschäftsführender Tierparkleiter), Hermann Kramer (Zoologischer Leiter), Karin Schleper (Geschäftsführung) | ||
Trägerschaft | Tierpark Nordhorn gGmbH Gesellschafter: Stadt Nordhorn (50 %), Landkreis Grafschaft Bentheim (50 %) | ||
Förderorganisationen | Förderverein Tierpark Nordhorn e. V. | ||
Mitglied bei | WAZA, EAZA, VdZ | ||
![]() Eingangsbereich Tierpark | |||
www.tierpark-nordhorn.de | |||
Positionskarte | |||
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Der Tierpark Nordhorn ist ein wissenschaftlich geführter Zoo in der Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim.
Geschichte
Gründungszeit und frühe Geschichte
Die Anfänge des Nordhorner Tierparks reichen in das Jahr 1949 zurück, als der Nordhorner Landwirtssohn und gelernte Maurer Heinrich Johannink von der Stadt Nordhorn am Heseper Weg ein 9.360 m² großes Waldstück zur Einrichtung eines privat betriebenen „Heimat-Tiergartens“ pachtete, den er am 16. September 1950 eröffnete. Als reiner Privatbetrieb erwies sich der Heimattiergarten jedoch schon bald als nicht überlebensfähig, so dass 1955 ein „Kuratorium des Nordhorner Tiergartens“ die Verantwortung übernahm.
1962 konnte das Kuratorium die Geschäfte an den ehrenamtlichen Vorstand eines eingetragenen Vereins übergeben, der sich erfolgreich um die Unterstützung des kleinen Zoos durch die öffentliche Hand bemühte. 1990 geriet der Park in eine existentielle Krise, als der Pachtvertrag für einen wichtigen Teil des Geländes auslief und nicht verlängert wurde. Die Gehege dort und der Eingangsbereich mussten abgebaut, der Tierbestand reduziert werden, was zu einem dramatischen Rückgang der Besucherzahlen führte: von rund 110.000 im damaligen Rekordjahr 1990 auf 70.000 im Jahre 1993. Mit dem unvermeidlichen Konkurs kam auch das Ende des Trägervereins.
Tierpark heute
Die Wende zum Besseren brachte die Gründung der gemeinnützigen „Tierpark Nordhorn gGmbH“ im Jahre 1994 mit der Stadt Nordhorn und dem Landkreis Grafschaft Bentheim als Gesellschafter. Eine nunmehr hauptamtliche Geschäftsführung und die verlässliche Unterstützung von Stadt und Landkreis begründeten die nun einsetzende Erfolgsgeschichte, die im Jubiläumsjahr 1999 schließlich die dringend benötigte Erweiterung – und das bedeutete die Verdoppelung des Zoogeländes – brachte. Nunmehr können auf 10 Hektar einer gärtnerisch gestalteten Parklandschaft rund 1700 Tiere aus 100 Arten gezeigt werden. Tierpfleger, Biologen und Tierärzte kümmern sich um deren Wohl. Die Besucher honorierten diese Entwicklung: Über 400.000 Gäste zählte der Park im Jahre 2014, davon etwa die Hälfte aus den nahen Niederlanden.
Mit der Aufnahme in den Europäischen Zooverband „EAZA“ im Jahre 1996, in den Verband der Zoologischen Gärten „VdZ“ 2004 und in den Weltzooverband „WAZA“ im Jahre 2007 war aus dem „Heimattiergarten“ endgültig ein anerkannter Zoologischer Garten geworden.
Im Jahr 2014 wurde mit 408.729 Besuchern ein neuer Besucherrekord aufgestellt.[3]
Zum 1. April 2012 hat der neue Geschäftsführer, der Tierarzt Dr. Nils Kramer, sein Amt übernommen.[4] Der vorherige Geschäftsführer Thomas Berling war bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen 2011 zum Bürgermeister von Nordhorn gewählt worden.
Bereiche
Nordamerika
Waldbisons
Der Waldbison (Bison bison athabascae) ist das Wappentier des Nordhorner Tierparks. 2011 bekamen die Tiere ein großzügiges neues Gehege, das weitgehend vom Förderverein finanziert wurde. Die Vergesellschaftung mit Nasenbären und Halsbandpekaris (Pecari tajacu) ist einmalig in der Zoowelt. Von der seltenen Unterart des Waldbisons lebten um 1900 nur noch ca. 250 Tiere in den Wäldern Kanadas. Durch Wiederansiedlungsprojekte in verschiedenen Gebieten Kanadas gibt es heute etwa 3000 Waldbisons in freier Wildbahn. Die Bestände sind aber stark gefährdet durch Infektionskrankheiten, die Ausbreitung der Landwirtschaft und die zu nehmende Industrialisierung.
Präriehunde
Das Gehege der Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus) kann über zwei Schleusen von den Besuchern betreten werden. Ursprünglich kamen die Schwarzschwanz-Präriehunde vom extremen Süden der Provinz Saskatchewan in Kanada und von Montana in den USA über die westlichen und zentralen Great Plains, Texas, New Mexico und dem Südosten von Arizona bis in das nordöstliche Sonora und nördliche Chihuahua in Mexiko vor. Die Art ist heute im Südosten von Arizona, im südwestlichen New Mexico und lokal in vielen anderen Gebieten des ursprünglichen Verbreitungsgebietes ausgerottet. Schwarzschwanz-Präriehunde kommen heute in isolierten Kolonien innerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes vor, viele davon in Nationalparks.
Schmuckschildkröten
In einem großen Teich leben verschiedene Schmuckschildkröten, vor allem die Rotwangen- (Trachemys scripta elegans) und die Gelbwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta scripta), sowie weitere nordamerikanische Sumpfschildkröten. Außerdem befinden sich einheimische Rotfedern (Scardinius erythrophthalmus) in diesem Teich.
Pampas-Gehege
Das begehbare Pampas-Gehege beherbergt drei Bewohner der südamerikanischen Grasländer: Die Nandus (Rhea americana), ein straußenähnlicher Laufvögel, Maras oder Pampashasen (Dolichotis patagonum), Nagetiere aus der Verwandtschaft der Meerschweinchen und Alpakas (Lama guanicoe pacos), die zu den Neuwelt-Kamelen zählen und Haustiere sind.
Naturpfad Vechteaue
Im Jahr 2007 wurde der etwa 200 Meter lange Naturpfad entlang des Tierpark-Vechte-Altarmes unter Beteiligung der BUND-Kreisgruppe und der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim eröffnet. Der Altarm und dessen Uferbereich stellen den landschaftlich reizvollsten Teil des Zoos dar. Er beherbergt eine erstaunliche Vogelwelt: Haubentaucher und Eisvögel ziehen hier ihre Jungen auf.
Vechtehof
Die beiden Gebäude des Vechtehofes mussten einem Bauvorhaben weichen und wurden ab 1999 im Tierpark wieder aufgebaut. Ergänzt wird das Ensemble durch einen Bauerngarten mit vielen Blumen und Nutzpflanzen.
Bauernhaus-Museum
Das Hauptgebäude des Vechtehofes ist ein für das 19. Jahrhundert typisches Bauernhaus, in dem Mensch und Tier unter einem Dach wohnten. Durch den Stallbereich gelangt man in die originalgetreu eingerichteten Wohnräume mit alten Möbeln und Gerätschaften. Der museale Teil wird durch eine Remise ergänzt. Darin stellt der Treckerveteranenclub Nordhorn eine Sammlung alter landwirtschaftlicher Geräte aus.
Haustierstall
Das zweite große Haus ist ein reines Stallgebäude, in dem seltene oder sogar bedrohte Haustierrassen gezeigt werden, wie das Bunte Bentheimer Schwein und das Bentheimer Landschaf, das bis in die fünfziger Jahre vor allem zur Beweidung von Heideflächen eingesetzt wurde. Die Poitou-Esel aus der gleichnamigen Landschaft im Westen Frankreichs gehören zu den Großeseln. Die Hengste haben ein Stockmaß von 140 bis 150 cm, die Stuten sind 135 bis 145 cm hoch. Heute bemüht sich ein eigener Züchterverband, dem auch der Nordhorner Tierpark angehört, um den Erhalt dieses Haustieres. Ein weiterer Bewohner des Vechtehofs ist das Altdeutsche Schwarzbunte Niederungsrind, eine alte, regionale Rinderrasse, die früher häufig zur Milch- und Fleischgewinnung gezüchtet wurde.
Die Cröllwitzer Puten gehören ebenfalls zu den gefährdeten Haustierrassen und Vechtehof-Bewohnern. Weiteres Geflügel sind die silberhalsigen Kraienköppe und die bunt gezeichneten Twentsen Landgänse, die aus den Niederlanden stammen. Der Tierpark beteiligt sich an dem niederländischen Erhaltungszuchtprojekt. Extrem selten sind die Gelderse Slenken, eine niederländische Taubenrasse, die früher auch häufig in der Grafschaft Bentheim gehalten wurde.
Hausmäuse (Mus musculus) kann man auf dem Vechtehof in einem eigens eingerichteten Mäusehaus beobachten.
Streichelzoo
Der Streichelzoo am Vechtehof beherbergt Zwergziegen, Ouessantschafe, die kleinste Schafrasse der Welt, Zwergesel, Hausmeerschweinchen und Zwergkaninchen, die drinnen und draußen ein großes Gemeinschaftsgehege haben, sowie Seidenhühner.
Störche
Seit 2004 brüten wilde Weißstörche (Ciconia ciconia) auf dem Vechtehof und auf der Scheune an der Afrika-Savanne. Nicht flugfähige Störche leben auf freien Wiesenflächen im Tierpark. Die meisten von ihnen sind Unfallopfer und können nur noch in menschlicher Obhut überleben.
Kängurus
In einem begehbaren Wiesengehege leben Bennett-Kängurus (Macropus rufogriseus), eine Känguruart aus dem südlichen Australien.
Totenkopfaffen und Agutis
Totenkopfaffen (Saimiri sciureus sciureus) leben normalerweise in großen Horden von Weibchen und Jungtieren in den Tropenwäldern Mittel- und Südamerikas. Die Männchen haben nur während der Paarungszeit engeren Kontakt zu diesen Gruppen. Die Zucht der Totenkopfaffen wird seit 2007 in einem Europäisches Erhaltungszucht-Programm koordiniert.
Am Boden des Geheges der Totenkopfaffen leben einige hasengroße, goldbraune Tiere, die Mittelamerikanischen Agutis (Dasyprocta punctata). Sie gehören zu den Meerschweinchenverwandten und gelten als gering gefährdet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Mexiko bis nach Argentinien.
Geierfelsen
Die Tierparkbesucher können von zwei geschützten Unterständen aus ohne trennende Gitter die Bewohner dieser Anlage beobachten.
Gänsegeier
Auf einem Felsen lebt eine Gruppe der geselligen Gänsegeier (Gyps fulvus), die bereits mehrfach erfolgreich gebrütet hat. Die Geieranlage wurde vom Berufsverband der Zootierpfleger (BdZ) für besonders gute Tierhaltung ausgezeichnet. Die Anlage ist eine naturgetreue Nachbildung einer Berglandschaft.
Sibirische Steinböcke
Mitbewohner der Geier sind Sibirische Steinböcke (Capra ibex sibirica). Diese größte Unterart des Steinbocks lebt in kahlen, baumlosen Felshängen der innerasiatischen Hochgebirge in Höhen zwischen 500 und 5000 m.
Europäische Sumpfschildkröten
Weitere Mitbewohner sind Europäische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis), die im Teich der Anlage leben.
Lehrbienenhaus
Das Lehrbienenhaus wird vom Kreisimkerverband Grafschaft Bentheim betreut. Dort werden die für die traditionelle Imkerei erforderlichen Gerätschaften gezeigt und für Anschauungszwecke mehrere Bienenvölker gehalten. Auf Schautafeln wird die Bedeutung der Honigbiene für die Bestäubung vieler Pflanzenarten veranschaulicht. An den Wegesrändern des Tierparks findet man zahlreiche Nisthilfen für Hummeln und Wildbienen.
Afrika-Savanne
Die Afrika-Savanne wird von drei Tierarten bewohnt.
Böhmzebras
Das Böhm- oder Grantzebra (Equus quagga boehmi) ist eine Unterart des Steppenzebras. Es ist das nördlichste, das kleinste und das am intensivsten gestreifte Steppenzebra. Zwar ist es noch die häufigste Zebraart, sein Vorkommen ist heute aber weitgehend auf die Nationalparks in Kenia, Tansania (Serengeti), Uganda und Sambia beschränkt.
Marabus
Die zweite Tierart des Geheges ist der Afrikanische Marabu (Leptoptilus cruminiferus), eine aasfressende Storchenart. Mit einer Scheitelhöhe von 150 cm und einer Flügelspannweite von 300 cm zählt er zu den größten Störchen der Welt.
Strauße
Der Strauß (Struthio camelus) ist die dritte Tierart dieses Geheges. Mit einer Größe von 250 cm und einem Gewicht bis 150 kg sind Strauße die größten noch lebenden Vögel. Der Strauß wurde vielerorts bereits ausgerottet; als domestiziertes Farmtier existiert er jedoch inzwischen in riesigen Beständen.
Uhu- und Kolkrabenvoliere
In zwei von der hiesigen Jägerschaft gebauten Volieren leben Uhu (Bubo bubo) und Kolkrabe (Corvus corax). Der Uhu ist die weltweit größte Eulenart. Dank strenger Schutzmaßnahmen und durch Wiederansiedlungsprojekte, an denen sich auch der Tierpark Nordhorn beteiligt hat, gibt es in Deutschland heute wieder einen Bestand von mehreren hundert Paaren.
Der Kolkrabe ist unser größter Rabenvogel. Er wurde früher als Konkurrent der Jäger stark verfolgt, ist heute jedoch geschützt.
Mäusehäuschen
Die beiden kleinsten Arten des Tierparks bewohnen ein kleines Häuschen am Wegesrand. Die Europäischen Zwergmäuse (Micromys minutus) zählen zu den kleinsten Nagetieren überhaupt. Ihre Kugelnester bauen sie in 40–80 cm Höhe. In Österreich gelten sie als gefährdet, in Deutschland stehen sie auf der Vorwarnliste. Die Schilfwühlmäuse (Microtus fortis) zählen zur Nagetiergattung der Feldmäuse und stammen aus dem südöstlichen Sibirien, Korea und dem östlichen China. Die Weibchen bilden mit den Jungtieren Gruppen. Im Winter dürfen sich geschlechtsreife Männchen ihnen anschließen.
Ententeiche
Die Teiche des Zoos beherbergen eine Vielzahl an heimischem Wassergeflügel. Zu ihnen zählen die Graugänse (Anser anser) und die auffällig gefärbten Brandgänse (Tadorna tadorna). Zu den Schwimmenten gehören die Spießenten (Anas acuta) und die Löffelenten (Anas clypeata). Die Tafelenten (Aythya ferina), die Reiherenten (Aythya fuligula), die Kolbenenten (Netta rufina) und die Moorenten (Aythya nyroca), deren deutsche Brutvorkommen im letzten Jahrhundert erloschen sind, zählen zu den Tauchenten. Der Zwergsäger (Mergus albellus) ist eine kleine, in Nordeuropa und Nordasien beheimatete Entenart.
Amphibienhaus
Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) hat zusammen mit der Welt-Naturschutzorganisation IUCN das Projekt „Amphibien-Arche“ ins Leben gerufen. Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Tier unter der Lupe“ zwischen dem Tierpark Nordhorn und dem Naturhistorischen Museums Natura Docet in Denekamp (NL) wurde daraufhin eine Ausstellung mit lebenden Tieren zu dem Thema konzipiert. Im Jahr 2008, im Jahr des Frosches, sind diverse Amphibien in das Amphibienhaus eingezogen. Wegen des großen Interesses der Zoobesucher wurde aus dem Projekt eine Dauerausstellung. Im Amphibienhaus sind u. a. Europäische Laubfrösche, Erdkröten, Chinesische Rotbauchunken, Axolotl und Feuersalamander zu sehen.
Seehunde
Die Seehunde (Phoca vitulina) gehören zu den beliebtesten Tierparkbewohnern. Während der öffentlichen Fütterungen zeigen die Tiere kleine Kunststücke. Diese dienen als Ausgleich für das weniger anstrengende Leben im Zoo. Seehund Max ist bereits seit 1980 in Nordhorn, die Weibchen Rita und Didi bringen regelmäßig Junge zur Welt. Zu einer gewissen Berühmtheit hat es der am 20. Juli 2004 geborene Hannes gebracht. Am 30. August 2004 entkam er aus dem Tierpark und schwamm in der Vechte bis in die Niederlande, wo er am 3. September 2004 bei Dalfsen eingefangen werden konnte. Er wurde in die Seehund-Aufzuchtstation Pieterburen (Provinz Groningen) gebracht. Von hier sollte er wieder zurück in den Tierpark gebracht werden. In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2004 wurde er aus der Aufzuchtstation gestohlen und vermutlich in die Freiheit entlassen.
Küstenvoliere
In der begehbaren Watvogelvoliere finden sich eine große Gruppe Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Stelzenläufer (Himantopus himantopus) und Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) als einzige Schwimmvögel in dieser Voliere. Im Herbst sieht man wilde Zwergtaucher auch oft auf dem fischreichen Vechte-Altarm. Weitere Bewohner sind der Kiebitz (Vanellus vanellus), eigentlich ein Bewohner von Feuchtwiesen, die laut flötenden Rotschenkel (Tringa totanus), die durch die Intensivierung der Landwirtschaft weitgehend auf die Küstenregion zurückgedrängt wurden, und der Große Brachvogel (Numenius arquata), dessen Bestände sich durch Schutzmaßnahmen vielerorts stabilisieren konnten.
Gefiederte Australier
In der begehbaren Voliere gibt es einen großen Wellensittichschwarm (Melopsittacus undulatus); er ist der häufigste Vogel in Australien. Mit den Wellensittichen leben vier weitere Vogelarten in dieser Voliere zusammen: die Australischen Schopftauben (Ocyphaps lophotes), die farbenprächtigen Prachtrosellas (Platycercus eximius), die aus dem südöstlichen Australien und Tasmanien kommen, die Nymphensittiche (Nymphicus hollandicus), die zur Familie der Kakadus gehören und fast den gesamten australischen Kontinent besiedeln und die Zebrafinken (Taeniopygia guttata), die in Deutschland beliebte Ziervögel sind.
Schimpansen
Im Zoo leben drei Schimpansen (Pan troglodytes) in einem gut strukturierten Innen- und Außengehegen zusammen. Durch Glasscheiben und über einen Wassergraben hinweg können die Tiere von den Zoobesuchern beobachtet werden. Nancy (*1979) ist seit 1987 im Zoo; sie stammt aus einem kleinen Wanderzirkus. Lomela (*1989) wurde im Allwetterzoo Münster geboren. Da sie in der dortigen Schimpansengruppe nicht akzeptiert wurde, wechselte sie im Jahr 2000 nach Nordhorn. Ähnlich erging es Lucani, das Männchen in der Gruppe. Er lebt seit Oktober 2013 in Nordhorn, kommt ebenfalls aus dem Zoo Münster und wird in der dortigen Schimpansengruppe nicht akzeptiert. Er soll nur vorübergehend in Nordhorn bleiben.
Eulen-Tundra
In der begehbaren Eulen-Voliere leben Schnee-Eulen (Bubo scandiacus, Syn. Bubo scandiaca, Nyctea scandiaca) und Bartkäuze (Strix nebulosa), zwei Bewohner der arktischen Tundra. Die Voliere bietet den Vögeln in ihrer Gestaltung einen Übergang zwischen Tundra und Taiga.
Nordpersische Leoparden
Die Nordpersischen Leoparden (Panthera pardus saxicolor) werden im Rahmen eines EEP (Europäisches Erhaltungszucht-Programm) im Nordhorner Zoo gehalten. Der Zuchtbestand der Zoos umfasst heute etwa 100 Tiere, der Wildbestand beträgt weniger als 1000 Tiere. Sie zählen zu den größten der etwa 30 Leoparden-Unterarten in Afrika und Asien.
Europäische Wildkatzen
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris), auch Waldkatze genannt, war durch übermäßige Bejagung in Deutschland bis auf Restbestände fast ausgestorben. Heute stehen Wildkatzen unter strengem Schutz und konnten ihr Verbreitungsgebiet wieder ausdehnen; dazu haben auch Nachzuchten aus Zoos beigetragen.
Stachelschweine
Die Weißschwanz-Stachelschweine (Hystrix leucura, Syn. Hystrix indica) sind große, nachtaktive Nagetiere. Sie kommen in Westasien, Nordafrika und Süditalien vor.
Zweifinger-Faultiere
Im Gehege am Spielplatz leben die Zweifinger-Faultiere (Choloepus didactylus). Im Nordhorner Tierpark hat es bereits viermal Nachwuchs gegeben, zuletzt im Jahr 2009. Das Zweifinger-Faultier bewohnt die Baumkronen der tropischen Regenwälder in Mittel- und Südamerika. Aufgrund des weiten Verbreitungsgebiets gelten die Zweifinger-Faultiere noch als „nicht gefährdet“, jedoch werden sie wegen der Abholzung der Regenwälder und dem damit verbundenen Verlust ihres Lebensraums zunehmend bedroht.
Europäische Erhaltungszucht-Programme
Der Tierpark nimmt an Europäischen Erhaltungszucht-Programmen (EEP) teil; zurzeit gehören die Nordpersischen Leoparden und die Totenkopfaffen zu den EEP-Arten des Zoos. Im Jahr 2014 meldete der Tierpark eine Weltpremiere: Erstmals gelang die künstliche Befruchtung bei einem Nordpersischen Leoparden. Mit Hilfe von Spezialisten vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) aus Berlin wurde dieses Vorhaben seit 2010 geplant; ein erster Versuch schlug fehl. Am 3. August wurden dann zwei Junge Nordpersische Leoparden geboren.[5]
Erhaltung seltener regionaler Haustierrassen
Ein Schwerpunkt des Zoos ist die Erhaltung und Zucht seltener regionaler Haustierrassen aus der Region Grafschaft Bentheim. Dazu gehören u. a. das Bunte Bentheimer Schwein, das Bentheimer Landschaf und die Geflügelrasse Kraienkopp. Die Geschichte des Vereins zur Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweines e. V. hat ihren Ursprung im Nordhorner Tierpark: Am 1. März 2003 fand auf dessen Initiative dort die Gründungsversammlung statt.
Naturschutzprojekte
Der Nordhorner Tierpark engagiert sich besonders für die Natur vor der eigenen Haustür. Diesem Gedanken folgend wurde 1996 die Betreuung und Pflege einer 66 ha großen Fläche des Naturschutzgebietes „Brandlechter Vechtetal und Tillenberge“ übernommen. Dieses Naturschutzgebiet umfasst letzte Reste der einst in der Region allgegenwärtigen Kulturlandschaft Wacholderheide, Feuchtbiotope und Auwaldbestände. Jährlich führen Tierparkmitarbeiter umfangreiche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durch. Zusätzlich wurde die Beweidung mit dem bodenständigen Bentheimer Landschaf wieder aufgenommen, so dass sich geschädigte Wacholder regenerieren können und die Heideflächen erhalten bleiben.
Das vom Aussterben bedrohte Bentheimer Landschaf wird in Herdbuchzucht gehalten. Dieses Landschaf war mit dem Verschwinden seiner traditionellen Weideflächen bis auf wenige Restbestände verschwunden. Glücklicherweise erfreut es sich wieder steigender Beliebtheit und ist in einigen Herden wieder im Ursprungsgebiet vertreten.
Auf verschiedenen Extensivierungsflächen betreut der Tierpark in Zusammenarbeit mit der Stadt Nordhorn und dem Landkreis Grafschaft Bentheim Wiesenbiotope. Die tierparkeigene Rinderherde pflegt und erhält hier eine abwechslungsreiche Wiesenlandschaft mit vielfältigem Tier- und Pflanzenleben.
Die Naturdenkmale „Rolinks Tannen“ und „Vechtealtarme Hesepe“ sowie das Wiedervernässungsprojekt im Naturschutzgebiet „Hochmoor Ringe“ werden durch den Tierpark Nordhorn in Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzverbänden mitbetreut.
Auffang- und Pflegestation
Der Tierpark Nordhorn betreibt seit 1988 eine vom Land Niedersachsen unterstützte und anerkannte Auffang- und Pflegestation für hilfsbedürftige einheimische Tiere und beschlagnahmte Exoten.
Aktuelle Neubauten
Im November 2011 wurde das neue Gehege für die Waldbisons eröffnet.[6] Die Freigabe der kompletten Anlage inklusive neuem Rundweg erfolgte im zweiten Quartal 2012.
Am 28. März 2013 wurde die neue Voliere für Uhus und Kolkraben eröffnet. Der Raum der Voliere wurde von 400 auf 550 Kubikmeter vergrößert.[7]
Für Erdmännchen entsteht in direkter Nachbarschaft zu Spielplatz und „Max-Abenteuerland“ auf 800 m² eine neue Anlage mit Wärmehaus.[8][9]
Im Januar 2013 wurde mit dem Neubau einer Schau-Futterküche begonnen.[10] Am 13. Juni 2015 wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Schau-Futterküche ermöglicht den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen. Viele Informationen rund um die Futterküche, die Futterzubereitung und die Ernährung der einzelnen Tierarten können die Besucher dank dieses in der Zoowelt einmaligen Konzeptes erfahren. Darüber hinaus wurden auch die Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen für die Mitarbeiter des Zoos verbessert.
Im März 2015 wurde der Bau einer Zooschule begonnen. Bislang gab es ausschließlich Führungen für Schulklassen und andere Interessierte durch die Zoopädagogen. Durch das Schulgebäude soll der Schulcharakter in den Fokus gerückt werden, die Orientierung an die Rahmenlehrpläne der Schulen rückt in den Vordergrund.[11]
Siehe auch
Literatur
- Thomas Berling, Reinhard Prüllage, Werner Straukamp: Vom Heimattiergarten zum Familienzoo im Grünen: 50 Jahre Tierpark Nordhorn. Schüling, Münster 2000, ISBN 3-930962-13-6
- Wegweiser durch den Tierpark Nordhorn 5. Auflage 2008, an der Zookasse erhältlich
- Nordhörnchens Kinderzooführer 2. Auflage 2008, an der Zookasse erhältlich
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Homepage des Tierparks Nordhorn: Tiere und Park
- ↑ GN online 22. Dezember 2014
- ↑ GN online vom 17. Mai 2015, Grafschafter Nachrichten vom 18. Mai 2015
- ↑ Grafschafter Nachrichten vom 4. April 2012: Kramer will Erreichtes sichern. Neuer Tierpark-Geschäftsführer offiziell in sein Amt eingeführt.
- ↑ GN-online vom 29. August 2014, abgerufen am 17. Mai 2015
- ↑ Grafschafter Nachrichten vom 16. November 2011: Spannender Umzug im Tierpark. Fünf Bisons im neuen Gehege – „Reibungsloser Ablauf“
- ↑ Grafschafter Nachrichten vom 30. März 2013: Ostergeschenk für Uhus und Raben
- ↑ Homepage des Tierpark Nordhorns: Erdmänchen-Gehege in Planung
- ↑ Grafschafter Nachrichten vom 6. März 2012: Neues Gehege für die „Kinderstars“
- ↑ Spatenstich für Schaufutterküche im Tierpark
- ↑ GN-online vom 19. März 2015, abgerufen am 17. Mai 2015