Der Verbrecher aus verlorener Ehre

Erzählung von Friedrich Schiller, 1786
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Entstehung

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" wurde von Friedrich Schiller im Jahre 1786 zunächst unter dem Titel "Verbrechen aus Infamie" in der Zeitschrift Thalia anonym veröffentlicht. 1792 wurde es dann unter dem heute bekannten Namen in "Sammlung von Erzählungen" publiziert. Es entstand also in der Frühphase von Schillers Schaffen.

Inhalt

Der körperlich deformierte Halbwaise Christian Wolf wird aus Geldnot Wilddieb, um seine Geliebte Johanne zu beeindrucken. Sein Nebenbuhler Robert sieht ihn und klagt diesen an. Wolf kann sich jedoch von seiner Strafe freikaufen, begeht jedoch weiterhin Wilddiebstahl. Robert klagt ihn wieder an und er kommt ein Jahr ins Zuchthaus. In diesem Jahr verstärkt sich die Liebe zu Johanne. Er wird zum dritten Mal Wilddieb. Danach geht alles bergab. Wolf wird zu drei Jahren Strafarbeit auf einer Festung verurteilt und beschließt nun, Rache zu üben. Als er Robert im Wald begegnet, bringt er ihn aus Hass um, bereut dies jedoch sofort. Er flieht. Auf seiner Flucht spricht ihn ein Räuber an, der ihm Respekt zeigt. Die Räuberbande, zu der dieser gehört, macht Wolf zu ihrem schon bald gefürchteten Hauptmann. Nachdem ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, bekommt er Angst, verraten zu werden. Er zeigt sich einsichtig und beschließt, den Rest seines Lebens als Soldat und ehrlicher Mann zu dienen. Um dies zu tun, flieht er. Auf seiner Flucht wird er jedoch entdeckt und er gesteht alle seine Vergehen.

Vorgeschichte

Die Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit, die wahrscheinlich Jacob Friedrich Abel, Schillers Lehrer auf der Carlsschule mitteilte. Dessen Vater hatte als Amtmann den »Sonnenwirt« verhaftet. Abel hatte die Begebenheit dann als "Der Fall Friedrich Schwan" in seine "Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben" Band 2, 1787 aufgenommen. Das Thema erneuerte Hermann Kurz in "Der Sonnenwirth. Schwäbische Volksgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert" (Frankfurt, 1855).

Literaturgeschichtliche Bedeutung

Schillers Geschichte über den Verbrecher wurde in vielen Werken wieder aufgenommen (z.B. in Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"). Außerdem setzte Schiller mit seiner Erzählung einen bis heute bewährten Standard in der objektiven Berichterstattung, der sich bis ins deutsche Rechtswesen durchgesetzt hat.