Joost de Blank

britischer Bischof
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Joost de Blank (* 14. November 1908 in Rotterdam; † 1. Januar 1968 in London[1]) war anglikanischer Geistlicher der Church of England, Erzbischof von Kapstadt und ein Gegner der Apartheid.

Leben

Joost de Blank entstammte einer niederländischen Familie und hatte fünf Geschwister. Seine Eltern waren Joost de Blank und Louisa de Blank (geb. Quispel). Sie nahmen als reformierte Glaubensanhänger calvinistischer Prägung und im Londoner Stadtteil Ealing lebend am Gottensdienst der dort existierenden presbyterianischen Gemeinde teil.

Seinen Bildungsweg nahm Joost de Blank in England, zunächst an der Merchant Taylors’ School und dem King’s College in London, danach studierte er Englisch und Rechtswissenschaft am Queens' College in Cambridge. Die theologische Ausbildung erfolgte in Ridley Hall, eine Bildungseinrichtung der Church of England und weiterer reformierter Kirchen in England. Im Verlauf seines zweiten Kurats übertrug man ihm organisatorische Aufgaben in der Diözese Bath und Wells.

Nach seiner theologischen Ausbildung empfing er 1932 die Priesterweihe und war um 1937 zunächst in London als Priester in der Gemeinde Emmanuel (Commissioners' church) im Stadtteil Forest Gate tätig. Zu dieser Zeit umfasste seine Gemeinde 12.000 Mitglieder. Anschließend diente de Blank seit 1939 im Zweiten Weltkrieg als Militärkaplan (Royal Army Chaplains) in Nordafrika und Italien. Im Jahre 1944 erlitt er durch Kriegsereignisse in Antwerpen schwere Verwundungen. Dabei war er einer von nur vier Überlebenden, als eine V2-Rakete das Gebäude traf, in dem er sich aufhielt. Die Folge dessen waren eine sichtbar gebliebene Verletzung im Gesicht und schwere lebenslange Kopfschmerzen.

Nach dem Krieg arbeitete de Blank als Assistent im Generalsekretariat der internationalen Organsiation Student Christian Movement. Anschließend übernahm er als Pfarrer den Gemeindedienst von St John the Baptist im Londoner Stadtteil Greenhill (1948–52[2]).

Im Jahr 1952 wurde Joost de Blank zum Bishop of Stepney (1952-1957) geweiht. Nach dieser Amtsperiode verließ Joost de Blank England und übernahm 1957 die Funktion des anglikanischen Erzbischofs von Kapstadt. Wegen seines niederländischen Familienhintergrunds glaubte man zuvor im Kreis der Bischöfe, daß er zur Rassentrennung in Südafrika eine moderat-beschwichtigende Haltung einnehmen würde. Bereits bei der Bischofsweihe verdeutlichte Joost de Blank jedoch überraschend seine Position, wonach es seiner Überzeugung entspreche, daß die Rassendiskriminierung eine Form der Gotteslästerung sei. Die ablehnende Haltung zur Politik der Apartheid kam nun in ungewöhnlicher Klarheit zum Ausdruck, da er sich weigerte in jenen Kirchen zu predigen, die die Teilnahme von schwarzen Gläubigen am Gemeindeleben bzw. Gottesdienst nicht zulassen wollten, obwohl der Abschnitt 29 im Natives Law Amendment Act (Act No. 54/1952) diesen Ausschluß gesetzlich legalisierte.

Im Jahre 1960 rief Joost de Blank die Dutch Reformed Church und die damalige Regierung Südafrikas auf, vom Gesellschaftskonzept der Apartheid abzugehen. Im selben Jahr protestierte er öffentlich gegen die Deportation des anglikanischen Bischofs von Johannesburg Ambrose Reeves durch die südafrikanischen Behörden, der ebenfalls ein scharfer Kritiker der Verhältnisse war. Das geschah in einem Zeitabschnitt, als sich Südafrika auf der Basis eines Referendums vom 5. Oktober 1960 im Folgejahr zur Republik wandelte, unter heftiger Kontroverse aus dem Commonwealth of Nations austrat und sich am 21. März 1960 das Massaker von Sharpeville ereignet hatte. Als „Geißel der Apartheid“ tituliert trat er im violetten Talar mit vehementer Rastlosigkeit sowie in Begleitung von weiteren Geistlichen gegen diese Politik öffentlich auf, bis ihm 1962 eine Gehirnthrombose individuelle Grenzen setzte. Unter den anglikanischen Bischöfen galt er als Außenseiter mit ausgeprägt souveränen Neigungen. Trevor Beeson, ein anglikanischer Domdekan von Winchester bezeichnete ihn jedoch als den „richtigen Mann am richtigen Ort zur richtigen Zeit“.

Seine Rückkehr nach England erfolgte im Jahr 1963. Zwischen 1963 und 1968 wirkte er als Canon of Westminster Abbey im Dean and Chapter of Westminster, einem hohen Kollegialorgan der Church of England. Während dieser Zeit trat er im Vereinigten Königreich als gefragter Redner an vielen Orten mit prägnanten Aussagen auf oder publizierte Traktate. Die wichtigsten Arbeiten aus dieser Periode wurden 1964 in dem Sammelwerk Out of Africa in London verlegt. Seine angegriffene Gesundheit in den späteren Lebensjahren veranlasste ihn auf die 1966 erfolgte Nominierung zum Bischof von Hong Kong zu verzichten.

Joost de Blank war unverheiratet. Im hohen Alter lebte er unter Betreuung seiner Schwester in London. Sein Grab in der Westminster Abbey wurde durch seinen Neffen Justin de Blank veranlasst. Die Tafel seiner Ruhestätte trägt die Aufschrift: Joost de Blank 1908-1968 Bishop of Stepney, Archbishop of Cape Town, Canon of Westminster. Indomitable fighter for human rights (deutsch etwa: „Joost de Blank 1908-1968 Bischof von Stepney, Erzbischof von Kapstadt, Canon der Westminster Abbey. Unbezwingbarer Kämpfer für Menschenrechte“).

Bestände aus dem Nachlaß von Joost de Blank existieren in den Archiven der Witwatersrand-Universität in Johannesburg mit der unveröffentlichten Autobiographie Six Years Hard und am Centre for South African Studies der Universität von York in York.[3][4][5][6]

Ehrungen

  • Für den Zeitraum vom 5. Juli 1968 bis zum 31. Mai 1978 existierte eine Wohlfahrtsorganisation, der Joost de Blank Memorial Fund.[7]
  • Joost de Blank war Sub-Prälat des Order of St John of Jerusalem.

Publikationen

  • The Parish in Action. A.R. Mowbray & Co. Ltd., 1954
  • Uncomfortable Words. London, Longmans, 1960
  • A Farewell Interview. Joost de Blank retired as Archbishop of Cape Town at the end of 1963. Interview in The New African, 1964[8]
  • Inter-race relationships. London, The Council of Christians and Jews, 1964
  • Out of Africa. London, Hodder & Stoughton, 1964

Schriften über Joost de Blank

  • Bartha de Blank: My Brother Joost: A Personal Memoir of Joost de Blank. Ipswich 1977, ISBN 0-851-15082-9
  • Victor C. Paine: The confrontation between the Archbishop of Cape Town, Joost de Blank, and the South African government on racial policies (1957-1963). M.A. Thesis, University of Cape Town, 1978
  • John S. Peart-Binns: Archbishop Joost de Blank: scourge of apartheid. London, 1987, ISBN 0-584-11130-4
  • Bob Clarke: Anglicans against Apartheid: 1936-1996. Pietermaritzburg, 2008. ISBN 1-87505-373-5

Einzelnachweise

  1. Geni.com: Rt. Rev. Joost de Blank, Archbishop of Cape Town. auf www.geni.com (englisch)
  2. Church of St John the Baptist: Church & Parish History. auf www.stjohnsharrow.org (englisch)
  3. Anglican Church Collections - Historical Papers: DE BLANK, Joost, 1908-1968 (Abp.of Cape Town 1957-1963). auf www.historicalpapers.wits.ac.za, PDF-Dokument S. 26 (englisch)
  4. York University, Borthwick Institute of Historical Research: The Right Reverend Joost De Blank; papers, diaries, correspondence, sermons etc. auf www.archiveshub.ac.uk (englisch)
  5. St George-in-the-East Church (London): The Bishop of Stepney. 8: 1952-57 Joost de Blank. auf www.stgite.org.uk (englisch)
  6. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1959-1960. Johannesburg 1961, S. 95, 98
  7. 256372 - Joost de Blank Memorial Fund. auf www.apps.charitycommission.gov.uk (englisch)
  8. Joost de Blank: A Farewell Interview. Joost de Blank retired as Archbishop of Cape Town at the end of 1963. Interview in The New African, Vol. 3 (1964) Nr. 1, Januar, S. 22-23. auf www.disa.ukzn.ac.za (englisch)