Der (gelegentlich auch die) Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum, Syn.: Heracleum giganteum), auch Herkulesstaude oder Herkuleskraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze. Ursprünglich stammt sie aus dem Kaukasus und ist in Europa und Nordamerika ein Neophyt.
Riesen-Bärenklau | ||||||||||||
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![]() Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Heracleum mantegazzianum | ||||||||||||
Sommier & Levier |






Der Riesen-Bärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen aus der Gruppe der Furanocumarine, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Berührungen in Verbindung mit Tageslicht können bei Menschen und Säugetieren zu schmerzhaften Quaddeln und blasenbildenden, schwer heilenden „Verbrennungserscheinungen“ (Photodermatitis) führen. Es wird deshalb empfohlen, beim Umgang mit der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört.
Die Herkulesstaude wurde 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt.
Beschreibung
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen in Mitteleuropa vor allem mit den größeren einheimischen Doldenblütlern Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) und Engelwurz (Wald-Engelwurz, Angelica sylvestris und Arznei-Engelwurz, Angelica archangelica).
Erscheinungsbild und Laubblatt
Der Riesen-Bärenklau wächst als zwei- bis mehrjährig-einmalblühende krautige Pflanze und erreicht oft innerhalb weniger Wochen eine Wuchshöhe bis zu drei Metern. Die größte bisher gemessene Pflanze, die ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde, erreichte eine Höhe von 3,65 Metern. Der mäßig dicht behaarte und meist purpurn gefleckte Stängel hat an seiner Basis einen Durchmesser von zwei bis zehn Zentimetern; er besitzt oft zahlreiche große dunkle oder weinrote Flecken.
Die Laubblätter erreichen normalerweise eine Länge von einem Meter, können jedoch samt Blattstiel auch drei Meter lang werden. Die Blattspreite kann drei- oder fünf- bis neunteilig fiederschnittig sein. Die seitlichen Blattabschnitte können mehr als einen Meter lang und mehr als 20 Zentimeter breit sein und sind meist ebenfalls tief geteilt.
Blütenstand, Blüten und Frucht
Die sehr großen zentralen Blüten-Doppeldolden erreichen häufig einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern. Sie sind 30- bis 150-strahlig. Die Dolden einer einzigen Pflanze können bis zu 80.000 Einzelblüten enthalten und bis zu 15.000 Früchte (Doppelachänen mit jeweils zwei Samen) ausbilden. Die äußeren Blüten sind einseitig, vom Zentrum nach außen hin vergrößert („strahlend“). Ihr Durchmesser beträgt 1 bis 2 Zentimeter. Der Durchmesser der Blüten im Inneren der Dolden dagegen beträgt nur 4 bis 8 Millimeter. Die Blütenfarbe ist weiß; die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Juli.
Der Aufbau der Blüte entspricht der Grundform aller Doldenblütler und wird mit folgender Blütenformel beschrieben: .
Die Achänen sind oval, flach, 10 bis 14 Millimeter lang, 6 bis 8 Millimeter breit und haben aufwärtsgebogene, borstig behaarte Randrippen. Nach der Bildung der Achänen stirbt die Pflanze ab. Kommt sie nicht zur Blüte, kann die Pflanze mehrere Jahre leben. Aufgrund der hohen Zahl von Samen ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze mit ausgeprägter Ausbreitungsfähigkeit. Ihre Samen bleiben zudem über mehrere Jahre hinweg keimfähig. Auf die maximale Dauer der Keimfähigkeit kann aufgrund einzelner Erfahrungsberichte bei der Beseitigung von Riesen-Bärenklau-Pflanzen geschlossen werden. Bei zumindest einem Fall entstanden nach einer siebenjährigen Beweidung durch Schafe keine neuen Keimlinge mehr und der Bestand an dem Standort erlosch vollständig.
Chromosomenzahl 2n=22.
Wuchseigenschaften
Die Samen des Riesen-Bärenklau keimen sehr früh im Jahr aus. Abhängig vom Mikroklima des jeweiligen Standorts kann das bereits Anfang bis Mitte Februar geschehen. Zusammen mit dem starken Wachstum der Pflanzen hat der Riesen-Bärenklau damit gegenüber konkurrierenden Pflanzenarten einen wesentlichen Vorteil. Einjährige Pflanzen erreichen zu Beginn des Monats Mai, wenn die meisten in Mitteleuropa heimischen Pflanzen noch kein stärkeres Längenwachstum aufweisen, bereits eine Höhe von bis zu einem Meter. Die großen Blätter verschatten die übrige Vegetation und behindern damit deren Entwicklung. Ende Juni können ausgewachsene zweitjährige Pflanzen bereits eine Höhe von 3,2 Metern erreicht haben.
Die Pflanze speichert Stärke in einer rübenartigen Verdickung an der Basis des Sprosses und den oberen Teilen der Wurzel. Das ermöglicht ihr, sowohl im zweiten Jahr sehr früh auszutreiben als auch nach Rückschnitt erneut nachzutreiben. Der Riesen-Bärenklau kann daher trotz mehrfachen Mähens zur Blüte gelangen. Blüht und fruchtet die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht und die Pflanze stirbt danach ab.
Standortansprüche
Der Riesen-Bärenklau zählt zu den stickstoffliebenden Pflanzen, stellt ansonsten aber wenig Ansprüche an den Boden. Lediglich mit sehr sauren Böden kommt er nicht zurecht. Selbst wenn der Samen keimt, sterben Keimlinge in stark saurem Milieu (pH 3,3 und weniger) innerhalb weniger Wochen wieder ab. Zur Bildung von Dolden und damit von Diasporen kommt es nur an sonnigen Standorten. Pflanzen an Standorten mit wenig Sonnenbestrahlung können allerdings mehrere Jahre überleben, ohne zur Blüte zu gelangen.
Inhaltsstoffe
Der Riesen-Bärenklau enthält photosensibilisierende Substanzen sowie ätherische und fette Öle; letztere sind jedoch nur in den Früchten vorhanden. Zu den toxischen Komponenten zählen u. a. die Furocumarine Xanthotoxin, Psoralen, Bergapten. Sie sind in allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind die Stängel erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und nur noch das weiße Zellskelett steht.
Vorkommen
Natürliches Verbreitungsgebiet
Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wird daher auch als Kaukasischer Bärenklau bezeichnet. Sie ist in Gärten, Parks, an Straßenrändern, in Bach- und Flusstälern sowie auf Brachen anzutreffen und kann dort die heimische Vegetation verdrängen. Sie besitzt dekorative Fruchtstände, die oft als Zierde verwendet werden. Die reifen Dolden werden zu diesem Zweck transportiert, wodurch der Mensch zur Ausbreitung beiträgt. Der Riesen-Bärenklau ist inzwischen in ganz Mitteleuropa und Teilen Nordamerikas verbreitet und zählt dort zu den Neophyten. Aufgrund seiner guten Aussamung wurde er schnell zu einer Plage und bildet in kürzester Zeit große Bestände, die sich nur sehr schwer entfernen lassen.
Einführung nach Europa
Die Ausbreitung in Mitteleuropa geht auf den russischen Zaren Alexander I. zurück. Er schenkte dem Fürsten Metternich nach dem Wiener Kongress (1815) eine riesige Malachitvase voll Samen des Riesen-Bärenklau. Der Fürst pflanzte diese in den Treibhäusern seiner Sommerresidenz in Böhmen im Schloss Königswart als Zierpflanze an.
Im restlichen Europa wurde der Riesen-Bärenklau etwa 1890 als Zierpflanze eingeführt und zuerst in den Parks des englischen Königshofs angepflanzt. Als Zierpflanze wird er noch heute gelegentlich in Gärten und Parks verwendet.
Zur mitteleuropäischen Ausbreitung des Riesen-Bärenklau hat wesentlich beigetragen, dass der Pflanze ein wirtschaftlicher Nutzen unterstellt wurde. Imkern wurde er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederholt als Bienenweide empfohlen, und in der Forstwirtschaft verwendete man sie, weil man mit den dichten Beständen dieser Pflanze dem Wild zusätzliche Deckung geben wollte und man der Überzeugung war, mit dieser Pflanze Böschungen befestigen zu können. Aufgrund dieses unterstellten wirtschaftlichen Nutzens wurde sie wiederholt in freier Natur angesalbt. In Deutschland ist das allerdings nach § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes [1] genehmigungspflichtig.
Heutige Verbreitung
Ausgehend von Gärten und Parks sowie insbesondere von Standorten, an denen er angesamt wurde, besiedelte der Riesen-Bärenklau Straßenränder, Brachen sowie Bach- und Flusstäler und ist heute in Europa von Zentralrussland bis Frankreich, auf den Britischen Inseln, von Norwegen bis Ungarn zu finden. Auch in Nordamerika sind Bestände bekannt.
Das Spektrum an Standorten, an denen der Riesen-Bärenklau gedeiht, ist dabei sehr viel größer als im Ursprungsgebiet. Er breitet sich in Europa auch auf trockeneren und wärmeren Standorten aus als in seiner Heimat und ist deshalb nicht nur in der Saumvegetation von Hecken, Waldrändern, Bächen und Flüssen zu finden, sondern auch auf Halden und Ruderalstandorten.
Ausbreitungsmechanismus
Wind- und Schwimmausbreitung
In Europa und Nordamerika ist der Riesen-Bärenklau eine durch Menschen eingeführte Pflanze, die auf natürlichem Wege diese Lebensräume nicht erreicht hätte. Sie wird deswegen auch als hemerochore Pflanze bezeichnet. Sowohl in ihrem neuen als auch in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet nutzt sie unterschiedliche Ausbreitungsstrategien.
Der Riesen-Bärenklau breitet seine Samen überwiegend durch den Wind (Anemochorie) aus. Die Ausbreitungsdistanzen, die dabei von der Mutterpflanze ausgehend, überwunden werden, betragen bis zu 180 Meter leewärts (gemessen auf einem Mähwiesen-Hang oberhalb von Freiburg-Littenweiler). Die Fähigkeit der Pflanze, schnell große Flächen zu besiedeln, ergibt sich auch aus der Schwimmfähigkeit der Samen von bis zu drei Tagen. Samen einer Pflanze, die am Rand eines Gewässers steht, können so große Distanzen zurücklegen (Schwimmausbreitung, Nautochorie).
Untersuchungen von Invasionsbiologen haben am Beispiel der Verbreitung am Bach Auschnippe nördlich von Dransfeld (Landkreis Göttingen) zeigen können, dass offenbar alle Riesen-Bärenklauansiedlungen entlang dieses Baches auf eine in der Mitte von Dransfeld stehende Einzelpflanze zurückgingen. Vom Bach aus eroberte der Riesen-Bärenklau durch Windausbreitung erfolgreich weitere angrenzende Flächen wie Wiesen oder Brachland sowie Weiden.
Ausbreitung durch Tiere und unbeabsichtigten Transport
Die Untersuchungen ergaben jedoch auch, dass zur Ausbreitung der Diasporen auch unbeabsichtigter Transport beiträgt (so genannte Agochorie). Vor allem landwirtschaftliche Fahrzeuge sind daran beteiligt. Als Beispiel führt Kowarik (siehe Literaturangaben) eine Anpflanzung durch einen Imker in der Mitte der 1980er Jahre am Kleinen Drakenberg an. Obwohl an diesem Ort keine Fließgewässer die Ausbreitung des Riesen-Bärenklau förderten, befanden sich 15 Jahre später Pflanzen bis zu 3,5 Kilometer von diesem ursprünglichen Ausbreitungsraum entfernt. Damit war die Art in der Lage, jährlich eine durchschnittliche Distanz von 233 Metern zu überwinden. Die neuen Vorkommen fanden sich überwiegend entlang von Wegen, die durch Kraftfahrzeuge genutzt wurden sowie entlang von Wildwechseln, die vor allem von Wildschweinen passiert wurden. Letzteres wird als Beleg dafür angeführt, dass Riesen-Bärenklau auch zoochor, also durch Tiere ausgebreitet werden kann.
Riesen-Bärenklau als invasiver Neophyt
Der Riesen-Bärenklau wird als invasiver (= eindringender) Neophyt eingestuft und seine Ausbreitung häufig sehr emotional wahrgenommen oder reißerisch in der Presse kommentiert. Diese Reaktion ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die Pflanze erhebliche gesundheitliche Risiken in sich birgt und bereits bloße Berührungen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen nach sich ziehen können.
Neben gesundheitlichen Gefährdungen, die durch den Riesen-Bärenklau verursacht werden, gibt es noch folgende:
- In Schweden kam es durch hohe Riesen-Bärenklau-Stauden an Straßenrändern zu Sichtbeschränkungen im Straßenverkehr.
- Da die Wurzeln des Riesen-Bärenklaus keine böschungsbefestigende Wirkung haben, diese Pflanze jedoch häufig am Rand von Fließgewässern gedeiht, kann von ihnen eine erhöhte Erosionsgefahr ausgehen.
- Erosionsgefährdung trat auch an den Hängen von Hohlwegen auf.
- Zu Ertragsverlusten kann es kommen, wenn Riesen-Bärenklau-Stauden sich auf Äckern und Wiesen etablieren.
- Standorte, die von Riesen-Bärenklau dominiert werden, weisen wegen der Verschattung ein geringeres Artenspektrum in der Krautschicht auf. Oft breitet er sich an solchen Standorten aus, die durch menschliche Eingriffe bereits verändert sind (sog. „anthropogen gestörte Standorte“), an denen sich Arten der Roten Liste nur selten befinden. Der Riesen-Bärenklau breitet sich aber auch in gefährdeten Biotope wie feuchten Hochstaudenfluren aus. Auf Wiesen kann er auch seltenere oder gefährdete Arten bedrohen, wie Gewöhnliche Wiesensilge, Wiesen-Schlüsselblume und Wollkopf-Kratzdistel,[2] oder er behindert Pflegemaßnahmen des Naturschutzes.
Der ökologische Schaden, der vom Riesen-Bärenklau ausgeht, wird verglichen mit anderen invasiven Neophyten wie beispielsweise der Späten Traubenkirsche oder der Gewöhnlichen Robinie eher überschätzt. Die breite öffentliche Wahrnehmung des Riesen-Bärenklaus als problematischer Neophyt resultiert auch aus seiner Auffälligkeit und aus den Risiken für die menschliche Gesundheit.
Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus
Bei den Bekämpfungsmaßnahmen wird zwischen großflächigen Beständen und Einzelpflanzen bzw. kleinflächigen Beständen unterschieden[3]. Großflächiger Riesen-Bärenklau-Bestand kann mit Pflanzenschutzmitteln, auf geeigneten Flächen auch durch mehrfaches Mähen und Mulchen, Fräsen oder durch das Beweiden mit Kühen, Schafen und Ziegen bekämpft werden.[4] Das Bekämpfen erfolgt im niedrigen Bestand spätestens im April, wobei im Falle der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ein Sachkundenachweis sowie eine naturschutzbehördliche Ausnahmegenehmigung erforderlich sein können. In den Folgejahren genügt eine Nachkontrolle und gegebenenfalls eine mechanische Bodenbearbeitung.
Zum Bekämpfen von Einzelpflanzen und kleinen Beständen im Vorfrühling und Frühling wirkt einfaches Abschneiden sofort, aber nicht unbedingt nachhaltig. Wirksam ist das Entfernen von Stängel mit Blütendolden vor dem Entfalten der Dolde fußbreit über dem Boden, also mit Haupt- und Nebenblüten.
Da die adulte Pflanze Reserven besitzt, um erneut Blüten zu bilden, treibt sie später häufig nach und meist auch im Folgejahr wieder aus. Wenn die Pflanze nach Schnitten weitere ruhende Knospen im oberen Teil der Wurzel austreibt, hilft nachhaltig nur das Ausgraben bzw. Abstechen der Wurzel 15 cm unter der Oberfläche. Auch später im Jahr können weitere Jungpflanzen austreiben, sodass eine regelmäßige Nachkontrolle und bei Bedarf eine Bekämpfung bis September notwendig wird. Die Jungpflanzen – mit rundlichen, ganzrandigen Blättern – müssen auch in den folgenden Jahren jedesmal beseitigt werden.
Guten Erfolg zeigt das Abschneiden und Entsorgen der Samenstände im Sommer. Das Abschneiden des Samenstandes sollte erfolgen, wenn die Mitteldolde bereits grüne (schwere) Früchte ausgebildet hat (etwa ab Mitte Juli), aber bevor die Früchte erste braune Streifen zeigen und auszufallen beginnen[5]. Die nicht samentragenden Nebendolden befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in voller Blüte und müssen abgeschlagen werden und vor Ort vertrocknen. Die samentragenden Dolden reifen nach und werden daher vollständig entsorgt. Die Fruchtstände müssen unbedingt entfernt werden und dürfen nicht in den Kompost gelangen. Sie werden über den Restmüll entsorgt oder vor Ort verbrannt.
Die Mutterpflanze kann stehenbleiben und stirbt im folgenden Winter ab. Diese Maßnahme gelingt, wenn der Standort in den Folgejahren kontrolliert und das Abschneiden bei Bedarf jedesmal wiederholt wird.
Zur Beseitigung – selbst in kleinem Rahmen – sind Handschuhe, Schutzkleidung, Schutzbrille und ggf. Atemschutz erforderlich. Als Vorsichtsmaßnahme sollte in hohen Beständen eine Astsäge mit langem Stiel verwendet werden, um Verletzungen durch die Nesselhaare der stürzenden Pflanzen zu vermeiden. Das Arbeiten bei bedecktem Himmel und nur schwachem Wind ist empfehlenswert. Die örtliche Naturschutzbehörde erteilt Rat, sorgt für die Beseitigung auf öffentlichen Flächen und unterstützt in einigen Gemeinden auch in Privatgärten. Die Beseitigung sollte mit Vorsicht, Sorgfalt und Sachkunde erfolgen, so dass sichergestellt ist, dass es sich um Riesen-Bärenklau handelt und nicht versehentlich andere Pflanzen, z. B. Engelwurz,[6] zerstört werden.
Gesundheitliche Schädigungen durch den Riesen-Bärenklau
Gesundheitliche Risiken
In der gesamten Pflanze (auch im Wurzelsystem) sind photosensibilisierende Furanocumarine enthalten, die nach Hautkontakt bei anschließender Bestrahlung durch Sonnenlicht phototoxische Reaktionen hervorrufen. Bei empfindlichen Menschen genügt bereits ein einfacher Kontakt mit der Oberfläche der Blätter. Die Reaktionen zeigen sich in Rötungen, Hautentzündungen, Reizungen und in schlimmen Fällen in einer "bullösen Dermatitis", die sich mit entzündlichen, sehr schmerzhaften Blasenbildungen äußert. Diese können großflächig sein und Verbrennungen ersten bis zweiten Grades hervorrufen. Die Hautreizungen beziehungsweise Blasen können wochenlang anhaltende nässende Wunden verursachen und mit anhaltenden Pigmentveränderungen einhergehen. Auch Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufschocks können die Folge des Umgangs mit der Pflanze sein.
Unter Umständen können Reaktionen auch wenige Tage später durch dann auf die betroffene Haut einstrahlendes Sonnenlicht ausgelöst werden. An heißen Tagen werden zudem die Furanocumarine von der Pflanze an die Umgebung abgegeben, und es kann bereits bei einem längeren Aufenthalt unmittelbar neben den Pflanzen zu den oben beschriebenen Erscheinungen oder auch zu Atemnot kommen. Ausgasende Furanocumarine können eine (bis zu drei Wochen anhaltende) akute Bronchitis verursachen.
Bei Arbeiten mit dem Rasentrimmer oder beim Abhacken der Pflanze kann der Pflanzensaft auch durch die Kleidung hindurch Schwierigkeiten bereiten.
Nach Kontakt mit Teilen der Pflanze ist sehr zu empfehlen, schattige Orte aufzusuchen und die betroffenen Kontaktstellen rasch mit Wasser und Seife, besser noch mit Spiritus zu abzuwaschen. Andernfalls ist zu empfehlen, nach einem Hautkontakt mit der Pflanze einen kenntnisreichen Hautarzt aufzusuchen. Auch verwendete Arbeitsgeräte (Sense, Spaten) sollten mit in Spiritus getauchtem Zeitungspapier von oben nach unten abgerieben werden, das danach angezündet werden sollte. Verwendete Gummihandschuhe umstülpen und nicht erneut verwenden! Nach Fachauskunft können bei dünnen Einmalhandschuhen die Furane innerhalb von einer Stunde von außen nach innen wandern.
Besondere Gefährdung von Kindern
Besonders problematisch ist beim Riesen-Bärenklau, dass Kinder versucht sind, mit diesen auffälligen und attraktiven Pflanzen zu spielen. Wie verführerisch die Pflanzen als Spielzeug sind, zeigen einige Vergiftungsfälle, bei denen Kinder anschließend stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Kinder hatten zuvor die Stängel als Schwerter in Ritterspielen verwendet, sie als Blasrohr benutzt oder sich zwischen den Blättern versteckt.
Auch andere, kleinere Bärenklau-Arten wie der in Deutschland einheimische und sehr häufige Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) oder der Berg-Bärenklau (Heracleum montanum) können Photodermatitis auslösen. Häufig finden sich zahlreiche Pflanzen auch auf Wegrändern und begrünten Verkehrsinseln, sodass auch hier eine akute Gefahr der Berührung besteht. Die Giftigkeit des Riesen-Bärenklaus ist im Vergleich zu diesen Pflanzen jedoch deutlich höher.
Kulturgeschichte
Der Riesen-Bärenklau ist in Europa eine verhältnismäßig junge Pflanze, die bisher wenig Eingang in die Kulturgeschichte gefunden hat. Eine Ausnahme stellt das Lied The Return of the Giant Hogweed der Progressive-Rock-Band Genesis dar, das satirisch den Riesen-Bärenklau als ernsthafte Gefahr darstellt. So heißt es unter anderem „[…] turn and run, nothing can stop them, around every river and canal their power is growing […]“. Das Stück ist 1971 auf dem Album Nursery Cryme erschienen.[7]
Literatur
- D. Aichele, H. W. Schwegler (Hrsg.): Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 3. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2001. ISBN 3-440-08048-X.
- D. Frohne, H. J. Pfänder: Giftpflanzen. Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1997. ISBN 3-8047-1466-8.
- Ingo Kowarik: Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003. ISBN 3-8001-3924-3.
- Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000. ISBN 3-405-15776-5.
- Miloš Říha: Schloss Kynžvart. Vega-L, Nymburk 2005. ISBN 80-7276-004-1.
- Senghas K., Seybold S. 2003: Schmeil – Fitschen et al. Flora von Deutschland und angrenzenden Gebieten. 93. Auflage, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim.
Einzelnachweise
- ↑ Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (Bundesgesetzblatt Jahrgang 2009 Teil I Nr. 51, ausgegeben zu Bonn am 6. August 2009)
- ↑ Uwe Starfinger / Ingo Kowarik:Artensteckbrief Heracleum mantegazzianum Sommier & Levier (Apiaceae), Riesen-Bärenklau. In: Handbuch Neoflora Eine Information des Bundesamtes für Naturschutz in Zusammenarbeit mit der AG Neobiota auf FloraWeb.
- ↑ Informationen zur Bekämpfung des Riesenbärenklaus vom Landratsamt Starnberg, Untere Naturschutzbehörde, Stand 25. April 2006. (PDF; 470 kB)
- ↑ [1] (PDF; 145 kB)
- ↑ Merkblatt Umgang und Bekämpfung von Riesen-Bärenklau (PDF; 134 kB) Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Januar 2009
- ↑ http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article2336017/Engelwurz-Vorsicht-nicht-gefaehrlich.html
- ↑ der online verfügbare Songtext
Weblinks
- Riesen-Bärenklau. auf FloraWeb.de
- waldwissen.net: Finger weg vom Riesen-Bärenklau
- Praxisleitfaden Riesenbärenklau (PDF-Datei, 4 MB)
- Der Riesen-Bärenklau – Faltblatt Integrierter Pflanzenschutz, Heft 5 (PDF-Datei, 384 kB; 8 Seiten) vom Freistaat Sachsen
- Giftpflanze Herkulesstaude und Bemerkungen zur Neophyten-Problematik bei Giftpflanzen.com (B. Bös)
- Artsteckbrief von Neobiota (Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz)
- Groß und gefährlich: Der Riesenbärenklau in Duisburg
- Die Eindämmung der Herkulesstauden – Empfehlungen aus der Praxis bei www.Herkulesstaudenbekaempfung.de (Dr. Wolf Herold)
- Eine eher umstrittene Art der Entfernung bei Radio- TV & Print Journalist Florian Büh
- Merkblatt und Informationen über die Herkulesstaude des Kreisausschusses des Hochtaunuskreises, Fachbereich Umwelt
- Exotische Pflanzen auf dem Vormarsch – Invasive Neophyten verdrängen die standorttypische Flora an Fließgewässern (PDF-Datei, 1 MB; Seite 5)
- Martin Wolfangel: Invasive gebietsfremde Pflanzen - eine Gefahr für die biologische Vielfalt.