Dulichion (altgriechisch: Δουλίχιον), auch Dulichium, ist der Name einer Ionischen Insel in Homers Epen. Während die Insel nach dem Schiffskatalog der Ilias von Meges beherrscht wird, gehört sie in der Odyssee offenbar zum Reich des Odysseus. Die Lokalisierung von Dulichion ist schon seit der Antike umstritten und bis heute ungeklärt.
Angaben Homers
Nach der Ilias beherrschte Meges Dulichion und nahm mit 40 Schiffen am Troianischen Krieg teil :
|
|
Neben Dulichion gehörten demnach auch die als heilige Inseln bezeichneten Echinen zum Herrschaftgebiet des Meges. Letzteren werden gewöhnlich mit den Echinaden, eine Inselgruppe vor der Küste Akarnaniens, an der Acheloos-Mündung gleichgesetzt[2].
Laut Odyssee gehörte Dulichion (mittlerweile) zum Reich des Odysseus, zusammen mit der ebenfalls nicht sicher identifizierten Insel Same sowie Ithaka, Zakynthos und Teilen des arkarnanischen Festlands. Allerdings wird an anderer Stelle ein König Akastos auf Dulichion erwähnt [3]. Es wird angenommen, dass dieser Odysseus untergeben war und die Erwähnung von Akastos auf einer nichthomerischen, konkurrierenden Sagentradition fußt.[4] Aus Dulichion stammten 52 der insgesamt 108 Freier, die während der Abwesenheit des Odysseus um Penelope warben.[5] Dulichion wird als weizenreiche[6] Insel beschrieben, die, wie Same und Zakynthos, nahe bei Ithaka gelegen ist.[7] Ferner geht aus der Odyssee (14, 333ff.) hervor, dass Ithaka auf dem Seeweg von Thesprotien nach Dulichion lag.
Auch der Homerische Hymnos auf Apoll nennt Dulichion zusammen mit Ithaka, Same und Zakynthos (Vers 428).
Lokalisierungshypothesen
Bereits in der Antike war umstritten, welche Insel Homer als Dulichion bezeichnet. Man setzte voraus, dass Zakynthos und Ithaka seit Homer ihren Namen behalten haben, so dass Dulichion und Same mit den verbleibenden ionischen Inselns - die beiden größeren, Kephalonia (heute Kefalenia) und Leukas (heute Lefkada) wurden bei Homer nicht mit ihren späteren antiken Namen erwähnt - zu identifizieren seien. Das viel weiter nördlich gelgene Kerkyra (heute Korfu), das erst ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. dauerhaft von Griechen besiedelt wurde, klammerte man dabei aus. Strabon gibt in seinem Werk Geographie einige Lokalisierungsversuche älterer Autoren wieder[8]: Demnach wurde Dulichion meist mit Kefalonia oder einem Teil dieser Insel identifiziert. Strabon selbst hielt dagegen Kefallonia für das homerische Same und schlägt selbst eine Identifizierung mit einer der Echinaden-Ineln vor, wobei er Makri favorisierte, eine heute unbewohnte Felseninsel, die damals Dolicha hieß.[9] Eine der Begründungen Strabons war, dass Leukas erst ca. Mitte des 7. Jahrhundert v. Chr. durch einen von korinthischen Siedlern gegrabenen Kanal zur Insel wurde, es daher vorher nicht als Insel gegolten haben könne.[10]
Diese Überlieferung sorgte dafür, dass viele spätere Forscher Leukas bei der Lokalisierung der vier bei Homer namentlich genannten ionischen Inseln übergingen, so dass nur noch drei größere Inseln (Kefalonia, Zakynthos und Ithaka) übrig bleiben. Dies führte dazu, dass Dulichion auch in der neuzeitlichen Forschung oft mit einer der Inseln der Echinaden gleichgesetzt wurde, was aber mit den Angaben Homers, u.a. über die große Zahl von Freiern, die aus Dulichion stammen, nicht gut vereinbar ist.[11] Edward Dodwell meinte Anfang des 19. Jahrhunderts gar, Dulichion sei kurz nach Homers Zeit durch ein Erdbeben im Meer versunken.[12] Mutmaßungen, eine größere ehemalige Insel vor der Küste Akarnaniens sei durch Versandung im Bereich der Acheron-Mündung mittlerweile mit dem Festland verbunden, wurden inzwischen geologisch widerlegt Referenzfehler: Ungültige <ref>
-Verwendung: „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben..
Wilhelm Dörpfeld schloss sich Anfang des 20. Jahrhunderts der Auffassung, Leukas sei vor dem 7. Jahrhundert v. Chr. nicht als Insel angesehen worden, jedoch nicht an. Er vertrat dagegen - gestützt u.a. auf geologische Forschungen - die Ansicht, dass durch im 7 Jahrhundert v. Chr. lediglich eine bestehende Meerenge zwischen dem Festland und Leukas schiffbar gemacht wurde, so dass es auch zu Homers Zeiten als Insel gegolten haben müsse. Er identifizierte Dulichion mit Kefalonia, wobei er auch das homerische Ithake mit Leukas und das homerische Same mit der heutigen Insel Ithaka gleichsetze. Dörpfelds Theorie bzgl. der Gleichsetzung des homerischen Ithakas mit Leukas konnten sich in der Forschung zwar nicht durchsetzen, jedoch wurde nach seien Publikationen auch wieder Leukas als potentieller Kandidat für eine der vier bei Homer namentlich genannten Inseln berücksichtigt.
U.a. Hope Simpson vertrat die These, Dulichion würde Leukas entsprechen[13] Dieser folgt - mit Einschränkungen - auch Edzard Visser[14]
2002 stellte Vangelis Pantazis erstmals die Theorie auf, Dulichion sei mit Zakynthos identisch. [15]von Makis Metaxas und Hettie Putman Cramer[16] identifiziert Dulichion mit der heutigen Insel Zakynthos. Demnach hätte diese bei Homer Dulichion gehießen, was zu einigen Angaben Homers passt: So ist Zakynthos Elis am nächsten, was erklären würde, warum der aus Elis stammende Meges Dulichion beherrscht. Auch die indirekte Angabe in der Odyssee, Ithaka liege auf dem Weg von Thesprotien nach Dulichion würde passen.
Literatur
- Wilhelm Dörpfeld: Leukas. Zwei Aufsätze über das homerische Ithaka. Beck & Barth Athen, 1906, S. 3fff.
- Edzard Visser: Homers Katalog der Schiffe. Teubner-Verlag, Stuttgart - Leipzig 1997 ISBN: 3-519-07442-7. S. 574-598.
Weblinks
The Lost Kingdom of Homers Doulichon von Cramer und Metaxas
Einzelnachweise
- ↑ ΙΛΙΑΔΟΣ – (Altgriechisches Original des 2. Gesangs der Ilias). www.gottwein.de, abgerufen am 15. April 2015.
- ↑ Edzard Visser: Homers Katalog der Schiffe. Teubner-Verlag, Stuttgart - Leipzig 1997, S. 583, 585 ff.
- ↑ Homer, Odyssee 14, 335f.
- ↑ Edzard Visser: Homers Katalog der Schiffe. Teubner-Verlag, Stuttgart - Leipzig 1997, S. 580, 582.
- ↑ Homer, Odyssee 16, 247ff. Die übrigen 56 Freier stammen aus Same (24), Zakynthos (20) und Ithaka (12)
- ↑ Homer, Odyssee 14, 335; 16, 397
- ↑ Homer, Odyssee 8, 22ff.
- ↑ Strabon, Geographie, 10, 455ff.
- ↑ Strabon, Geographie, 10, 458.
- ↑ s. zu dieser Problematik und den daraus resultierenden Thesen in der Forschung auch Dörpfelds Ausführungen in: Wilhelm Dörpfeld: Leukas. Zwei Aufsätze über das homerische Ithaka, (Beck & Barth Athen, 1906) S. 3f.
- ↑ Edzard Visser, Homers Katalog der Schiffe, Teubner-Verlag, Stuttgart - Leipzig 1997, S. 579f.
- ↑ Edward Dodwell, A classical and topographical tour through Greece, during the years 1801, 1805, and 1806, Band 1, London 1819, S. 1ß7f.
- ↑ u.a. R. Hope Simpson - J. F. Lazenby, The Cataloque of ships in Momer's "ilias", New York, Oxford University Press 1970, S. 101.
- ↑ Edzard Visser, Homers Katalog der Schiffe, Teubner-Verlag, Stuttgart - Leipzig 1997, S. 580ff., bes. 580, Anm. 11 mit Verweis auf Hope Simpson und Allen.
- ↑ Vangelis Pantazis, Η ομηρική Ζάκυνθος. Οι «ιερές» Εχίνες και το μυστήριο του χαμένου Δουλιχίου
- ↑ http://homericithaca.blogspot.de/2013/11/the-lost-kingdom-of-homers-doulichion.html