Julius Carlebach (Kunsthändler)

deutsch-amerikanischer Ethnologe und Kunsthändler
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Julius Carlebach, eigentlich Joseph Hirsch Zwi Carlebach (28. Juli 1909 in Lübeck - 13. Oktober 1964 in New York City) war ein deutsch-amerikanischer Ethnologe und Kunsthändler.

Leben

Julius Carlebach war ein Sohn des Lübecker Bankiers Alexander Carlebach (1872–1925) und seiner aus Moskau stammenden Frau Sonja, geb. Persitz. Die Carlebachs waren eine große und bekannte Rabbinerfamilie. Der Rabbiner Salomon Carlebach war sein Großvater; die Rabbiner Ephraim Carlebach und Joseph Carlebach waren seine Onkel. Fünf seiner Cousins wurden ebenfalls Rabbiner.

Als Jugendlicher erwarb er durch Besuche in der Lübecker Völkerkundesammlung im Museum am Dom ein Interesse an völkerkundlichen Objekten.[1] Er studierte Kunstgeschichte und Völkerkunde an den Universitäten Berlin, Wien und Hamburg. Schon neben dem Studium und zu dessen Finanzierung handelte er mit Ethnografica und Judaica. 1932 baute er eine jüdische Abteilung im Lübecker Museum auf.

1933 zog er von Hamburg nach Berlin. Er heiratete 1936 Josepha, geb. Silberstein.

1937 gelang ihm die Emigration in die Vereinigten Staaten. Zwei Gemälde aus seinem Bestand wurden im April 1937 in einer Auktion in Rudolph Lepkes Auktionshaus versteigert.[2] Carlebach ließ sich in New York City nieder und eröffnete 1939 in der Third Avenue ein Geschäft für Antiquitäten und Stammeskunst. Er war besonders bekannt für seine Objekte der pazifischen First Nations, die er in Zusammenarbeit mit George Gustav Heye vermarktete, der 1929 in Hamburg einen Ehrendoktor erhalten hatte. Viele Künstler des Surrealismus, die in New York eine neue Heimat gefunden hatten wie Max Ernst, André Breton und Robert Lebel, erwarben bei ihm Masken und andere Kunstgegenstände.[3] Für Claude Lévi-Strauss war Carlebachs Laden vergleichbar mit der Schatzkammer in der Höhle Ali Babas (caverne d'Ali Baba).[4] Von den frühen 1940er Jahren bis Anfang der 1960er Jahre war Carlebach der einflussreichste New Yorker Galerist auf dem Gebiet indianischer Kunst.[5]

Daneben förderte Carlebach junge Künstler durch Ausstellungen. So hatte Roy Lichtenstein 1951 seine erste Einzel-Ausstellung in der Carlebach Gallery.[6]

Carlebach starb im Alter von 55 Jahren an einem Herzinfarkt - eine Woche nachdem aus der Galerie eine wertvolle Statue des 17. Jahrhunderts aus Benin gestohlen worden war.[7] Kunstwerke aus seinem Handel finden sich heute in vielen Sammlungen und Museen weltweit, darunter im Pariser Musée de l’Homme, in der National Gallery of Australia in Canberra aus dem Nachlass Ernst, im

Kataloge und Ausstellungen

  • The First Communication, Julius Carlebach Gallery, 1947
  • Carl Podszus, Carlebach Gallery, 1948
  • Popular Artists of Haiti: Haitian Art Center of New York : October 9th-23rd, at Carlebach's Haitian Art Center of New York, Carlebach Gallery, 1948
  • Markowitz, Carlebach Gallery, 1949
  • Hilde Weingarten, Carlebach Gallery, 1949
  • Hazel McKinley, Carlebach Gallery, 1949
  • Seong Moy, Carlebach Gallery, 1949
  • Meichel Pressman, Carlebach Gallery, 1949
  • Joachim H. Themal, Carlebach Gallery, 1949
  • Albert Freudenberg, Carlebach Gallery, 1950
  • Thomas Hughes Ingle, Carlebach Gallery, 1950
  • Lee Porzio, Carlebach Gallery, 1950
  • Warner Prins, Carlebach Gallery, 1950
  • Schames, a Monument to Hitler's Infamy: Feb. 28-Mar. 18, Carlebach Gallery, 1950
  • Lichtenstein, Carlebach Gallery, 1951

Literatur

  • The Carlebach Gallery of New York Presents an Exhibition of Rare and Beautiful Chess Sets: In Conjuction with the First Canadian "open" Chess Championship Tournament, Montreal 1956 at the Montreal Museum of Fine Arts ...., Montreal Museum of Fine Arts, Montreal 1956


  • Parke-Bernet: Pre-Columbian and North-American Indian Art - Property of the Carlebach Gallery - Public Auction Saturday May 17 1969 Paperback, 1969
Commons: Julius Carlebach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. Ausstellung über jüdisches Leben - Sammlung Julius Carlebach, Pressemitteilung der Hansestadt Lübeck vom 8. November 2011, abgerufen am 1. Juni 2015
  2. Liste der von Julius Carlebach eingereichten Objekte
  3. Siehe zu Ernst Christine Dixon: Max Ernst, artist and collector, in: Susan Cochrane, Max Quanchi (Hrg.): Hunting the Collectors: Pacific Collections in Australian Museums, Art Galleries and Archives. 2. Auflage, Newcastle upon Thyme: Cambridge Scholars Publishing 2013 ISBN 9781443848282, S. 267–280, hier S. 269
  4. Michel Izard: Claude Lévi-Strauss. Paris: Editions de l'Herne 2004 ISBN 9782851970961, S. 114, vgl. auch Kunst des hohen Nordens, Der Standard vom 23. August 2007, abgerufen am 1. Juni 2015; vermutlich bezieht sich das Zitat von der Caverne, aus der Carlebach mit seinen Schätzen auftauchte, ursprünglich eher auf das Lagerhaus der Sammlung Heyes in der Bronx
  5. From the 1940s to the early 1960s, Carlebach was the most influential New York gallery owner specializing in American Indian art. Fenimore Art Museum
  6. Lichtenstein, Carlebach Gallery, New York 1951 (Katalog)
  7. Julius Carlebach, of Gallery Featuring Primitives, Is Dead, New York Times vom 14. Oktober 1964, abgerufen am 1. Juni 2015