Henry Fonda, (* 16. Mai 1905 Grand Island, Nebraska; † 12. August 1982 Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Filmschauspieler. Er gilt als einer der bedeutendsten US-amerikanischen Charakterdarsteller.
Die frühen Jahre
Henry Fonda wird in Grand Island/Nebraska als Sohn eines Druckers geboren und plant zunächst eine Karriere als Journalist. Mitte der 20er Jahre schließt er sich einer Amateurtheatertruppe an, die von Dorothy Brando geleitet wird (sie hat ein Baby mit Namen Marlon). An der Universität von Minnesota trifft Fonda auf James Stewart, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Stewart und Fonda spielen Theater in New York und bewohnen zusammen ein kleines Appartement. Mitte der 30er Jahre erhalten die beiden Schauspieler die ersten Angebote aus Hollywood. 1931 bis 1932 ist Fonda in erster Ehe mit seiner Kollegin Margaret Sullavan verheiratet.
Erste Erfolge
1935 dreht Henry Fonda seinen ersten Film: Der Farmer will heiraten ist die Adaption eines Bühnenstücks, mit dem er bereits am Broadway erfolgreich war. Ab 1936 ist Fonda mit Frances Seymour Brokaw verheiratet – aus der Ehe gehen die beiden Kinder Jane und Peter hervor, die später ebenfalls als Schauspieler erfolgreich sind. Der gutaussehende, hochtalentierte Fonda wird in Hollywood schnell zu einem populären Star und spielt sofort unter Top-Regisseuren wie Fritz Lang oder William Wyler. In Jesse James – Mann ohne Gesetz tritt er neben Tyrone Power in der Titelrolle als „Frank James“ auf. John Ford gibt Fonda die wichtige Hauptrolle in Der junge Mr. Lincoln (1939) und engagiert ihn 1940 für seine meisterhafte Steinbeck-Verfilmung Früchte des Zorns, wo Fonda der Rolle des Tom Joad nahezu mythische Dimension verleiht. (Fonda ist für einen Oscar nominiert, verliert aber gegen seinen Freund James Stewart).
Der große Charakterdarsteller
Der Erfolg von Früchte des Zorns etabliert Henry Fonda als einen der großen Charakterdarsteller seiner Generation. Während die meisten Hollywood-Stars nur in Kinofilmen auftreten, arbeitet Fonda während seiner gesamten Filmkarriere regelmäßig als Theaterschauspieler. In den 40er Jahren spielt Fonda unter Regisseuren wie Fritz Lang oder John Ford wichtige Rollen in Western-Klassikern wie Ritt zum Ox-Bow (1943), Faustrecht der Prärie (1946) oder Bis zum letzten Mann (1948). Fondas Image ist das des aufrechten, moralisch integren Amerikaners.
1950 stirbt Fondas Frau durch Selbstmord. Er dreht erst fünf Jahre später seinen nächsten Film: 1955 stellt er in Mister Roberts einen Marineoffizier dar, nachdem er die Rolle jahrelang auf der Bühne gespielt hatte. Fonda spielt für Alfred Hitchcock in Der falsche Mann (1956) und dreht 1957 unter Sidney Lumet einen seiner berühmtesten Filme: Im Gerichtsdrama Die zwölf Geschworenen brilliert er als skeptischer Geschworener, der einen Unschuldigen vor der Verurteilung bewahrt. In dem Kalter-Krieg-Drama Angriffsziel Moskau (1964) spielt er den amerikanischen Präsidenten. 1968 besetzt ihn Regisseur Sergio Leone radikal gegen sein Image und gibt ihm so seine vielleicht bekannteste Rolle: Im Kult-Western Spiel mir das Lied vom Tod liefert er als eiskalter Auftragskiller, der ganze Familien auslöscht, eine unvergessliche Darstellung.
Späte Jahre
In den 70er Jahren ist der alternde Charakterdarsteller bei der Rollenauswahl nicht mehr wählerisch und tritt häufig in uninspirierten Kommerzfilmen wie Schlacht um Midway (1976) oder Meteor (1979) auf. Sergio Leone gibt ihm (als Produzent) in der amüsanten Westernkomödie Mein Name ist Nobody (1973) die schöne Rolle eines legendären Westernhelden, der sich mit einem jungen Bewunderer (Terence Hill) anfreundet. 1981 überreicht Robert Redford dem greisen Schauspieler einen Ehren-Oscar für sein herausragendes Lebenswerk. 1982, nur wenige Monate vor seinem Tod, erhält Fonda erstmals einen Oscar für eine von ihm gespielte Rolle: Neben Katharine Hepburn und seiner Tochter Jane war er in Am goldenen See als verbitterter Rentner aufgetreten. Henry Fonda, der fünf Mal verheiratet war, stirbt am 12. August 1982.
In seinen letzten Lebensjahren äußerte er sich betont abfällig über die Politik seines Ex-Kollegen Ronald Reagan, der 1980 als Präsident ins Weiße Haus gewählt worden war.
Der Schauspieler Fonda
Henry Fonda wurde im Lauf der Jahrzehnte zu einer amerikanischen Ikone, die von seinen Landsleuten in beispielloser Weise verehrt wurde. Durch seine eindringliche Darstellung moralisch unfehlbarer Männer, die stets verantwortungsvoll handelten, verkörperte er die amerikanischen Tugenden in ihrer reinsten Form. Mehrmals stellte er amerikanische Präsidenten dar. Fonda räumte allerdings ein, dass es unmöglich sei, in der Realität ein ebenso ehrenhaftes Leben wie seine Leinwandcharaktere zu führen.
Bei Kritik und Publikum hat sich Henry Fonda eine einzigartige Reputation erworben. Der schlanke, aristokratische, auch im Alter attraktive Schauspieler mit den legendär blauen Augen war für seinen naturalistischen Darstellungsstil bekannt. Er spielte betont schnörkellos und zurückgenommen und überzeugte durch die außergewöhnliche Intensität seiner Rollengestaltungen. Fonda hielt wenig von dem psychologisierenden Method Acting, dessen herausragender Vertreter Marlon Brando war, der Sohn seiner alten Schauspiellehrerin.
Henry Fonda gilt allgemein als einer der bedeutendsten Schauspieler der Filmgeschichte.
Preise
Filme (Auswahl)
- 1935 Der Farmer will heiraten - Regie: Victor Fleming (mit Janet Gaynor)
- 1937 You Only Live Once/Du lebst nur einmal - Regie: Fritz Lang (mit Sylvia Sidney)
- 1938 Jezebel - Die boshafte Lady - Regie: William Wyler (mit Bette Davis)
- 1939 Der junge Mr. Lincoln - Regie: John Ford
- 1939 Jesse James - Mann ohne Gesetz - Regie: Henry King (mit Tyrone Power und Randolph Scott)
- 1940 Früchte des Zorns - Regie: John Ford
- 1940 Die Rückkehr des Frank James - Regie: Fritz Lang (mit Jackie Cooper)
- 1946 Faustrecht der Prärie - Regie: John Ford (mit Victor Mature)
- 1948 Fort Apache - Regie: John Ford (mit John Wayne und Shirley Temple)
- 1955 Mister Roberts - Regie: John Ford (mit James Cagney, William Powell und Jack Lemmon)
- 1956 Krieg und Frieden - Regie: King Vidor (mit Audrey Hepburn, Vittorio Gassman und Anita Ekberg)
- 1956 Der falsche Mann - Regie: Alfred Hitchcock (mit Vera Miles)
- 1957 Die 12 Geschworenen - Regie: Sidney Lumet (mit Martin Balsam, Lee J. Cobb, Jack Klugman und Jack Warden)
- 1959 Warlock - Regie: Edward Dmytryk (mit Richard Widmark und Anthony Quinn)
- 1961 Der längste Tag
- 1961 Das war der Wilde Westen
- 1963 Der Kandidat - Regie: Franklin J. Schaffner
- 1964 Angriffsziel Moskau
- 1965 Die letzte Schlacht
- 1968 Spiel mir das Lied vom Tod - Regie: Sergio Leone (mit Charles Bronson, Claudia Cardinale und Jason Robards)
- 1971 1971 - Sie möchten Giganten sein (Sometimes a Great Notion) (mit Paul Newman, Lee Remick)
- 1973 Mein Name ist Nobody - Regie: Tonino Valerii (mit Terence Hill)
- 1975 Schlacht um Midway - Regie: Jack Smight (mit Charlton Heston, Hal Holbrook, James Coburn, Glenn Ford, Robert Mitchum und Robert Wagner)
- 1977 Achterbahn (mit George Segal, Richard Widmark)
- 1978 Fedora - Regie: Billy Wilder (mit William Holden, Hildegard Knef und Marthe Keller)
- 1979 Gideons Paukenschlag
- 1981 Am goldenen See - Regie: Mark Rydell (mit Katharine Hepburn und Jane Fonda)
Literatur
- Tony Thomas: The Complete Films of Henry Fonda. Citadel Press (Lyle Stuart Inc / Carol Communications), Secaucus 1983, ISBN 0-8065-1189-3
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Fonda, Henry |
KURZBESCHREIBUNG | Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1905 |
GEBURTSORT | Grand Island |
STERBEDATUM | 12. August 1982 |
STERBEORT | Los Angeles, USA |