Kooperatives Lernen
Kooperatives Lernen bezeichnet Lernarrangements wie Partner- und Gruppenarbeiten, die eine synchrone oder asynchrone (via Computer), koordinierte, ko-konstruktive Aktivität der Teilnehmer/innen verlangen, um eine gemeinsame Lösung eines Problems oder ein gemeinsam geteiltes Verständnis einer Situation zu entwickeln (Pauli & Reusser, 2000; Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2002). Zentral für das kooperative Lernen ist, dass jeder sowohl für das Lernen der Gruppe als auch sein eigenes verantwortlich ist (Slavin, 1990).
Die Begriffe kooperatives Lernen, Gruppenunterricht, Gruppenarbeit, Lernen in Gruppen, collaborative learning und cooperative learning sind nicht einheitlich definiert.
In der englischsprachigen Literatur werden die Begriffe collaborative learning und cooperative learning meist bezüglich des Grades der Arbeitsteilung unterschieden. Bei cooperation wird die Aufgabe geteilt, wobei jeder eine Teilaufgabe löst und die Ergebnisse zusammengetragen werden, wohingegen bei collaboration in der Regel nicht arbeitsteilig gearbeitet wird, sondern man widmet sich von Anfang an gemeinsam derselben Aufgabe (Dillenbourg, 1999). Im deutschen Sprachraum ist diese Unterscheidung nicht üblich, so dass kooperatives Lernen in der Regel beides umfasst (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2002).
Kooperatives Lernen ist ein Bestandteil der Civic Education und gehört zum "Lernen durch Sprechen". Es beruht auf der Einsicht von John Dewey, dass das gemeinsame Erforschen von Schülern u.a. eine demokratische Lernkultur und damit Demokratie fördert. Auch vermittelt es für die Arbeitswelt notwendige Qualifikationen.
Schüler lernen beim kooperativen Lernen kommunikative Kompetenzen wie: Fragen stellen, zuhören, erzählen, im Gespräch neue Ideen bzw. Lösungen entwickeln. Darüber hinaus lernen sie aber auch kooperative Fähigkeiten wie: den anderen respektieren, andere Meinungen respektieren und lernen als gemeinsame Erfahrung erfahren. Es verbindet sich hier also kognitives und soziales Lernen.
Da die Schüler beim kooperativen Lernen ihr eigenes Wissen, ihre eigenen Ideen aktiv in den Lernprozess einbringen können, fördert es auch die Lernmotivation und damit den Lernprozess. Kooperatives Lernen sollte komplexeren Methoden der demokratischen Kommunikation (Debating, Deliberieren, Parlamentssimulation, Deliberative Polling) vorangehen.
Kooperatives Lernen fördert die Bereitschaft und Fähigkeit bei Schülern und Studenten, ihre Energien zu bündeln und kollektiv Wissen zu konstruieren, wie dies beispielsweise im Rahmen der Methode Lernen durch Lehren praktiziert wird. Hier wird die Lernergruppen zum neuronalen Netz umgestaltet.
Siehe auch
Informationen zum Kooperatives Lernen nach Norm Green auf dem Bildungsserver NRW
Literatur
- Brüning, Ludger /Saum, Tobias: Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung [Mit einem Vorwort von Kathy und Norm Green]. Essen (Nds-Verlag) 2006. ISBN 3-87964-306-7
- Dillenbourg, P. (1999). Introduction: What do you mean by “collaborative learning”? In: Dillenbourg, P. (Hrsg). Collaborative Learning. Cognitive and computational approaches (1-19). Pergamon: Amsterdam
- Green, Norm / Green Kathy: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium. Das Trainingsbuch. Seelze-Velber (Kallmeyer) 2005. ISBN 3-78004-937-6
- Huber, Anne A. (Hg.): Kooperatives Lernen - kein Problem. Effektive Methoden der Partner- und Gruppenarbeit (für Schule und Erwachsenenbildung). Leipzig (Klett-Verlag) 2004. ISBN 3-12-924438-7
- Miehe, Kirsten und Sven-Olaf: Praxishandbuch Cooperative Learning. Meezen (dragonboard-publishers) 2004. ISBN 3-938287-03-9
- Pauli, C. & K. Reusser (2000). Zur Rolle der Lehrperson beim kooperativen Lernen. In: Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 22(3), 421-442.
- Reinmann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (2002). Analyse und Förderung kooperativen Lernens in netzbasierten Umgebungen. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 34 (1), 44-57.
Sharan, Shlomo (Ed.): Handbook of Cooperative Learning Methods. Westport (Praeger Publishers, USA) 1999 (zuerst 1994).
- Slavin, R. E. (1990). Cooperative Learning. Theory, Research and Practice. Boston: Allyn and Bacon.
- Sliwka, Anne (2001). Das anglo-amerikanische Beispiel. Band 2, Weinheim. ISBN 3-935696-02-7 (kann kostenlos bei der Freudenberg Stiftung bestellt werden)
- Weidner, Margit: Kooperatives Lernen im Unterricht. Das Arbeitsbuch. Seelze/Velber (Kallmeyer) 2003. ISBN 3780049341