Jusos

Jugendorganisation der SPD-Mitglieder (14 bis 35 Jahre) und von Nichtmitgliedern
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Fahne Vorsitzender
Datei:Björnböhning.jpg
Basisdaten
Vorsitzender: Björn Böhning
stellvertretende
Vorsitzende:
Cordula Drautz,
Claudia Bogedan,
Dirk Bergrath,
Lars Klingbeil,
Simone Burger,
Lars-Patrick Wenzel,
Christian Reinke
Geschäftsführerin: Tanja Bergrath
kooptierte
Vorstands-
mitglieder:
Kai Burmeister,
Tobias Gombert,
Ralf Höschele,
Inga Möller
Mitglieder: zirka 69.000
(Anfang 2005)
Gliederung: 20 Bezirke
Anschrift: Willy-Brandt-Haus
10911 Berlin
Website: www.jusos.de
E-Mail-Adresse: Kontakt

Die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, Kurzbezeichnung Jusos, ist die Jugendorganisation der SPD.

Inhaltliches Profil

Die Jusos verstehen sich seit ihrer 1969 erfolgten „Linkswende“ nicht mehr nur als Jugendorganisation ihrer Partei, sondern als „linke Richtungsorganisation“ innerhalb der SPD. Obwohl sich auch die SPD in ihrer Grundsatzprogrammatik zum Demokratischen Sozialismus bekennt, gibt es seitdem vielfältige Konflikte mit der „Mutterpartei“. Innerverbandlich wurden die Jusos durch heftige Auseinandersetzungen zwischen seinen sich als „links“ verstehenden Flügeln beherrscht, die erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre abflauten.

Struktur

Mitgliedschaft

Jedes SPD-Mitglied unter 35 ist automatisch Juso, sogenannte "geborene" Mitglieder. Seit 1994 gibt es zusätzlich eine "Juso-Mitgliedschaft" für Jugendliche und junge Erwachsene unter 35. Im Rahmen eines Modellprojektes kann man innerhalb der Jusos die vollen Mitgliedsrechte wahrnehmen, ohne Mitglied der SPD zu sein. Diese "Nur-Juso"-Mitgliedschaft ist entgeltfrei, es genügt eine schriftliche Beitrittserklärung. Diese "Nur-Juso"-Mitgliedschaft ist auf 2 mal 2 Jahre begrenzt.

Zur Zeit (Anfang 2005) gehören den Jusos 48.700 SPD-Mitglieder an, das sind acht Prozent der SPD-Mitgliedschaft insgesamt. Hinzu kommen zirka 20.000 Juso-Mitglieder, die nicht der SPD angehören.

Aufbau

Die Strukturen der Jusos sind deckungsgleich mit denen der SPD. Der Bundesverband ist aufgeteilt in 20 Bezirke, die zumeist den Bundesländern entsprechen und dort die Bezeichnung "Landesverband" tragen. Nur in Hessen und Niedersachsen gibt es Bezirke auf regionaler Ebene, so dass der dortige Landesverband recht unbedeutend ist, da er allein für landespolititische Fragen zuständig ist. Unterhalb der Bezirke gibt es auf der Ebene der Großstädte und der Kreise die Unterbezirke, die in einigen Regionen "Kreisverband" heißen. In den Stadtteilen oder den Gemeinden können Arbeitsgemeinschaften als unterste Basisgliederung gebildet werden. An den meisten größeren Hochschulen existieren Juso-Hochschulgruppen und in einer Reihe von Städten gibt es seit 2004 die Jusos Schülergruppen , die auf Landes- und Bundesebene zusammenarbeiten. In vielen Bezirken der Jungsozialisten herrschten bis in die 1990er Jahre marxistische Positionen vor, bei denen der Übergang zum linksextremistischen Spektrum fließend war. Hier ist u.a. die Stamokap-Theorie zu nennen. Die rechtliche Stellung der Jusos ist im Vergleich zu anderen parteipolitischen Jugendorganisationen, wie der Jungen Union, die als selbständige Vereine organisiert sind, eher schwach. Als Arbeitsgemeinschaft der SPD unterliegen die Jusos der Organisationsgewalt der SPD, was bis hin zur Möglichkeit der Auflösung von Juso-Gliederungen bei einem sachgerechten Grund gehen kann.

Die Jusos sind Mitglied der Sozialistischen Jugendinternationalen IUSY und der Europäischen Jungsozialisten ECOSY.

Geschichte

1918-1969

Die Jusos entstanden zwischen 1918 und 1920, als sich Gruppen von 20 bis 25 Jahre alten Sozialdemokraten zusammenfanden. Zahlenmäßig blieben die Jusos, die darüber hinaus auf Grund interner Auseinandersetzungen zwischen einem austromarxistisch geprägten, linken Mehrheitsflügel und der Minderheit des nach rechts tendierenden, nationalistischen Hofgeismarer Kreises zerstritten waren, eher unbedeutend und hatten zwischen 3.000 und 5.000 Mitgliedern. 1931 löste die SPD im Zuge eines innerparteilichen Streits die Jusos auf, ein Teil der ehemaligen Mitglieder schloss sich im Herbst des selben Jahres der neugegründeten SAPD an.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 1946 die Jungsozialisten wiedergegründet. Zunächst stellten ehemalige Frontsoldaten die Mehrheit der Mitglieder. Die Jusos waren in ihren ersten Jahren zunächst loyal der Mutterpartei gegenüber und folgten linientreu der inhaltlichen Ausrichtung der SPD.

Linkswende im Jahr 1969

Im Jahr 1969 vollzog sich die Linkswende der Jusos. Sie beschlossen auf ihrem Bundeskongress in München die Wende von der braven, angepassten Parteijugend hin zu einem linken politischen Verband. Die Jusos verstehen sich seitdem als „sozialistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD, der auf die inhaltliche Ausrichtung der Partei aktiv Einfluss nimmt.

1969-1982

Seit den siebziger Jahren nutzen die Jusos die traditionelle „Faust mit Rose“ der Sozialistischen Internationale als ihr Logo.

1973 gelang es den links der SPD positionierten Jusos im Rahmen der 68er-Bewegung mit 300.000 Mitgliedern ihren bisherigen Höchststand zu erreichen und viele SPD-Gremien zu "übernehmen". Die Jusos stellten zu diesem Zeitpunkt etwa 30% der SPD.

Inhaltlich traten die Jungsozialisten ab 1969 ein für die Demokratisierung aller Lebensbereiche, insbesondere der Wirtschaft und des Staates. Dies sollte bedeuten: die Vergesellschaftung der strukturbestimmten Bereiche der Wirtschaft (sog. Schlüsselindustrien), gesamtgesellschaftliche Planung der Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsprioritäten bei relativer Autonomie der einzelnen Unternehmen im Rahmen dieser zentralen Rahmensetzung (sog. „zentraler Rahmenplan bei dezentraler Feinsteuerung"). Auch nahmen die Jusos immer häufiger feministische Positionen ein.

Die Jungsozialisten verfolgen die sog. Doppelstrategie. Dies bedeutete einerseits Basisarbeit und andererseits Arbeit in den Institutionen (auch als "Marsch durch die Institutionen" bezeichnet).

Zerfallserscheinungen folgten mit der aufkommenden Strategiedebatte und den stärker werdenden Grabenkämpfen zwischen den drei sich als marxistisch verstehenden Flügeln. Neben der reformsozialistisch-undogmatischen Strömung bildeten sich zwei Gruppen mit antimonopolistischer beziehungsweise antirevisionistischer Ausrichtung. Die theoretische Diskussion auf hohem Niveau band die praktischen Kräfte. Der Ausschluss des damaligen Vorsitzenden Klaus Uwe Benneter aus der SPD markiert den Höhepunkt der Auseinandersetzungen.

1982 bis heute

 
Jusos auf einer Demo

Aber auch nach 1989, als dem Theoriestreit zwischen den Strömungen die Grundlage entzogen war, bestimmten oftmals Flügelkämpfe zwischen verschiedenen, inzwischen häufig neugegründeten und umbenannten Strömungen, das Verbandsleben auf Bundesebene. 1997 gab sich der Verband ein modernisiertes Logo, das allerdings von einigen Bezirken zum Teil aus Traditionsbewusstsein, zum Teil als Ergebnis von Strömungsstreitigkeiten abgelehnt wird.

Der gegenwärtige Bundesvorsitzende Björn Böhning setzt den "linken" Kurs seiner Vorgänger Benjamin Mikfeld, Niels Annen und Andrea Nahles fort. Die unter Agenda 2010 firmierenden Reformen der SPD-geführten Bundesregierung werden als "neoliberal" abgelehnt. Auf dem Juso-Bundeskongress in Leipzig (10.-12. Juni 2005) sprachen sich die Jusos für die Einführung einer Bürgerversicherung, gegen Studiengebühren, für eine flächendeckende Kinderbetreuung sowie für den Beitritt der Türkei zur EU aus. Sie sagten ausdrücklich Nein zur Aufhebung des Waffenembargos gegen die Volksrepublik China und widersprachen damit den außenpolitischen Wünschen vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Ebenso kritisierten die Jungsozialisten massiv die Entscheidung der Bundesregierung, die Neuwahl des Bundestages im Herbst 2005 anzusetzen.


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