Aquarien (v. lat.: aqua = Wasser) sind die verbreitetste Art von Terrarien. Meist handelt es sich bei ihnen um Quader aus Glas oder durchsichtigem Kunststoff, die mit Wasser befüllt werden. Mit Hilfe von Fischen oder auch Krebsen und Garnelen sowie Wasserpflanzen und Bodenmaterialien, meist Kies oder Sand, versucht der Aquarianer eine kleine Unterwasserwelt herzustellen und am Leben zu erhalten. Auf Wassertiere spezialisierte Zoos (auch Aquazoos genannt) bezeichnen sich ebenfalls als Aquarien.

Geschichte des Aquariums
Zum ersten Mal züchteten Chinesische Kaiser Karpfen vor ca. 3000 Jahren. 1596 erschien das erste Buch zum Thema Aquarium von Chang Chi'en-te mit dem Titel "Chu sha yü p'u", auf Deutsch "Traktat über die Goldfische". In Europa begann sich das Aquarium Ende des 17. Jahrhunderts durchzusetzen. Das Wort "Aquarium" stammt aus dem Jahre 1853 von Philipp Henri Grosse. Er benutzte es erstmals in seinem Werk "A Naturalist's Rambles on the Devonshire Coast" .
Klassifikation von Aquarien
Aquarien können nach einer Reihe sehr unterschiedlicher Kriterien klassifiziert werden. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist eine Klassifizierung des Wassers nach den darin gelösten Inhaltsstoffen. Sie sind entscheidend dafür, welchen Lebewesen im Aquarium geeignete Bedingungen geschafft werden können.
Klassifikation nach Wasserbedingungen
Aquarien werden zuerst vor allem nach dem Salzgehalt des Wassers unterschieden. Meereswasseraquarien haben den höchsten Anteil an gelösten Salz im Wasser. In ihnen werden Lebensbedingungen simuliert, wie sie in Ozeanen vorkommen. Der Salzgehalt liegt zwischen 5 und 18 Prozent. Bei Süßwasseraquarien beträgt der Anteil des Salzes im Wasser weniger als 0.5 Prozent. Nachgeahmt werden die Lebensbedingungen in einem See oder Fluss. Dieser Typus von Aquarium ist der in der Aquaristik am meisten verbreitet. Brackwasseraquarien sind dagegen ein verhältnismäßig wenig verbreiteter Aquarientyp. Sie bilden die Lebensbedingungen der Mündungsgebiete großer Flüsse oder Mangrovenküsten nach. Der Salzgehalt liegt zwischen den Werten für ein Salz- und Süßwasseraquarium.
Viele tropische Gewässer, aus denen im Aquarium gepflegte Lebewesen stammen, haben salzarmes und sehr weiches Wasser.
Unterschieden werden unter anderem Frischwasser-, Altwasseraquarium.
Chemie im Aquarium
pH-Wert
siehe auch den Hauptartikel pH-Wert für eine ausführlichere Beschreibung
Der pH-Wert gilt in der Aquaristik als der wichtigste „Wasserwert“, der sich aus der Karbonathärte und dem Säuregehalt von Wasser ableitet. Lebewesen haben einen unterschiedlich großen Toleranzbereich für den pH-Wert und können außerhalb von diesem nicht überleben. Die Überprüfung, ob eine Tierart in einem Aquarium geeignete Überlebensbedingungen findet, orientiert sich in aller Regel zuerst am pH-Wert. Der Toleranzbereich von Pflanzen ist meist etwas größer als der von Tieren.
Der pH-Wert wird auf einer logarithmischen Skala mit Werten von 1 und 14 gemessen. Ein pH-Wert von sieben gilt als „neutral“, d.h. weder als alkalisch oder „hart“ noch als sauer oder „weich“. Logarithmisch bedeutet dabei, dass Wasser mit einem pH-Wert von sechs bereits 10 mal mehr Säuren als solches mit einem pH-Wert von 7 enthält. Wasser mit einem pH-Wert gar von fünf enthält bereits 100 mal mehr Säuren als solches mit einem Wert von 7. In der aquaristischen Terminologie wird Wasser mit einem Wert unter sieben häufig als „weich“, seltener als „sauer“ bezeichnet. Sogenannte Schwarzwasseraquarien, in denen südamerikanische Fische wie etwa Skalare oder der häufig gehaltene Rote Neon gut gedeihen, haben beispielsweise pH-Werte im Bereich von 3.
Wasserpflanzen gedeihen am besten in Aquarien mit einem pH-Wert unter 7, da bei diesen Werten in aller Regel auch der für das Pflanzenwachstum wichtige Kohlensäurewert höher ist. In Wasser mit einem pH-Wert über 7, das in der Aquaristik als „hart“ oder „alkalisch“ bezeichnet wird, fühlen sich vor allem ostafrikanische Barsche wohl.
Karbonathärte
Die Karbonathärte (KH) bezeichnet die Menge an Calcium- und Magnesiumionen, die an Hydrogencarbonate (HCO3) gebunden sind. Wasser mit einem niedrigen KH-Wert haben im allgemeinen einen niedrigen pH-Wert, während Wasser mit einem hohen KH-Wert normalerweise alkalisch ist. Die Karbonathärte stellt im Wasser einen Säurepuffer dar, der eine starke und schnelle Veränderung des pH-Wertes verhindert. Dies kann bei KH-Werten unter 2 eintreten. Eine Zugabe von Kohlensäure führt zu einer Erhöhung des KH-Wertes.
Gesamthärte
Die Gesamthärte wird als dGH bezeichnet und misst die Summe aller im Wasser gelösten Ionen derErdalkalimetalle. Zu diesen zählen neben Magnesium und Calcium unter anderem Strontium und Barium. In der Aquaristik spielt die Gesamthärte eine geringere Rolle als die Karbonathärte, da 80 % der im Wasser gelösten Ionen aus Calcium und Magnesium bestehen. Generell ist die Karbonathärte geringer als die Gesamthärte.
Leitwert
Mit dem Leitwert wird die Summe aller gelösten Salze im Wasser bezeichnet. Je mehr Salzeim Wasser gelöst sind, desto besser ist die Leitfähigkeit. Vollentsalztes Wasser leitet dagegen keinen Strom mehr.
Der Leitwert spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn Weichwasserfische gezüchtet werden sollen.
Salzgehalt
Eine Bestimmung des Salzgehaltes wird nur für Brackwasser- und Meereswasseraquarien benötigt. Die Dichte wird mit einem Aräometer gemessen. Süßwasser hat bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius ein spezifisches Gewicht von 1,0. Tropisches Meereswasser, also das Meereswasser, das normalerweise in einem Meereswasseraquarium nachgebildet wird, hat dagegen bei dieser Temperatur wegen der gelösten Salze Spurenelemente ein spezifisches Gewicht zwischen 1,020 und 1,027. Brackwasser liegt zwischen diesen beiden Werten. Zur Herstellung von Meereswasser kann kein normales Kochsalz verwendet werden. Verwendet wird statt dessen eine handelsübliche Meersalzlösung.
Stickstoffumwandlung im Aquarium
Die Stickstoffumwandlung, die durch Pflanzen, Filter und Mikroorganismen im Aquarium stattfindet, wird gelegentlich auch als Stickstoffkreislauf bezeichnet. Bei den wenigsten Aquarien liegt jedoch tatsächlich ein Kreislauf vor, der keine Eingriffe mehr benötigt. Die Lebewesen im Aquarium sind in der Regel auf Futter angewiesen und zur Nitratreduzierung ist ein regelmäßiger Teilwasserwechsel notwendig.
Aus den Exkrementen der im Aquarium gepflegten Lebewesen sowie dem unverbrauchtem Futter wird zunächst das giftige Ammoniak freigesetzt. Durch die Ammonifikation reagiert das Ammoniak im Wasser sofort zu Ammonium. Dieses ist für die Fische und Wirbellosen des Aquariums unschädlich. Für Pflanzen stellt es sogar einen wertvollen Dünger dar. Lediglich bei hohen pH-Werten und Temperaturen läuft die Umwandlung von Ammoniak in Ammonium nicht ab. Für Fische stellt Ammoniak ein starkes Gift dar. Ist im Ammoniak im Wasser hoch konzentriert, sind diese nicht mehr in der Lage, über die Kiemen Ammoniak abzuatmen. Sie vergiften sich dann letztlich selber.
Das Ammonium, das von den Pflanzen nicht als Nährstoff verbraucht wird, wird von Mikroorganismen wie Nitrosomonas-Bakterien, die sowohl im Aquarium als auch im Filter vorhanden sind, in Nitrit abgebaut. Nitrit ist wie Ammoniak für Fische giftig und bereits ab Werten von 1 Milligramm pro Liter tödlich. Ein plötzliches Hin- und Herschießen der Fische im Aquarium, apatisches Verhalten oder hektisches Atmen weisen auf eine mögliche Vergiftung durch Nitrit hin. Nitrit wird allerdings durch Nitrobakter-Bakterien in der letzten Stufe des aeroben Stickstoffabbaus in Nitrat umgewandelt. Dieser gesamte Prozess, bei dem unter Verbrauch von Sauerstoff Nitrit in Nitrat umgewandelt wird, wird als Nitrifikation bezeichnet. Nitrat ist für Fische nicht giftig. Er sollte allerdings einen Wert von 50 Milligramm pro Liter nicht übersteigen. Nitrat wird durch den regelmäßigen Teilwasserwechsel aus dem Aquarienwasser entfernt. Daneben findet jedoch ein weiter Prozess statt, bei dem Mikroorganismen Nitrat als Ersatz für Sauerstoff veratmet wird. Dieser anaerob ablaufende Prozess bezeichnet man als Denitrifikation. Er wird im Aquarium durch sehr poröse Filtermaterialien unterstützt, die den Nitrat abbauenden Mikroorganismen Lebensraume bieten.
Die Einrichtung eines Aquariums
Ausstattung eines Aquariums
Filter, Beleuchtung und Heizung
Für die Aufrechterhaltung der Lebensbedingungen sind ein Filter, bei der Haltung der meisten Fischarten auch eine Heizung und eine Beleuchtung nötig.
Der Aquariumfilter kann als Innenfilter oder Außenfilter ausgeführt sein. Innenfilter sind die häufigste verwendete Filterform. Ihr Einsatz ist jedoch auf kleinere Aquarien beschränkt. Eine der einfachsten Filterformen ist dabei der Hamburger Mattenfilter. Außenfilter werden heute meist als sogenannte Topffilter betrieben, daneben sind aber auch Sandfilter oder Rieselfilter denkbar, die aber sehr platzintensiv ist.
Bei der Heizung ist heute eine Stabheizung am gebräuchlichsten; die vielfach propagierte Bodenheizung ist bei der Aufstellung in beheizten Räumen nicht mehr nötig. Bei der Beleuchtung werden häufig Leuchtstoffröhren eingesetzt. HQL-Lampen sind heute nicht mehr so gebräuchlich - sie werden in zunehmenden Maße von den HQI-Brennern verdrängt, die bei gleicher Leistung eine höhere Lichtausbeute bieten. Für Becken über 50 cm Höhe sind HQI-Brenner erforderlich, da die Lichtstärke mit zunehmender Tiefe schnell abnimmt.
Weitere Ausrüstungsgegenstände
Ein Thermometer ist notwendig, um die Wassertemperatur gelegentlich zu überprüfen. Ein einfaches Flüssigkeitsthermometer ist dabei ausreichend, auch wenn mittlerweile digitale Aquarienthermometer angeboten werden. Erhältlich sind auch Thermofolien, die von außen an einer Stelle des Aquarienglases aufgeklebt werden. Diese Thermometer, die die Temperatur durch eine unterschiedliche Färbung der Schrift anzeigen, werden gelegentlich als nicht hinreichend genau kritisiert.
Ein Käscher oder eine Fischfangglocke sind nötig, um Fische oder auch frei schwimmende Pflanzenbestandteile aus dem Wasser herausfischen zu können. Eine Fischfangglocke ist dabei besonders geeignet, wenn die Fische sehr empfindlich sind oder man Jungfischschwärme fangen möchte. Ein Schlauch und ein Eimer sind nötig, um den Wasserwechsel vornehmen zu können. Ein Mulmsauger ist behilflich, um Mulm aus dem Aquarium zu entfernen. Hilfrich gilt ein Futterautomat, der über einen längeren Zeitraum regelmäßig Futter in das Aquarien abgibt. Mit ihm wird die Versorgung der Fische während eines Urlaubs sichergestellt.
Für die Bestimmung der Wasserwerte werden zum Teil elektronische Geräte angeboten. Es gibt aber auch einfach anzuwendende Stäbchen- und Tropftests. Bei Stäbchentests werden die Teststicks kurz ins Aquarienwasser getaucht. Anhand einer Farbskala kann dann der zu bestimmende Wert gemessen werden.
Leitungswasser und Aquarienwasser
Hobbyaquarianer entscheiden sich meist für einen Besatz mit Lebewesen, die mit den Wasserbedingungen zurechtkommen, die das jeweilige Leitungswasser bietet. Sofern die Wasserwerte des Aquariums auch beim Leitungswasser vorliegen, kann dann ein Aquarium nach einem Teilwasserwechsel direkt mit entsprechend temperierten Leitungswasser aufgefüllt werden. Viele Aquarianer behandeln das Wasser jedoch mit einem Wasseraufbereiter, um die darin befindlichen Schwermetalle zu binden und eventuell vorhandenes Chlor zu neutralisieren. Nur bei sehr stark mit Schwermetallen oder Herbiziden belasteten Wasser ist eine Filterung mit einem Carbonit-Filter notwendig.
Generell lässt sich Leitungswasser so verändern, dass jeder gewünschte Wasserwert erreicht werden kann. So kann sehr hartes Leitungsasser durch eine Umkehrosmose oder durch einen Mischbettfilter auf die gewünschten niedrigen pH-Werte gebracht werden. Brackwasser- oder Salzwasserbedingungen werden durch die Hinzufügung von speziellen Salzmischungen erzielt.
Die großen öffentlichen Aquarien
In großen Zoos gibt es auch begehbare Aquarien, in denen der Besucher durch einen mit Glas überdachten Gang in einen mit Wasser gefüllten Raum geführt wird.
Das andere Extrem sind die vergleichsweise winzigen Goldfischgläser, die wegen ihrer im Vergleich zur Größe der Fische meist viel zu geringen Wassermenge eine wirkliche Tierquälerei bedeuten: So kommt es über die geringe Wasseroberfläche kaum zum notwendigen Luftaustausch. Da Goldfischgläser nicht mit Filtern ausgestattet sind, ist ein täglicher Wasserwechsel notwendig.
Eine besondere Art des Aquariums stellt die sogenannte Ecosphere dar. Sie bildet – anders als Aquarien in denen man die Fische füttern und über den Filter überschüssige Stoffe entfernen muss – ein in sich abgeschlossenes Ökosystem.
Um die richtige Wasserqualität zu gewährleisten sind regelmäßige Wassertests erforderlich.
Aquarien als Zoos
Beispiele für auf Wassertiere spezialisierte Zoos sind das Kölner Aquarium am Zoo, der Aquazoo in Düsseldorf, das Sea Life Oberhausen, das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund oder auch das Seewasseraquarium in Wilhelmshaven. Eine Besonderheit bildet das zum Berliner Zoo gehörige Aquarium, denn es enthält auch Landtiere wie Krokodile und Insekten.
Das größte Aquarium der Welt soll in Großbritannien entstehen; das Institut in der Grafschaft Bedfordshire soll zwei riesige Biosphären umfassen, die 200 Aquarien mit Frischwasserfischen, Amphibien und Reptilien enthalten. Das Projekt kostet 350 Millionen Euro, soll im Jahre 2010 fertiggestellt sein und Platz für 2500 Menschen bieten
Das momentan größte Aquarium der Welt ist das 300 Millionen Dollar teure Georgia Aquarium in Atlanta. Die riesigen Becken fassen mehr als 30 Millionen Liter Wasser. Über 500 verschiedene Spezies, gesamthaft rund 120000 Meeresbewohner, finden Platz in diesem künstlichen Riff. Hauptattraktion sind Ralph und Norton, zwei junge Walhaie.
Literatur
- Gina Sandford: Aquarium - Handbuch für Süßwasser- und Meerwasseraquarien, Dorling Kindersley Verlag, Stamberg 2004, ISBN 3-8310-0553-2
- Bernd Greger: Pflanzen im Süßwasseraquarium, Birgit Schmettkamp Verlag, Bornheim 1998, ISBN 3-928819-16-X
- Kaspar Horst und Horst E. Kipper: Das optimale Aquarium - Leitfaden zur Einrichtung und Pflege des Süßwasser-Aquariums, Ad aquadocumenta Verlag, Bielefeld 1992, ISBn 3-925916-15-6
- Uwe Werner: Ausgefallene Aquarienpfleglinge, Landbuch Verlag, Hannover 1993, ISBN 3-7842-0495-3
Weblinks
- http://www.aquariumwiki.de/ Themen-Wiki Aquaristik
- http://www.einrichtungsbeispiele.de/ Einrichtungsbeispiele
- http://www.naturaquarium.de/ Naturaquarien im japanischen Stil
- http://www.aquarium-wasserpflanzen.de/ Wasserpflanzen-Lexikon