Recklinghausen

Kreisstadt im Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Die Kreisstadt Recklinghausen liegt im Ruhrgebiet im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und ist die einzige Großstadt und gleichzeitig Sitz des bevölkerungsreichsten deutschen Landkreises, des Kreises Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster. Recklinghausen ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen, Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr und bundesweit für ihre Ruhrfestspiele bekannt.

Wappen Deutschlandkarte
Recklinghausen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Recklinghausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 37′ N, 7° 12′ OKoordinaten: 51° 37′ N, 7° 12′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Recklinghausen
Höhe: 85 m ü. NHN
Fläche: 66,5 km2
Einwohner: 115.396 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 1735 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 45601–45665
Vorwahl: 02361
Kfz-Kennzeichen: RE, CAS, GLA
Gemeindeschlüssel: 05 5 62 032
Stadtgliederung: 18 Stadtteile (inkl. Innenstadt)
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 3/4
45657 Recklinghausen
Website: www.recklinghausen.de
Bürgermeister: Christoph Tesche (CDU)
Lage der Stadt Recklinghausen im Kreis Recklinghausen
KarteBochumBottropDortmundEssenGelsenkirchenHerneKreis BorkenKreis CoesfeldKreis UnnaKreis WeselOberhausenCastrop-RauxelDattelnDorstenGladbeckHaltern am SeeHertenMarlOer-ErkenschwickRecklinghausenWaltrop
Karte

Um etwa 800 aus einem karolingischen Königshof entstanden und 1017 erstmals unter „Ricoldinchuson“ erwähnt, war die Stadt (Stadtrechte 1236) seit ca. 1180 Sitz und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Vests Recklinghausen, aus dem 1815 der preußische Kreis Recklinghausen hervorging. Das größte Wachstum kam indes ab 1869 durch den Bergbau. Heute ist Recklinghausen vor allem Dienstleistungs-, Einkaufs- und Verwaltungsstadt und hat ein Einzugsgebiet mit rund 600.000 Menschen. Die Bewohner Recklinghausens heißen Recklinghäuser, das Adjektiv lautet ebenfalls so (zum Beispiel Recklinghäuser Rathaus). Die Stadt nennt sich selbst Ruhrfestspielstadt Recklinghausen.

Geographie

Räumliche Lage

Die Stadt Recklinghausen liegt am Nordrand des Industriereviers im Osten der naturräumlichen Haupteinheit Emscherland. Der flächenmäßig etwas größere nördliche Teil um die Kernstadt, der in etwa durch die Hamm-Osterfelder Bahn separiert wird, liegt auf dem Recklinghauser Lößrücken, dem östlichen Teil des Vestischer Höhenrücken, dessen Kamm die Innenstadt in Form eines nach Süden offenen Halbkreises ergibt. Südlichere Ortsteile liegen im Emschertal nebst Randplatten.

Höchste natürliche Erhebung ist der Fritzberg (113 m) im Osten, westnordwestlich der Innenstadt werden an der Stadtgrenze zu Herten um 110 m erreicht. Höchste künstliche Erhebung ist der Mollbeckberg (124 m) im Nordwesten, der niedrigste Punkt des Stadtgebietes liegt an der Karlstraße im Südosten Hochlarmarks bei 43 m ü. NN.

Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in West-Ost-Richtung 9,5 und in Nord-Süd-Richtung 10,9 km. Der Umfang des Stadtgebietes beträgt 43 km.

Stadtgliederung

 
Stadtgliederung Recklinghausens

Recklinghausen gliedert sich in 18 Stadtteile, die gleichzeitig statistische Bezirke darstellen.

Die folgende Tabelle entspricht den Einwohnerzahlen vom 31. Dezember 2012;[2] die Zahlen entspringen einer Fortschreibung der Volkszählung von 1987 und weichen daher von den Zensuswerten etwas nach oben ab:[3]

Ortsteil

Bezirk

Fläche
[km²]
Einwohner

EW
/km²
Lage
in der Stadt
Innenstadt 101 0,353 1.672 4710 nordwestlich der Mitte
Nordviertel 102 2,597 9.053 3486 Norden
Speckhorn/Bockholt 103 10,964 1.429 130 äußerster Nordwesten
Ostviertel 104 5,019 11.430 2277 Osten bis Nordosten
Westviertel 105 1,770 7.170 4051 Nordwesten
Hochlar 106 2,573 5.129 1993 nördlicherer Westen
Paulusviertel 107 2,448 7.522 3073 westlich der Mitte
Stuckenbusch 108 2,803 2.442 871 südlicherer Westen
Hillerheide 109 4,837 6.697 1385 südlich der Mitte
Hillen 110 2,955 9.434 3193 Mitte
Berghausen 111 1,672 414 248 östlich der Mitte
Grullbad 212 2,635 6.154 2335 westlicherer Süden
Süd 213 2,902 12.687 4372 westlicherer Süden
König Ludwig 214 4,048 11.670 2883 Süden
Röllinghausen 215 2,873 4.097 1426 östlicher Süden
Hochlarmark 316 4,151 10.170 2450 äußerster Südwesten
Suderwich 417 10,154 11.560 1138 äußerster (Süd-)Osten
Essel 418 1,574 438 250 Nordosten

Rund 50.000 Menschen leben in der erweiterten Kernstadt aus Innenstadt, den vier namentlichen Stadtvierteln, Hillen und Hochlar. In der Südstadt aus Grullbad, Süd und König Ludwig leben 30.000 Menschen, zusammen mit Hochlarmark sind es sogar 40,000.

Historische Zuordnung

 
Stadtplan der Innenstadt
(→ Legende)

Das eigentliche Stadtgebiet Recklinghausens bestand im 19. Jahrhundert aus der Innenstadt, dem dörflichen Stadtteil Hillen und landwirtschaftlich genutzten Gebieten, die in etwa den heutigen Gebieten von Paulus-, West-, Nord- und Ostviertel von Hillen entsprachen. Der Osten ging jedoch nur bis zum Ostcharweg, d. h. die heutige Lohwegsiedlung liegt größtenteils auf altem Esseler bzw. Suderwicher Gebiet. Auch der Nordcharweg, zu dem heute nördlich unmittelbar parallel der Autobahnzubringer nach Oer als nördliche Begrenzung der Kernstadt verläuft, war ein historischer Grenzweg, wenngleich die Recklinghäuser Gemarkung im 19. Jahrhundert darüber hinaus ging; nach Südwesten fortgesetzt wird er durch die unmittelbar zubringerparallele Zeppelinstraße und den Westring, der heute noch Grenzstraße ist. Dieses erweiterte Stadtgebiet wurde schon seit dem Spätmittelalter von einer Ringlandwehr umschlossen, die Hochlar mit einschloss.[4]

Neben dem Kerngebiet gehörten auch die Heidelandschaft am heutigen Stadtteil Hillerheide und der sich südlich anschließende, mit Bruchwald bewachsene Bruch unmittelbar nördlich der Emscher zur Stadt. Vom heutigen Stadtteil Hillerheide gehörte jedoch das Gebiet um das Stadion Hohenhorst (Auf der Herne) zu Stuckenbusch, während etwas südlicher die Westgrenze der Stadt bis zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße reichte. Der frühere Stadtteil Bruch entspricht weitgehend den heutigen Stadtteilen Grullbad, Süd und König Ludwig, jedoch geht das heutige König Ludwig, über die Alte Grenzstraße hinaus, bis in altes Röllinghäuser Gebiet.[5]

Erst 1926, mit der Eingemeindung der Gemeinde Suderwich sowie der Aufteilung der Landgemeinde Recklinghausen auf die heutigen Städte Herten, Marl, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick, erhielt die Stadt ihre heutige Ausdehnung.

Heute sind Hochlar, Hillerheide, Hochlarmark und die drei Stadtteile der Kern-Südstadt typische Stadtteile einer größeren Stadt; lediglich Stuckenbusch hat sich von den südlichen und westlichen Stadtteilen einen gewissen dörflichen Charakter erhalten.

Im Südosten ist Röllinghausen an die Südstadt bzw. König Ludwig herangewachsen und der neu entstandene Süden Suderwichs südlich der Bahnlinie hat ebenfalls einen städtischen Charakter angenommen. Bauerschaftlich geblieben sind die Randgebiete Suderwichs und Röllinghausens, Berghausen, Essel sowie der gesamte Norden, der heutige Stadtteil Speckhorn/Bockholt. Dabei haben die Kernorte Essels und Speckhorns sehr dörflichen Charakter, während Berghausen und Bockholt sowie die Speckhorner Wohnplätze Beising und Börste eher verstreut besiedelt sind.

Innenstadt

 
Typische Gasse in der Altstadt

An die Innenstadt mit Altstadt, Rathaus (1908), Petruskirche (1247 ff), Engelsburg (1701 ff) und Gymnasium Petrinum (bereits 1421 erwähnt), die grob durch den Wallring abgegrenzt wird, schließen sich das Paulusviertel im Süden sowie West-, Nord- und Ostviertel an den zu erwartenden Himmelsrichtungen an. Auch der ältere Ortsteil Hillen reicht im Südosten bis unmittelbar vor die Innenstadt.

Paulus-, West- und Nordviertel

 
Stadthäuser der Gründerzeit im Westviertel
 
Siedlungsentwicklung der Weststadt seit 1907
(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

Im Südosten des nach der Pauluskirche (1906) benannten Paulusviertels stand früher die Zeche General Blumenthal. Ferner liegen im Viertel die evangelische Gustav-Adolf-Kirche (1847), diverse weiterführende Schulen (u.a. das Hittorf-Gymnasium) und das Prosper-Hospital. Hauptstraße des Bezirks ist die in Ost-West-Richtung Richtung Herten verlaufende Hohenzollernstraße. In Richtung Süden führen Herner Straße und Mühlenstraße nach Herne und Wanne-Eickel.

Nordwestlich schließt sich jenseits der Hertener Straße das Westviertel an, in dem in unmittelbarer Innenstadtnähe die Christuskirche (1911) und der Saalbau sowie weiter westlich das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, das Knappschaftskrankenhaus und der Stadtgarten mit Ruhrfestspielhaus und Volkssternwarte liegen. Verkehrsschlagadern sind der Westerholter Weg in Richtung Herten-Westerholt und vor allem die Dorstener Straße in Richtung Marl und Dorsten.

Unmittelbar nordöstlich der Cäcilienhöhe, die auch den Stadtgarten begrenzt, schließt sich das Nordviertel mit dem Hauptbahnhof, dem Ehrenmal am Lohtor und dem Marie-Curie-Gymnasium in Innenstadtnähe sowie dem Nordfriedhof im äußersten Norden an. Die zentrale Halterner Straße verbindet die Innenstadt mit dem Norden.

Ostviertel und Hillen

 
Siedlungsentwicklung der Oststadt seit 1907
(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

Der Ostteil der Kernstadt mit Ostviertel und Hillen wird durch die Eisenbahntrasse des Rhein-Haard-Expresses von Nordviertel, Innenstadt und Paulusviertel separiert.

Das Ostviertel, dessen Hauptader traditionell die im Westteil heute zu einer reinen Wohnstraße umfunktionierte Dortmunder Straße in Richtung Erkenschwick darstellte, geht nach Nordwesten jenseits vom Oerweg und im Osten bereits nördlich der Dortmunder Straße in ländliche Gebiete über. Von der Innenstadt nach Osten bis Nordosten ziehen sich die Wohngebiete Kuniberg, Hinsberg und Lohwegsiedlung, im Nordwesten des Ortsteils liegt die Lange Wanne. Im äußersten Osten liegt der kleine, z.T. naturnahe Buchenhain Loh.

Nach Südosten bilden der August-Schmidt-Ring, heute der Westteil der Landesstraße RE-Erkenschwick, und der Fritzberg (113 m) mit dem alten Wasserturm die Grenze zu Hillen, wobei Fernmelde- und Wasserturm bereits auf Hillener Gemarkung liegen.

Hillen war bis ins 19. Jahrhundert der einzige wirkliche Stadtteil Recklinghausens gewesen. Auf Hillener Gebiet liegen grenznah zu Ost, von der Innenstadt zum Fritzberg im Nordosten, das Kreishaus, die neugotische Liebfrauenkirche (Anfang 20. Jhd.), die hiesigen Fachbereiche der Westfälischen Hochschule und die Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Westen liegt der alte Ortskern Alt-Hillen, östlich davon das Neubaugebiet Quellberg und nordöstlich dessen, am Fritzberg-Südhang, der Ostfriedhof. Der Kernort Hillens wird südwestlich und südöstlich von der Castroper Straße in Richtung Suderwich und Castrop-Rauxel als wichtigster Verkehrsschlagader umkreist.

Hochlar

Westlich von Paulus- und Westviertel liegt, jenseits von Westring bzw. A 43, der Ortsteil Hochlar, der nach Westen fast fließend nach Herten(-Disteln) übergeht. Der Ort blickt auf eine lange Tradition im Vest zurück und fand erstmals im 9. Jahrhundert urkundliche Erwähnung als Huch Larhe (gerodeter Hügel). In Hochlar fanden zur Zeit der Inquisition auf dem Segensberg Hexen- und Ketzerverbrennungen statt. Hochlar wird nach Südwesten von der Akkoallee (B 225) passiert, nach Nordwesten führt die Rottstraße, die weiter nördlich zur Bockholter Straße wird.

Speckhorn/Bockholt

Im Norden Recklinghausens, an den Stadtgrenzen zu Herten, Marl und Oer-Erkenschwick, wird der sehr ländliche Ortsteil Speckhorn/Bockholt durch den Autobahnzubringer von der A 43 in Richtung Oer vom eigentlichen Stadtgebiet getrennt. Von Westen nach Osten verteilen sich die Siedlungen Bockholt, Beising, Speckhorn und Börste, von denen lediglich Speckhorn Dorfgröße erreicht.

Im Norden Bockholts liegt der Verkehrslandeplatz Loemühle, in seiner Nordhälfte auf Marler Gemarkung, auf dem der frühere Bundespolitiker Jürgen W. Möllemann sich bei einem Fallschirmsprung das Leben nahm. Zentral zwischen Beising und Speckhorn und südlich davon liegen die Freizeitanlagen Mollbeck mit Freibad und Teichen, südlich davon der künstliche Rodelberg Mollbeckberg (124 m). Die Halterner Straße in Richtung Marl-Sinsen und Haltern, einst Teil der B 51, teilt den Stadtteil zentral in Süd-Nord-Richtung.[3][6]

Stuckenbusch und Hillerheide

Stuckenbusch und Hillerheide, die Bindeglieder der Kernstadt zur Südstadt, sind vom Charakter her sehr unterschiedliche Stadtteile. Die Eisenbahntrasse der Hamm-Osterfelder Bahn trennt sie von der Kernstadt, die der A 2 von Südstadt (bzw. Stuckenbusch von Hochlarmark). Beide Ortsteile werden wiederum durch die A 43 scharf voneinander getrennt.

Im alten Dorf Stuckenbusch im kleineren westlichen Segment gab es lange Zeit ein Franziskanerkloster. Östlich wird das Kerndorf, das heute um Neubaugebiete erweitert ist, von der Friedrich-Ebert-Straße tangiert.

Östlich der A 43 schließt sich, im Westen von Hillerheide, die Hohenhorster Heide mit dem Stadion Hohenhorst an, die letzte verbliebene Heidelandschaft der bereits in der Preußischen Erstaufnahme um 1840 als Hiller Heide eingezeichnet ist. Östlich der Eisenbahntrasse des Rhein-Haard-Expresses liegen im Norden Vestlandhalle nebst Ausstellungsgelände und Städtisches Hallenbad. Bekannt ist Hillerheide jedoch vor allem durch die östlich der zentralen Herner Straße gelegene Trabrennbahn Recklinghausen. Auf dieser finden seit 2010 keine Trabrennen mehr statt.

Hochlarmark, Grullbad, Süd und König Ludwig

Die eigentliche Südstadt liegt südlich der A 2. Lediglich Hochlarmark im von der A 43 abgetrennten westlichen Segment ist nicht nur einigermaßen erkennbar abgegrenzt, sondern hat auch eine eigene Geschichte als Bauerschaft, während die sich östlich anschließenden Ortsteile Grullbad, Süd und König Ludwig vergleichsweise fließend ineinander übergehen.

Seit 1884 wurde in Hochlarmark auf Schacht I der Zeche Recklinghausen II Kohle gefördert. 1901 stand die Inbetriebnahme des zweiten Schachtes in Aussicht. Heute zeugen nur noch der Förderturm und das alte Maschinenhaus auf dem Gelände der Zeche Recklinghausen II sowie die infolge des Bergbaus als Wohnkolonie angelegte Dreieck-Siedlung (1901 ff) westlich der zentral in Nord-Süd-Richtung passierenden Westfalenstraße vom einstigen Kohleboom. Unmittelbar westlich steigt die Halde Hoheward auf Hertener Gemarkung bis 152,5 m ü. NN empor. Mit den östlich angrenzenden Ortsteilen und der A 2 ist Hochlarmark, das über einen Stadtteil- und Skaterpark sowie das Veranstaltungshaus Fritz-Husemann-Haus verfügt, über die Theodor-Körner-Straße verbunden.

Der Stadtteil Grullbad im Osten der Südstadt im engeren Sinne war einst Kurort mit eigener Salzwasserquelle. Diese versiegte jedoch 1867 infolge von Bergabsenkungen und das Kurhaus brannte teilweise ab. Heute ist dort ein Altenheim. Im Südwesten sitzt in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche Recklinghausen I heute ein Textil-Discounter, nördlich davon liegt der Südbahnhof. Denkmalgeschützt ist die Reitwinkelsiedlung im nördlichen Osten.

Östlich grenzt, durch den Hellbach separiert, die Kern-Südstadt an, auf der 1830 noch, von der Walkmühle abgesehen, kein Haus stand. Bis 1904 hieß der Stadtteil noch Bruch. Im Süden des früher durch einen hohen Anteil polnischer Bewohner geprägten Ortsteiles liegt der Stadthafen Recklinghausen, in der Mitte beiderseits der zentralen Bochumer Straße die Einkaufszone und im Westen eine Gesamtschule, Theodor-Heuß-Gymnasium und Bürgerhaus Süd. Nach König Ludwig im Osten führt die Marienstraße mit der Marienkirche (1893), die in ihrem westlichen Abschnitt früher wichtigste Geschäftsstraße von Bruch war.

Die Ostgrenze von Süd zum Ortsteil König Ludwig verläuft im Süden quer über den Südfriedhof, in der Mitte unmittelbar westlich von Südbad und Südpark und weiter nördlich etwas westlich des Schimmelsheider Parks. Namensgeber des Ortsteiles war die ehemalige Zeche König Ludwig im Osten, von der noch mehrere über 100 Jahre alte Zechengebäude erhalten sind. In König Ludwig existieren noch viele alte Zechensiedlungen, allein etwa 2000 Bewohner leben in der ECA-Siedlung. Zentral liegt das Veranstaltungshaus Haus König Ludwig. Die Ostgrenze zu Röllinghausen verläuft über die ehemalige Zechenbahn unmittelbar östlich des Zechengeländes.[3][6]

Suderwich

 
Siedlungsentwicklung der Stadtteile um Suderwich seit 1907
(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

Das Dorf Suderwich wurde bereits 1066 als Suderwick erwähnt und ist erst 1926 nach Recklinghausen eingemeindet worden. Jahrhundertelang war es von Horneburg (heute: Stadt Datteln) aus verwaltet worden, während die Gerichtsbarkeit von Recklinghausen ausgegangen war. Ursprünglich bäuerlich geprägt, hatte das Dorf um 1900 einen Wandel durch die Errichtung der heute längst geschlossenen Zeche König Ludwig (Schacht IV/V) im Westen des Ortes erfahren.

Die Errichtung der Zeche hatte zu einem zweiten Nebendorf - der Bergbaukolonie Suderwich - südsüdöstlich des Altdorfes und jenseits der Hamm-Osterfelder Bahn geführt. Die Integrierung zahlreicher Hinzugezogener ins altkatholische Dorf Suderwich ging - beiderseits - nur allmählich vonstatten. Einher mit der Industrialisierung ging auch eine Steigerung der Einwohnerzahl von 652 um 1818 über knapp 6.000 im Jahre 1910 auf heute fast 12.000.
Heute, nach den Epochen als Bauerndorf und Bergbauort, ist Suderwich in der Hauptsache eine Wohnstadt der Recklinghäuser. Der Alte Kirchplatz, früher das Ortszentrum, ist zwar noch heute der Veranstaltungsort zahlreicher traditioneller Feste, hat jedoch an Bedeutung verloren.

Seit 1904 stellt die neu erbaute, im Vergleich zum Dorf recht große, neugotische Johanneskirche den - immer noch katholischen - Mittelpunkt des Vorortes dar. Sie entstammt dem gleichen Baumeister wie die – fast baugleiche – Liebfrauenkirche im Ortsteil Hillen, ist jedoch in ihrer Fassade etwas schmuckvoller. Hauptverkehrsader des Ortsteils ist die Henrichenburger Straße in West-Ost-Richtung zwischen Recklinghausen und Henrichenburg, von Norden kommt die Esseler Straße aus Richtung Oer-Erkenschwick.

Die in Westsüdwest-Ostnordost-Richtung verlaufende Trasse der Hamm-Osterfelder Bahn teilt Suderwich in das alte Dorf im Norden und den etwa gleich großen, jüngeren Bergarbeiter-Teil im Süden. Der, noch weiter südlich, durch die A 2 separierte Süden der Suderwicher Gemarkung ist unbesiedelt. Hier liegt das Waldgebiet Brandheide. Zum Kirchspiel Suderwich gehörten früher auch die Bauerschaften Essel und Röllinghausen;[7] Berghausen, damals eine Enklave der Landgemeinde Recklinghausen, bildete mit den genannten Bauerschaften eine Markgenossenschaft (Allmende), bestehend aus der Suderwicher Mark und dem Lohwald.[8]

Essel, Berghausen und Röllinghausen

Die Dörfer Essel nordwestlich und Berghausen westlich Suderwichs haben je unter 500 Einwohner und sind bis heute landwirtschaftlich geprägt. Dabei hat Essel eine deutlichere dörfliche Struktur und ist auch etwas von den umgebenden Stadtteilen abgesetzt, während das immer noch bauerschaftlich zerstreut besiedelte Berghausen nach außen unmittelbar in Hillen (W), Röllinghausen (SO) und Suderwich (O) übergeht.

Die Esseler Kirche ist eine Zweigstelle von St. Johannes in Suderwich; die dortigen Geistlichen wechseln sich in loser Reihenfolge in beiden Kirchen ab. Die Gemeinde ist auch für den Osten der Lohwegsiedlung im Ostviertel zuständig. Die Esseler Grundschule ist sogar für die gesamte Lohwegsiedlung ab Abzweigung des Lohwegs vom Ostcharweg sowie für das ehemalige Essel-Nord, heute Teil von Groß-Erkenschwick, zuständig und hat somit ihr Einzugsgebiet von vor der Gebietsreform 1926 behalten. Dieses ist insofern bemerkenswert, als vom Beginn des Lohwegs die Schule Luftlinie 1,6 Kilometer entfernt ist, von der Canisiusschule jedoch nur 400 Meter.

Der heutige Ortsteil Berghausen stellt im Grunde das Gebiet der alten Hauptwohnplätze sowohl der Bauerschaft Berghausen als auch der Bauerschaft Röllinghausen dar, deren Felder sich nach Süden bis in den heutigen Ortsteil Röllinghausen zogen. Die Kernbauerschaft Berghausen liegt unmittelbar nördlich des Knies der Castroper Straße, die nach Osten in Süderwichstraße umbenannt wird und von Süden die Alte Grenzstraße aufnimmt. Nur knapp einen Kilometer nordöstlich davon liegt der Wohnplatz Röllinghausen, unmittelbar nordwestlich der Kreuzung der Bergstraße mit der Brelohstraße. Dieser Wohnplatz ist bereits auf der Preußischen Erstaufnahme 1 : 25.000, Blatt 4309 Recklinghausen von 1842 erkennbar, auf der Neuaufnahme von 1849 wird er mit Röllinghausen beschriftet, während der südliche Teil, das heutige Röllinghausen, als Bauerschaft Röllinghausen, d. h. mit gesperrter Scfhrift, gekennzeichnet ist.[9] Mindestens noch bis 1959 hielt das regelmäßig aktualisierte Kartenwerk diese Beschriftung bei.[10]

Etwas weniger ländlich ist das größtenteils südlich der A 2 gelegene heutige Röllinghausen. Mehr noch als mit Suderwich ist das einstige Dorf mit dem industriell geprägten König Ludwig, das sich, nur durch die Trasse einer ehemaligen Zechenbahn separiert, südwestlich anschließt, zusammengewachsen.

An der Nahtstelle der Ortsteile Suderwich, Berg- und Röllinghausen befindet sich heute, nördlich der A 2 und zu größeren Teilen auf dem Gebiet der ehemaligen Zeche König Ludwig (Schacht IV/V) sowie daran angrenzend gelegen, ein Gewerbe- und Industriegebiet.[3][6]

Nachbargemeinden/-städte

Folgende Städte grenzen an die Stadt Recklinghausen (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Oer-Erkenschwick, Datteln, Castrop-Rauxel, Herten und Marl (alle Kreis Recklinghausen) sowie im Süden die kreisfreie Stadt Herne.

Geschichte

 
Kupferstich von Recklinghausen im 17. Jahrhundert

Mittelalter

Recklinghausen wird im Jahr 1017 erstmals als Ricoldinchuson erwähnt.[11] Ab 1150 wurde die Stadt Mittelpunkt des sogenannten Vest Recklinghausen, eines Gerichts- und Verwaltungsbezirks für das gesamte Umland.[12] Das Vest Recklinghausen gehörte bis 1802 zum Kurfürstentum Köln. 1236 erhielt Recklinghausen die vollen Stadtrechte. 1256 besaß die Stadt auch schon ein eigenes Rathaus am Markt.

Im Jahre 1295/96 gelang es Graf Eberhard II., mit einem Ritterheer die Stadt Recklinghausen zu erobern. Er ließ die Stadtmauer abreißen und die Gräben zuschütten, so dass die Stadt viele Jahrzehnte schutzlos war und dem Erzbischof von Köln nicht als Festung dienen konnte. Später brachte der Erzbischof von Köln Recklinghausen wieder in seinen Besitz und ließ zwischen den Jahren 1344 und 1363 eine neue Stadtmauer errichten.

Frühe Neuzeit

Zwischen 1514 und 1706 sind 127 Hexenprozesse aktenkundig. Höhepunkt der Hexenverfolgungen waren die Perioden 1580 - 1581 und 1588 - 1589, als auch die Truchsessschen Wirren endeten. Letzte als Hexe verurteilte Frau war Anna Spiekermann, nach 16 Monaten Haft und Folter 1706 Hinrichtung durch das Schwert, dann verbrannt.

19. Jahrhundert

 
Karte des Deutschen Reiches 1 : 100.000 des heutigen Recklinghäuser Gebietes Ende des 19. Jahrhunderts;
Suderwich und größere Teile der ehemaligen Landgemeinde Recklinghausen kamen erst 1926 zum Stadtgebiet

Nach Aufhebung des Kurfürstentums Köln kommt das Vest Recklinghausen zum Herzogtum Arenberg, 1811 zum Großherzogtum Berg (Arrondissement Essen innerhalb des Ruhrdepartements) und 1814 zum preußischen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein. 1815 wird das Vest endgültig preußisch und der Provinz Westfalen eingegliedert. Recklinghausen bildet eine aus mehreren Gemeinden bestehende Bürgermeisterei und wird Sitz eines Kreises. 1819 wird Herten und 1821 Erkenschwick Teil der Bürgermeisterei Recklinghausen. 1836 wird die Bürgermeisterei in die Stadt Recklinghausen (Einführung der revidierten Städteordnung) und der Landbürgermeisterei (ab 1844 Amt) Recklinghausen geteilt. Zur Stadt gehört die Altstadt und die Stadtteile Hillen und Bruch. Das Stadtgebiet enthält auch in etwa die als Siedlungen noch nicht ausgebildeten Gebiete der vier heutigen Stadtviertel rund um die Innenstadt und die Heidelandschaft Hillerheide; der damals mit Bruchwald bedeckte Bruch nimmt in etwa das Gebiet der heutigen Stadtteile Grullbad, Süd und König Ludwig ein.

Zur Landbürgermeisterei gehören:

  • das Kirchspiel Herten im Südwesten
  • die Bauerschaften (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordwesten) Lenkerbeck, Löntrop (mit Hüls und Korthausen), Speckhorn (mit Börste und Beising), Bockholt, Scherlebeck, Langenbochum, Ebbelich, Disteln (mit Backum), Hochlar, Stuckenbusch und Hochlarmark westlich sowie (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten) Erkenschwick, Essel, Röllinghausen und Berghausen östlich der Kreisstadt
  • das Kirchspiel Oer mit Alt-Oer sowie den Bauerschaften Sinsen und Siepen im Nordosten
  • das Kirchspiel Suderwich im Südosten

1857 scheidet Herten aus dem Amt Recklinghausen aus und bildet ein eigenes Amt. Am 1. April 1901 scheidet Recklinghausen aus dem Kreis aus und wird kreisfreie Stadt, bleibt aber weiterhin Sitz des Kreises.

Gebietsreform

Am 1. April 1926 wurde das Amt Recklinghausen aufgehoben. Die Gemeinde Suderwich sowie die Bauerschaften Röllinghausen, Berghausen, Hochlarmark, Stuckenbusch, Hochlar, Bockholt, Speckhorn, Börste und Essel Süd der aufgelösten Landgemeinde Recklinghausen (auch Gemeinde Recklinghausen-Land) wurden nach Recklinghausen eingegliedert.[13] 1949 wurde Recklinghausen Großstadt. Am 1. Januar 1975 wurde Recklinghausen im Zuge des Zweiten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen in den vergrößerten Kreis Recklinghausen eingegliedert.

Zweiter Weltkrieg

Recklinghausen hatte das Glück, im Zweiten Weltkrieg nur zu 15 % zerstört zu werden. 448 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, 517 zu 15–50 % (das heißt mittelgradig) beschädigt und 3120 Häuser wurden bis zu 15 % (das heißt leicht) beschädigt[14]. Die Propsteikirche wurde 1944 stark beschädigt, während Rathaus, Gastkirche und Engelsburg nur leichte Beschädigungen erlitten. Die Pauluskirche wurde von zwei Luftminen knapp verfehlt, die mehrere Meter tiefe Krater in die sie beidseitig umschließenden Straßen rissen, am Gebäude selbst aber nur Dach- und Fensterschäden hinterließen. Hauptbetroffen von den Luftangriffen war das Nordviertel. Über 300 Menschen kamen insgesamt durch Bombenabwürfe auf Recklinghausen ums Leben, die meisten am 23. März 1945.

Einwohnerentwicklung

Im Jahre 1949 überschritt die Stadt Recklinghausen die Grenze von 100.000 Einwohnern, wodurch sie zur Großstadt wurde. 1962 erreichte die Bevölkerungszahl mit 131.569 ihren historischen Höchststand. Ende 2013 lebten in Recklinghausen nach Fortschreibung des Landesbetriebs für Information und Technik Nordrhein-Westfalen (vormals Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen) noch 115.320 Menschen mit Hauptwohnsitz. Damit lag Recklinghausen an 67. Stelle unter den 76 Großstädten Deutschlands.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen durch die jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise die Stadtverwaltung. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1300 1.050
1520 2.500
1782 2.030
1830 3.135
1. Dezember 1840 ¹ 3.319
3. Dezember 1849 ¹ 3.893
3. Dezember 1855 ¹ 4.066
1. Dezember 1871 ¹ 4.858
1. Dezember 1875 ¹ 6.100
1. Dezember 1880 ¹ 7.296
1. Dezember 1885 ¹ 9.199
1. Dezember 1890 ¹ 14.041
2. Dezember 1895 ¹ 20.644
1. Dezember 1900 ¹ 34.019
1. Dezember 1905 ¹ 44.396
1. Dezember 1910 ¹ 53.701
1. Dezember 1916 ¹ 54.052
5. Dezember 1917 ¹ 53.107
8. Oktober 1919 ¹ 60.626
16. Juni 1925 ¹ 60.352
16. Juni 1933 ¹ 87.411
17. Mai 1939 ¹ 86.313
Jahr Einwohner
31. Dezember 1945 86.098
29. Oktober 1946 ¹ 89.787
13. September 1950 ¹ 104.791
25. September 1956 ¹ 123.835
6. Juni 1961 ¹ 130.581
31. Dezember 1965 130.728
27. Mai 1970 ¹ 125.237
30. Juni 1974 123.791
31. Dezember 1975 122.437
31. Dezember 1980 119.418
31. Dezember 1985 117.897
25. Mai 1987 ¹ 119.991
31. Dezember 1990 125.060
31. Dezember 1995 127.216
31. Dezember 2000 124.785
31. Dezember 2005 121.827
31. Dezember 2008 120.059
31. Dezember 2009 119.050
31. Dezember 2010 118.365
31. Dezember 2011[15] 117.672
31. Dezember 2012 115.385
31. Dezember 2013 115.320

¹ Volkszählungsergebnis

Religionen

Katholisch: Recklinghausen gehörte seit dem Hochmittelalter kirchenrechtlich zum Erzbistum Köln und war mit dem gesamten Vest dem Archidiakonat Dortmund unterstellt. Die damit verbundene politische Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Köln ist Ursache dafür, dass die Reformation nicht Fuß fassen konnte. Daher blieb Recklinghausen über Jahrhunderte eine katholische Stadt. Nach Auflösung des Archidiakonats Dortmund 1612 bildete das Vest ein besonderes geistiges Kommissariat innerhalb des Erzbistums Köln. Die Propsteikirche St. Peter in Recklinghausen wurde die Mutterkirche für das gesamte Umland. Nach dem Übergang an Preußen (1815) wurden auch die kirchlichen Strukturen neu geregelt. So kam Recklinghausen 1821 zum Bistum Münster und wurde Sitz eines Dekanats, das später in die Dekanate Recklinghausen-Nord und Recklinghausen-Süd aufgeteilt wurde. Heute gibt es das Kreisdekanat Recklinghausen, das aus mehreren Dekanaten besteht. Dazu gehört auch das Dekanat Recklinghausen mit seinen 20 Gemeinden, die z. Zt. in sieben Pfarreien zusammengefasst sind.

 
Recklinghausen, die Gustaf Adolf Kirche

Evangelisch: Im 19. Jahrhundert zogen auch Protestanten nach Recklinghausen. Sie gründeten in der Mitte des Jahrhunderts ihre eigene Kirchengemeinde und erbauten 1847 in Recklinghausen die erste evangelische Kirche im Vest, die Gustav-Adolf-Kirche. Bis 1873 gehörte die Kirchengemeinde Recklinghausen und ihre Nachbargemeinde Dorsten zum Kirchenkreis Bochum, danach zum neu gebildeten Kirchenkreis Münster. Nachdem die evangelischen Gemeinden Ende des 19. Jahrhunderts stark gewachsen bzw. neue Gemeinden entstanden waren, war eine Teilung des Kirchenkreises Münster notwendig geworden. 1906 entstand der Kirchenkreis Recklinghausen in der Westfälischen Provinzialkirche der Evangelischen Kirche in Preußen, der späteren Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihm gehören die sieben Kirchengemeinden der Stadt (Recklinghausen-Altstadt - Andreaskirche, Bruch, Recklinghausen-Hillerheide, Hochlarmark, Johannes-Kirchengemeinde, Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde und Suderwich) an, die sich zum "Evangelischen Gemeindeverband Recklinghausen" zusammengeschlossen haben. Darüber hinaus umfasst der Kirchenkreis Recklinghausen die Kirchengemeinden in Herten, Marl, Datteln, Oer-Erkenschwick, Waltrop und Haltern am See.

Daneben gibt es in Recklinghausen auch noch verschiedene evangelische Freikirchen, darunter zwei Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten) und Gemeinden der Mennoniten und der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Ende 2005 lag der Anteil der katholischen Bürger bei 42,9 %, der evangelischen bei 28,2 %. Im Jahre 1989/1990 wurde unter dem Leitwort "Der Weg Gottes mit den Menschen" die Feier "1200 Jahre Christliche Gemeinde in Recklinghausen" ökumenisch begangen.

Weitere: Es befinden sich auch drei Versammlungen (Gemeinden) von Zeugen Jehovas in Recklinghausen. Die Neuapostolische Kirche ist ebenfalls im Ort vertreten.

Inzwischen existieren in Recklinghausen auch mehrere Moscheen. Drei Moscheen werden vom Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ), zwei weitere von Diyanet Türkisch-Islamischen Verein betrieben. Außerdem existieren noch weitere islamische Gebetsräume, Kulturvereine und Gemeindezentren.

Die 1904 errichtete Synagoge wurde am 9./10. November 1938 in der Pogromnacht zerstört und danach abgerissen. 1955 wurde das Jüdische Gemeindehaus (von 1930) um einen Betsaal für die damalige Gemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen erweitert. 1997 wurde nebenan der Neubau der heutigen Synagoge für die Jüdische Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen eröffnet. In der alten jüdischen Schule (heute Rabbi-Selig-Auerbach-Haus) unterhält die jüdische Gemeinde ein Begegnungszentrum. Im Keller befindet sich eine Mikwe, ein rituelles jüdisches Tauchbad.

Politik

 
Recklinghäuser Rathaus (bei Nacht)

An der Spitze Recklinghausens gab es schon seit dem 13. Jahrhundert einen Rat, der aus den 12 Schöffen entstand. Doch verschwand der Begriff Schöffe erst im 14. Jahrhundert zugunsten der Ratsmänner. Ab 1378 gab es den Bürgermeister und die Räte. Sie wurden alljährlich am Stephanustag gewählt. Erst 1781 wurde die jährliche Wahl abgeschafft. Danach gab es 4 Bürgermeister und 4 Beigeordnete. Recklinghausen war Mitglied im Vestischen Landtag, der bis 1808 durch die Stadt Recklinghausen einberufen wurde.

Ab 1808 gab es zwei auf 5 Jahre gewählte Bürgermeister, denen ein Sekretär und ein Inspektor zur Seite standen. 1811 wurde die Munizipalverfassung nach französischem Vorbild eingeführt. 1837 trat die preußische Städteordnung in Kraft. Danach stand ein Bürgermeister an der Spitze der Stadt, der nach Erlangung der Kreisfreiheit den Titel Oberbürgermeister erhielt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone einen neuen Oberbürgermeister ein und 1946 führte sie die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen von der Bürgerschaft gewählten „Rat der Stadt“, dessen Mitglieder man als „Stadtverordnete“ bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, welcher ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 ebenfalls einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. Mit der Wiedereingliederung der Stadt in den Kreis Recklinghausen trugen die Stadtoberhäupter die Titel "Bürgermeister" bzw. "Stadtdirektor". 1999 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seither gibt es nur noch den hauptamtlichen Bürgermeister. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt. Er wurde 1999 erstmals direkt von den Bürgern gewählt.

Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975

In der Liste[16][17][18][19][20] sind nur die Stimmenanteile der Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens 1,95 Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.

Jahr SPD CDU Grüne1 UBP Linke FDP WIR
1975 53,1 % 39,8 % 6,1 %
1979 52,0 % 37,7 % 4,6 % 4,8 %
1984 52,5 % 34,0 % 9,7 % 3,3 %
1989 50,5 % 31,4 % 11,8 % 5,1 %
1994 51,6 % 34,2 % 8,3 % 2,6 % 3,4 %
1999 37,5 % 46,7 % 5,9 % 3,8 % 6,0 %
2004 34,5 % 44,0 % 7,8 % 4,3 % 3,0 %
2009 30,7 % 37,5 % 9,1 % 4,0 % 5,62 % 5,61 % 4,5 %
2014 38,0 % 36,4 % 9,6 % 6,8 % 6,0 % 3,2 %

1 Grüne: 1979: GWG, 1984 und 1989: Grüne, ab 1994: B’90/Grüne

Rat der Stadt

Nach der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab sich folgende Zusammensetzung des Rates:

SPD CDU Grüne Linke FDP UBP Gesamt
20 Sitze 19 Sitze 5 Sitze 3 Sitze 2 Sitze 3 Sitze 52 Sitze

Oberbürgermeister und Bürgermeister

Bürgermeister
Oberbürgermeister
Bürgermeister
  • 1984–1987: Erich Wolfram, SPD
  • 1987–1998: Jochen Welt, SPD
Hauptamtliche Bürgermeister

Oberstadtdirektoren und Stadtdirektoren

Oberstadtdirektoren
  • 1946–1950: Josef Hellermann
  • 1950–1962: Wilhelm Michaelis
  • 1962–1974: Josef Legeland
  • 1974–1984: Lorenz Amely
Stadtdirektor
  • 1984–1998: Peter Borggraefe

Wappen

 
Wappen von Recklinghausen

Städtepartnerschaften

Recklinghausen unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften:

Außerdem existiert eine Patenschaft:

Öffentliche Einrichtungen

 
Amtsgericht an der Reitzensteinstraße

In Recklinghausen haben folgende öffentliche Einrichtungen ihren Sitz:

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

 
Einkaufszentrum "Palais Vest"
 
Kornbrennerei Boente: seit Gründung 1830 eines der ältesten noch existierenden Unternehmen der Stadt

Die Arbeitslosenquote von Recklinghausen lag im April 2015 bei 10,8 %.[21]

Recklinghausen ist der zentrale und wichtigste Wirtschaftsstandort des Kreises. Merkmal ist unter anderem der starke Einzelhandel der Stadt. Recklinghausen gilt als die Einkaufsstadt des Vests, besonders in der Altstadt zeugen große Warenhäuser und eine hohe Geschäftsdichte davon. Die lange und weit verzweigte Fußgängerzone bietet sowohl die klassischen und bekannten Ketten, als auch exklusive Einzelgeschäfte, die häufig noch von den Inhabern selbst geführt werden. Mit der Eröffnung des Einkaufszentrums "Palais Vest" auf dem Löhrhof am Kaiserwall wurde die Position der Stadt weiter gestärkt. Im Palais finden auf drei Etagen mehr als 100 Geschäfte Platz, darunter vor allem internationale Unternehmen aus allen Branchen.

In Recklinghausen ansässige Unternehmen sind u.a.:

Verkehr

Luftverkehr

Die Stadt besitzt direkten Zugang zum Luftverkehr über den an der Stadtgrenze zu Marl gelegenen Flughafen Marl-Loemühle. Die nächsten Flughäfen mit internationalem Flugverkehr sind Dortmund, Düsseldorf und Münster/Osnabrück.

Schienen- und Busverkehr

Der Hauptbahnhof liegt nordöstlich des Stadtzentrums an der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg.

 
Europaplatz (Busbahnhof)

Der Südbahnhof, ein Haltepunkt an der gleichen Strecke, liegt im Südwesten der Stadt an der Grenze der Stadtteile Hochlarmark und Recklinghausen Süd. Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2010 hält der RE2 auch hier, allerdings nur in den späten Abend- bzw. Nachtstunden.

Als Güterzugstrecke durchquert die Hamm-Osterfelder Bahn das Stadtgebiet von West nach Ost (der Personennahverkehr wurde im Mai 1983 eingestellt).

Im Straßenpersonennahverkehr verkehren Buslinien der Vestische Straßenbahnen GmbH (Sitz in Herten). Bis 1982 hatte diese Verkehrsgesellschaft auch noch Straßenbahnlinien, deren Betrieb jedoch eingestellt wurde. Der Name der Verkehrsgesellschaft blieb jedoch erhalten.

 
Straßennetz Recklinghausen

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr gilt der Tarif der Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Straßen

Recklinghausen ist über die Bundesautobahnen 2 (Oberhausen–Berlin) und 43 (Wuppertal–Münster), die sich im Stadtgebiet kreuzen, an das Fernstraßennetz angeschlossen. Ferner beginnt die Bundesstraße 225 im Stadtgebiet, an der Anschlussstelle 11 der BAB 43. Zudem führt eine Schnellstraße, welche an der Anschlussstelle "Recklinghausen-Nord" (A 43) beginnt, nach Recklinghausen-Nord bzw. Oer-Erkenschwick und nach Herten.

 
Herzogswall bei Nacht

Die historische Altstadt Recklinghausens, in der Innenstadt liegend, wird durch den erst 2009/2010 sanierten 4-spurigen Stadtring, dem Wallring, umgeben. Mit seinen vielen Abzweigungen bildet er im Stadtgebiet den Ausgangspunkt für viele weitere wichtige Ein- und Ausfallstraßen, die inzwischen zu größeren Teilen zu Nebenstraßen zurückgebaut wurden.

 
Kaiserwall Richtung HBF

Wichtigste Umgehungs- und Ausfallstraße in West-Ost-Richtung ist heute, an der Stadtgrenze zu Herten im Westen beginnend, die die Innenstadt südlich umgehende Kombination der ineinander übergehenden Straßen Akkoallee (nach der Partnerstadt Akkon), Hertener Straße, Hohenzollernstraße, Dordrechtring (nach der Partnerstadt Dordrecht; Kreishaus) und August-Schmidt-Ring (benannt nach dem IG Bergbau und Energie-Mitbegründer August Schmidt; Fachhochschule). Der letztgenannte sollte ursprünglich bis zur Kreuzung Schultenkrug (Dortmunder/Horneburger Str. und Esseler Str.) an der Stadtgrenze zu Oer-Erkenschwick führen, endet aber bislang 2 Kilometer westlich derselben, nah dem Fritzberg und noch deutlich im Wohngebiet, an der früheren Hauptverkehrsader Dortmunder Straße. Unmittelbar am Übergang der Akkoalle zur Hertener Straße befindet sich die Anschlussstelle "Recklinghausen/Herten" der A 43, der wichtigsten Nord-Süd-Umgehung.

Wasserstraßen und Hafen

Im Süden der Stadt liegt der Stadthafen Recklinghausen am Rhein-Herne-Kanal.

Medien

In Recklinghausen erscheinen zwei Tageszeitungen – die Recklinghäuser Zeitung des Medienhauses Bauer sowie eine Lokalausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Letztere berichtet unter der Bezeichnung „Unser Vest“ über die Region, da örtliche Lokalredaktionen geschlossen wurden. Wochenzeitungen bzw. Anzeigenblätter sind Stadtspiegel, Kurier zum Sonntag sowie Sonntagsblatt. Auch das ebenfalls zum Medienhaus Bauer gehörende Studio des Radiosenders Radio Vest befindet sich in Recklinghausen. Das Sendegebiet umfasst den gesamten Kreis Recklinghausen außer Gladbeck. Mit wm.tv verfügt die Stadt zudem über einen Regionalfernsehsender, dessen Sendezentrale in Bocholt liegt. Hier wird für den Kreis Recklinghausen eine eigene Sendung produziert.

Seit zwei Jahren gibt es auch Kult A, Internet TV 2.0 über Kunst und Kultur in Recklinghausen sowie seit 2007 das Lokal- und Einkaufsradio cityREdio. Im Februar 2014 erweitert das Team von Cityredio das Programm und bildet ein Fitnessradio, welches aus Recklinghausen bundesweit Fitnessstudios mit einem jeweiligen Regionalprogramm versorgt.

Bildung

Die Stadt ist Sitz traditionsreicher Schulen wie dem Gymnasium Petrinum, das seine Tradition auf die erstmals 1421 erwähnte Lateinschule der Stadt zurückführt und bis heute eine der wenigen Schulen der Region ist, die als erste Fremdsprache neben Englisch auch Latein anbietet. Es bestehen weiterhin das 1904 gegründete Hittorf-Gymnasium mit bilingualem Zweig Englisch, seit 1924 das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium mit Französisch, Latein und Spanisch als zweite Fremdsprache, das Marie-Curie-Gymnasium, ursprünglich Städtisches paritätisches Lyceum als Zusammenlegung der 1866 gegründeten Höheren katholischen Töchterschule und der 1881 gegründeten Privaten evangelischen Töchterschule, das als erste Fremdsprache neben Englisch auch Französisch anbietet und schließlich seit 1965 das neusprachlich-naturwissenschaftliche Theodor-Heuss-Gymnasium in Recklinghausen-Süd. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterführender Schulen wie die Realschule der Maristen-Schulbrüder. Im Gesamtschulbereich sind die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, die Wolfgang-Borchert-Gesamtschule und die Städtische Gesamtschule Suderwich in Recklinghausen ansässig. In Recklinghausen befindet sich seit 1995 eine Abteilung der 1992 gegründeten Westfälische Hochschule (Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsingenieurwesen, Physikalische Technik/Molekulare Biologie).[22] Die erste Volkshochschule der Stadt Recklinghausen wurde 1919 gegründet.[23]

Sport

Citybasket Recklinghausen

Mit rund 500 Mitgliedern ist Citybasket Recklinghausen einer der größten Basketballvereine des Ruhrgebiets. Die 1. Herren Mannschaft spielt in der Spielzeit 2012/2013 in der Bundesliga Pro B.

Recklinghausen Chargers

Neben diversen Fußballvereinen im gesamten Stadt- und Kreisgebiet gibt es in Recklinghausen seit mehr als 25 Jahren auch einen American-Football-Club. Die Recklinghausen Chargers spielen aktuell (2010) in der zweithöchsten Liga. Ihr Heimstadion ist das Stadion Hohenhorst.

ETG 12/32 Recklinghausen

Die 1912 gegründete Eisenbahner Turngemeinde ETG ist mittlerweile einer der größten Sportvereine in Recklinghausen mit einer Leichtathletikabteilung. Hauptdisziplinen in der Leichtathletik sind Sprint, Mittelstrecke, Kugelstoßen, Speerwurf, Diskus, Hochsprung, Weitsprung und der Mehrkampf.

Seit 2009 trainiert die ETG Recklinghausen im Stadion an der Maybacher Heide.

FC 96 Recklinghausen

Der FC 96 Recklinghausen spielt derzeit in der Kreisliga A (Saison 2013/14)[24]. Nachdem er es, damals noch unter dem Namen 1. FC Recklinghausen, zwischenzeitlich bis in die Oberliga geschafft hatte, verschlechterte sich seine wirtschaftliche Lage so sehr, dass der Verein 1996 Konkurs anmeldete. Daraus entstand der heutige FC 96 Recklinghausen, der sich von der Kreisliga bis in die Westfalenliga hocharbeitete, bevor er wieder in die Kreisliga zurückfiel. Das Heimstadion ist, genau wie bei den Chargers, das Stadion Hohenhorst.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Recklinghäuser Altstadtensemble

Recklinghausen verfügt mit den jährlich stattfindenden „Ruhrfestspielen“ über ein kulturelles Ereignis, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. An Freizeitmöglichkeiten sind auch der Tierpark und die Westfälische Volkssternwarte mit Planetarium zu nennen. Am Rande der Stadt entsteht das weitläufige Naherholungsgebiet Hoheward - Der Landschaftspark.

Für Theaterfreunde bietet Recklinghausen mehrere Tournee-Gastspiele an. Ferner gibt es das Theater im Depot. Die Stadt ist auch Heimat der Neuen Philharmonie Westfalen (das größte der drei Landesorchester in Nordrhein-Westfalen), die zum 1. November 1996 aus dem Philharmonischen Orchester der Stadt Gelsenkirchen (Orchester des Musiktheaters im Revier – MiR) und des Westfälischen Sinfonieorchesters hervorging. Träger sind die Städte Gelsenkirchen und Recklinghausen sowie der Kreis Unna.

Ein weiterer kultureller Treffpunkt ist das soziokulturelle Zentrum Altstadtschmiede e.V. Es besteht seit 1975 und ist damit eines der ältesten in Deutschland. Im Angebot sind Jazz- und Blueskonzerte, Kleinkunstveranstaltungen sowie Kinder- und Jugendtheater.

Als freie und offene Kulturgruppen, die sich in Recklinghausen engagieren und etabliert haben, seien noch das Theater Gegendruck sowie das Alternative Kulturzentrum erwähnt.

Museen

 
Ikonenmuseum

Bibliotheken

  • Stadtbücherei – Sachbücher, Romane, aktuelle Filme, Musik, Hörbücher und anderes gibt es in der Hauptstelle der Stadtbücherei am Herzogswall 17 und in der Zweigstelle im Stadtteil Süd (Sauerbruchstr. 4). Außerdem bietet die Bibliothek Medien speziell für Kinder an. Insgesamt sind derzeit ca. 60.000 Medien im Bestand. Durch die Fernleihe und die digitale Bibliothek Digibib kann Material für Facharbeiten, Referate etc. aus anderen Quellen besorgt werden. Die Stadtbücherei ist die Öffentliche Bibliothek Recklinghausens in städtischer Trägerschaft. Seit August 2008 hat die Stadtbücherei eine Internet-Zweigstelle zum Herunterladen von E-Books und anderen E-Medien.

Bauwerke

Panoramablick auf den Lohtor-Platz. V.l.: ehemaliges Lohtor, Sankt Peter, Skulptur von Per Kirkeby, Zentrale der Sparkasse Vest, Willy-Brandt-Haus

Im Zweiten Weltkrieg kam Recklinghausen mit relativ geringen Schäden davon. Die Propsteikirche wurde 1944 durch eine Luftmine erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Der Stadtkern wird heute an vielen Stellen von maßstabssprengenden Neubauten, zum Beispiel Kaufhäusern, dominiert. Von der ehemals kleinteiligen, vornehmlich aus Fachwerkhäusern bestehenden Bebauung blieben nach Sanierungsmaßnahmen lediglich geringe Reste im Bereich Paulsörter, am Holzmarkt, an der Münster-, an der Kuniberti- und an der Steinstraße erhalten.

Als ältestes erhaltenes Wohnhaus der Stadt gilt Gravemanns Hof (Kunibertistraße Nr. 16), das im Kern von 1522 stammt. Das Ackerbürger- und Fachwerkhaus weist an der rechten Traufwand Reste eines zweigeschossigen Hauses mit Geschossbalken auf.[25] Das Haus wurde auf dem sogenannten Kampgraben erbaut, welcher Teil einer noch viel älteren Hofanlage war. Nur 36 Jahre jünger ist das nebenan gelegene Kaufmannshaus Verstege. Der dreigeschossige, später im Giebelbereich veränderte Fachwerkbau wurde dendrochronologisch auf das Jahr 1558 datiert und ist somit das zweitälteste Bürgerhaus der Altstadt.[25] Besonders ansehnlich ist ferner die Alte Apotheke, Breite Straße 14. Der verputzte Fachwerkbau mit Frontgiebel und Mansarddach dürfte um 1800 entstanden sein. Das historisch bedeutendste Bauwerk und Wahrzeichen der Stadt ist die katholische Propsteikirche St. Peter.

Von der im 14. Jahrhundert erbauten Stadtmauer blieb ein gut 200 Meter langes Stück am Herzogswall mit zwei Türmen erhalten. Der Stephansturm wurde in den Komplex der Engelsburg einbezogen, die ab 1701 für den kurkölnischen Richter Münch errichtet wurde. Weitere zum Teil historische und sehenswerte Bauwerke sind das 1908 von dem Kölner Architekten Otto Müller-Jena in Neorenaissanceformen errichtete Rathaus, die gegenüberliegende „Villa Still“ des Unternehmers Carl Still, das Willy-Brandt-Haus sowie das Ruhrfestspielhaus von 1965. Im Stadtgebiet finden sich noch zwei als Industriedenkmäler erhaltene Fördergerüste: ein Stahlkastenstrebengerüst der Zeche Recklinghausen II und ein seltenes Turmgerüst der Zeche General Blumenthal, nahe der A 43.

Die Ziegelsteinskulptur des dänischen Künstlers Per Kirkeby steht vor dem Ehrenmal für die Opfer der Weltkriege am Lohtor am Rande der Innenstadt. Das 26 m lange und 6 m hohe Bauwerk aus etwa 30.000 Ziegelsteinen besteht aus sechs großen und sieben kleinen Bögen und ist in den Gehweg integriert.

Die kleinste Kirche im Ort ist die denkmalgeschützte Gastkirche

Regelmäßige Veranstaltungen

 
Altstadtmarkt während „RE leuchtet“
  • Februar/März: Rosenmontagsumzug
  • März/April (bis Palmsonntag): „Palmkirmes“
  • April/Mai: „Altstadt blüht“
  • Mai/Juni: Ruhrfestspiele
  • Mai/Juni: „Woche des Sports“, Internationales Marktplatzspringen, Weinfest, Fête de la musique (21.Juni)
  • August: „Zu Gast in Recklinghausen“, Kulinarische Woche am Rathausplatz
  • September: „Altstadtfest Recklinghausen“
  • September: „Kindertag/Prinzessintag/Märchentag“
  • Oktober: „RE-leuchtet“, Beleuchtung einzelner Gebäude entlang einer Route innerhalb der Altstadt, Süd-Allee (RE-Süd), Bauernmarkt Hochlar
  • November: Musiknacht, 15 Kneipen 1× Eintritt 15 Bands
  • Dezember: Nikolauszug (5. Dezember) und Recklinghausen im Advent (23. November – Ende Dezember)

Filmstadt Recklinghausen

In Recklinghausen wurden u. a. folgende Filme gedreht:

Seit 2010 gibt es das Kirchliche Filmfestival Recklinghausen.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Recklinghausen hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1871: Wilhelm Caspers
  • 1881: Hugo Peus, Justizrat
  • 1884: Bernhard Hölscher, Priester, Lehrer und Gelehrter
  • 1890: Friedrich Hagemann, Bürgermeister a. D.
  • 1892: Robert von Reitzenstein, Königlicher Landrat und Geheimer Regierungsrat
  • 1898: Rudolf Drecker, Kreis-Physikus
  • 1909: Hugo Werne, Justizrat
  • 1913: August Strunk, Beigeordneter und Apotheker
  • 1915: August Randebrock, Bergwerksdirektor
  • 1918: Heinrich Vogelsang, Kommerzienrat
  • 1918: Franz Limper, Kommerzienrat
  • 1923: Josef Wesener, Rentner
  • 1927: Herzog Engelbert-Maria von Arenberg
  • 1930: Hermann Bresser, Rentner
  • 1933: Paul von Hindenburg, Reichspräsident
  • 1938: Karl Still
  • 1950: Gustav Schulte, Chefarzt des Knappschaftskrankenhauses
  • 1959: Theodor Heuss, Bundespräsident
  • 1966: Otto Burrmeister, Ruhrfestspielleiter
  • 1971: Karl-Friedrich Still
  • 1974: Heinrich Auge, Alt-Oberbürgermeister
  • 1989: Thomas Grochowiak, Künstler

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die in der Stadt gewirkt haben

  • Franz Wüllner (Philologe) (* 1798 bei Eslohe; † 1842 in Düsseldorf), Direktor des Gymnasiums Petrinum: 1828–1832
  • Heinrich Bone (* 25. Juli 1813 in Drolshagen; † 1893), Abiturient (1831), später Schulleiter des Gymnasium Petrinum (1856–1859),dann Schulleiter in Mainz, Autor von Standardwerken zum Deutschunterricht und Kirchenlied-Sammlungen
  • Carl Still (* 2. August 1868 in Struthütten; † 8. August 1951 in Recklinghausen), Unternehmer
  • Carl Ruschen (* 6. März 1870 in Wickede (Ruhr), † 1931 in Recklinghausen), Bergwerksdirektor
  • Ernst Flemming (* 1871 in Köln, † 1955 in Recklinghausen), Bergmann und Beamter
  • Wilhelm Rinkens (* 15. Juni 1879 in Eschweiler-Röhe; † 22. Juni 1933 in Eisenach), Komponist und 1905 Musikdirektor in Recklinghausen
  • Franz Bielefeld (* 11. April 1880) in Gelsenkirchen; † 8. August 1949 in Münster, 1927–1933 Handwerkskammer-Präsident in Münster, 1928-1933 Reichstagsabgeordneter (Zentrum), 1946–1949 Landtagsabgeordneter in NRW
  • Erich Klausener (* 25. Januar 1885 in Düsseldorf, † 30. Juni 1934 in Berlin, von der SS im Reichsverkehrsministerium erschossen), 1919–1924 Landrat in Recklinghausen, später Vorsitzender Kath. Aktion Berlin, Ministerialrat
  • Wilhelm Bitter (* 13. Dezember 1886 in Köln); † 9. Juni 1964 Ittenbach, Verleger, Politiker (Zentrum, Mitbegründer der CDU Recklinghausen), 1946–1948 Oberbürgermeister, 1948–1964 Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU
  • Albert Albin Funk (* 15. Oktober 1894 in Zwickau; † 27. April 1933 in Recklinghausen), Gewerkschafter, Bergmann und Politiker
  • Fritz Stricker (* 4. Mai 1897 in Aplerbeck; † 4. Juli 1949 in Recklinghausen), Politiker
  • Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, (* 5. September 1902 in London; † 10. August 1944 in Berlin-Plötzensee), Verwaltungsbeamter und Widerstandskämpfer, 1944 hingerichtet, 1928–1932 Regierungsassessor im Landratsamt
  • Raphael Graf Droste zu Vischering (* 25. Oktober 1906 in Lüdinghausen; + 1987 in Münster), Propst von St. Peter, Ehrendomherr in Münster
  • Inge Donnepp (* 10. Dezember 1918 in Unna; † 31. Juli 2002 in Recklinghausen), Juristin und Politikerin
  • Kurt Meyer (Fußballspieler) (* 4. Februar 1921 in Oberschlesien; † 23. August 2008 in Recklinghausen), Fußballspieler und -trainer
  • Rolf Abrahamsohn (* 9. März 1925) in Marl; Überlebender des Ghettos Riga, Leiter der Jüdischen Kultusgemeinde 1978–1992
  • Günter Nehm (* 12. Juni 1926 in Wattenscheid; † 11. Februar 2009 in Recklinghausen), humoristischer Dichter und Wortspieler
  • Helga Matura (* 19. August 1933 in Bottrop; † 27. Januar 1966 in Frankfurt am Main) Prostituierte und Mordopfer, wurde in Recklinghausen begraben[26]
  • Heinrich Breloer (* 17. Februar 1942 in Gelsenkirchen), Dokumentarfilmer und Autor
  • Josef Bille (* 20. September 1944 in Neuenkirchen), Physiker und Erfinder, legte 1964 das Abitur in Recklinghausen ab
  • Thilo Sarrazin (* 1945 in Gera), Politiker, Volkswirt und Autor
  • Martin Max (* 7. August 1968 in Tarnowskie Góry), ehem. Fußballspieler, Fußballtrainer
 
Godoj in seiner Heimatstadt

Literatur

  • Westfälisches Klassenbuch; Band III 2. Teilband aus "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1954
  • Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 – 1945, hrsg. von Walther Hubatsch, Band 8: Westfalen. Marburg an der Lahn, 1980
  • 750 Jahre Stadt Recklinghausen, Werner Burghardt (Stadtarchivar), Verlag Rudolf Winkelmann 1986, ISBN 3-921052-20-3
  • Periodika: Vestische Zeitschrift, seit 1891, Index zu Recklinghausen
  • Periodika: Vestischer Kalender, seit 1923, Inhaltsverzeichnis Recklinghausen betreffend
  • Wilhelm Mummenhoff: Zur Geschichte der Hexenverfolgungen in der Stadt Recklinghausen und ihrer Umgebung während des 16. Jahrhunderts, in: Vestische Zeitschrift 1927, Bd XXXIV, S. 75- 90.
  • Heinrich Pennings, Geschichte der Stadt Recklinghausen und ihrer Umgebung, 2 Bde., Recklinghausen 1930/1936
  • Adolf Dorider, Geschichte der Stadt Recklinghausen in der neueren Jahrhunderten (1577-1933), Recklinghausen 1955
  • Helmut Geck/Georg Möllers/Jürgen Pohl, Wo du gehst und stehst... Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933 bis 1945, Recklinghausen 2002
  • Klaus Bresser/Christoph Thüer (Hgg.), Recklinghausen im Industriezeitalter, Recklinghausen 2000
  • Georg Möllers/Richard Voigt (Hgg.), 1200 Jahre Christliche Gemeinde in Recklinghausen, Recklinghausen 1990
  • Werner Hoffmann: Politik in der Provinz. Kommunale Politisierung dargestellt an den "sechs großen Industriedörfern" im Landkreis Recklinghausen von Beginn der Industrialisierung bis 1914. Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer, 1996 (Bochumer Historische Studien. Neuere Geschichte, Bd. 16) - 264 S. - ISBN 3-8196-0445-6

Quellen

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 30. Januar 2025. (Hilfe dazu)
  2. Einwohnerzahlen und -dichten der Recklinghäuser Stadtteile, Stadt Recklinghausen
  3. a b c d Geodatenportal der Stadt Recklinghausen
  4. Carsten Linz, Geschichte der (PDF; 4,1 MB); Grafik S. 17
  5. Karte Recklinghausen-Stadt nach dem Urkataster von 1822, Zeichnung von 1912 (Scan aus dem GenWiki)
  6. a b c Stadtteilinfos der Stadt Recklinghausen (Archiv von Januar 2012)
  7. Vestisches Lagerbuch von 1660 (Abschrift bei fazit-essen.de); es finden sich folgende Fehler:
    • statt Natrop Hüls muss es Löntrop Hüls heißen
    • Dörfer Herten und Kurich trifft nicht zu; vielmehr war Herten ein Dorf und Kurich die zugehörige Bauerschaft
  8. Die Geschichte Suderwichs, S. 14 ff der Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des VFL Suderwich 09 (PDF; 14,3 MB)
  9. Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  10. Ausgaben des Blattes 4309 von 1907, 1916, 1921, 1926, 1931, 1942, 1949 und 1959; in der Ausgabe von 1972 wird der Wohnplatz nicht mehr mit Röllinghausen beschriftet.
  11. Johannes Bauermann: Zum ältesten Namen von Recklinghausen. In: Werner Burghardt (Hg.): 750 Jahre Stadt Recklinghausen 1236–1986. Winkelmann, Recklinghausen 1986, ISBN 3-921052-20-3, S. 13-17.
  12. Manfred Wolf: Die Geschichte des Kreisgebietes bis 1816. In: Kreis Recklinghausen (Hg.): Der Kreis Recklinghausen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1979. S. 73–98, hier S. 77.
  13. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. (= Veröffentlichungen des Provinzialinstituts für Westfälische Landes- und Volksforschung des LWL, Reihe 1, Heft 18.). Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 274.
  14. Erich Keyser: Westfälisches Städtebuch, Stuttgart 1954.
  15. Bevölkerung im Regierungsbezirk Münster
  16. Verzeichnisse der Kommunalwahlergebnisse des Landes Nordrhein-Westfalen (LDS NRW) von 1975 bis 2009
  17. Wahlprofil des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NW
  18. Wahlergebnisse 1999 (PDF; 5,9 MB)
  19. Wahlergebnisse 2004 (PDF; 7,0 MB)
  20. Wahlergebnisse 2009 (PDF; 3,5 MB)
  21. Informationen für: Recklinghausen April 2015, Bundesagentur für Arbeit
  22. in Recklinghausen
  23. Webpräsenz der VHS Recklinghausen
  24. Fussball.de - Tabelle Kreisliga A
  25. a b Fred Kaspar: Fachwerkbauten des 14. bis 16. Jahrhunderts in Westfalen. Münster 1986, S. 175. (Volltext als PDF)
  26. Die Zeit, 18. Februar 1966
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