Das letzte Einhorn (Zeichentrickfilm)
Das letzte Einhorn (orig. The Last Unicorn) ist ein Roman von Peter S. Beagle.
Die Hauptfigur ist ein Einhorn, das seinen Wald verlässt und sich auf die Suche nach seinen verloren gegangenen Artgenossen macht. Auf dem Weg gesellen sich der unbegabte Zauberer Schmendrick und dessen Freundin Molly Grue dazu. Auf ihrer Reise treffen sie den unheimlichen König Haggard und dessen Sohn Prinz Lir. Sie finden heraus, dass Haggard für das Verschwinden der übrigen Einhörner verantwortlich ist, und es gelingt ihnen, die Artgenossen des Einhorns zu befreien.
Verfilmungen
Zeichentrickfilm
Film | |
Titel | Das letzte Einhorn |
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Originaltitel | The last Unicorn |
Produktionsland | USA, Vereinigtes Königreich, Japan, Deutschland |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1982 |
Länge | 92 Minuten |
Stab | |
Regie | Jules Bass, Arthur Rankin Jr. |
Drehbuch | Peter S. Beagle |
Produktion | Jules Bass, Arthur Rankin Jr. |
Musik | Jimmy Webb, America |
Kamera | Tohru Hara |
Schnitt | Tomoko Kida |
Besetzung | |
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1982 wurde der Roman von Jules Bass und Arthur Rankin Jr. in einen Zeichentrickfilm verfilmt.
Stimmen
Rolle | Originalsprecher | Deutsche Synchronisation |
Einhorn/Amalthea | Mia Farrow | Traudel Haas |
Molly Grue | Tammy Grimes | Barbara Ratthey |
Zauberer Schmendrick | Alan Arkin | Torsten Sense |
Schmetterling | Robert Klein | Frank Zander |
König Haggard | Christopher Lee | Christopher Lee |
Skelettschädel | Rene Auberjonois | Wolfgang Spier |
Prinz Lir | Jeff Bridges | Joachim Tennstedt |
Hexe Mommy Fortuna | Angela Lansbury | Tilly Lauenstein |
Ruhk | Brother Theodore | Melvin Quinones |
Captain Cully | Keenan Wynn | Gerd Duwner |
Die Weide | Nellie Bellflower | Erna Haffner |
Mabruk | Paul Frees | Kurt Waitzmann |
Katze | Don Messick | Arnold Marquis |
Kritik
Der Film bemüht sich um einen poetischen Ton. Über weite Strecken gelingt ihm dies auch. Etwas unglücklich ist jedoch die Charakterdarstellung des Schmetterlings. Dessen Text soll sich aus Zitaten zusammensetzen, die er auf seinen Reisen aufschnappte. Dabei bezieht er sich auf Lieder oder Filme, die 1982 populär waren. Der alterslose Charakter der Fabel wird gestört, wenn etwa auf Peter Maffay oder die NDW Bezug genommen wird.
Interpretation
Der Film trägt einen sehr philosophischen Charakter. Dabei werden mehrere Themen angesprochen:
Bedeutung und Wesensart von Magie und Fabelwesen im Vergleich zur Menschheit,
die Bedeutung der Fantasie für die Menschen,
Bedeutung von und Umgang mit Erfolg und Misserfolg,
die Frage nach dem Unterschied zwischen Gutem und Bösem,
Liebe und Freundschaft,
Zeit,
Glück.
Diese Fragen beleuchtet der Film in vielschichtigen und ambivalenten Perspektiven, was sich in den Charakteren der beteiligten Personen wiederspiegelt.
So repräsentiert die Figur des Einhornes die gute Magie und die Unsterblichkeit. Doch wird das einseitig positive Bild einer guten Magie relativiert durch die Emotionslosigkeit und Gleichgültigkeit des Einhorns gegenüber menschlichen Problemen, die aufgrund ihrer Kurzfristigkeit für es nur Kleinigkeiten sein können. Dieser Widerspruch eskaliert, als das Einhorn mit der Liebe konfrontiert wird: In eine menschliche Jungfrau (Amalthea) verwandelt, möchte es nicht zurück verwandelt werden, da es dann Prinz Lear nicht mehr lieben würde. Doch ist gerade die Gleichgültigkeit, oder auch Wertneutralität, des Einhorns ein Konzept der Gerechtigkeit: Es selbst sieht, dass gute und böse Magie untrennbar miteinander verbunden sind. Dies kommt zum Ausdruck, als es die Hexe Mommy Fortuna auffordert, die Harpyie freizulassen, denn die Harpyie und es selbst seien „zwei Seiten der gleichen Magie“.
Dem entgegengesetzter Charakter ist Prinz Lear: Ein Mensch, der die Lady Amalthea liebt und um ihre Liebe kämpft, für die er sogar sein eigenes Leben riskiert. Mithilfe dieser Figur zeigt der Film die Größe der Liebe, die selbstlose Zuneigung und Kampf für das Gute trotz unüberwindbar scheinender Grenzen und trotz Aussichtslosigkeit ermöglicht. Die Kraft der Liebe wird hier mit der Kraft der Magie auf eine Ebene gestellt; was u.a. dadurch unterstrichen wird, dass das Einhorn sich bei Schmendrick für die Erfahrung der Liebe bedankt.
Im Gegensatz zur Erhabenheit, Unsterblichkeit und Gerechtigkeit magischer Wesen müssen Menschen im Film als Sterbliche Leid und Ungerechtigkeit ertragen, können aber dank ihrer Gefühle und Fantasie Glück erfahren. Die menschlichen Charaktere des Filmes durchlaufen dementsprechend verschiedene Wege und Schicksale. Eine Figur, die schließlich Glück erfährt, da sie an Liebe und Fantasie glaubt, ist Molly Grew. Doch wird im Film an mehreren Stellen auf Verblendetheit, Ruhm- und Machtsucht als Ursachen für Vereinsamung, Misserfolg und Grausamkeit hingewiesen: Dies sind einerseits der Räuberhäuptling, der den Kult um sich selber liebt und dabei vor der Wahrheit der eigenen Nichtigkeit und Armut flieht, andererseits König Haggard, dessen Suche nach dem Glück in totaler Einsamkeit und Abschottung endet, da er keiner positiven Gefühle fähig scheint.
Besondere Rollen nehmen jene Charaktere ein, die an den Grenzen zwischen Magie/Unsterblichkeit und Menschlichkeit/Sterblichkeit stehen. Dies ist vor allem der Zauberer Schmendrick, der unter Zauberern als Versager gilt, und der menschliche Gefühle empfindet. Sein Kampf um Anerkennung und Erfolg in der Magie ist repräsentativ für menschliches Erfolgsstreben und Misserfolg. Interessant und ermutigend ist hier der Lösungsansatz, der vom Film geboten wird: „Du hast alle Kraft, die du brauchst, wenn du nur wagst, sie zu finden!“ (Molly Grew) Zudem verdeutlicht Schmendricks Entwicklung eine Philosophie des Films über Fantasie und Magie in der realen Welt: Der Zugang zu Magie und Zauber, zu „Wundern“ ist möglich, wenn die eigenen Gedanken nicht auf eine bestimmte Sichtweise fixiert sind, das Glück nicht „gezwungen“ und kontrolliert wird (wie dies König Haggard tut), der Glaube an die eigene Kraft hoch ist und ein konkreter „guter Wunsch“, zum Beispiel aus Liebe, besteht. Hier scheint ein Zusammenhang zur Unendlichen Geschichte Michael Endes zu bestehen, was sich unter anderem auch in der Ähnlichkeit Schmendricks Zauberspruch „Magie, tu was du willst!“ zu der Gravierung des Auryn „Tu, was du willst“ äußert.
Trivia
- König Haggard wird auch in der deutschen Fassung von Christopher Lee gesprochen.
Spielfilm
Für 2006 ist ein Spielfilm auf Basis des Romans geplant. Unter der Regie von Geoff Murphy werden unter anderem Christopher Lee (König Haggard), Angela Lansbury (Mommy Fortuna), Mia Farrow (Molly Grue), Rene Auberjonois (Skull) und Jonathan Rhys-Meyers (Schmendrick) mitspielen. Christopher Lee, Angela Lansbury und Rene Auberjonois sprachen die von ihnen gespielten Rollen schon im Zeichentrickfilm. Mia Farrow sprach damals das Einhorn.
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel (Zeichentrickfilm)
- Vorlage:IMDb Titel (geplanter Spielfilm)
- The last unicorn (englisch)
- Baumann Graphik (Filmplakat der deutschen Erstaufführung, 1983)
- Lady Amalthea - The Last Unicorn (englische Fanseite)