Finnisch ist eine agglutinierende Sprache und gehört zur Gruppe der finno-ugrischen Sprachen. Es ist entfernt mit dem Ungarischen und eng mit dem Estnischen und Lappischen verwandt. Es ist eine der Amtssprachen in Finnland mit etwa 4,7 Millionen Sprechern und offizielle Minderheitensprache in Schweden (300.000), Russland und Estland.
Finnisch (Suomi) | ||
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Gesprochen in |
Finnland, Estland, Schweden, Norwegen (Finnmark), Russland (Karelien) | |
Sprecher | 5 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Finnland, Europäische Union, Republik Karelien | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
fi | |
ISO 639-2 | (B) fin | (T) |
Der Language Code ist fi
bzw. fin
(nach ISO 639).
Die Grundlagen der finnischen Schriftsprache wurden von Mikael Agricola im 16. Jahrhundert gelegt. Er lehnte sich dabei an das Schwedische, Deutsche und Lateinische an.
Das finnische Alphabet besteht aus 29 Buchstaben:
a, b, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, w, x, y, z, å, ä, ö
Allerdings kommen b und f nur in Lehnwörtern vor, c, q, w, x, z und å („schwedisches“ o) sind sehr selten und kommen nur in Fremdwörtern vor. Bei der Suche in Wörterbüchern ist zu beachten, dass Ä und Ö im Alphabet nach Z an letzter Stelle stehen und nicht wie im Deutschen bei A und O. Weiterhin besitzt das W häufig kein eigenes Kapitel, sondern wird bei dem V eingeordnet.
Zur Aussprache
Betont wird sehr regelmäßig: Der Hauptton liegt bei jedem Wort auf der ersten Silbe. Daneben tragen die dritte und fünfte Silbe einen Nebenton, wobei die letzte Silbe nie betont wird. Bei zusammengesetzten Wörtern behält jeder Teil seine Betonung.
Im Allgemeinen wird so geschrieben, wie gesprochen wird (1 Laut = 1 Buchstabe, d. h. phonologische Schreibweise).
Doppelvokale und Doppelkonsonanten werden fast 2,5 mal so lang ausgesprochen wie einzelne:
kukka „Blume“; kuka „wer“
tuli „Feuer“; tulli „Zoll“; tuuli „Wind“
Diese Doppelbuchstaben führen mitunter zu ungewohnten Schriftbildern, vgl. päättyy, wie in Tie päättyy rantaan „Der Weg endet am Strand“ oder syyttää „[er/sie] klagt an“.
Es gibt insgesamt 18 verschiedene Zwielaute (Diphthonge), die auch als solche, d. h. als einsilbige Verbindungen ausgesprochen werden:
sauna (au wie dt., aber länger);
laina (ai wie dt. ai in Mai, aber länger);
seura (nicht wie im dt., sondern e+u);
tie (nicht langes i, sondern i+e);
leipä (ei wie e+i)
usw.
Einige Kombinationen bilden aber zwei Silben.
Besonderheiten
h am Wortanfang immer wie das deutsche h, vor Konsonanten wird das h leicht wie deutsches ch in „Bach“ ausgesprochen, beispielsweise in lahti „Bucht“.
Wichtig ist es, das ä und das e zu unterscheiden: Das finnische e wird ausgesprochen wie das deutsche ä, das finnische ä ist ein sehr offener Vokal, der schon fast in ein a übergeht (vergleichbar etwa dem Vokal im englischen Wort man).
Weitere Konsonanten:
r (zum Beispiel in rauta „Eisen“): Zungenspitzen-R (alveolar);
s (beispielsweise in Suomi „Finnland“): immer stimmlos, zwischen dem deutschen ss und sch liegend;
v (zum Beispiel in vappu „1. Mai“): wie dt. w;
y (beispielsweise in yksi „eins“): wie dt. ü;
t, p, k: stimmlos, nicht wie im Deutschen behaucht ausgesprochen;
nk (zum Beispiel in Helsinki): wie dt. nk in denken;
ng (beispielsweise in Helsingin (Genitiv)): wie dt. ng in fangen, aber wird lang ausgesprochen.
Bei den Vokalen unterscheidet man „hintere“ (a, o, u), „vordere“ (y, ä, ö) und „neutrale“ (e, i). Grundsätzlich lassen sich 'hintere' und 'vordere' Vokale in einem Wort nicht mischen, daher werden Nachsilben und Endungen an den Wortstamm angepasst:
talo (das Haus) – talossa (im Haus);
metsä (der Wald) – metsässä (im Wald)
Enthält ein Wort nur 'neutrale' Vokale, werden für die Endungen die 'vorderen' Vokale (y, ä, ö) verwendet.
Eine Ausnahme bilden zusammengesetzte Wörter, bei denen die Bestandteile durchaus unterschiedliche Vokalgruppen haben dürfen.
Bei Fremdwörtern, die vordere und hintere Vokale enthalten, werden in der nachlässigen Aussprache meist hintere Vokale als die korrespondierenden vorderen ausgesprochen. Beispielsweise wird Olympia von manchen Sprechern wie Olumpia gesprochen.
Grammatik
Die Grammatik kennt keine Artikel, weder bestimmte noch unbestimmte.
mies (Mann, der Mann, ein Mann);
nainen (Frau, die Frau, eine Frau). Häufig wird allerdings das
Zahlwort yksi – eins oder das Pronomen eräs - ein(e) verwendet, um Unbestimmtheit zu unterstreichen:
- Ovella seisoo (yksi/eräs) mies. - Es steht ein Mann an der Haustür.
Es kann jedoch das Demonstrativpronomen se - die/der/das als einen bestimmten Artikel verwendet werden:
- Se mies, jonka näit eilen, on veljeni. - Der Mann, den du gestern gesehen hast, ist mein Bruder.
Das Finnische kennt keine grammatischen Geschlechter.
Bei der 3. Person Einzahl gibt es nur eine Form: hän (= er, sie). Für Gegenstände und Tiere sowie umgangssprachlich gelegentlich auch für Personen wird in der 3. Person Einzahl das Demonstrativpronomen „se“ verwendet.
Weibliche Berufsbezeichnungen kommen immer mehr aus der Mode; man verwendet sie eigentlich nur noch, wenn man betonen will, dass es um eine weibliche Person geht:
myyjä (Verkäufer allgemein); myyjätär (Verkäuferin)
Die Fälle
Im Finnischen gibt es 15 Fälle. Die meisten sind mit deutschen Präpositionen zu vergleichen. Sie werden gebildet, indem bestimmte Silben an den Vokalstamm bzw. an den Konsonantstamm des Substantivs gehängt werden:
Grundform, Wer-Fall
Bsp.: talo (Haus), talot (Häuser), tämä (dieser), nämä (diese (Mehrzahl)), minä (ich), sinä (du).
Zugehörigkeit, Wes-Fall
Bildung: (-n im Singular und -in, -en, -den, -ten, -tten im Plural)
Bsp.: talon (des Hauses), talojen (der Häuser), tämän (dieses), minun (mein), sinun (dein).
Objekt, Wen-Fall
Bildung: (-) (= Akkusativ I), (-n) (= Akkusativ II), (-t) (= Akkusativ III), (-t) (= Akkusativ Plural)
Bsp.: talon (Haus), talot (Häuser), tämän (diesen), sinut (dich)
Normalerweise wird der Akkusativ II verwendet. Der Akkusativ I steht vor allem in Befehlssätzen. Der Akkusativ III ist nur für Personalpronomina.
Teilobjekt, unbestimmte Menge; häufig auch als Objektfall benutzt, besonders in verneinten Sätzen, bei Gefühlsäußerungen sowie hinter Grundzahlen.
Bildung: (-a/-ä), (-ta/-tä)
Bsp.: Juon kahvia (Ich trinke Kaffee); Minä rakastan sinua (Ich liebe dich).
Bei Sätzen mit „ei ole“ („es gibt nicht“) steht das Subjekt im Partitiv: Täällä ei ole ruokaa (Hier gibt es kein Essen).
im Raum (wo?); bei Zeitangaben: innerhalb
Bildung: (-ssa/-ssä)
Bsp.: talossa (im Haus), taloissa (in den Häusern), tässä (in diesem), sinussa (in dir), yhdessä viikossa (innerhalb einer Woche).
aus dem Raum (wo heraus?, von wo?)
Bildung: (-sta/-stä)
Bsp.: talosta (aus dem Haus), taloista (aus Häusern), tästä (von diesem), sinusta (von dir).
- Illativ: (Vokalverdoppelung + -n bzw. -h + Vokal vor dem „h“ + n bzw. -seen; im Plural -in/-hin/-siin)
in den Raum (wohin?)
Bildung: (-„Vokalverdoppelung“+n (z.B.: Helsinkiin)), (-h+„Vokal vor dem h“+n (z.B.: työhön)), (-seen (z.B.: Espooseen))
Bsp.: taloon (ins Haus), taloihin (in die Häuser), tähän (in diesen), huoneeseen (in das Zimmer), Tervetuloa Suomeen! (Willkommen in Finnland!), työhön (zur Arbeit)
auf etwas, mit etwas (worauf?, womit?), bei unbestimmten Zeitangaben
Bildung: (-lla/-llä)
Bsp.: pöydällä (auf dem Tisch), junalla (mit dem Zug), täällä (hier), kesällä (im Sommer); Minulla on jano (mit mir ist Durst = Ich habe Durst).
von etwas (von wo?); bei Zeitangaben: aus welcher Zeit?
Bildung: (-lta/-ltä)
Bsp.: pöydältä (vom Tisch), minulta (von mir), täältä (von hier), viime vuosisadalta (aus dem letzten Jahrhundert).
auf/zu etwas (auf/zu wem/was?); entspricht auch oft dem deutschen Dativ
Bildung: (-lle)
Bsp.: pöydälle (auf den Tisch), minulle (mir, für mich); Kirjoitan sinulle (Ich schreibe dir).
Zustand (als was?); bei bestimmten Zeitangaben
Bildung: (-na/-nä)
Bsp.: lapsena (als Kind), tänä (als dieser), maanantaina (am Montag).
- Translativ: (-ksi)
Zustand als Ergebnis einer Veränderung; bei Zeitangaben: für wie lange?
Bildung: (-ksi)
Bsp.: kauniiksi (wird schön), saksaksi (auf Deutsch), suomeksi (auf Finnisch), hän tuli opettajaksi (er/sie wurde Lehrer).
Mangel, ohne etwas
Bildung: (-tta/-ttä)
Bsp.: talotta (ohne Haus), taloitta (ohne Häuser).
Der Abessiv wird in der Praxis selten verwendet. Meistens wird er einfach durch die Präposition ilman (= ohne) ausgedrückt: ilman sinua (ohne dich).
Dazugehörigkeit (Womit?)
Bildung: (-ne + Possessivsuffix)
Bsp.: taloineen (mit dem Haus/mit den Häusern)
Der Komitativ wird in der Praxis selten verwendet. Meistens wird er einfach durch die Postposition kanssa (= mit) ausgedrückt: sinun kanssasi (mit dir).
Allerdings gibt es gebräuchliche festgefügte Wendungen, z. B. Herra Sintonen vaimoineen (Herr Sintonen mit seiner (Ehe-)Frau).
Art und Weise, womit?
Bildung: (-in)
Bsp.: Lautanen on käsin tehty (Der Teller ist von Hand gearbeitet), Näin sen omin silmin (Ich habe es mit eigenen Augen gesehen); der Instruktiv kommt nur in wenigen idiomatischen Redewendungen vor.
Alle Fälle gibt es natürlich auch im Plural, der je nach Nominativtyp unterschiedlich gebildet wird, sich aber in der Regel durch ein „i“ nach dem Wortstamm auszeichnet.
Die Verben
Konjugation Gegenwart
puhua (=sprechen)
minä puhun – ich spreche;
sinä puhut – du sprichst;
hän puhuu – er/sie/es spricht;
me puhumme – wir sprechen;
te puhutte – ihr sprecht; Te puhutte – Sie sprechen (Höflichkeitsform)
he puhuvat – sie sprechen
Vergangenheit
minä puhuin;
sinä puhuit;
hän puhui;
me puhuimme;
te puhuitte;
he puhuivat
Tipp: Die Personalpronomen der ersten und zweiten Personen kann man auch weglassen. In der gesprochenen Umgangssprache wiederum werden „minä“, „mä“ bzw. „sinä“, „sä“ durchaus wieder verwendet. Die Personalpronomen der dritten Personen kann man auch weglassen, wenn es klar ist, wen man meint.
- Bejahender Imperativ
Der bejahende Imperativ in der 2. Person Singular ist stets identisch mit der Verbform der 1. Person Singular Indikativ, von der die Endung -n abgezogen wurde. Alle anderen Personen werden dann von dieser Form abgeleitet.
2. Person Singular: Puhu!;
3. Person Singular: Puhukoon!;
1. Person Plural: Puhukaamme!;
2. Person Plural: Puhukaa!;
3. Person Plural: Puhukoot!
- Verneinender Imperativ
Die Verneinung ist deutlich komplizierter. Sie wird im Normalfall gebildet durch eine Form des Verneinungsverbs „älä“, derselben Verbform wie beim bejahenden Imperativ und der Endung -ko/kö; eine Ausnahme jedoch bildet die 2. Person Singular, die keine -ko/kö Endung trägt:
2. Person Singular: Älä puhu! (Sprich nicht!)
3. Person Singular: Älköön puhuko!
1. Person Plural: Älkäämme puhuko!
2. Person Plural: Älkää puhuko! (Sprecht nicht! / Sprechen Sie nicht!)
3. Person Plural: Älkööt puhuko!
Futur
Es gibt kein Futur! Um zukünftiges auszudrücken, benutzt der Finne i.d.R. die Gegenwart und ein Wort, das auf die Zukunft hinweist.
Bsp.: Menen huomenna. – Ich werde morgen gehen.
Verneinung
Die Verneinung wird gebildet aus dem Verneinungsverb „ei“, das konjugiert wird und dem Verbstamm, der nicht konjugiert wird.
Beispiel:
minä en puhu – ich spreche nicht;
sinä et puhu – du sprichst nicht;
hän ei puhu – er/sie/es spricht nicht;
me emme puhu – wir sprechen nicht;
te ette puhu – ihr sprecht nicht / Sie sprechen nicht;
he eivät puhu – sie sprechen nicht;
„Ich spreche nicht finnisch“ würde heißen: „(Minä) en puhu suomea.“
„Ich verstehe nicht“ heißt: „(Minä) en ymmärrä.“
Die Verneinung in der Vergangenheit wird gebildet aus „ei“ und dem Partizip Perfekt des Verbs.
Beispiel:
minä en puhunut – ich sprach nicht;
sinä et puhunut – du sprachst nicht …;
hän ei puhunut;
me emme puhuneet;
te ette puhuneet;
he eivät puhuneet;
Fragen
Bei Entscheidungsfragen wird an das konjugierte Verb (oder auch an andere Wörter) die Frage-Endung -ko oder -kö (s. Vokalharmonie) angehängt.
Das sieht dann beispielsweise so aus:
Puhutko suomea? – Sprichst du finnisch?;
Etkö puhu suomea? – Sprichst du nicht finnisch?
Die Endung -ko/-kö steht fast ausschließlich bei Ja-/Nein-Fragen. Kann man die Frage nicht mit Ja oder Nein beantworten, steht sehr selten -ko/-kö:
Puhuuko joku suomea? - Spricht jemand finnisch? Kuka puhuu suomea? – Wer spricht finnisch?
Aber:
Kauanko (= kuinka kauan) se kestää? (nicht Kestääkö se kauan?) - Wie lange dauert es?
Montako (= kuinka monta) teitä (Partitiv!) on? (nicht Onko teitä monta?) - Wieviele seid ihr?
„Haben“
Es gibt im Finnischen kein Wort für „haben“. Wenn man einen Besitz ausdrücken will, nimmt man die 3. Person EZ von olla (= sein) --> on und die Adessivform des Personalpronomens.
Beispiel: minulla on auto. – (Wörtlich: bei mir ist ein Auto): ich habe ein Auto.
Verneinend sagt man: Minulla ei ole autoa. – (Wörtlich: bei mir nicht ist Auto): ich habe kein Auto.
Bei Verneinung wird das Objekt in den Partitiv gesetzt (auto – autoa).
Stufenwechsel
Eine Besonderheit des Finnischen und der mit ihm am nächsten verwandten Sprachen ist der Stufenwechsel: Er betrifft die Konsonanten /p/, /t/ und /k/ im Anlaut der letzten Wortsilbe, die unter bestimmten Umständen stimmhaft werden, sich völlig an die Umgebung assimilieren oder sogar schwinden können.
Die „starke Stufe“ steht, wenn die letzte Wortsilbe offen ist, beispielsweise in sil-ta „Brücke“.
Die „schwache Stufe“ steht, wenn an das Wortende ein Suffix angefügt wird, wodurch die ursprünglich letzte Wortsilbe geschlossen wird, zum Beispiel in sil-ta + -lla -> sil-la-lla „auf der Brücke“.
1.Stufenwechsel von der starken zur schwachen Stufe:
kk-k K-Schwund 1 beispielsweise Mikko (finn. Name) – Mikolla on jano. (= Mikko hat Durst)
k-O K-Schwund 2 zum Beispiel lukea (= lesen) – minä luen (= ich lese)
uku-uvu K-Schwund 3 zum Beispiel luku (= die Zahl) – luvun (= der Zahl Gen.)
nk-ng K-Schwund 4 beispielsweise Helsinki – Helsingissä (= in Helsinki)
pp-p P-Schwund 1 zum Beispiel Lappi (= Lappland) – Lapin kulta (= Lapplands Gold, finn. Biermarke)
p-v P-Schwund 2 beispielsweise rapu (= Krebs) – ravun (= des Krebses)
tt-t T-Schwund 1 zum Beispiel matto (= Teppich) – matolla (= auf dem Teppich)
t-d T-Schwund 2 beispielsweise lähteä (= abfahren, weggehen) – minä lähden (= ich gehe weg)
2. Stufenwechsel von der schwachen zur starken Stufe
p-pp zum Beispiel opas (= Reiseführer) – oppaan (= des Reiseführers)
d-t beispielsweise sade (= Regen) – sateenkaari (= Regenbogen)
t-tt zum Beispiel osoite (= Adresse) – osoitteen (= der Adresse)
Die Stufenwechsel der Gruppe 2. erklären sich dadurch, dass diese Wörter im Nominativ ursprünglich auf einen Konsonanten (/s/ bzw. später geschwundener Knacklaut */?/) auslauteten. Da also die letzte Wortsilbe geschlossen ist (o-pas) bzw. war (sa-de?), steht schwache Stufe.
Im Genitiv ist die betroffene Silbe hingegen offen, also steht die starke Stufe, vgl. *op-pa-san bzw. *sa-te-?en.
Umgangssprache
Die finnische Umgangssprache unterscheidet sich teilweise stark von der Schriftsprache, hauptsächlich dadurch, dass Ausdrücke stark verkürzt und teilweise gleichzeitig zusammengezogen werden. Oft wird auch der letzte Buchstabe weggelassen.
Beispiele:
Tuletko sinä? (Kommst du?) wird zu Tuleksä?, Tuutsä?, Tuutsie? oder Tuukkonä?
Haluatko sinä? (Möchtest du?) wird zu Haluaksä?, Halutsie? oder Halutsä?
Televisio (Fernseher) wird zu telkkari oder telkka
Metsässä (im Wald) wird zu mettäs, metäs, mehtäs oder messäs.
Wortschatz
Erbwörter und Neuschöpfungen
Fremd- und Lehnwörter und ihre Anpassung
Durch jahrhundertelange Zugehörigkeit Finnlands zum Kgr. Schweden enthält die finnische Sprache sehr viele Lehnwörter aus dem schwedischen, z.B. kuppi (schwed. koppen "Tasse") oder auch die Wochentage maanantai, tiistai, usw. Daneben entstand ein Slang namens Kökki-ruotsi (Küchen-Schwedisch), der mit schwedischen Wörtern angereichert ist. Es war die Sprache von Finnen, die bei reichen schwedischen Familien als Hausangestelle arbeiteten. Bekannte Wörter sind z.B. likka (schwed. flicka "Mädchen") oder tykätä (schwed. tycka "gern haben").
Handelsbeziehungen zum deutschen Sprachraum im Mittelalter brachten auch einige Lehnwörter aus dem Mittelhochdeutschen in die finnische Sprache, so zB kuningas ("König") oder kauppa ("Handel"). Das für Deutsche ungewohnte Schriftbild und die fremde Lautbildung machen es für den Lerner allerdings sehr schwierig, Wörter germanischen Ursprungs auch als solche zu erkennen.
Die kurze Zugehörigkeit Finnlands zu Russland hat in der Sprache sehr wenige Spuren hinterlassen, zumal russisch nie Amtssprache war.
Ebenfalls eher gering ist der Einfluss des Englischen in jüngerer Zeit, wenn auch die Dominanz des Englischen in Wirtschaft und Medien auch im Finnischen spürbar sind.
Nützliche Redewendungen
- Hei! oder Moi! („Hallo!“)
- Antwort: No moi!
- Terve! („Hallo“)
- Hyvää huomenta! („Guten Morgen!“)
- Hyvää päivää! („Guten Tag!“)
- Hyvää iltaa! („Guten Abend!“)
- Hyvää yötä! („Gute Nacht!“)
- Hyvää yötä ja nuku hyvin ja kauniita unia! („Gute Nacht und schlaf gut und schöne Träume!“)
- Näkemiin! („Auf Wiedersehen!“)
- Hei, hei! („Tschüss!“)
- Mitä kuuluu? („Wie geht's?“)
- Antwort: Kiitos, (oikein) hyvää. („Danke, (richtig) gut.“) oder Huonoa. („Schlecht.“)
- Kiitos! („Danke!“)
- Anteeksi! („Entschuldigung!“)
- Kippis! („Prost!; Zum Wohl!“)
- Minä olen … („Ich bin …“)
- Missä on …? („Wo ist …?“)
- Missä on vessa? („Wo ist die Toilette?“)
- Mitä maksaa …? („Was kostet …?“)
- Puhutko saksaa/englantia/ranskaa/ruotsia? („Sprichst du Deutsch/Englisch/Französisch/Schwedisch?“)
- Mistä sinä tulet? („Woher kommst du?“)
- Millainen ilma on? („Wie ist das Wetter?“)
- Antwort: Sataa! („Es regnet!“), On aurinkoista. („Es ist sonnig.“)
- Minä rakastan Suomea. („Ich liebe Finnland.“)
Literatur
- Karlsson, Fred: Finnische Grammatik. Autorisierte Übersetzung aus dem Finnischen von Karl-Heinz Rabe. Bearbeitet von Cornelius Hasselblatt und Paula Jääsalmi-Krüger. 4. Auflage. Buske: Hamburg 2004.
- Low, Hillevi: Finnisch für Globetrotter, 2. Auflage Bielefeld: Rump, 1989 ISBN 3-922376-14-2
- Semrau, Richard: Langenscheidts Praktisches Lehrbuch Finnisch, Berlin: Langenscheidt, 1996 ISBN 3-468-26140-3
- Steiner, Marja-Liisa: Finnisch für Sie, 4. Auflage Ismaning: Hueber, 1989 ISBN 3-19-005076-7
Quelle Emrah Altinay die Sprachenwelt 2005
- Riekkinen-Gebbert, Senja: Yksi, kaksi, kolme. Finnisch für Deutschsprachige : Lehrbuch, Hempen, 2003 ISBN 3-934106-23-4