Arzawa ist die hethitische Bezeichnung eines Reichs und einer Region in West-Kleinasien. Im 15. und Anfang des 14. Jh. v. Chr. hatte Arzawa seinen machtpolitischen Höhepunkt und war sogar zeitweise - während einer Schwächeperiode des Hethiterreichs - die führende Macht in Kleinasien. In jener Zeit hatte es Kontakt mit Ägypten, wie erhaltene Briefe in den Amarna-Archiven beweisen. Ab Mitte des 14. Jh. wurde Arzawa von den Hethitern nach und nach erobert. Obwohl schon Suppiluliuma I. wohl einen Feldzug gegen Arzawa unternahm (davon sind uns aber keine Quellen überliefert), gelang es erst seinem Sohn und Nachfolger Mursili II. in einer zweijährigen Kampagne Arzawa und seine Hauptstadt Apasa (das wahrscheinlich mit Ephesos gleichzusetzen ist) zu erobern. Im Anschluss wurde das Gebiet des ehemaligen Arzawa wohl unter die Vasallenfürsten der "Arzawa-Länder", also Mira, Seha und Hapalla aufgeteilt. Vielleicht wurde auch nur Mira allein begünstigt, da dessen König Mashuiluwa im Arzawakrieg als einziger auf hethitischer Seite stand.
Die Lage Arzawas ist noch nicht vollkommen geklärt, weil z.B. die Gleichung Apasa=Ephesos noch nicht 100% sicher ist. Angesichts der Lage Tarhuntassas im mittleren Süden der Türkei sowie Lukkas im lykisch-pamphylischen Bereich, dürfte es aber eher an der West- als an der Südküste Kleinasiens gelegen haben.
Die Sprache des Arzawa-Reiches dürfte Luwisch gewesen sein, dies ergibt sich z.B. aus der Ersetzung von Luwiya durch Arzawa in einer späteren Version der Gesetze und anhand der Namen, die klar luwische Elemente aufweisen, z.B. Uhha-Ziti, luw. ziti = Mann, dagegen heth. Mann = pesnas.
Vielleicht gehörte auch Troja (Truwisa, Ilion, Wilusa) z.T. in die Einflußzone des Arzawa-Reiches in West-Kleinasien und damit auch in der Einflußzone zumindest kulturell des hethitischen Großreiches. Die Identität des fraglichen Landes Wilusa mit Ilios ist aber umstritten, ebenso der anatolische kulturelle Einfluss auf Troja.
Die bekannten Herrscher Arzawas
- Kubantakurunta, um 1400
- Tarhuntaradu, um 1370
- Anzapahhadu, um 1350
- Uhhazidi, bis ca. 1316
Literatur
- Melchert, H.C. (Hg.) The Luwians (Handbuch der Orientalistik 68); Brill; Leiden; 2003.
- Heinhold-Krahmer, S.; Arzawa, Untersuchungen zu seiner Geschichte nach den hethitischen Quellen (Texte der Hethiter 8); Carl Winter/ Universitätsverlag; Heidelberg; 1977.
- Hawkins, J.D.; Tarkasnawa, King of Mira, Boğazköy sealings and Karabel; Anatolian Studies 48; 1998; S.1-31.
- Haider, P.W.; Die historische Geographie Westkleinasiens im 13. Jh. v. Chr.; in: Friesinger, H. et al. (Hg.); Hundert Jahre österreichische Forschungen in Ephesos, Akten des Symposions Wien 1995; Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften; Wien; 1999; S.665-675.
- Goetze, A.; Die Annalen des Muršiliš; J.C. Hinrichs’sche Buchhandlung; Leipzig; 1933.
Weblinks
- Arzawa-Webpräsenz auf Englisch (viele Fakten, teils aber etwas spekulativ)