Hindustani ist die Bezeichnung einer nordindischen Sprache, aus der sich die Standardsprachen Hindi, Urdu und Fidschi-Hindustani entwickelten. Das Wort hindustānī ist in dieser Sprache ein Femininum, Schreibweisen: हिंदुस्तानी (in Hindi) bzw. ہندوستانی (in Urdu). Die Bezeichnung stammt aus dem Persischen und bedeutet „Indisch“ (eigentlich: „aus dem Indus-Land kommend“).
Hindustani (हिंदुस्तानी, ہندوستانی) | ||
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Gesprochen in |
Indien, Pakistan, Bangladesch, Fidschi und weitere Länder | |
Sprecher | 541 Mio. (als Muttersprache), 904 Mio. (Gesamt) | |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | ![]() ![]() ![]() |
Hindustani ist eine indoarische Sprache und wurde in weiten Teilen des Nordens und der Mitte des indischen Subkontinents verstanden. Heute versteht man unter Hindustani die in informellen Alltagssituationen gebräuchliche mündliche Ausgleichssprache Nordindiens (und Pakistans), die anders als Hindi und Urdu keinen festen, überregional verbindlichen Regeln folgt. Hindustani ist demnach keine Standardsprache.
Der Begriff Hindustani
Der Begriff Hindustani hat im Laufe der Jahrhunderte einige Bedeutungsveränderungen erfahren. Hindustani war für die persischsprachigen Eroberer Indiens zunächst ein Überbegriff für die einheimischen Sprachen Nordindiens in Abgrenzung zum Persischen. Als die Regionalsprache Khari Boli, die in und um Delhi das vorherrschende Idiom war, zur Lingua Franca für weite Teile des Subkontinents aufstieg, wurde sie u. a. als Hindustani bezeichnet. Andere Namen für die Sprache waren Hindi, Hindavi, Hindui, Bhakha und Rekhta. Die Briten, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts gewaltsam die Kontrolle über weite Teile Südasiens übernahmen, verstanden unter Hindustani die überwiegend durch persische und arabische Lehnwörter gespeiste, und im Nastaliq-Stil der arabischen Schrift geschriebene Form der Khari Boli, die wir heute unter dem Namen Urdu kennen. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts und durch den Einfluss von Mahatma Gandhi versteht man unter Hindustani die „gesunde Mitte“ des Hindi-Urdu-Sprachkontinuums.
Hindustani als Kompromiss-Varietät
Der Gegensatz zwischen Hindi und Urdu war nicht immer so ausgeprägt wie heute. Der als Hindustani (persische Bezeichnung, „Sprache Indiens“) bezeichneten Übergangsform, an deren Pflege Mahatma Gandhi noch viel gelegen war, lag die gesprochene Sprache rund um Delhi zugrunde. Ihre Kenntnis war schon in den vergangenen Jahrhunderten durch die Mogulherrschaft über ihren angestammten Bereich verbreitet. Heute ist es noch die meist sogar in lateinischer Schrift geschriebene Militärsprache Indiens. Außerdem ist eine flexionslose, pidginartige Varietät in den Großstädten Nordindiens unter dem Namen „Basar Hindustani“ als Verkehrssprache verbreitet.
Unterschiede zwischen Hindi und Urdu
Hindi und Urdu sind Standardvarietäten (hier auch Soziolekte) derselben Einzelsprache. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Sprachen ist die Verwendung unterschiedlicher Alphabete. So wird Hindi in Devanagari geschrieben, Urdu dagegen in Persoarabisch.
Urdu begann sich als literarische Ausprägung in der Dichtkunst zu einer Zeit durchzusetzen, da Persisch die Sprache der Bildung sowie die Lingua franca der Massen war. Beispiele dafür sind Lieder bzw. Gedichte (→ ghazal). Ethnopolitisch wird der Sprachenzwilling Hindi-Urdu jedoch als zwei verschiedene Ausbausprachen angesehen. Hindustani dient(e) dabei als Ausgleichsvarietät zwischen diesen beiden sowie anderen eng verwandten Sprachen des nordwestindischen Raumes (→ Indoarische Sprachen#Geografische Verbreitung).
Während sich der Wortschatz in den beiden Schriftsprachen unterscheidet (Fachwörter (z. B. religiöse Termini), separate Entwicklung der Verbreitungsländer), ist die Grammatik gleich und die Aussprache sehr ähnlich, so dass sich Sprecher im Alltag mühelos miteinander verständigen können.