Stelzer-Motor

Zweitakt-Freikolbenmotor in zylindrisch-gestreckter, zweiseitig-symmetrischer Bauweise
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2015 um 06:21 Uhr durch Werner von Basil (Diskussion | Beiträge) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Beim Stelzer-Motor, benannt nach seinem Erfinder Frank Stelzer, handelt es sich um einen Zweitakt-Freikolbenmotor in zylindrisch-gestreckter, zweiseitig-symmetrischer Bauweise.

Im Stelzer-Motor wird nur der durchgehende Kolben hin und her bewegt. Seine unterschiedlichen Durchmesser (Stufenkolben) steuern während der verschiedenen Arbeitstakte zugleich den Gaswechsel zwischen den einzelnen Räumen. Im Gehäuse befinden sich eine zentrale Vorverdichtungskammer mit großem Durchmesser und mittiger Einlassöffnung, anschließend nach außen je eine engere Überströmöffnung und daran anschließend wieder weitere Brennräume mit Zündkerze und Auslassöffnung an der von der Mitte entferntesten Stelle. Zu jedem der drei Bereiche gehört ein passender Durchmesser des Kolbens.

Arbeitsablauf für eine Seite

Der Kolben ist ein sogenannter Stufenkolben. Er weist mittig eine Scheibe auf, die in der Vorverdichtungskammer ständig die Seiten wechselt. Dadurch ist die Einlassöffnung abwechselnd dem linken und rechten expandierenden Teil der Kammer zugeordnet. Nach dem Überfahren der Einlassöffnung wird das eingeschlossene Volumen verkleinert, das Gemisch dadurch vorverdichtet.

Im Laufe der weiteren Kolbenbewegung wird der weiter außen liegende stöpselartige Bereich des Kolbens, der die Überströmöffnung verschließt, ausgerückt, das Gas gelangt in die Brennkammer und spült dort am äußeren Brennkammerende Reste von verbranntem Gas über den geöffneten Auslass aus.

 
Der Stelzermotor in Bewegung

Im Rückschwung verschließt der Kolben sowohl die Überströmöffnung als auch am anderen Ende der Brennkammer mit seinem Arbeitsteil die Auslassöffnung. Das Arbeitsteil rückt in der Brennkammer weiter zur Mitte und komprimiert hier das Gemisch bis zur Zündung und Bewegungsumkehr. Jetzt leistet während der erneuten Auswärts-Bewegung der Kolben Arbeit. Im innenliegenden Bereich findet bereits die nächste Vorkomprimierung statt. Kurz vor dem äußeren Totpunkt öffnet zuerst der Auslass, kurz darauf die Überströmöffnung.

Dieser Arbeitsablauf findet ständig abwechselnd auf beiden Seiten statt.

Anwendungen

Luftpumpe

Werden die Kolbenenden über das Gehäuse hinaus verlängert, ist die Anwendung als Kompressor möglich. Dieser arbeitet dann als beidseitig wirkende Doppelkammer-Kolbenluftpumpe.

Hydraulikpumpe

Mit einem längs durchbohrten Kolben kann ein Stelzer-Motor Flüssigkeiten beschleunigen und in einem Kreislauf Hydraulikdruck aufbauen. Er wirkt dann als Hydraulikpumpe. Eine praktische Prüfung dieser Anwendung durch Stelzer ist nicht bekannt.

Stromerzeuger

Werden die Kolbenenden über das Gehäuse hinaus verlängert, ist die Anwendung als Stromgenerator möglich – der Stelzermotor arbeitet dann als Lineargenerator. Der Kolben oder seine hervorstehenden Enden werden hierzu mit Magneten versehen, die in Wicklungen eintauchen und darin durch ihre Bewegung eine elektrische Spannung induzieren. Mehrere Prototypen dieses Lineargenerators wurden erprobt.

Kritik

Das grundlegende Prinzip ist das der Freikolbenmaschine. Es ist seit etwa 100 Jahren bekannt. Die heutigen Anwendungen beschränken sich auf Spezielles. Zum Stelzermotor gibt es bis auf die unten zitierte Einschätzung keine unabhängigen Quellen oder Gutachten für die behaupteten Vorteile des Motors. Ebenso wenig wurde ein Prototyp von unabhängiger Seite getestet. Obwohl die Patentrechte seit 2004 (Patent von 1964) abgelaufen sind, gibt es noch keinen bekannten unabhängigen Forscher oder gar Hersteller.

Der Brennraum des Stelzermotors ist durch den Stufenkolben stark zerklüftet, was sich auf die Verbrennung nachteilig auswirkt. Der Motor hat dadurch die gleichen Probleme wie doppeltwirkende Zwei- und Viertaktmotoren, die seit den 1950er Jahren praktisch nicht mehr angewendet werden.

Literatur

  • Brockhaus Enzyklopädie: in vierundzwanzig Bänden, Band 16, Verlag F. A. Brockhaus Wiesbaden, 1996, S. 155/156. ISBN 9783765311000
  • Reinhold Popp, Elmar Schüll: Zukunftsforschung und Zukunftsgestaltung. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis (= Zukunft und Forschung. Band 1). Springer, 2008, ISBN 978-3-540-78563-7, S. 335 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. März 2014]).
Commons: Stelzer-Motor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien