Dieser Beitrag behandelt die religiösen Aspekte des Begriffs der Hölle. Bezüglich anderer Bedeutungen siehe Hölle (Begriffsklärung)
Bezeichnung für die in vielen Religionen, Kulte und Sekten herrschende Vorstellung von der Unterwelt als Bereich des Todes, der Totengottheiten, Dämonen, Ort oder Zustand der Qual als Vergeltung für die Bösen.
In christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften und Sekten wird die Hölle meist als ein möglicher Ausgang des sog. Jüngsten Gerichts gesehen, als Strafe der Verdammnis, im Gegensatz zum Zustand absoluter Glückseligkeit (genannt "Paradies", "ewiges Leben" oder "Himmel") und in Abgrenzung zum Fegefeuer. In die Hölle gelange der Mensch, der sich nicht entsprechend gewisser Verhaltensregeln der jeweiligen Religionsgemeinschaft verhält.
Während die Hölle in einigen Weltreligionen (s.u.) der Läuterung dient und ein Ende hat (entweder insgesamt oder zumindest für jeden einzelnen) und somit ein Mittel der Besserung ist, geht die Lehre der Katholischen und Orthodoxen Kirche, die in der Reformation auch von praktisch allen evangelischen Kirchen übernommen wurde, von einer ewigen Hölle aus -- einer Strafe als unveränderlichem Zustand, nicht als endlichem Vorgang. Die Bibelauslegung von Origenes, dass es keine Hölle gibt, wurde in einem lokalen Konzil von Konstantinopel 543 verurteilt (aber nach Ansicht von Kritikern nicht widerlegt).
Die Hölle wird im westlichen Kulturraum häufig als Höllenrachen, als lodernder Flammenort und auch als Höllenberg dargestellt. Die Ostkirche kennt auch den Feuerfluss und den Drachenschlund. Berühmte Bildnisse stammen von Malern wie Hieronymus Bosch (1450-1516), Hans Memling (vermutlich 1433/1440-1494), Luca Signorelli (vermutlich 1445/50-1523), Peter Paul Rubens (1577-1640), Beschreibungen von Schriftstellern wie Dante Alighieri (1265-1321). Dantes "Die göttliche Kommödie" ist eine Art literarische Jenseitwanderung durch Hölle, Fegefeuer und Paradies, mit Wiedertreffen alter Bekannter und Honoratioren aus Florenz, ein Ort fürchterlicher körperlicher Qual mit strafenden Riesen, lachenden Teufeln und abgestuften Strafen. In der Nachfolge Dantes entstand eine Vielzahl genauerer Ortspläne (so die sieben Sündenstufen, die 9 Höllenkreise die Vorhölle ist als zehnter Kreis gedacht), Lagebeschreibungen und Bewohnerverzeichnisse.
In aufgeklärten Zeiten wird die Hölle als eine angstauslösende (oder vorhandene Ängste ausformulierende) Metapher verstanden, welche durchaus für weltliche Zwecke eingesetzt wurde (und wird) und "die erfunden werden müsste, wenn es sie nicht gäbe" (Nicolas Sylvestre Bergier in der Encyclopädie Francaise von Denis Diderot, 1772), eine Einstellung, die nach Ansicht mancher Kritiker die Autoren der Bibel viele Jahrhunderte früher vorweggenommen haben (Hi 11,8; Mt 5,29; Mt 10,28; Mt 11,23; Mt 16,18; Mt 23,15; 1 Ko 15,55; Jak 3,6; Off 1,18; Mt 5,22; Mt 18,9; Mt 23,33).
Wortgeschichte
Der deutsche Begriff Hölle hat seinen Ursprung im germanischen hel- oder hal- (verbergen) - siehe auch Hel als dem germanischen Namen für Unterwelt bzw. die Totengöttin selbst.
Mythisches, Legenden, Sagen
Frühkulturen
Zoroastrismus
Schon in der uralten Religion des Zoroastrismus aus dem iranischen Raum (ab ca. 1200 v. Chr.) ist von einem Endgericht mit dem möglichen Ausgang einer Hölle die Rede. Der Zoroastrismus hat möglicherweise starken Einfluss auf das nach-exilische Judentum gehabt und so auch die jüdische und indirekt die christliche und die islamische Höllenlehre beeinflusst.
Germanen
Die Hölle in den skandinavischen Mythen (mit der Göttin Hel) war ein kalter, eintöniger und frostiger Platz.
Hinduismus
Im Hinduismus (ab 1500 v.Chr.) gibt es sogar 21 Höllen, die einen Teil des unendlichen Kreislaufs der Seelenwanderung darstellen. Als Folge ihrer Handlungen würden die Sünder in der Hölle wieder geboren, wo sie so lange gepeinigt werden würden, bis ihre Sünden endlich gesühnt seien und sie auf einer höheren Ebene wieder geboren werden würden.
Buddhismus
Der Buddhismus übernahm in modifizierter Form die hinduistischen Vorstellungen von Wiedergeburt und Hölle. Nach der orthodoxen buddhistischen Kosmologie gehören zu den sechs "Bestimmungen" der sterblichen Existenz drei Bereiche, in denen diejenigen, die ein schlechtes Karma haben, wieder geboren würden. Wie im Hinduismus, so dienen auch hier die Qualen, die die Sünder in den jeweiligen „Bestimmungen” erleiden, dazu, die Seelen zu reinigen und zu befreien, so dass sie auf höherer Ebene wieder geboren werden könnten. Wie auch vieles anderes im Buddhismus werden solche Lehren von vielen Buddhisten eher symbolisch verstanden.
Islam
Im Islam wird die Hölle als Feuergrube gedacht, über die eine schmale Brücke in den Himmel führt. Alle Seelen der Toten müssten über diese Brücke gehen, und die Verdammten fielen in das Feuer hinunter, wenn sie nicht durch die Gnade Allahs erlöst würden. Im Koran heißt es in der Sure 23,103 »Diejenigen aber, die leichte Waagschalen haben, sind dann ihrer selbst verlustig gegangen. Sie werden ewig in der Hölle weilen.« und in Sure 11,106 »Die Unseligen werden dann im Höllenfeuer sein, wo sie laut aufheulen und hinausschreien, (107) und wo sie weilen, solange Himmel und Erde währen, - soweit es dein Herr nicht anders will. Dein Herr tut, was er will.«
Judentum
Im Judentum wird die Vorstellung von der Hölle erst in apokryphen Schriften, welche später nicht in die hebräische Bibel aufgenommen wurden, historisch greifbar, wie z.B. dem Buch Henoch (geschrieben zwischen 130 und 68 v. Chr.). Dort wird der Aufenthaltsort der Verstorbenen mit vier tiefen Hohlräumen beschrieben, von denen drei dunkel sind und einer hell. In den dunklen Räumen wären die Sünder; die helle Abteilung sei für die Gerechten. Die Ungerechten würden von Engeln zu einem Platz gebracht, um für das Gericht vorbereitet zu werden. So heißt es "Entsprechend der Taten der Bösen werden sie in lodernden Flammen brennen, schlimmer als Feuer" (100.9). Und "niemand wird ihnen helfen" (100.4). "Und sei dir bewusst, dass sie [die Engel] eure Seelen in den Sheol [hebr. für Hades] bringen werden und sie [die Seelen] werden Böses erleiden und eine schwere Prüfung durchzustehen haben, in Dunkelheit, Fesseln und brennenden Flammen" (103.7). So wandelten sich viele ursprünglich ganz anders belegte Begriffe des AT wie Gehenna (21.10) und Sheol zu Begriffen für verschiedene Orte, in denen Menschen mit Feuer gequält wurden, sofern sie sich im Leben etwas zu Schulden kommen ließen. Es wurden drei verschiedene Gruppen unterschieden (22.13): die Gerechten, die Sünder, die noch nicht im Leben bestraft wurden und die "perfekten Kriminellen" (die vollständig Bösen). Auch der Geschichtsschreiber Josephus redet in seiner Schilderung des Totenreichs vom Schoß Abrahams und der großen Kluft zwischen den verschiedenen Aufenthaltsräumen. In dieser ebenfalls apokryphen Abrahamslegende wird beschrien, dass der Erzvater, wenn die Seelen der Ungerechten genügend gebüßt und ihre Sünden gesühnt hätten, in den Sheol hinabsteigen und sie zu sich heraufholen dürfe.
Mithraskult
Der Mithraskult des Römischen Reichs ging dagegen am Ende der Erde von einer großen Schlacht aus, zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Menschen, die den Dogmen der mithrischen Priester gefolgt sind, können sich vorher den "Geistern des Lichts" anschließen und sind somit gerettet, während Abweichler der Lehren zusammen mit Ahriman (dem Gegenspieler von Mithras , dem "Satan") und den gefallenen Engeln in einer "Hölle" landen.
Christentum
Für die Festigung der Höllenlehre im Christentum sorgte entscheidend das unter dem oströmischen Kaiser Justinian tagende Zweite Konzil von Konstantinopel im Jahre 553, das ein 543 vom Kaiser erlassenes vergleichbares Anathema zur Hölle kirchlicherseits bestätigte, vor allem um die gegensätzlichen Auslegungen des Origenes und seiner Anhänger zu beenden. Dort wurde u.a. von der Reichskirche beschlossen: "Wenn einer sagt oder meint, die Bestrafung der Dämonen und der gottlosen Menschen sei zeitlich und werde zu irgendeiner Zeit ein Ende haben oder es werde eine Wiederbringung von Dämonen oder gottlosen Menschen geben, der sei anathema (verbannt)". Wohl auch wegen dieser Drohung mit Exkommunikation hat sich diese Lehre im Christentum der Großkirchen in der Folge gefestigt.
Jedoch kann man nicht davon sprechen, dass dieses Konzil die Hölle erst erfunden habe, denn auch in den nachbiblischen Apophthegmata Patrum (den volkstümlichen "Aussprüchen der Wüstenväter"), die großenteils aus dem christlichen Ägypten des 4. Jahrhunderts stammen, finden sich bereits sehr drastisch-bildliche Schilderungen der Hölle. Und einige frühe Kirchenväter des 2. und frühen 3. Jahrhunderts, wie z.B. Justin der Märtyrer, Irenäus von Lyon und Tertullian, schrieben schon explizit von einer ewigen Hölle. Diese Kirchenväter sahen diese Lehre schon im Neuen Testament, im Gegensatz zu Origenes (ebenfalls 3. Jahrhundert) und seinen Nachfolgern bis in die Moderne, die aus dem Neuen Testament keine ewige Hölle herauslasen.
Das Christentum sieht sich als Erlösungsreligion. Der der Sünde und dem Tod verfallenen Menschen würde durch Tod und Auferstehung von Jesus Christus gerettet. In dem Lehren und Wirken von Jesus Christus (auch durch Apostel, wie Paulus: Gal. 1:12), sei die Erlösung für alle Menschen angekündigt (Jes. 45:23-24, Phil. 2:9-11, Röm. 14:11, Off. 15:4). Laut dem Dogma der Hölle könne jedoch die Hölle nur dann vermieden werden, wenn man sich in einer von einigen christlichen Richtungen postulierten freien Entscheidung (sog. Bekehrung) dagegen entscheide und Jesus als seinen Herrn anerkennt. Andere christliche Gruppierungen meinen, dass es eine freie Entscheidung des Menschen für Gott nicht geben könne (es also keinen freien Willen gäbe), sondern Gott Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt auswähle (Eph 1:4, 2. Thess. 2:13, Römer 8:30, Ap. 13:48); letztlich aber alle Menschen gerettet würden (Allaussöhnung). Insbesondere Calvinisten und andere ihnen nahestehende Protestanten meinen auch, dass Gott in völlig freier Entscheidung einige Menschen zum Himmel und die anderen zur Hölle vorherbestimme (Prädestination), und dass die schicksalhafte Belastung der Menschen mit der Erbsünde, den freien Willen ausschliesse, da es nur noch die Wahl zum Glauben an das Menschenopfer Jesu Christi, als Lamm Gottes und seine Auferstehung im Angesicht der Höllengreuel gäbe, um eine Wende einzuleiten. Viele Großkirchen, so z.B. die katholische Kirche, die Lutheraner, und die Orthodoxen, bewegen sich irgendwo zwischen diesen Extrempolen.
Darstellungen von Gerichten in Bibel und Tradition (z.B. Matth. 25,41; Mark. 9,43ff; Luk. 16,23f) werden auf die Höllenvorstellung bezogen, oft ist in den Darstellungen eine unendliche Zeitdauer bzw. eine Zeitlosigkeit beschrieben. Somit meinen die Vertreter des Höllendogmas, den besonderen Ernst einer ethischen und religiösen Entscheidung mit immerwährenden angstauslösenden Konsequenzen ausmalen zu können -- nach dem Motto "wenn das Leben verpfuscht ist, ist es verpfuscht". Die hierdurch hervorgerufenen oder verstärkten Ängste sind bis heute Gegenstand von Forschung in den Bereichen Psychoanalyse, Psychologie, Forensik, Arbeitswissenschaften und Soziologie.
Andere Theologen weisen jedoch darauf hin, dass das heidnisch geprägte Bild von der Hölle in der Bibel wenig beschrieben sei und der Begriff Hölle durch fragliche Bibelübersetzungen (s.u.) in die Bibel gekommen wäre. Allerdings werden die Höllenlehren (in ihrer östlichen Form, natürlich nicht unter dem deutschen Begriff "Hölle") auch von solchen (griechischen) Christen geteilt, die das Neue Testament in der Originalsprache lesen können. Das Bild der Hölle sei für pädagogische, missionarische, politische und geschäftliche Zwecke mißbraucht worden (z.B. durch den von Luther kritisierten Johannes Tetzel) (geb. Pirna um 1465, gest. Leipzig 11. Aug. 1519), es sei eine Drohbotschaft vermittelt worden, die Menschen zu eigenen Zielen hin manipuliere.
Durch die Geschehnisse des zwanzigsten Jahrhunderts wird die Metapher der Hölle mit neuen, realen Inhalten gefüllt, Inhalte, für die eigene, -- durch die Schwere der Schuld -- quasi religiöse Begriffe gefunden wurden: Auschwitz, Archipel Gulag, Srebrenica, Ruanda, Killing Fields und andere. Wie weit fundamentalistische Religionen und religionsartige Ideologien mit ihrem Dogmenstreitigkeiten und zum Teil rassistischen Abgrenzungsbedürfnissen Anteil daran haben, ob dogmengestützte Agression dem Menschen angeboren ist, wie weit Erziehung, Ausbildung und Aufklärung solche Höllen verhindern können, ist Gegenstand soziologischer und anderer Forschung. Viele Aufklärer sehen real existierende Höllen nicht nur durch (u.a. religiöse) Dogmenstreitigkeiten hervorgerufen sondern durchaus auch als eine Begleiterscheinung von Aufklärung und Religionskritik (u.a. Horckheimer und Adorno in der "Dialektik der Aufklärung", s.u.).
Siehe auch: Verdammnis, Abaddon, Fegefeuer, Teufel, Beelzebub, Luzifer, Fegefeuer, Himmel, Paradies, Garten Eden.
"Hölle" als Übersetzung in einigen deutschen Bibeln
Mit Hölle wurden (und werden manchmal bis heute) das griechische Hades und Geenna übersetzt. Luther übersetzte beispielsweise Hades 5mal mit Hölle (z.B. in Mat. 16:18), außerdem 2mal mit Toten, 2mal mit Totenwelt, 1mal mit "sein Reich". Geenna übersetzte Luther 8mal mit "Hölle“ (u.a. Mat. 5:22,29,30; 18:9; Mk 9:43, 45, usw.); und 4mal mit "höllisch".
Neuere Bibelübersetzungen gehen von dieser Vereinheitlichung meist wieder ab und übersetzen Hades/Scheol mit "Totenwelt", "Unterwelt", "Grab", "Gruftreich" o.ä., behalten aber "Hölle" als Übersetzung von "Gehenna" bei.
Der Hades des NT ist die griechische Übersetzung vom hebräischen Begriff "Sheol" aus dem AT (Ap. 2:27, Ps. 16:10). Im Hades bzw. Sheol passiert nach Aussagen des biblischen Buches Prediger Salomo allerdings nichts: "Kein Tun ist, noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Sheol, wohin du gehen musst" (Pred. 9:10; nach Buber) und "die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn ist ihnen noch weiterhin, denn vergessen ist ihr Gedenken" (Pred. 9:5; siehe auch Ps. 89:49; 139:8; 4.Mose 16:30). "Der Herr tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und führt herauf" (1. Samuel 2:6). In den Hades gehen die Seelen aller Menschen, ob gläubig oder nicht (Joh. 5:28-29; Hiob 3:11-19, 14:13; Hes. 32:18-32; Ps. 31:17; Dan. 12:2).
Geenna (bzw. Gehenna) ist dagegen lediglich eine Ortsbezeichnung. Es entstammt der hebräischen Sprache und bedeutet "Schlucht von Hinnom (Ge-Hinnom)". Diese Schlucht kann unterhalb von Jerusalem bis heute besichtigt werden. Zu alttestamentlicher Zeit wurden hier laut Bibel bei kultischen Handlungen dem Ammoniter-Gott Moloch Kinder geopfert (2.Könige 23:10). Diese Praxis wurde von den Israeliten unter der Regentschaft Solomons im 10. Jh v.Chr. und des Königs Menasseh im 7. Jh. v.Chr. in Krisenzeiten weitergeführt bis in die Zeit des babylonischen Exils (6.Jh. v.Chr.). Der Prophet Jeremia, der diesen Brauch scharf verurteilte, nannte dieses Tal "Schlucht der Umbringung" (Jer. 7:31-32; 19:5-9). Gehenna wurde später zu einer zentralen Müllhalde, u.a. um eine Wiedereinführung solcher Bräuche zu verhindern. Zu Zeiten Jesu wurden an diesem Ort nach Ansicht mancher Forscher auch die Leichen von Gesetzesübertretern nach ihrer Hinrichtung verbrannt. Die Vorstellung von brennenden Menschenleichen inspirierte demnach jüdische, wie danach auch christliche Theologen, hier ein Bild für die "Hölle" zu sehen. In der Bibel ist jedoch nirgends ausdrücklich davon die Rede, dass Menschen dort lebendig gequält werden. So kündigte beispielsweise Jesaja an: "...und sehen die Leichen der Menschen, die da übertraten gegen Mich [Jahwe] ... und sie werden zum abstoßenden Anblick allem Fleisch" (Jes. 66:24). Jesus predigte, dass "in Gehenna" "im nie erlöschenden Feuer" Übertreter der Gesetze Gottes verbrannt werden (Mat. 10:28; Mrk. 9:43-48).
Der Feuersee nach dem letzten Gericht in der Offenbarung (Kapitel 20:14) wird zwar im Deutschen nicht mit "Hölle" übersetzt, aber doch gelegentlich damit inhaltlich gleichgesetzt. Dort werden nur drei Wesen, das "wilde Tier", Satan und der "falsche Prophet" in einem Feuer- und Schwefelsee für "die Äonen der Äonen" gequält werden (nach mancher Ansicht bedeutet das: zeitlich begrenzt, Offb. 20:10); es ist jedoch nicht davon die Rede, dass Menschen dort gequält werden. "Feuersee" kann kaum buchstäblich gesehen werden, sondern als Bild (also Erklärung) für den zweiten Tod, denn es heißt in V.14: "Dies ist der zweite Tod: der See des Feuers". Wenn man tot ist, kann man nach Ansicht der Höllenkritiker per definitionem nichts empfinden. Die Bibel sagt zudem, dass nach dem Abschluß aller Äonen auch der Tod, als letzter aller Feinde Gottes, aufgehoben wird (1. Kor. 15:26).
Kritik an der Vorstellung einer (ewigen) Strafe, einer Verdammung oder einer Hölle
Eng verbunden mit dem Begriff der Hölle ist in den christlichen Religionen der Begriff der Sünde. Der Sündenfall von Adam und Eva bestand darin, vom Baum der Erkenntnis eine Frucht (in der Kunst meist als Apfel dargestellt) zu essen. Sünde meint i.d.R. den Verstoss gegen religiöse Regeln, z.b. die Zehn Gebote. Durch Verkündigung von oben herab, dass es sich bei dem Regeln um göttliche Regeln handele, konnten Fragen der Zweckmässigkeit und Sinnhaftigkeit aus politischen und anderen Interessen der Priesterkaste verhindert werden. Die Sünde erklärte implizit auch das Vorhandensein von so viel Leid (der Hölle) auf Erden. Dass so viele Verstösse gegen religiöse und weltliche Regeln nicht geahndet wurden, konnte mit Hilfe des Kunstgriffes Hölle geheilt werden: so war eine Bestrafung auf jeden Fall gewährleistet. In Zeiten von Resozialisierung und Ablösung religiös begründeter durch politisch begründeter Regeln, wird die Hölle mehr und mehr zur Metapher, auch weil Strafe von liberal denkenden Menschen ganz allgemein als ein schlechter Weg zur Sicherstellung der notwendigen Einhaltung von Gesetzen gesehen wird.
Viele Theologen wenden sich gegen die Angstdrohung einer Strafe oder Verdammung, weil sie nicht mit Aussagen der Bibel oder mit dem modernen Denken vereinbar sei. Ihrer Meinung nach verkünde das Neue Testament die Allversöhnung, die sich in den Evangelien hier andeuten soll:
"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." (Matthäus 5, Vers 44,45)
"Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!" (Matthäus 7, Vers 11)
"Lasst die Kinder zu mir kommen und schickt sie nicht weg. Denn gerade ihnen gehört das Himmelreich. Ja, ich sage euch: Wenn ihr Gottes Liebe nicht annehmt wie die Kinder, dann werdet ihr sie nie erfahren." (Markus 10, Vers 13-16, Matthäus 6, Vers 9-13)
Auch andere Bibelstellen, z. B. das Gleichnis vom verlorenen Sohn, sprächen nach dieser Ansicht gegen die Vorstellung von der ewigen Verdammung in einer Hölle.
Kritiker meinen, dass Kirchen durch den Drohcharakter der Höllenlehre wenig segensreich in der Geschichte der Menschheit gewirkt haben, sondern vielmehr angstauslösend ganze Generationen gehindert haben, aus Unmündigkeit herauszutreten.
Weblinks
Literatur
Italienische Literatur
- Dante Alighieri: "Divina Comedia" (dt. "Die göttliche Kommödie"), Meisterwerk der Renaissance, gibt einen guten Einblick in die Höllensicht des Mittelalters (die von Dante allerdings ironisch aufgegriffen wird). Empfehlenswert die klassische Tonaufzeichnung von 1957 des bayerischen Rundfunks als Audiokassette/CD, mit lachenden Teufeln, allüberallem Schreien, Seufzen, Jammern, Zähneklappern und einem väterlichen Vergil als Reiseführer durch Hölle und Paradies. Regie [Otto Kurth] und gesprochen von u.a. Marianne Hoppe, Walter Süssenguth, Wolfgang Büttner, Helen Vita, Hans Clarin, Fritz Rasp, Bernhard Minetti. ISBN-3895848956
Serbokroatische Literatur
- Alexandar Tisma: "Die Schule der Gottlosigkeit", deutsch 1995, ISBN: 3423121386
Französische Literatur
- Georges Minois: "Die Hölle", Leseprobe, deutsch 1994, Diederichs-Verlag, gebundene Ausgabe, ISBN: 3424011983,
- Jean-Paul Sartre: "Huis clos" (Bei geschlossenen Türen), ISBN: 3125984009
- Encyclopädie Francaise, hrsg. von Denis Diderot, Stichwort Hölle, geschrieben von Nicolas Sylvestre Bergier, Domherr von Notre Dame de Paris, Beichtvater des Bruders Ludwigs XIV (fr. Louis XIV), Gegner Voltaires,
Argentinische Literatur
- Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares: Buch von Himmel und Hölle, Stuttgart (Edition Weitbrecht) 1983 (zuerst 1960)
Deutschsprachige Literatur
- Sigmund Freud:
- Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: "Dialektik der Aufklärung", erschienen Amsterdam 1947 bei Querido, Amsterdam, 1969 Frankfurt am Main
- Balthasar, Hans Urs von: Was dürfen wir hoffen?, Johannes Verlag, Einsiedeln, 1986. Vieldiskutiertes Buch des designierten Kardinals über die von ihm bejahte Frage, ob die Hölle am Ende leer sein könnte
- Greshake, Gisbert (Hg.): Ungewisses Jenseits: Himmel - Hölle - Fegefeuer, Patmos Verlag, Düsseldorf, 1986. Mit Beiträgen der Professoren Joachim Gnilka (neutestamentliche Sicht), Leo Scheffczyk (dogmengeschichtliche Sicht), Werner Ross (Himmel und Hölle in der Literatur) und Gisbert Greshake (aktuelle katholische Position)
- Loerzer, Sven; Berger, Monika: Berichte aus dem Jenseits: Vom Leben nach dem Tod, Pattloch Verlag, Augsburg, 1990. Jenseitsvorstellungen der Weltreligionen
Russische Literatur
- Alexander Solschenizyn: Der Archipel Gulag, 1973, Gesamtauflage 40 Millionen Exemplare,
Englischsprachige Literatur
- Turner, Alice K.: The History of Hell , Harcourt Brace & Company, New York/San Diego/London, 1993
- Prof. Alan E. Bernstein: The Formation of Hell: Death and retribution in the ancient and early Christian worlds, Cornell University Press, Ithaca/New York, 1993