Kriegsschiff

für den Krieg ausgerüstetes Wasserfahrzeug
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Datei:USS Nimitz USS Princeton USS Bridge.jpg
Kriegsschiffe der US-Marine

Begriff Kriegsschiff

Der Begriff Kriegsschiff wird in Artikel 29 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 rechtsverbindlich wie folgt definiert:

Definition der Kriegsschiffe

"Im Sinne dieses Übereinkommens bedeutet »Kriegsschiff« ein zu den Streitkräften eines Staates gehörendes Schiff, das die äußeren Kennzeichen eines solchen Schiffes seiner Staatszugehörigkeit trägt; es muß unter dem Befehl eines Offiziers stehen, der sich im Dienst des jeweiligen Staates befindet und dessen Name in der entsprechenden Rangliste der Streitkräfte oder in einer gleichwertigen Liste enthalten ist; die Besatzung muß den Regeln der militärischen Disziplin unterliegen."

Der Status Kriegsschiff ist nicht abhängig von der Bewaffnung und Technik eines Schiffes. Das unbewaffnete Segelschulschiff Gorch Fock der Deutschen Marine ist zum Beispiel ein Kriegsschiff; die in der Vergangenheit sogar mit leichter Artillerie bewaffneten Patrouillenboote der Bundespolizei sind hingegen keine Kriegsschiffe, da ihre Besatzung nicht aus Soldaten sondern aus Polizeibeamten besteht. Im Laufe der Geschichte und insbesondere im 20. Jahrhundert hat sich eine große Vielfalt von Kriegsschiffstypen gebildet. Überwasserkampfschiffe zeichnen sich zum Beispiel meist durch schlanke Rümpfe, hohe Geschwindigkeit, geringe Zuladung und starke Bewaffnung aus. Ein typisches Kriegsschiff ist das Schlachtschiff. Daneben gibt es so verschiedenartige Typen wie Flugzeugträger, Minensuchboote, Landungsschiffe, Versorgungsschiffe und U-Boote.

Hilfsschiffe

Neben den Kriegsschiffen verfügen viele Marinen über zivil besetzte Hilfsschiffe, die zum Teil auch leichte Waffen zur Selbstverteidigung führen. Sie haben nicht den oben definierten Status, sondern den eines Staatsschiffs. In der deutschen Marine gibt es zum Beispiel Tanker, die zwar zivil besetzt sind, durchaus aber mit Kriegsschiffen zusammen eingesetzt werden. Auch die US Navy und die britische Royal Navy verfügen über eine größere Zahl derartiger Fahrzeuge. Militärisch besetzte Unterstützungsfahrzeuge wie z.B. die Versorger der Berlin-Klasse werden zwar bisweilen als Hilfsschiffe bezeichnet, sind vom Status her aber Kriegsschiffe.

Antike

Die ersten typischen Kriegsschiffe wurden von den Griechen, Persern und Phöniziern gebaut. Es waren Langschiffe, die später zu Galeeren mit Rammsporn weiterentwickelt wurden.

Um 250 v. Chr. besaßen die Karthager die größte und kampfkräftigste Flotte von Kriegsschiffen im Mittelmeer mit bis zu fünf Reihen von Riemen übereinander Quinquiremen. Dies änderte sich im Ersten Punischen Krieg, als die Römer eine gestrandete karthagische Galeere nachbauten. Die Römer fügten der karthagischen Konstruktion den Corvus, eine Enterbrücke, hinzu und bemannten die Schiffe mit Fußsoldaten. Auf diese Weise entstand die erste Marineinfanterie. Durch diesen Vorteil beim Entern übernahmen die Römer die Seeherrschaft im Mittelmeer.

Wikinger

In Nordeuropa wurde der Typ des Wikingerlangschiffes entwickelt, das besonders schnell und für Raubzüge geeignet war. Es war die waffentechnische Basis für die Wikingerreiche in Russland, der Normandie, Sizilien und Großbritannien.

China

Im Kaiserreich China wurden immer größere Dschunken als Kriegsschiffe gebaut. Der Höhepunkt dieser Entwicklung lag in der Ming-Dynastie um 1405 bis 1430, als China mit mehr als 400 Schiffen, die zum größten Teil in Nanking (Nanjing) gebaut wurden, die größte Kriegsflotte der damaligen Welt hatte. Maßgeblich war dafür der chinesische Admiral Ma San Bao, auch Cheng Ho genannt, der zur Bekämpfung von Piraten und zur Sicherstellung der Vormacht Chinas Reisen nach Südostasien, Indien, Afrika und in den Pazifik unternahm. Größter Schiffstyp waren die sog. Schatzschiffe, die bis zu 9 Masten hatten und über 150 Meter lang und 50 Meter breit waren. Sie blieben bis zum 19. Jahrhundert die größten Schiffe der Welt und das kaiserliche China kartographierte mit ihrer Hilfe selbst den amerikanischen Kontinent vor den Europäern.

Hanse

Zur Hansezeit bestanden die Kriegsflotten im nördlichen Europa hauptsächlich aus stärker bewaffneten Hansekoggen und Kraweelen, die sich im Bau kaum von Handelsschiffen unterschieden.

 
Heck eines alten Kriegsschiffs

15. und 16. Jahrhundert

Dies änderte sich im 15. und 16. Jahrhundert, als Feuerwaffen immer stärker die Kriegsführung bestimmten. Im Mittelmeer entstand aus den Galeeren die Galeasse. Die Portugiesen und Spanier entwickelten den Schiffstyp der Kogge und der Kraweel zu Karavellen und Karacken weiter. Die Spanische Armada wurde zur größten Flotte der damaligen Welt. Als reines Segelschiff wurde die Galeone entwickelt, die sowohl als Handels- als auch (in schlankerer Form) als Kriegsschiff eingesetzt wurde. Ein Beispiel dafür ist die Golden Hind von Sir Francis Drake.

Die Segelschiffe dominierten nun den Kriegsschiffbau, das Linienschiff mit schlankerem Rumpf als die Handelsschiffe dominierte ab dem 17. Jahrhundert die Meere. Vorbild für die ersten Linienschiffe war die Henri Grâce á Dieu, die 1547 21 Kanonen bei 1000 Tonnen Wasserverdrängung aufwies. Die Schiffsgeschütze, die zunächst auf Deck waren und Kugeln aus Stein oder Eisen verschossen, wurden in besonderen Waffendecks hinter Stückpforten untergebracht. Dadurch wurde der Schwerpunkt nach unten verlagert und es konnten mehr Kanonen transportiert werden, ohne die Kentergefahr zu steigern. Bevorzugte Kampftechnik wurde nun die Breitseite, bei der aus allen Rohren einer Seite geschossen wurde. Motor dieser Entwicklung war John Hawkins, der unter Drake Kapitän war und 1578 in die Admiralität kam. Sein Ziel waren schnelle Schiffe mit guten Segeleigenschaften und starker Bewaffnung. Mit diesen Schiffen, der Änderung der Taktik (und einem kräftigen Sturm) besiegte und vernichtete die Englische Flotte die Spanische Armada 1588.

17. Jahrhundert

Die Prince Royal, gebaut 1610, war das erste Schiff mit drei Geschützreihen und für längere Zeit das größte Kriegsschiff der Welt. Die HMS Naseby, 1660 umbenannt in HMS Royal Charles, wurde zum Prototyp des Kriegsschiffes für die nächsten 150 Jahre. Sie hatte 1230 Tonnen Wasserverdrängung, 80 Kanonen und 600 Mann Besatzung bei einer Länge von 53 m und einer Breite von 14 m. Neben die größeren Linienschiffe trat bald die Fregatte als kleineres, aber besonders schnelles Segelkriegsschiff mit ca. 20-40 Kanonen.

18. Jahrhundert

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden die Rümpfe noch schmaler und eleganter, Fregatten und Linienschiffe näherten sich der Bauweise der Klipper an. Berühmte Schiffe aus dieser Zeit sind:

  • die HMS Victory, das Flaggschiff von Lord Nelson in der Schlacht bei Trafalgar. Sie wurde am 23. Juli 1759 auf Kiel gelegt, aber erst 1776 in Dienst gestellt. Ab 1778 diente sie verschiedenen Admirälen als Flaggschiff und ist heute das älteste noch in Dienst befindliche Kriegsschiff. Die Länge beträgt 69 m, die größte Breite 15,7 m, die Wasserverdrängung 3556 Tonnen. Sie trägt 114 Kanonen und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 11 Knoten.
  • die USS Constellation, die 1797 als erstes Schiff im Auftrag der US Navy gebaut wurde. Sie vereinigte die Feuerkraft einer Standard-Fregatte dieser Zeit mit der Geschwindigkeit eines Baltimore-Klippers. Die Wasserverdrängung beträgt 1278 Tonnen, die Länge 55 m, die Breite 13 m. Bewaffnet war sie mit 36 Kanonen. Die Geschwindigkeit betrug 14 Knoten, so dass sie den Spitznamen Yankee Racehorse (Yankee-Rennpferd) bekam.

19. Jahrhundert

Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert gab es einen Entwicklungsschub, der eine ganze Reihe von Erfindungen hervorbrachte: die Dampfmaschine, der Schaufelradantrieb, der Propeller, die Einführung von Granaten und Panzerung. Die Granaten waren zur Zeit der napoleonischen Kriege noch nicht ganz ausgereift, wirkten jedoch nach Beseitigung ihrer Probleme (ab ca. 1830) verheerend gegen ungepanzerte Holzschiffe.

Zunächst wurden deshalb die Holzschiffe mit Stahlplatten gepanzert. Dampfkriegsschiffe wurden zunächst als Raddampfer, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend als Schraubendampfer gebaut, der Dampfantrieb ermöglichte eine höhere Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit.

Nach dem Krimkrieg wurden zwei revolutionäre Schiffe gebaut, die ersten "Ironclad Warships", die auf einen Schlag alle anderen Schiffe wertlos machten:

  • die französische Gloire 1858 und die ihr überlegene
  • englische HMS Warrior 1859. Mit 15 Knoten Geschwindigkeit schneller, mit 114 mm Stahl auf Teakholz stärker gepanzert und mit 40 schwersten Geschützen war sie stärker bewaffnet als jedes andere Schiff. Ihre eigenen Geschütze konnten die Panzerung auf 360 Meter nicht mehr durchschlagen.

Aufgrund dieser Überlegenheit der Panzerung wurde die Taktik des Rammens für kurze Zeit populär. (Seeschlacht von Lissa 1866)

Drehbare Geschütztürme wurden zuerst an kleinen Küstenkriegschiffen (Monitor), ab ca. 1870 auch auf großen Kriegsschiffen eingesetzt, als die Masten und Segel, die für weltweiten Einsatz der Kriegschiffe noch benötigt wurden, verschwanden, so dass es gegen Ende des 19. Jahrhunderts praktisch nur noch Dampfschiffe gab. Aus dem Segelschiffsbau wurden jedoch viele Bezeichnungen für Schiffsklassen übernommen, so die Fregatte und Korvette. Als neuer Typ entstand der Panzerkreuzer, der im 20. Jahrhundert zum Schlachtschiff weiterentwickelt wurde.

Die gezogenen Hinterlader kamen auf See erst relativ spät in Gebrauch, da die Vorteile (bessere Zielgenauigkeit) bei den geringen Kampfentfernungen auf See von den Nachteilen (geringeres Kaliber, unzuverlässige Verschlüsse, Rohrkrepierer) aufgewogen wurden, dann aber konnten zwischen 1880 und 1890 große Kaliber mit langen Rohren und panzerbrechenden Langgeschossen die Panzerungen überwinden.

20. Jahrhundert

Nach der Seeschlacht bei Tsushima 1905 wurden die gewonnenen Erfahrungen konsequent umgesetzt: Eine wirkungsvolle Feuerleitung konnte nur durch Vereinheitlichung der Kaliber, eine große Schußentfernung nur durch großkalibrige Geschütze erreicht werden. Es entstand innerhalb eines Jahres die

  • HMS Dreadnought, die mit zehn 30,4-cm-Geschützen ausgerüstet war, in jede beliebige Richtung mindestens sechs davon einsetzen und jeweils zweimal pro Minute abfeuern konnte. Wie die Warrior war auch dieses Schiff allen anderen bisherigen weit überlegen, aus dem Linienschiff auch Pre-Dreadnought wurde der Dreadnought, auch als Schlachtschiff bezeichnet.

Bei der Skagerrakschlacht wurde das Gefecht auf über 10.000 Metern Entfernung ausgetragen, was mit den bisherigen Schiffs- und Geschütztypen undenkbar war. Die Skagerrakschlacht blieb auch die letzte mit Schlachtschiffen ausgetragene Seeschlacht.

Nach dem 1. Weltkrieg erlaubte der Versailler Vertrag der deutschen Kriegsmarine nur einen eingeschränkten Ersatz der wenigen verbliebenen Schlachtschiffe (diese wurden unter dem alten Begriff Linienschiff geführt). Die taktische Entwicklung ging in den 20er und 30er Jahren (gezwungenermaßen) in Deutschland von der schweren Schlachtflotte weg, hin zu Kreuzern. Ein besonderer Meilenstein ist die Entwicklung des sogenannten „Westentaschen-Schlachtschiffs“ (Panzerschiff), deren erster Prototyp das Panzerschiff „Deutschland“ war. Hier wurden die Eigenschaften von hoher Geschwindigkeit, schwerer Bewaffnung und großer Reichweite miteinander vereinigt. Dies erfolgte durch die erstmalige Verwendung von Dieselmotoren und eine (im direkten Vergleich) massive Gewichtsreduzierung. Das strategische Konzept dahinter wurde als „Kreuzerkrieg in Übersee“ bezeichnet. Die Idee kennzeichnet sich in dem Satz: „Schneller als schwerer Bewaffnete und schwerer bewaffnet als Schnellere!“ Sowohl die „Deutschland“ (später zum Schweren Kreuzer „Lützow“ umklassifiziert) als auch ihre Schwesterschiffe „Admiral Scheer“ und „Admiral Graf Spee“ führten diesen Kreuzerkrieg im 2. Weltkrieg anfangs sehr erfolgreich, desgleichen die ursprünglich auch als vergrößerte Panzerschiffe begonnenen, später zu Schlachtkreuzern umdeklarierten „Scharnhorst“ und „Gneisenau“.

Parallel zur Entwicklung der Schlachtschiffe wurden die U-Boote entwickelt, insbesondere in Deutschland. Technisch möglich waren diese erst durch den Verbrennungsmotor. Typische Waffe der U-Boote war und ist der Torpedo. Damit waren diese Schiffe im Ersten Weltkrieg in der Lage, weitgehend unerkannt andere Schiffe anzugreifen und zu versenken.

Außerdem entstanden die Torpedoboote, kleine, schnelle und vor allem preiswerte Boote, deren Hauptwaffe ebenfalls der Torpedo war, und die gegen die Schlachtschiffflotten eingesetzt wurden. Deren Geschütze waren zu langsam, um Torpedoboote effektiv abzuwehren. Zur Abwehr gegen die Torpedoboote entstand daher der Torpedoboot-Zerstörer, später kurz Zerstörer genannt.

Zweiter Weltkrieg

Hiermit war die Entwicklung des Schlachtschiffes praktisch beendet, denn die Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges, wie z. B. das Schlachtschiff Bismarck, hatten aufgrund ihrer Größe zusätzlich zu der unveränderten Hauptbewaffnung eine Mittelartillerie von kleineren Geschützen und Flugabwehrkanonen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die militärische Wirksamkeit der U-Boote zunehmend durch die Überwachung mit Flugzeugen und Radar, sowie die Abwehrmaßnahmen von Zerstörern neutralisiert. Heute dienen U-Boote in erster Linie als selbständig operierende Raketenabschussbasen. Durch Kernreaktoren erhielten große U-Boote ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Fähigkeit, sehr lange ohne Kontakt zu Stützpunkten auf See zu operieren.

Als weitere Entwicklung ist der Flugzeugträger zu nennen, deren Entwicklung im Ersten Weltkrieg begann und im Zweiten Weltkrieg forciert wurde. Der japanische Angriff auf Pearl Harbor zeigte erstmals die Überlegenheit gegenüber konventionellen Kriegsschiffen und führte dazu, dass Flugzeugträger ein elementarer Bestandteil der großen Marinenationen wurden.

Heute

 
Schnellboot der Deutschen Marine

Heute sind in erster Linie Zerstörer, Fregatten und Korvetten im Einsatz, die häufig mit Lenkwaffen ausgerüstet sind und so - ähnlich wie U-Boote - als mobile Abschussbasen dienen können.

Für den Küstenschutz sind leicht bewaffnete aus Holz gebaute Minensucher im Einsatz, sowie Schnellboote, die es ermöglichen unerlaubt eindringende Schiffe frühzeitig abzufangen. Seit dem Zweiten Weltkrieg spielen auch amphibische Kriegsschiffe eine große Rolle. Dazu gehören große Landungsschiffe, die meist mit Hubschraubern und zum Teil mit einem Dockraum ausgestattet sind. Kleine, sehr flachgehende Landungsboote können Mannschaften, Fahrzeuge und Material an das Ufer bringen. Diese Boote sind meist nur leicht bewaffnet. Wichtig sind zudem die Flugzeugträger, mit bis zu 336 m Länge. Sie ermöglichen den Einsatz von Bombern und Jagdflugzeugen weit entfernt von landgestützten Basen und spielten im zweiten und dritten Golfkrieg eine wichtige Rolle.

Siehe auch

Wiktionary: Kriegsschiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Bernd Loose / Bernd Oesterle: Das große Buch der Kriegsschiffe (19. & 20. Jh.), Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-01854-3