Norbert Podewin

deutscher Journalist und Historiker
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Norbert Podewin (* 18. Januar 1935 in Berlin; † 10. Juli 2014 ebenda) war ein deutscher Journalist, Sachbuchautor und Historiker.

Leben und Werdegang

Als Sohn eines Arbeiters absolvierte er in der DDR die Oberschule und nahm anschließend eine Lehre als Mechaniker auf. Im Werk des VEB Narva arbeitete er auch als Redakteur der Betriebszeitung. Diese Tätigkeit setzte er im VEB Elektroprojekt Berlin fort. Er ging zur Volkspolizei, war Kommandeur an der Berliner Sektorengrenze.[1]

An der Humboldt-Universität zu Berlin studierte er im Fernstudium das Fach Geschichte in den Jahren von 1961 bis 1965, wobei er den Abschluss eines Diploms als Historiker erlangte. Ab 1962 arbeitete er im Nationalrat der Nationalen Front der DDR unter Albert Norden am Braunbuch über Naziverbrecher in hohen Positionen in der Bundesrepublik und in West-Berlin, zuerst als Mitarbeiter dann in der Stellung eines Abteilungsleiters mit.

Politisch wurde er in der FDJ und SED aktiv, wobei er auch zeitweise die Stellung eines Sektorenleiters im Zentralkomitee der SED einnahm. Für den stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden Friedrich Ebert wirkte er seit 1971 bis Januar 1975 als persönlicher Referent. Ebert entließ ihn, aufgrund seines persönlichen unparteimäßigen Verhaltens, wie Mohnhaupt aus dem entsprechenden Schreiben zitiert. Die Promotion zum Dr. phil. erreichte er im Jahre 1974 über das Thema der deutsch-deutschen Beziehungen. Wiederum nahm er danach eine Position im Nationalrat der Nationalen Front auf dem Gebiet der Kulturarbeit auf. Dort wurde er 1974 zum Sekretär für internationale Beziehungen befördert und betätigte sich dort als Mitglied im Präsidium von 1980 bis 1989.

Ab 1990 arbeitete Podewin als freiberuflicher Publizist. Im Rentenalter schrieb der gebürtige Berliner als Ehrenamtlicher Beiträge zur Lokalgeschichte in „Lebensringe“, einer Zeitschrift vornehmlich für Bewohner/innen eines konfessionellen Friedrichshainer Seniorenheims. Er wurde dort im Seniorenzentrum des Diakoniewerks Bethel für seine „differenzierte Beurteilung geschichtlicher Abläufe“[2] sehr geschätzt, sowohl vom Redaktionskollegium, dessen engagiertes Mitglied er war, als auch von den Lesern, die er unter den Angehörigen der Heimbewohner/innen hatte. Podewin starb nach jahrelangem Krebsleiden im Juli 2014 in einem Berliner Krankenhaus.

Auszeichnungen

Schriften

  • Revanchismus über Ätherwellen: Eine Dokumentation über die Rolle westdeutschen Rundfunkanstalten bei der Propagierung revanchistischer und chauvinistischer Ziele, Verband der Deutschen Journalisten, Berlin 1963 (= Schriftenreihe des Verbandes der Deutschen Journalisten, Heft 23, ohne ISBN, DNB).
  • Democracy in action. Worth knowing about the GDR, Zeit im Bild, Dresden 1966 (Ohne ISBN, DNB, englisch).
  • Springers Griff nach dem Fernsehen, in: Neues Deutschland, 13. August 1967
  • Kesseltreiben gegen Fernsehrunde, in: Neue Deutsche Presse, 22. Jg, 1968, Nr. 5, S. 31
  • Vereinigung oder Vereinnahmung? Untersuchungen zum Zusammenschluss von KPD und SPD in Friedrichshain, Berlin 1993
  • Die SPD in Friedrichshain: Von den Oktoberwahlen 1946 bis zur Spaltung im November 1948 mit Bernhard Meyer, Berlin 1993
  • Der Vereinigungsprozess in Lichtenberg: KPD und SPD auf dem Weg zur sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, mit Lutz Heuer, Berlin 1993
  • Zwischen Aktionseinheit und Observation: Ostberliner SPD im SED- und VP-Visier, Berlin 1994
  • Ausgangspunkt Chaos: Berlin im Mai und Juni 1945: 100 Dokumente vom Leben rund um den Schlesischen Bahnhof, "Helle Panke" zur Förderung von Politik, Bildung und Kultur, Berlin 1995 (ohne ISBN, DNB).
  • Walter Ulbricht: Eine neue Biographie, Dietz, Berlin 1995, ISBN 3-320-01886-8.
  • „– der Bitte des Genossen Walter Ulbricht zu entsprechen“: Hintergründe und Modalitäten eines Führungswechsels, Berlin 1996
  • Brüder, in eins nun die Hände: Das Für und Wider um die Einheitspartei in Berlin, mit Manfred Terslak, Berlin 1996
  • Operativer Vorgang „Fuchsbau“, 1953–1961: Eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges in Berlin, mit Lutz Heuer, Berlin 1998
  • Ulbrichts Weg an die Spitze der Macht: Stationen zwischen 1945 und 1954, Berlin 1998
  • Walter Ulbrichts späte Reformen und ihre Gegner, Helle Panke, Gesellschaftswisschaftliches Forum, Berlin 1999 (= Hefte zur DDR-Geschichte, Heft 59, ohne ISBN, DNB).
  • Ebert und Ebert: Zwei deutsche Staatsmänner. Friedrich Ebert (1871–1925), Friedrich Ebert (1894–1979): eine Doppelbiografie, edition ost, Berlin 1999, ISBN 3-932180-50-X
  • mit Lutz Heuer: Rote „Blockflöten“: SDA, die ungeliebten oppositionellen Sozialdemokraten Berlins, 1948–1961 , Berlin 2000
  • Der Rabbinersohn im Politbüro: Albert Norden – Stationen eines ungewöhnlichen Lebens, edition ost, Berlin 2001, ISBN 3-89793-058-7
  • Braunbuch: Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in West-Berlin als Hrsg., Reprint edition ost Berlin 2002, ISBN 3-360-01033-7
  • Otto Ostrowski – der gelöschte Oberbürgermeister: Ein Schicksal im Berlin des Kalten Krieges, Berlin 2004
  • REZENSIONEN – Neueste Zeit – Der Rabbinersohn im Politburo. Albert Norden – Stationen eines ungewohnlichen Lebens. Berlin 2001 mit Manfred Behrend, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 Jg., Heft 4 (2004), S. 388
  • Ernst Torgler: Ein Leben im Schatten des Reichstagsbrandes. 25.04.1893 Berlin–19.01.1963 Hannover, mit Lutz Heuer, Berlin 2006
  • 20. Oktober 1946: Die erste Nachkriegswahl in Berlin. Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Hintergründe – Folgen, Berlin 2006
  • Bernhard Quandt (1903–1999): Ein Urgestein Mecklenburgs, Rostock 2006
  • mit Lutz Heuer: Franz Neumann (1904–1974): Frontmann im Berlin des Kalten Krieges, Trafo, Berlin 2009, ISBN 978-3-89626-926-3 (= Kleine Reihe Biographien BzG, Band 23).
  • Mein Leben in drei Diktaturen: Episodisches eines Insiders im Kalten Krieg, Autobiographie, Verlag am Park - edition ost, Berlin 2012, ISBN 978-3-89793-286-9
  • Stalinallee und Hansaviertel: Berliner Baugeschehen im Kalten Krieg, Verlag am Park - edition ost, Berlin 2014, ISBN 978-3-89793-191-6

Literatur

  • Heinz Mohnhaupt, Hans-Andreas Schönfeldt: Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften (1944–1989). Einführung in die Rechtsentwicklung mit Quellendokumentation, Frankfurt/Main 1997
  • Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.), Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945–1990, München 1997, ISBN 978-3598111303
  • Klaus Eichner, Gotthold Schramm (Hrsg.): Hauptverwaltung A – Geschichte, Aufgaben, Einsichten, Berlin 2008, ISBN 978-3360010933.

Einzelnachweise

  1. Der RIAS hatte auch sein Gutes
  2. Versunkene Adressen: Beiträge in den Ausgaben der >Lebensringe< 2001-2014 von Dr. Norbert Podewin (Broschüe); Hrsg. Seniorenzentrum Bethel Friedrichshain gGmbH, Selbstverlag, Berlin, 2015, S. 2