Joe Chill
Joe Chill ist ein fiktiver Charakter in den Batman-Comics und anderen Comics des US-Verlages DC. In vielen Varianten des Batman-Mythos ist er der Mörder der Eltern des jungen Bruce Wayne und somit der Anstoßgeber für Waynes sukzessive Transformation hin zu seinem Alter Ego Batman.
Standardversion
In den meisten Versionen des Batman-Stoffes die Chill beinhalten ist er ein kleiner Straßenräuber, der Martha und Thomas Wayne und ihren Sohn Bruce, nachdem diese sich nach einem gemeinsamen Kinobesuch (sie sahen den Film Die Maske des Zorro) in eine verlassenene Gasse, die später als Crime Alley bezeichnet wurde, verirrt haben, überfällt, das Ehepaar Wayne erschießt und ihren Sohn als traumatisiertes Waisenkind zurücklässt. Häufig wird als sein Beweggrund die Waynes zu erschießen eine Panikreaktion angeführt, die durch eine Attacke Thomas Waynes auf Chill ausgelöst wurde, als Chill Martha Wayne ihre Perlenkette vom Hals zu reissen versuchte. Aus Schreck vor seiner eigenen Tat, starrt Chill dem entsetzten Bruce Wayne dann einen langgezogenen "Ewigkeitsaugenblick" lang ins Gesicht, so dass seine Physiognomie sich dem Jungen unauslöschbar ins Gedächtnis einprägt und ihn fortan und für den Rest seines Lebens in seinen Träumen und Tagträumen als Schreckgespenst verfolgt. Danach flieht Chill erschrocken und wird von dem Dunklen der Nacht verschluckt.
Golden Age und Silver Age Versionen
Batmans Ursprungsgeschichte wurde erstmals in dem Comicheft Batman 1 (Herbst 1940) konstituiert. In diesem Heft blieb der Straßenräuber der die Eltern des jungen Wayne erschießt noch namenlos. Den Namen Joe Chill erhielt er erst in dem Heft Batman 47 von Juni-Juli 1948. In dieser Ausgabe entdeckt Batman, dass der von ihm in anderem Zusammenhang observierte Bandenchef Chill mit dem Mann, der seine Eltern tötete, identisch ist. Er gibt sich Chill als der Sohn seiner Opfer zu erkennen, woraufhin dieser erschrocken den Schutz seiner Handlanger sucht. Als diese erkennen, dass ihr Chef für die Entstehung Batmans - der sie alle bereits einmal gefangengesetzt hat - verantwortlich ist, wenden sie sich gegen Chill und töten ihn.
In Detective Comics 235 (1956) erfährt Batman, dass Chill tatsächlich kein zufällig auftretender Straßenräuber sondern ein bezahlter Mörder war, der die Waynes auf Befehl eines Mobsters namens Lew Moxon tötete. In einer rückblickenden Sequenz erfuhr der Leser des Weiteren, dass Thomas Wayne gegen Moxon vor Gericht ausgesagt hatte, wofür dieser ihm Rache schwor und Chill auf ihn ansetzte. Bei der finalen Konfrontation Batmans mit Moxon gerät letzterer in Panik und flieht Hals über Kopf aus seinem Büro, wird beim Versuch eine Straße zu überqueren von einem Lastwagen erfasst und stirbt an seinen Verletzungen.
Moderne Version
In der Batman-Geschichte "Batman Year Two" von 1987 wurde Batmans Ursprungsgeschichte wiederum in einer in weiten Zügen abgewandelten Variante präsentiert. Chill tritt hier als ein Attentäter auf, der von diversen Gothamer Bandenchefs angeheuert wird, um einen Vigilanten namens Reaper ("Schnitter") aus dem Weg zu räumen, der ihre Geschäfte massiv beeinträchtigt. Batman, der es gleichfalls auf den mit extremer Rücksichtslosigkeit operierenden Reaper abgesehen hatte, tat sich daraufhin widerwillig mit Chill zusammen, um den ihm alleine überlegenen Reaper, mit vereinten Kräften auszuschalten. Nachdem er Reaper allem Anschein nach bei einem "Dreikampf" der Kontrahenten ums Leben gekommen ist, führt Batman Chill in die Crime Alley - den Ort wo jener seine Eltern Jahre zuvor erschossen hatte - und gibt sich ihm als Bruce Wayne zu erkennen. Als Batman kurz davor steht, Chill mit der selben Pistole zu exekutieren, mit der dieser seienrzeit die Waynes erschossen hatte, tritt der totgeglaubte Reaper erneut auf und kommt Batman bei seinem Ansinnen zuvor, indem er Chill niederschießt.
In dem One-Shot Batman: Bull Circle ("Der Kreis schließt sich") tritt ein Sohn Chills - der ebenfalls Joe heißt - auf, der die Identität der mittlerweile verstorbenen Reapers übernommen hat und Rache für den Tod seines Vaters sucht, letztlich jedoch von Batman und seinem Assistenten Robin in die Schranken gewiesen wird. Batman sieht die Fehde zwischen ihm und den Chills damit als beendet an.
Im Rahmen des serienübergreifenden "Events" The Zero Hour, in dem die Entstehungsgeschichten vieler DC-Comichelden nachträglich überarbeitet und abgeändert wurden, wird die Täterschaft im Mordfall Wayne widerrufen und fortan konstatiert, dass Batman nicht um die Identität des Mannes weiß, der seine Eltern erschossen hat. Der Verleger begründete diese retrokrative Kontinuitätsherstellung damit, dass ein anonymer Mörder innerhalb der Logik der Batman-Serie weitaus wirkungsvoller sei als einer, dessen Identität aufgeklärt ist, da dieser Kunstgriff Batmans Kreuzzug gegen das Verbechen psychologisch überzeugender fundieren würde, weil Batman - ein traumatisierter Eskapist - nun seine Gegner nicht an und für sich - nicht als sie selbst - bekämpfen würde, sondern sie vielmehr stellvertretend für den ihm unbekannten und unerreichbaren Mörder seiner Eltern zu stellen versuche, dass er entgegen aller Vernunft in einem Schub unterschwelliger Verzweiflung das Traumata der Ermordung seiner Eltern ex post facto durch die Zurstreckebringung anderer Delinquenten ungeschehen zu machen versuche. Batmans Gegner erfüllen also eine Surrogat-Funktion und sein Kreuzzug stellt weniger den Versuch da, andere vor dem ihm angetanen Leid zu bewahren, als vielmehr eine ihm selbst nicht völlig bewusste, selbsttherapeuthische Maßnahme um das eigene als "Versagen" empfundene Nichtverhindernkönnen der Ermordung seiner Eltern zu kompensieren
Chill in Film und Fernsehen
In Tim Burtons Batman-Film von 1989 wird der Name Chill nicht ein einziges Mal erwähnt, stattdessen wird die Figur mit der Figur des Jokers verschmolzen: Anstatt Chill ist der junge Jack Napier, der später der Joker werden sollte, hier der Mörder des Ehepaares Wayne. Die Mordszene orientiert sich jedoch weitgehend an den in den Comics etablierten Topoi der Figur Chill (irrtümliches In-eine-verlassene-Seitengasse-Geraten, Waynes bedrohliches Auftreten aus einer unheilschwangeren-nebelumwaberten Düsternis, Versuch, Martha Waynes Perlen zu entreißen, Handgemenge, Abfeuern von Schüssen, Blickwechsel mit dem jungen Bruce, Verschwinden in die Dunkelheit). In dem Kinofilm Batman Begins wird Chill von Richard Brake dargestellt. Hier figuriert er als Obdachloser, der nach dem Mord ergriffen wird und behauptet, aus Armut und Not zum Überfall auf die Waynes getrieben worden zu sein. 14 Jahre nach der Tat wird er aufgrund eines Geschäftes mit dem Staatsanwalt aus dem Gefängnis entlassen, um gegen den Gangster Carmine Falcone auszusagen, mit dem er einmal eine Gefängniszelle geteilt hatte, wird jedoch von einem Handlanger Falcones niedergeschossen, als er den Sitzungssaal des Gerichtes verlässt.