Stefan Paul Andres (* 26. Juni 1906 in der Breitwiesmühle bei Dhrönchen (Gemeinde Trittenheim) an der Mosel; † 29. Juni 1970 in Rom) war in den 1950-er Jahren des 20. Jahrhunderts einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller.
Leben
1910 zog die Müller-Familie, in die Andres als neuntes Kind geboren wurde, von Trittenheim nach Schweich, da sie durch den Bau einer Moseltalsperre ihre Mühle aufgeben musste. Andres besuchte das zum Orden der Redemptoristen gehörende Gymnasium Collegium Josephinum Bonn. Zugunsten eines Germanistikstudiums brach er seine Priesterausbildung ab und studierte an der Universität Köln, der Universität Jena und der Universität Berlin. Nachdem "Bruder Lucifer" erschienen und mit einem Stipendium der Abraham-Lincoln-Stiftung honoriert worden war, verwirklichte er sich 1932 seinen Traum einer Italienreise und verzichtete auf einen akademischen Abschluss. Im gleichen Jahr heiratete er die Medizinstudentin Dorothee Freudiger. Ab 1933 widmete er sich der Schriftstellerei, wobei die Romane seiner frühen Schaffenszeit vorwiegend im heimischen Raum spielen. In vielen seiner Werke spiegelt sich sein christlich gepägtes Weltbild wider.
1937 emigrierte er mit seiner Frau Dorothee (geb. Freudiger), die als "nicht arisch" diskriminiert wurde, nach Italien, wo er bis 1948 in Positano in der Nähe Neapels wohnte und arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lebte er von 1950 bis 1961 in Unkel am Rhein. In dieser Zeit wurde er mit Ehrungen geradezu überhäuft. 1952 erhielt er den Literaturpreis von Rheinland-Pfalz, 1954 den Großen Kunstpreis Nordrhein-Westfalens, 1957 das Komturkreuz der Republik Italien, 1957 den Dramatikerpreis der Stadt Oldenburg. 1958 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
1961 übersiedelte er anlässlich des Zweiten Vatikanischen Konzils nach Rom, wo er am 29. Juni 1970 im Alter von 64 Jahren starb und auf dem deutschen Friedhof im Vatikan Campo Santo Teutonico seine letzte Ruhestätte fand. Seine 2003 verstorbene Frau Dorothee ist ebenso dort beerdigt.
Seit 1986 wird alle drei Jahre von der Stefan-Andres-Gesellschaft der Stefan-Andres-Preis verliehen.
Werke
- Bruder Lucifer, Roman, 1932
- Eberhard im Kontrapunkt, Roman, 1933
- Die Löwenkanzel, Gedichte, Köln 1933
- Die unsichtbare Mauer, Roman, 1934
- Vom heiligen Pfäfflein Domenico, Erzählungen, 1936
- Utz, der Nachfahr, 1936
- El Greco malt den Großinquisitor, Novelle, 1936
- Moselländische Novellen, 1937
- Der Mann von Asteri, 1939 (neu 1949)
- Das Grab des Neides, Novellen, 1940
- Der gefrorene Dionysos, Erzählung, 1942 (später Die Liebesschaukel, 1951)
- Wir sind Utopia, Novelle, 1942 (Dramatisierung Gottes Utopia, 1950)
- Der gefrorene Dionysos, Roman, 1943 (später Die Liebesschaukel, 1951)
- Wirtshaus zur weiten Welt, Novellen, 1943
- Ein Herz wie man braucht, Drama, 1946
- Die Söhne Platons, Komödie, 1946
- Die Hochzeit der Feinde, Roman, 1947
- An Freund und Feind, Briefe, 1947
- Ritter der Gerechtigkeit, Roman, 1948
- Tanz durchs Labyrinth, Drama, 1948
- Die Sintflut, Roman-Trilogie (Das Tier aus der Tiefe, 1949; Die Arche, 1952; Der graue Regenbogen, 1959)
- Der Granatapfel, Gedichte, 1950
- Der Knabe im Brunnen, Roman, 1953
- Die Rache der Schmetterlinge, Novelle, 1953
- Die Reise nach Portiuncula, Roman, 1954
- Die großen Weine Deutschlands, 1961
- Der Mann im Fisch, 1963
- Die biblische Geschichte, 1965
- Der Taubenturm, Roman, 1966
- Ägyptisches Tagebuch, Reisejournal, 1967
- Noah und seine Kinder, 1968
- Die Dumme, Roman, 1969
- Die Versuchung des Synesios, Roman, 1970
Literatur
- Clément André: Dichtung im Dritten Reich. Stefan Andres "Die Arche". Bouvier, Bonn 1960. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 10)
- Stefan Andres. Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts, hrsg. v. Michael Braun. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1999. (= Trierer Studien zur Literatur; 32) ISBN 3-631-34626-3
- Edgar Baum: Sprach- und Stilstudien zum dichterischen Prosawerk von Stefan Andres. Univ. Diss., Bonn 1959.
- Sieghild von Blumenthal: Christentum und Antike im Werk von Stefan Andres. Kovac, Hamburg 1999. (= Schriftenreihe Poetica; 37) ISBN 3-86064-894-2
- Karl Bongardt: Stefan Andres. Union-Verl., Berlin 1990. (= Reihe Christ in der Welt; 72) ISBN 3-372-00354-3
- Michael Braun: Stefan Andres. Leben und Werk. Bouvier-Verlag, Bonn 1997. ISBN 3-416-02692-6
- Eric Sigurd Gabe: Macht und Religion. Analogie zum Dritten Reich in Stefan Andres' Trilogie "Die Sintflut". Lang, Bern u.a. 2000. ISBN 3-906765-47-4
- Hans Henneke: Stefan Andres. Eine Einführung in sein Werk. Piper, München 1962.
- John Klapper: Stefan Andres. Der christliche Humanist als Kritiker seiner Zeit. Lang, Bern 1998. ISBN 3-906759-73-3
- Uwe Klein: Stefan Andres. Innere Emigration in Deutschland und im "Exil". Univ. Diss., Mainz 1990.
- Utopia und Welterfahrung. Stefan Andres und sein Werk im Gedächtnis seiner Freunde. Piper, München 1972. ISBN 3-492-01935-8
- Hans Wagener: Stefan Andres. Colloquium-Verlag, Berlin 1974. (= Köpfe des 20. Jahrhunderts; 77) ISBN 3-7678-0366-6
- Karl Günter Werber: Das Verhältnis von Persönlichkeitsentfaltung und Zeiterlebnis im Werk von Stefan Andres. Univ. Diss., Bonn 1959.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Kurzbiografie zu Stefan Andres mit Auswahl einzelner Werke
- Kurzbiografie zu Stefan Andres In: Kirchenlexikon
- Stefan-Andres-Gesellschaft
Personendaten | |
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NAME | Andres, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1906 |
GEBURTSORT | Breitwiesmühle bei Dhrönchen über Trittenheim an der Mosel, Deutschland |
STERBEDATUM | 29. Juni 1970 |
STERBEORT | Rom, Italien |