Das Wohltemperierte Klavier

Komposition von Johann Sebastian Bach
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Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach (Teil 1: BWV 846 - 869, ab 1722; Teil 2: BWV 870 - 893, 1744)

"Das Wohl temperirte Clavier oder Praeludia, und Fugen durch alle Tone und Semitonia ..." (abgekürzt: WK) ist der Titel einer zweiteiligen Sammlung, wobei jeder Teil 12 Präludien und 12 Fugen für "Clavier" (hier: Clavichord oder Cembalo) durch alle Tonarten (C-Dur, c-moll, Cis-Dur, cis-moll, D-Dur, d-moll, usw) aufweist. Der Titel bezieht sich auf die temperierte Stimmung, bei der die zwölfstufige Oktave unseres Tonsystems so eingerichtet ist, dass alle Tonarten im Gegensatz zur reinen Stimmung auf einem Tasteninstrument gleich brauchbar zu spielen sind. Es geht also hier nicht um die Aufteilung der Oktave in zwölf exakt gleich grosse Intervalle, was zur "gleichschwebenden Temperatur" führt.

Jedes dieser Präludien aus dem WK, das dort einer Fuge vorausgeht, hat "Selbstwert", ist also nicht bloß auf die nachfolgende Fuge hinführendes "Praeambulum" oder "Intonatio", wie einleitende Stücke improvisierten Charakters seinerzeit genannt wurden. Die Verschiedenheit ihrer Konzeption - keines der insgesamt 24 Paare ähnelt einem anderen - und die Auswahl einer Tonart für das gerade vorliegende Präludium oder die Fuge stützen die kontrovers diskutierte Ansicht, dass jede der zwölf Tonarten ihren eigenen Tonartencharakter habe. (Bei der gleichschwebenden Temperatur kann indes kein Unterschied zwischen diesen Tonarten konstatiert werden, wenn man davon absieht, dass die Hand des Klavierspielers auf Grund der Tastengeometrie beispielsweise einen D-Dur-Dreiklang anders greift und anschlägt als einen in D-Dur).(typo: zweimal D-Dur??)

Die Fugen selbst sind drei- bis fünfstimmig und weisen in der Gestaltung ihrer Themen auf die überaus vorausschauende, konzeptionelle Kompositionstechnik Bachs hin. Dabei liegt die Genialität Bachs darin, ein Fugenthema zu entwickeln, das sowohl kontrapunktischen als auch musikalisch-ästhetischen Ansprüchen auf sehr hohem Niveau genügt.

Bei dieser Reichhaltigkeit der Präludien- und Fugengestaltung kann das WK als exemplarisches Lehrwerk aufgefasst werden. Bach schreibt selber auf das Titelblatt des erhaltenen Autographs: "...zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, alsauch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderen Zeitvertreib aufgesetzt und verfertigt ...".Wie stark die Wirkung über die Zeiten bis zur Gegenwart ist, zeigt die Tatsache, dass der russische Komponist Dimitri Schostakowitsch, angeregt von Bachs WK, "24 Präludien und Fugen für Klavier" (entstanden 1950 / 1951) geschrieben hat.

Literatur

  • Hermann Keller Das Wohltemperierte Klavier von J.S.Bach. Bärenreiter, München, 1981, ISBN 3-7618-1200-0.
  • Johann Nepomuk David Das Wohltemperierte Klavier - Der Versuch einer Synopsis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1962.