Gabriel González Videla

chilenischer Präsident
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Gabriel González Videla(* 22. November 1898 in La Serena; † 22. August 1980 in Santiago de Chile) war ein chilenischer Politiker. Er amtierte von 1946 bis 1952 als Präsident seines Landes.

Gabriel González Videla wurde als ältestes von 18 Kindern geboren. Nach seiner Schulzeit studierte er bis 1922 Rechtswissenschaft an der Universidad de Chile in Santiago. Danach kehrte er in seine Heimatstadt La Serena zurück, wo er sich in der örtlichen Politik für die Radikale Partei engagierte und als Anwalt arbeitete. 1926 trat er gegen die Militärherrschaft von Carlos Ibáñez del Campo ein. Ab 1932 war er Vorsitzender seiner Partei. Er vertrat seinen Heimatwahlkreis von 1937 bis 1941 im chilenischen Parlament. Als seine Partei die Frente Popular mitgründete, wurde González zum Vorsitzenden dieses Bündnisses gewählt.

Der chilenische Präsident Pedro Aguirre Cerda schickte ihn 1939 als Gesandten nach Europa, um Chile in Frankreich, Belgien und Luxemburg zu vertreten. Er kam in Europa am 1. September 1939 an, dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg ausbrach. Neben seiner diplomatischen Tätigkeit in Paris nutzte González die Gelegenheit für ein Studium der Wirtschaftswissenschaft an der [[Sorbonne].

Nach seiner Rückkehr nach Chile kandidierte er gegen Juan Antonio Ríos um die Präsidentschaftskandidatur, unterlag jedoch und wurde von Ríos, der die Präsidentschaftswahlen von 1942 dann klar gewann, als Botschafter nach Brasilien entsandt. 1944 bat er um Entlassung von diesem Posten, um sich wieder in Chile politisch zu betätigen. Im folgenden Jahr wurde er für die Region Tarapacá und Antofagasta in den Senat gewählt und vertrat (mit anderen) sein Land in San Francisco bei der Gründung der Vereinten Nationen.

Nach dem Tod von Präsident Ríos im Juni 1946 berief ihn seine Radikale Partei als Präsidentschaftskandidaten; auch das Parteienbündnis Alianza Democrática aus Radikalen, Kommunisten und Demokraten, für dessen Fortführung González innerparteilich vehement eingetreten war, unterstützte seine Bewerbung. Bei den Wahlen vom 4. September 1946 siegte er mit 40,1% der Stimmen, da er aber keine absolute Mehrheit erringen konnte, musste er gemäß der chilenischen Verfassung als Präsident noch vom Kongress bestätigt werden.

Am 3. November 1946 trat er sein Amt an. Seinem ersten Kabinett gehörten neben Radikalen, liberalen und unabhängigen Ministern auch Vertreter der Kommunistischen Partei an. Das Verhältnis des Präsidenten zu den Kommunisten verschlechterte sich jedoch schnell, besonders über die angemessene Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik gingen die Meinungen weit auseinander. Als im Juli 1947 die Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs in Santiago mit Unterstützung der Kommunisten gegen die Regierungspolitik streikten, kam es zum endgültigen Bruch: González entließ alle Kommunisten aus öffentlichen Ämtern. Daraufhin weiteten sich die Streiks auf die Kupfer- und Phosphatminen aus; die Regierung antwortete mit harten Maßnahmen, erließ Sondergesetze und sperrte Kommunisten und Gewerkschaftsvertreter in Internierungslager.

Am 3. September 1948 verabschiedete die Regierung unter Gabriel González das (auch innerparteilich) umstrittene "Gesetz zur Verteidigung der Demokratie" (Ley de Defensa de la Democracia), mit dem die Kommunistische Partei verboten wurde und ihre militanten Vertreter auch aus den Wählerregistern gestrichten wurden. Die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion und den Ländern des Ostblocks brachen in der Folge bald ab.

Die harte Linie gegenüber der Linken wurde von einigen Zugeständnissen in der Sozialpolitik begleitet. So wurden Gesetze zur Lohnfortzahlung und zum Kündigungsschutz beschlossen und die Mieten begrenzt. Im Mai 1949 trat das Frauenwahlrecht in Chile in Kraft.

Außenpolitisch untermauerte González den chilenischen Territorialanspruch auf einen Teil der Antarktis, indem er dort 1948 eine Militärbasis errichten ließ.

1952 endete seine Amtszeit; bei den Wahlen vom 4. September 1952 wurde [[Carlos Ibáñez del Campo]] zum Nachfolger von Gabriel González Videla gewählt. Dennoch blieb González im politischen Leben aktiv: 1962 übernahm er den Vorsitz der Frente Democrático, mit der er gegen die Ausbreitung des Kommunismus in Chile und Lateinamerika kämpfte. Konsequenterweise trat er nach über vierzig Jahren aus der Radikalen Partei aus, als diese im August 1971 erwog, in die Regierung der Unidad Popular unter dem Kommunisten Salvador Allende einzutreten. 1973 nach dem Putsch der Militärs unter Augusto Pinochet wurde González Vizepräsident des Staatsrates (Consejo de Estado) und arbeitete mit beim Ausarbeiten der Verfassung von 1980, die das Militärregime verfassungsrechtlich legitimieren sollte.

Nach einem Herzinfarkt starb Gabriel González Videla am 22. August 1980.

siehe auch: Geschichte Chiles