Idiotentest: Umgangssprachlich für MPU = Medizinisch-Psychologische Untersuchung (in Bayern: Depperltest).
Der diskriminierende Begriff "Idiotentest" hat seine Wurzeln in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, als mit zunehmender Motorisierung die Anzahl der Führerscheininhaber stark anstieg, zugleich aber auch die Unfallzahlen in Deutschland (Getötete und Verletzte) ihren absoluten Höhepunkt erreichten (1973: ca. 20.000 Getötete im Straßenverkehr). Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung wurde unter dieser Bezeichnung insbesondere an Stammtischen und in der Boulevardpresse bekannt, weil im damaligen Straßenverkehrsrecht eine MPU gefordert wurde, wenn ein Fahrerlaubnisbewerber zum dritten Mal die Prüfung nicht bestanden hatte. Diese verwaltungsrechtliche Regelung wurde jedoch etwa zeitgleich mit der Theorie der "Unfallpersönlichkeit" (sog. ´Unfäller´) gekippt, da ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem tatsächlichen Unfallgeschehen statistisch nicht nachweisbar war.
Fahreignungsdiagnostik
Die Fahreignungsdiagnostik hat sich seitdem stark gewandelt. Die MPU ist kein Intelligenztest, sondern dient der Beurteilung der Fahreignung. Sie wird von der Fahrerlaubnisbehörde nur noch nach erheblichen Auffälligkeiten und Gefährdungen im Straßenverkehr veranlasst. Es müssen also Unfälle oder schwerwiegende Regelverletzungen (Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, extrem hoher Punktestand, etc.) aktenkundig sein. Im Mittelpunkt steht stets das persönliche Gespräch mit dem Betroffenen, um die Hintergründe und Motive für die Regelverletzungen aufzuklären und auf der Basis der Befunde eine Prognose über das zukünftige Verhalten im Straßenverkehr zu geben.
Um den vielen Gerüchte und Märchen über die MPU entgegen zu treten (vom "Kugeltest" über den "Aggressionsfragebögen" bis hin zum "Einbeinstand" und "Purzelbaumschlagen"), die bei den Betroffenen verständlicherweise erhebliche Ängste auslösen, bieten alle Träger von Begutachtungsstellen für Fahreignung Informationen aus erster Hand an. Viele Anbieter informieren regelmäßig (kostenlose Informationsabende) und führen persönliche Beratungen durch. Es wird immer wieder betont, wie wichtig eine frühzeitige und qualifizierte Beratung ist, um die Voraussetzungen für eine günstige Prognose möglichst positiv zu gestalten. Schließlich geht es darum, im konkreten Einzelfall die Zweifel der Fahrerlaubnisbehörde auszuräumen, die sich statistisch aus der Erfahrung hoher Wiederholungswahrscheinlichkeiten nach Straßenverkehrsverstößen ergeben ("Konstanz des Verhaltens").
Verbraucherschutz
Mit der Angst vor der MPU werden gute Geschäfte gemacht. Angesichts vieler unseriöser Beratungsangebote (Stichwort: Abzockerei, Geld-zurück-Garantien, etc.) stellt sich häufig die Frage, wie ein Betroffener einen seriösen Berater findet. Hierzu gibt der BDP - Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen - sinnvolle Empfehlungen. Dort findet sich unter anderem das Register der Fachpsychologen und Verkehrspsychologischen Berater, sowie eine Übersicht über alle MPU-Stellen (= amtlich anerkannten Begutachtungsstellen für Fahreignung) in Deutschland.