Matrei in Osttirol

Marktgemeinde im Bezirk Lienz, Tirol
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Wappen Karte
fehlt noch Lage in Österreich
Basisdaten
Bundesland: Tirol
Bezirk: Lienz
Fläche: 277,8 km²
Einwohner: 4.912 (31. Dezember 2003)
Höhe: 975 m über NN
Postleitzahlen: 9971
Vorwahlen: 0 48 75
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
KFZ-Kennzeichen: LZ
Gemeindekennziffer: 70 7 17
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rauterplatz 1
9971 Matrei i.O.
Website: www.matrei-ost.tirol.gv.at/
Politik
Bürgermeister: Andreas Köll
Gemeinderat (2004)
(17 Gemeinderäte)
Gemeinsam f. Matrei (ÖVP) 10,
Liste f. Arbeit u. Wirtschaft 3,
UGM 2, Grüne 1, FPÖ 1
Karte: Lage Matreis innerhalb Tirols
Lage in Tirol

Matrei ist eine Marktgemeinde im Bezirk Lienz, Tirol (Österreich). Der Ort liegt etwa 29 km nördlich von Lienz an der Einmündung des Tauernbaches in die Isel auf dem Schutt- und Schwemmkegel des Bretterwandbaches, ein Gebirgsfluss, der durch den Ort fließt. Der Ortskern ist dicht verbaut und vermittelt ein kleinstädtisches Flair. Zur Gemeinde gehören mehrere Weiler ("Fraktionen" genannt). Einzelne Höfe liegen auf bis zu 1500 m. Das Gemeindegebiet beginnt mit dem südlichsten Ortsteil Huben an der Einmündung des Defereggen- und des Kalser Tals in das Iseltal und erstreckt sich bis zur salzburger Grenze. Der Ort ist wirtschaftlicher, sozialer und medizinischer Mittelpunkt für den nördlichen Teil des Bezirks Lienz. Bis zum 30. Juni 2002 war Matrei Sitz eines Bezirksgerichtes.

Geografie

Lage

Matrei, die größte Gemeinde Osttirols und zweitgrößte Landgemeinde Tirols, liegt im Norden Osttirols. Das Gemeindegebiet liegt in der Hochgebirgslandschaft der Hohen Tauern und umfasst neben dem Tauerntal mit seinen Nebentälern Frosnitztal, Landeggtal und Gschlößtal auch das obere Iseltal. Zum Gemeindegebiet gehören Teile der Venedigergruppe und der Granatspitzgruppe mit einer Vielzahl von Bergen von mehr als 3000 m Höhe. Höchster Punkt des Gemeindegebietes ist der Großvenediger (3.674 m über NN), der tiefste Punkt der Gemeinde findet sich mit 814 Metern über NN in der Ortschaft Huben.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Matrei in Osttirol besteht aus zwei Katastralgemeinden, der Katastralgemeinde Matrei in Osttirol Markt mit dem Ort Matrei selbst und der Katastralgemeinde Matrei in Osttirol Land.

Die Katastralgemeinde Matrei in Osttirol Land umfasst hierbei:

  • im oberen Iseltal (von Nord nach Süd) die Ortschaften Kienburg, Huben, Moos, Feld, Mattersberg, Klausen, Seblas
  • im Umkreis vom Matrei (ausgehend von Nordosten im Uhrzeigersinn) die Ortschaften Glanz, Hinterburg, Klaunz, Bichl, Waier und Ganz
  • im unteren Virgental die Ortschaft Zedlach
  • und im Tauerntal (von Süden nach Norden) die Ortschaften Prossegg, Hinteregg, Gruben, Berg, Raneburg und Tauer

Flächennutzung

Flächen- und Bodennutzung
Bodenart Größe (ha) %
Wiesen und Ackerland 1.200 04,3
Wald 5.200 18,6
Almen und Bergmähder 7.500 26,8
Weiden 500 01,8
Ungenutztes Grünland 1.000 03,6
Gewässer 160 00,6
Verkehrsflächen 140 00,5
Ödland 12.300 43,9

Das Gemeindegebiet von Matrei in Osttirol ist mit etwa 27.800 Hektar die zweitgrößte Landgemeinde Tirols. Durch die hochalpine Lage und der starke Anteil an den Hohen Tauern können jedoch große Teile des Gebietes nicht genutzt werden, weshalb rund 44 Prozent des Gemeindegebiets Ödland sind. An zweiter Stelle rangieren Almen und Bergmähder, die etwa 27 Prozent des Gemeindegebietes ausmachen. Auch Wälder spielen auf dem Gemeindegebiet von Matrei eine wichtige Rolle. Mit rund 19 Prozent liegt diese Nutzungsart an dritter Stelle. Alle anderen Flächenformen spielen anteilsmäßig eine relativ geringe Rolle. Wiesen umfassen 4,3 Prozent, ungenutztes Grünland 3,6 Prozent und Weiden 1,8 Prozent des Gemeindegebietes. Mit lediglich 0,6 Prozent bzw. 0,5 Prozent schlagen sich Gewässer und Verkehrsflächen zu Buche.

Nachbargemeinden

Neukirchen am Großvenediger Bramberg /
Hollersbach
Mittersill /
Uttendorf
Prägraten /
Virgen
  Kals am Großglockner
Sankt Veit in Defereggen Hopfgarten in Defereggen Sankt Johann im Walde

Geologie

 
Blick auf Matrei i.O.

Matrei liegt an der Innenseite des Alpenbogens bzw. Südseite der Hohen Tauern. Hauptgestein der Hohen Tauern ist ein hauptsächlich zu Gneis verschieferter Granit, der Kamm und Kern des Gebirges bildet (Tauernfenster). Umhüllt wird der Zentralgneis von einer Schieferhülle, die im unteren Bereich von kalkarmen oder kalkfreien Gesteinen, insbesondere Glimmerschiefer mit Granaten, dunklen Phylliten, hellen Quarziten, weißen Marmorzügen und dunklen Hornblenden gebildet werden. An die untere Hülle schließt sich im Süden eine mehrere Kilometer breite obere bzw. äußere Hülle an, die sich von Raneburg im Tauerntal bis gegen Matrei erstreckt. Sie besteht aus kalkhaltigem Gestein wie gelblich und braun angewitterten Kalkglimmerschiefer und Kalkphyllite, die in der Bretterwand und am Ochsenbug als steil aufgestellte Platten („Bretter“) auftreten. Matrei selbst liegt in der sogenannten Matreier Zone, einer schmalen Serie verschiedener Gesteine, die östlich von Kals bis durch das Virgental nach Westen reicht. Die Zone besteht dabei aus phyllitischen Steinen, Gips, Quarzit, hellem Dolomit und dunklem Kalk, gelblich-braunem Rauhwacken, Breccien sowie Gneisen und Grünschiefer. Südlich von Matrei schließt sich im Iseltal schließlich eine Zone des Altkristallins aus Hellglimmergneisen und –schiefer mit Übergangszonen zu Schiefergneisen und Phylliten an (Zunig, Roter Kogel).

Berge

Durch die Lage innerhalb der Hohen Tauern ist das Gemeindegebiet Matreis von den zahlreichen Bergen geprägt. Die höchsten Erhebungen finden sich im Matreier Anteil an der Venedigergruppe. Höchste Erhebung ist der Großvenediger (3.674 m), gefolgt von der im Osten liegenden Gebirgskette mit dem Rainerhorn (3.559 m), Schwarze Wand (3.506 m), Hohe Zaun (3.451) und Kristallwand (3.310 m) sowie im Süden folgend die Weißspitze (3.000 m) und der Hohe Eichham (3.371 m). Die Venedigergruppe ist im Matreier Gemeindegebiet auch teilweise stark vergletschert. So findet sich im Talschluss des Gschlößtals mit dem Schlatenkees der größte der Venedigergruppe. Das Gemeindegebiet Matreis umfasst neben der Venedigergruppe auch etwa die Hälfte der Granatspitzgruppe und einen kleinen Anteil an den Villgratner Bergen. Höchste Erhebungen der beiden Gebirgsgruppen sind auf Matreier Gemeindegebiet der Große Muntanitz (3.232 m) und der Große Zunig (2.776 m). Letzterer gilt auch als der Hausberg der Matreier, weitere wichtige Hausberge der Matreier sind der Kristallkopf bzw. Ochsenbug (3.008 m) und die Bretterwandspitze (2.868 m).

Flüsse

 
Tauernbach bei Proßegg unterhalb der Proßeggklamm

Bestimmendster Fluss auf dem Gemeindegebiet ist der 18 Kilometer lange Tauernbach im Tauerntal. Hinzu kommen seine wichtigsten Zuflüsse im Oberlauf, der Gschlößbach im Gschlößtal, der Landeggbach und der Frosnitzbach. Im Unterlauf nimmt der Tauernbach den Steiner Bach (mit dem bekannten Steiner Wasserfall) auf und durchfließt dann die Proseggklamm, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch einen Wanderweg erschlossen wurde. Bestimmendster Fluss für den Markt Matrei selbst ist der Bretterwandbach. Er verwüstete mehrmals den Ort und galt lange Zeit als einer der gefährlichsten Wildbäche Österreichs. Durch massive Verbauungen wurde er jedoch mittlerweile entschärft. Unterhalb von Matrei mündet der Tauernbach in die Isel, die das südliche Gemeindegebiet prägt. Das Flusstal weist hier abwechslungsreiche Formationen auf, und wird von der Iseltalstraße und einem Radweg begleitet.

Geschichte

Siehe Hauptartikel: Geschichte Matreis in Osttirol

Matrei bis zum Mittelalter

Erste archäologische Funde auf dem Gebiet Matreis sind aus der frühen und mittleren Bronzezeit (ca. 22. bis 13. Jahrhundert v. Chr.) nachgewiesen. Am Matreier Klaunzerberg befand sich ein Schmelzplatz der Bronzezeit, an dem Keramikfunde gemacht wurden. Spätere Funde gibt es auch aus der jüngeren Eisenzeit, wo typische Keramiken jener Zeit mit seicht eingestrichenen oder gestempelten Mustern bei Matrei (Weißenstein) ausgegraben wurden. Um 100 v. Chr. fiel der Osttiroler Raum an die Kelten, mit denen das Römische Reich einen staatlichen Freundschaftsvertrag schlossen. Als Osttirol mit Matrei schließlich an das Römische Reich fiel, spielte der Ort insbesondere als Ausgangspunkt in das kupferreiche Virgental und als Kreuzungspunkt des Saumwegs über den Felber Tauern eine gewichtige Rolle.

Matrei im Mittelalter

 
St. Nikolauskirche (Matrei) aus dem späten 12. Jahrhundert

Nach dem Untergang des Römischen Reiches wurde der Matreier Raum von den Alpenslawen besiedelt und in das slawische Reich Karantanien eingegliedert. Im 8. Jahrhundert geriet jedoch das slawische Reich an das Herzogtum Bayern und wurde von bairischen Kolonisten besiedelt und christianisiert. Matrei gehörte zunächst zur Urpfarre Virgen (später Landdekanat Virgen mit Matrei, Kals und Defereggen), 811 setzte sich jedoch das Erzbistum Salzburg als Diözesanherr durch. Matrei gehörte im Mittelalter zunächst zum Kärntner Lurngau. Im Lurngau erwarb der aus Oberschwaben stammende Graf Wolfrat von Alshausen-Isny-Verigen Güter und sein Sohn Wolfrat II. hatte nicht nur Besitz am Ossiacher See, er gelangte auch in den Besitz von Lengberg und einer großen Grundherrschaft in Matrei. Wolfrats Tochter Wilbirgis erhielt letztlich die Besitzungen und Burgen von Lengberg und Matrei als Heiratsausstattung in die Ehe mit dem Grafen Heinrich von Lechsgemünde, dessen Herrschaftsbereich im Oberpinzgau lag. In ihrem Testament vermachte Wilbirgis jedoch die Schlösser Matrei und Lengberg rechtsgültig dem Patriachat Aquileia, ihr Gatte verkaufte jedoch all seine Besitzungen im Jahr 1207 für 2850 Mark Silber dem Erzbischof Eberhard von Salzburg. Nach dem Tod Heinrichs (vor 1212) entbrannte ein Streit um den Besitz von Matrei und Lengberg zwischen Salzburg und Aquileia, wobei jedoch auch andere Besitzstreitigkeiten zur Klärung anstanden. Eine Schiedsgericht legte 1212 schließlich fest, das Matrei und Lengberg, weil im Salzburger Diözesangebiet gelegen, dem Erzbistum Salzburg zugesprochen wird. Durch die Zugehörigkeit zu Salzburg wurde Matrei in eine Randposition gedrängt, da es von den umliegenden Gebieten isoliert wurde. Spätestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt Matrei auch das Marktrecht und Salzburg errichtete in Matrei eine Salzburger Urpfarre, die neben dem heutigen Pfarrgebiet auch Mitteldorf, Huben und das Defereggental mit Ausnahme von St. Jakob umfasste. Salzburg stellte in der Folge auch den größten Grundbesitzer in Matrei. Auf Grund der unterschiedlichen Besitzverhältnisse und Interessen kam es Mitte des 13. Jahrhunderts zu Auseinandersetzungen zwischen Philipp von Sponheim, Erzbischof von Salzburg, und Graf Meinhard IV. von Görz, der auf der Seite des Kaisers stand. Meinhard griff dreimal Matrei und Virgen an und plünderte die Dörfer. 1252 wurde der Konflikt schließlich durch den Frieden von Lieserhofen beigelegt.

Matrei in der Neuzeit

 
Schloss Weißenstein

Die Bürger des Markt Matrei besaßen ab 1500 durch die Einführung des Marktrichteramtes eine gewisse Selbstverwaltung. Um 1616 gab es 30 Bürgerhäuser im Markt Matrei. Die erwachsenen, männlichen Bürgern konnten den Marktrichter (Bürgermeister) wählen, während der Pflegrichter ab 1617 von der Familie Lasser gestellt wurde. Die Familie baute 1530 den Amtskasten zu einem Gerichtsgebäude mit Gefängnis um und verlegte die Pflegeverwaltung vom Schloss in den Ort. Die Lebensgrundlage des Marktortes blieb auch in der frühen Neuzeit die Landwirtschaft. 1592 gab es im Ort lediglich 18 Handwerker und Gewerbetreibende, die zunftmäßig organisiert waren. Verdienstmöglichkeiten fand die BEvölkerung auch im Erzbau sowie durch den Verkehr über den Felber Tauern. Während der Handel keine große Rolle spielte, verließen zahlreiche Matreier den Ort im Sommer zur Saisonarbeit. Ausgelöst von massiven Steuererhöhungen Anfang des 16. Jahrhunderts kam es in Tirol und Salzburg zu Bauernaufständen, an denen sich auch die Matreier 1525 beteiligten. König Ferdinand I. nützte die Kriegswirren und besetzte Matrei, bereits November 1526 musste die Tiroler Regierung jedoch wieder die Herrschaft und das Schloss an den Erzbischof zurückgeben. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Matrei auch immer wieder von starken Ausbrüchen der Pest und anderen Epidemien erschüttert. Willkürliche Steuererhöhungen sorgten zudem im 17. Jahrhundert immer wieder für Aufstände. Zum größten Aufstand kam es jedoch zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs. Die Kleine Eiszeit, der Niedergang des Erzbaus sowie die Vermurung des Ortes sorgten für die Verarmung der Bevölkerung. Als 1703 die Weihesteuer für den neuen Domprobst anfiel, sahen sich die Bürger außerstande, die Steuer zu zahlen. In Verhandlungen erreichten sie schließlich einen Steuernachlass und einen gerechteren Steuerschlüssel.

Matrei im 18. und 19. Jahrhundert

 
Matrei 1826 nach einem Aquarell des Gerichtsbeamten und Freizeitmalers Franz Burgschwaiger
 
Matrei nach dem Brand 1897

Wichtigstes Ereignis für die Matreier ab der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Neubau des Pfarrhofs und der Pfarrkirche St. Alban. Diese war zu jener Zeit bereits zu klein geworden. Kurze Zeit später wurde Matrei immer mehr in die napoleonischen Kriege involviert. 1797 beteiligten sich die Matreier an der Tiroler Abwehr des Franzoseneinfalls. Nach der Flucht des Salzburger Erzbischof Hieronymus Franz Josef von Colloredo-Mannsfeld nach Wien 1800 fiel Salzburg 1803 als Austausch für die nun napoleonische Toskana an Erzherzog Ferdinand III.. Nach dem Frieden von Pressburg erhielt Österreich nun endgültig Salzburg zugesprochen. Tirol war bereits 1805 bayrisch geworden, Matrei gehörte hingegen nun zu Österreich. Als Napoleon im Herbst 1809 Österreich besiegte, kam auch Salzburg an Bayern. Nach der Schlacht am Bergisel drangen die Franzosen nach Osttirol vor. Nach zwei erfolgreichen Schlachten drangen die Franzosen jedoch am 24. Dezember in Matrei ein und richteten anstelle der geflüchteten Schützenführern Anton Wallner und Johann Panzl zwei Geiseln hin. Matrei wurde schließlich 1811 endgültig von Salzburg abgetrennt und den neu geschaffenen drei Illyrischen Provinzen zugeschlagen. Am 12. November 1813 endete bereits die Herrschaft der Franzosen und Kaiser Franz I. ordnete daraufhin die Vereinigung Windisch-Matreis und Lengbergs mit Tirol an. Die Übergabe erfolgte am 26. Februar 1814.

Die Angliederung Matreis an Tirol bewirkte insbesondere eine allmähliche Befreiung der Bauern und 1817 folgte eine Neueinteilung der Gemeinden, die im wesentlichen den heutigen Zustand widerspiegelt, allerdings wurde eine Gemeinde Windisch-Matrei-Markt sowie Windisch-Matrei-Land gebildet, erst 1938 wurden die beiden Gemeinden zusammengelegt. Die Gemeindegrenzen wurden nun auf Dauer festgelegt, lediglich 1856 erhielt Matrei die früher zu Virgen gehörende Schattenseite des Frosnitztales zugesprochen. Durch das Inkrafttreten der Tiroler Gemeindeordnung im Jahr 1866 wurde auch das Gemeindewesen in Matrei grundlegend reformiert. Zur Verwaltung wurde 1866 das Amt des Bürgermeister geschaffen, allerdings hatten die Bürgermeister noch wenig Rechte und standen unter der Aufsicht des Landgerichts.

Um 1860 basierte die Lebensgrundlage der Matreier Bevölkerung noch fast ausschließlich auf der Landwirtschaft. Wenig später kam der Tourismus als Erwerbsquelle hinzu. Für Matrei ausschlaggebend war der Alpinismus, und vor allem die Geschäfte der Gastwirte und das Verkehrsgewerbe florierten. In den folgenden Jahrzehnten wurden Berghütten und Wanderwege errichtet. 1914 gab es bereits neben dem großen Gasthof Rauter (40 Zimmer), weitere sechs Gasthöfe (Wohlgemuth, Plangger, Brau, Hutter, Panzl und Tobias Unterrainer) sowie fünf Vermieter von Privatzimmern. Insgesamt hatten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber nicht wesentlich verändert. Immer noch litten große Teile der Bevölkerung an Armut und mussten außerhalb der Gemeinde auf Arbeitssuche gehen. Die Armut führte auch dazu, dass es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Auswanderungsbewegung kam. Zur alltäglichen Not kamen Ende des 19. Jahrhunderts aber auch schwere Katastrophen. Zunächst brannte die 1895 die Ortschaft Bichl nieder, noch im selben Jahr verwüstetet der Bretterwandbach Matrei. 1897 brannte zudem beinahe der ganze Markt nieder, gerettet werden konnten lediglich 14 Häuser und die Pfarrkirche mit dem Pfarrhof.

Matrei ab dem 20. Jahrhundert

 
Der Hintermarkt (Ortskern) in Matrei 2005

Da eine Bahnlinie über den Felbertauern zugunsten des Bahnprojekts Mallnitz-Bad Gastein (Tauernbahn) sowie eine Lokahlbahn ab Lienz verworfen wurden, forcierte man zur Förderung des Tourismus den Straßenbau. 1901 wurde mit dem Neubau der Iseltalstraße begonnen, ab 1913 gab es auch eine Autobusverbindung nach Lienz. Die Dominanz konservativer Parteien setzte sich auch nach dem Ersten Weltkrieg fort. Die Sozialdemokraten konnten hingegen in Matrei nicht Fuss fassen, während die Nationalsozialisten zu Beginn der 30er Jahre einigen Zulauf erreichten. Wirtschaftlich gesehen wurde in der Zwischenkriegszeit der Tourismus immer wichtiger. Ein weiterer Aufschwung blieb jedoch durch die fehlende Felbertauernstraße und die Tausendmarksperre aus. Nach dem Einmarsch Hitlers übernahmen illegale Nationalsozialisten sowie neue Parteimitglieder die Macht. Die bereits geplante Zusammenlegung der Marktgemeinde mit der Landgemeinde wurde 1938 beschlossen, Osttirol kam jedoch gleichzeitig an den Gau Kärnten. Ein Arbeitsmaidenlager wurde errichtet und französische Kriegsgefangene standen im Arbeitseinsatz. Zusätzlich wurde eine Flugwache und eine Heeresbaracke errichtet. Nach der Kapitulation erreichte die ersten Soldaten am 8. Mai 1945 den Ort.

Während die Angliederung Osttirols an Kärnten 1947 rückgängig gemacht wurde, blieb die Dominanz der ÖVP bestehen. Der Tourismus erlebte bereits 1948 einen Boom und in den 50er Jahren gelang es erstmals auch, den Wintertourismus in Matrei zu verstärken. Durch den Bau der Felbertauernstraße und den allgemeinen Tourismusboom steigerte sich die Bedeutung des Tourismus weiter, nach der Eröffnung des Goldried Skigebietes konnten auch im Wintertourismus nachhaltige Erfolge erzielt werden. Durch die Gründung des Nationalparks Hohe Tauern lenkte man die Zielrichtung hin zum sanften Tourismus, der jedoch durch den 2005 veröffentlichte Optionenbericht der TIWAG gefährdet ist. Die TIWAG plant nämlich ein Pumpspeicherkraftwerk Matrei-Raneburg, wozu es zur Errichtung eines riesigen Stausees, eines riesigen Ausgleichsbeckens und einer Aufstauung des Tauernbaches käme. Während sich die Landesregierung und der Matreier Bürgermeister Andreas Köll für das Projekt aussprachen, stimmte der Matreier Gemeinderat und der Bezirksbauernbund gegen das Projekt. Neben der lokalen Bevölkerung, die sich in einer Bürgerinitiative organisiert hat, sprechen sich auch die Grünen, sowie SPÖ und FPÖ gegen das geplante Kraftwerk aus.

Bevölkerung

Bevölkerungsverteilung 2001
Ortschaften
über 100 EW
Ortschaften
unter 100 EW
Matrei (Markt) 2.466 Glanz 96
Waier 248 Mattersberg 92
Hinterburg 242 Kienburg 90
Bichl 227 Feld 78
Huben 180 Klausen 58
Klaunz 166 Berg 54
Prossegg 159 Gruben 36
Zedlach 155 Raneburg 18
Moos 147 Hinteregg 14
Ganz 132 Tauer 10
Kaltenhaus 126    
Seblas 109    
Bevölkerungsentwicklung 1869 bis 2001
Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung
1869 2.372 1951 3.104
1880 2.328 1961 3.430
1890 2.297 1971 4.003
1910 2.310 1981 4.293
1923 2.301 1991 4.521
1939 2.650 2001 4.903

Bevölkerungsentwicklung

Von 1869 bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung ab oder stagnierte. Seit der Volkszählung 1923 sind stetige Zuwächse zu verzeichnen, so auch zwischen den letzten beiden Volkszählungen 1991 und 2001 um 8,4 %. Eine leicht negative Wanderungsbilanz wird durch eine positive Geburtenbilanz wett gemacht. Bis 2003 erfolgte ein weiterer Zuwachs auf 4913 Einwohner.

Bevölkerungsstruktur

Die Verteilung zwischen der weiblichen und der männlichen Bevölkerung in der Gemeinde Matrei ist mit 49,4 % zu 50,6 % nahezu ausgewogen. Im Vergleich mit Gesamttirol liegt damit der Anteil der männlichen Bevölkerung deutlich höher, da im Bundesland der Anteil der weiblichen Bevölkerung insgesamt um 2,5 % höher liegt als der männliche. Altersmäßig fallen 21,8 % der Bevölkerung in die Altersklasse unter 15 Jahre, 60,3 % sind zwischen 15 und 59 Jahren, 17,8 % sind 60 Jahre alt oder älter. Im Vergleich mit dem Bundesland Tirol hat sowohl die jüngere, als auch die ältere Bevölkerung Matreis einen höheren Anteil, möglicherweise ein Hinweis auf das berufliche Auspendeln zahlreicher Matreier. Ausländer gibt es auf dem Gemeindegebiet kaum, 97,7 % der Bevölkerung sind österreichische Staatsbürger. Weiter 1,7 % kommen aus einem EU-Land (EU-15), 0,5 % aus anderen Ländern. Auch eingebürgerte Menschen gibt es in der Gemeinde nur wenige, so wurden 96,7 % der Wohnbevölkerung in Österreich geboren, 98,4 % sprechen als Umgangssprache Deutsch.

Religionen

Die Bevölkerung von Matrei i. O. ist zu 97,4 % römisch-katholisch, 1,6 % sind evangelisch. Andere Glaubensgegemeinschaften erreichen jeweils 0,1 %, ohne religiöses Bekenntnis sind 0,6 % der Einwohner.

Wirtschaft und Infrastruktur

Tourismus

Der Tourismus begann sich in Matrei erst mit der Verbreitung des Alpinismus zu entwickeln. Bedeutend für Matrei in diesem Zusammenhang war die Erstbesteigung des Großvenedigers 1865. Danach wurde das Innergschlöß, das Matreier Tauernhaus und der Markt selbst zu einem der ersten Tourismuszentren der Ostalpen. Der Tourismus entwickelte sich auch in der Zwischenkriegszeit weiter. 1929 gab es bereits 8 Gasthausbesitzer und 23 Privatzimmervermieter und 1935 zählte man in Matrei bereits 5828 Nächtigungen, wobei 78 % der 2532 Besucher aus Österreich (davon 57 % Wiener) und 12 % aus der Tschechoslowakei kamen. Nach 1945 konnte der Tourismus weiter sukzessive gesteigert werden. Nachdem 1948 mit fast 10.000 Nächtigungen das bisher beste Ergebnis erzielt werden konnte, konnte in der Folge auch der Wintertourismus aktiviert werden. Zwischen 1952/53 und 1960/61 konnte die Zahl der Nächtigungen im Winter von 783 auf 5.654 gesteigert werden.

Einen weiteren Boom löste der Bau der Felbertauernstraße aus. 1971/72 konnten bereits 27.000 Winter- und im Jahr 1973 230.000 Sommerübernachtungen gezählt werden. Um eine bessere Auslastung im Winter zu erreichen, wurde Anfang der 80er Jahre das Skigebiet Goldried eröffnet, wodurch die Winternächtigungen mehr als verdoppelt werden konnten. 1998 wurde schließlich auch eine Einseilumlaufbahn errichtet. Wichtigstes Standbein blieb jedoch der Sommertourismus, der mit der Gründung des Nationalparks „Hohe Tauern“ in eine sanfte Richtung gelenkt wurde. Neben dem Wandern (über 150 Dreitausender) , ist Matrei auch bei Fliegenfischern (Isel, Tauernbach) und Radfahrern (Iseltal-Radweg) beliebt. Matrei verfügt darüber hinaus über ein Freibad, eine Reit- und Tennishalle, eine Minigolfanlage und ein regionales Kletterzentrum mit Kletterhalle. Derzeit werden ganzjährig ca. 260.000 – 300.000 Übernachtungen pro Jahr gezählt.

Industrie, Handel und Gewerbe

Gewerbe- und Handwerksbetriebe waren schon im 19. Jahrhundert auf den Markt Matrei konzentriert. 1888 gab es im Markt 70 Betriebe (bei 98 Häusern), allerdings waren auf Grund der geringen Wirtschaftsleistung 1878 nur 14 Betriebe zur Teilnahme an den Wahlen der Handels- und Gewerbekammer berechtgt, in der Landgemeinde war es nur ein Betrieb. In der Regel betrieben die Marktbürger nebenbei eine kleine Landwirtschaft, in der Landgemeinde betrieben die Bauern hingegen oft nebenbei ein Handwerk. Die Betriebsgrößen blieben auch in der Folge klein, nur die größeren Gasthöfe beschöäftigten mehr Leute. Immerhin belebten größere Bauvorhaben nach dem Ersten Weltkrieg die Bauwirtschaft und das Transportgewerbe. Größere Betriebe, mit Ausnahme einer 1930 gegründeten Sennerei entstanden jedoch nicht. Erst durch die allgemeine Hochkonjunktur der 60er und 70er Jahre sowie Fremdenverkehr und dem Bau der Felbertauernstraße begann sich die Situation zu wandeln. Zahlreiche Gewerbebetriebe errichteten ab dem Ende der 60er Jahre Zweigniederlassungen in Matrei und konnten so die Abwanderung der rasch gewachsenen Bevölkerung stoppen. Auch ein Industriebetrieb siedelte sich an.

Heute besteht im Markt Matrei neben zahlreichen Handwerks- und Handelsbetrieben - ein Industriebetrieb mit mehr als 200 MitarbeiterInnen sowie vier Banken. Der Lebensmittelhandel hat sich hingegen vom Ortszentrum auf Grund der Parkplatzsituation an den Ortsrand verlagert. In der Katastralgemeinde Matrei-Land, insbesondere im Gewerbe- und Industriegebiet Seblas haben sich weitere Unternehmen angesiedelt. Darunter befindet sich eine Metallwarenfabrik (Tschojer Stahl), ein Heizungssystemerzeuger, sowie Transportunternehmen, Seilbahnbauer, eine Zimmerei und weitere Betriebe. In den Ortschaften, Fraktionen und Weilern befinden sich daneben noch weitere Klein- und Mittelbetriebe.

Landwirtschaft

Viehbestand zwischen 1812 und 1991
Viehstand 1812 1951 1991
Pferde 167 258 116
Rinder 1.956 2.239 2.654
Schweine 898 898 441
Schafe 2.587 1.781 2.855
Ziegen 1.098 784 413
Geflügel - 3.019 2.119

Die große Rodungsperiode in der Region erfolgte zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert. In den ersten beiden Jahrhunderten wurden die günstigeren Böden kultiviert, im 13. Jahrhundert die ungünstigeren. Zuerst entstanden hauptsächlich große Viehhöfe, die keinen Getreideanbau betrieben und von der Schafzucht lebten. Erst im 15. Jahrhundert setzte die Rinderzucht ein. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts waren jedoch die Großhöfe der ehemaligen Beutellehen durch Vererbungen bereits in mehrere Teilhöfe aufgesplittert. Andere Höfe waren aus den Maierhöfen hervorgegangen. Der Getreideanbau blieb auch im 17. Jahrhundert von geringer Bedeutung, vorherrschend waren vor allem Roggen und Gerste. Der Viehbestand im Jahr 1624 betrug in Markt und Land Matrei 2204 Stück Rindvieh, 3650 Schafe und 113 Pferde.

Lange Zeit gab es kaum Veränderungen im landwirtschaftlichen Bereich. Um 1870 setzte in Matrei jedoch schließlich Bestrebungen ein, die durch eine Informations- und Bildungskampagne Reformen in der Landwirtschaft durchsetzten wollten. Insbesondere wurde versucht, die Bauern, vom Getreideanbau loszumachen und zur Viehzucht zu bringen. 1900 wurde schließlich ein Viehzuchtgenossenschaft gegründet, die Rinder- und Zuchttierausstellungen veranstaltete. Die Milchwirtschaft blieb hingegen ein Stiefkind der Bauern und erst im November 1930 wurde eine Sennerei im Markt Matrei gegründet. Die Unsicherheiten der Viehwirtschaft und die allgemeine Not ließen auch den Getreideanbau nicht verschwinden. Erst um 1960 kam es zu einem gravierenden Wandel. Zwischen 1961 und 1977 sank der Anteil der bäuerlichen Bevölkerung von 40,1% auf 19,8%. 1995 bestanden schließlich noch 66 Vollerwerbsbetriebe, 75 Zuerwerbsbetriebe und 165 Nebenerwerbsbetriebe im Gemeindegebiet von Matrei, wobei die wichtigste Wirtschaftsform die Viehzucht war. Die Betriebsgröße lag dabei im Durchschnitt bei 10 bis 15 Stück Großvieh.

Bildung

Erstmals urkundlich überliefert ist ein Lehrer erst aus dem Jahr 1562. Als Marktort hatte Matrei wahrscheinlich bereits um 1300 einen Schulmeister. Als Lehrer dienten zunächst aber oft Handwerker oder Forstmänner, als Schulzimmer eine Bauernstube. Für eine fundierte Ausbildung schickte man die Kinder in eine Kloster- oder Domschule, später gab es auch in Lienz eine Schule. In Matrei erhielt der Lehrer später eine Schulstube und die Eltern bezahlten ein niedriges Schulgeld. Weitere Einkünfte erhielt der Lehrer durch eine jährliche Beihilfe, später koppelte man den Lehrerposten an das Amt des Mesners und Organisten. Im 18. Jahrhundert erwuchs den bestellten Lehrern immer wieder Konkurrenz durch die sogenannten, verbotenen Winkelschulen. Auch nach der Einführung der Salzburger Landesschulverordnung zur Zeit Maria Theresias besuchten aus Geldmangel der Bevölkerung von 210 schulfähigen Kindern nur 60 bis 70 Kinder die Winterschule (Advent bis Ostern) und 6 bis 8 die Sommerschule. 1803 wurde immerhin das erste Schul- und Mesnerhaus errichtet, das heute noch am Kirchenplatz steht und eine Klasse beherbergte. Bis zum Jahr 1814 besuchten nur knapp die Hälfte der schulfähigen Kinder die Schule, ein Jahrzent später erreichte man immerhin, das kaum noch ein Kind Analphabet war. Hierfür sorgten auch die kleinen Schulen in Seinitzen, Feld, Moos und die 1816 errichteten Schulen in Zedlach und Hinteregg. Die Schulzeit dauerte um 1850 aber immer noch nur von Martini bis Georgi.

1865 wechselte das Schulwesen von der kirchlichen in die Hände zivile Verwaltung, die 1866 das neue Schulhaus am Kirchenplatz einweihte. 1927 besuchten bereits 229 Kinder die Marktschule, 1934 waren es 356 Schüler (im Schnitt 58 pro Klasse). 1943 kam es zur Bildung der ersten Hauptschule im alten Schulhaus, in der begabte Volksschüler nach dem Hauptschullehrplan unterrichtet wurden. 1944 übersiedelte die Hauptschule provisorisch in einen zuvor geplanten Kindergarten. Ab 1960 besuchten auch Kinder aus dem Virgen-, Kalser- und Defereggental hier die Hauptschule, in den 70er Jahren erfolgte dann eine Expositur in Kals bzw. die Gründung der Hauptschule in St. Jakob. 1961 wurde ein neues Schulzentrum am ehemaligen Pfarranger eröffnet, in das zunächst die Volksschule und nach 1970 auch die Hauptschule übersiedelte. 1968 erfolgte die Gründung einer Sonderschule, für die 1978 bis 1980 ein Zubau am Schulzentrum erfolgte. 1966 wurde der Polytechnische Lehrgang eingerichtet.

Heute verfügt die Gemeinde Matrei über drei Volksschulen in Matrei [1], Huben und Zedlach sowie über eine Hauptschule [2], eine Allgemeine Sonderschule mit Sonderpädagogischem Zentrum und eine Polytechnische Schule mit Werkstätten für „Metall“ und „Mechatronik" [3] im Markt Matrei. Auch die Landesmusikschule „Matrei-Iseltal“ befindet sich im Ort.

Verkehr und Infrastruktur

Die wichtigste Verkehrsanbindung für die Gemeinde Matrei stellt die Felbertauernstraße (B 108) dar, die Matrei nach Norden über den mautpflichtigen Felbertauerntunnel mit Mittersill (Salzburg) sowie in Richtung Südwesten mit Lienz verbindet. Über den Felbertauerntunnel gelangen im Jahresschnitt täglich etwa 3.500 Kraftfahrzeuge in das Gemeindegebiet. Die Felbertauernstraße bildet auch die wichtigste Verbindung in die Nachbartäler, mit denen Matrei durch die Anschlüsse zur Virgental-Landesstraße (L 24), Defereggental-Landesstrasse (L 25) und die Kalser Landesstraße verbunden ist.

Öffentlich ist Matrei nur mit den Postbussen erreichbar. Die Linie 4412 bindet die Gemeinde täglich bis zu elf Mal an die Bezirkshauptstadt Lienz an und wird weiter ins Virgental bis nach Prägraten am Großvenediger geführt. Die Linie 4414 wird ebenfalls von Lienz über die Felbertauernstraße in Richtung Matrei geführt, zweigt jedoch bei Huben ins Defreggental ab und erreicht bis zu acht Mal täglich den Ort St. Jakob. Weiters wird die Linie 4408 von Lienz aus über Huben bis Kals am Großglockner geführt.

Neben der verkehrstechnischen Infrastruktur führen auch zwei wichtige Energieversorgunsleitungen durch das Gemeindegebiet. Auf der einen Seite ist dies die Transalpine Ölleitung (TAL) Triest-Ingolstadt, auf der anderen Seite eine 380 kV-Starkstromleitung. Beide werden über das Tauerntal nach Salzburg geführt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten stellen im Gemeindegebiet von Matrei die zahlreichen Kirchen und Kapellen dar. Wichtigste Vertreter sind dabei die klassizistische Matreier Pfarrkirche, die romanische St. Nikolauskirche und die ungewöhnliche Felsenkapelle im Gschlößtal. Auch der Ort Huben verfügt mit der Herz Jesu Kirche über einen größeren Kirchenbau. Insgesamt befinden sich auf dem Gemeindegebiet 41 Kirchen, Kapellen und Bildstöcke. Mit dem Museum "Medaria" verfügt Matrei auch über ein eigenes Heimatmuseum mit einer Ausstellung zu kulturgeschichtlichen Gebrauchsgegenständen und Mineraliensammlung.

Bildende Kunst

In Matrei wurden einige bedeutende Bildhauer geboren, die auch teilweise hier wirkten. Johann Patterer etwa stellte eine Figur für die Matreier Pfarrkirche her, Joseph Matterberger wirkte hingegen vor allem im Ausland. Auch Jakob Wibmer stellte einige Skulpturen her, erlangte seine künstlerische Bedeutung jedoch ebenso wie Franz Burger durch die Malerei. Bekanntester Bildender Künstler Matreis wurde jedoch der als Sohn des Mesners der St. Nikolaus-Kirche geborene Virgil Rainer, der durch seine Großplastiken bekannt wurde. Rainer schuf auch religiöse Werke für zahlreiche Tiroler Kirchen und Kriegerdenkmäler für die Jahre 1809 und 1918. Darunter befindet sich auch das Denkmal für die Freiheitskämpfer Panzl und Wallner vor dem Matreier Ortsfriedhof. Weitere Kunstwerke Rainers in Matrei sind der "Betende Heiland" am Grab seines Vaters, das Gipsrelief "Tod des hl. Josefs" in der Altersheimkapelle, sowie in der Pfarrkirche das Relief "Theresia von Lisieux" und die Prozessionsfiguren "St. Antonius", "St, Notburga", "St. Alban" und "Fatima-Muttergottes". Auch der Matreier Fritz Tiefenthaler wurde durch verschiedenste Werke bekannt. Er arbeitete mit Clemens Holzmeister zusammen und entwarf neben Denkmälern und Kirchen auch einige Münzen für die Münze Österreich. In Matrei selbst verewigte sich Tiefenthaler undter anderem mit einer Reliefwand am Schulgebäude, einem Denkmal an der Felbertauernstraße und mit einer Keramikarbeit an der Sparkasse.

Musik

In Matrei dominieren insbesondere die Volks- und Volkstümliche Musik. Über Matrei hinaus bekannt wurde dabei insbesondere das Goldried-Quintett und der Matreier Viergesang. Darüber hinaus verfügt die Gemeinde auch über zwei Musikkapellen in Matrei und Huben, wobei die Matreier Musikkapelle während der Sommermonate mehrmals Platzkonzerte für Einheimische und Touristen veranstaltet.

Sport

Mit der Sportunion Matrei [4] verfügt die Gemeinde über einen großen Verein mit den Sektionen Fußball, Tennis, Judo, Ranggeln, Schi, Stockschießen, Turnen und Laufen. Der Fußballverein Union Matrei spielt derzeit in der Unterliga West und trägt seine Heimspiele im örtlichen Tauernstadion aus. Höchste je erreichte Spielklasse war die Kärntner Landesliga. Neben dem Tauernstadtion befindet sich auch eine Reit- und Tennishalle. Die Sektion Ski veranstaltete in den 90er Jahren auch FIS-Rennen. Auch der Ort Huben verfügt über mit der Sportunion Huben über einen eigenen Sportverein mit den Sektionen Fußball, Tennis, Turnen, Rodeln sowie Schi Alpin und nordisch. Besonders Augenmerk wird jedoch auch den Eishockeyverein gelegt.

Sonstiges Vereinswesen

Matrei verfügt neben den bereits genannten Vereinen über ein breites Spektrum des Vereinswesens. Wichtigste Vereine sind die Nationalschützenkompanie, die Freiwillige Feuerwehr in Matrei und Huben, die Sektion Matrei in Osttirol des Alpenvereins, Bergrettung und Bergwacht, Rotes Kreuz, der Heimatkundliche Verein Medaria sowie zahlreiche weitere Chöre, Musik- und Tanzgruppen.

Politik

Bei den Gemeinderatswahlen 2004 erreichte die der ÖVP nahestehende Liste "Gemeinsam für Matrei" unter Bürgermeister Dr. Andreas Köll 54,6 % der Stimmen (10 Mandate). Den zweiten Platz bei den Wahlen errang die "Liste für Arbeit und Wirtschaft" mit 17,7 % (3 Mandate) vor der "Unabhängigen Gemeinschaftsliste Matrei" (UGM) mit 13,7 % (2 Mandate). Jeweils ein Mandat errangen weiters die "Grüne und unabhängige Liste Matrei" (GUM) mit 8,7 % und die Liste "FPÖ und Unabhängige für Matrei" mit 5,3 %. Gegenüber den Gemeinderatswahlen von 1998 konnte die Liste des Bürgermeisters um rund 6 % zulegen, die UGM verlor hingegen die Hälfte ihres Stimmanteils, während die FPÖ-Liste nur noch ein Drittel ihres Stimmanteils erringen konnte. Alles anderen waren zum ersten Mal angetreten. Wie stark die ÖVP in Matrei verankert ist zeigt ein Blick auf die Landtagswahlen von 2003, wo sie 73,99 % der Stimmen erreichte.


Literatur

  • Forcher, Michael (Redak.): Matrei in Osttirol. Ein Gemeindebuch zum 700-Jahr-Jubiläum der ersten Erwähnung als Markt 1280-1980. Matrei 1996
  • Katholischer Tiroler Lehrerverein (Hrsg.): Bezirkskunde Osttirol. Innsbruck 2001


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