Diskussion:Pius XII./Archiv/2

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Niederlande

Es ist doch ganz einfach: Wenn jemand den Abschnitt im Text haben will, dass der Protest der niederländischen Bischöfe dazu führte, dass mehr katholische Konvertiten verfolgt wurden, dann soll er das beweisen. Aus dem Kriegsverbrecherprozess gegen die Nazis in den Niederlanden geht das Gegenteil hervor.

http://www1.jur.uva.nl/junsv/Excerpts/64500.htm

--Narziss 12:54, 21. Feb 2006 (CET)

Danke für die Quelle. Du hattest (zuerst kommentarlos) diesen Absatz gelöscht: Den Vorwürfen wird entgegnet, dass Pius XII. befürchten musste, eine offene Verurteilung des Nationalsozialismus würde eine noch stärkere Kirchenverfolgung nach sich ziehen und insbesondere die ohnehin schon bedrängten katholischen Priester und Gläubigen einer noch größeren Gefahr aussetzen. Er konnte dabei auf die Ereignisse in den Niederlanden verweisen: dort hatten die katholischen Bischöfe gegen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin die deutsche Besatzungsmacht zuerst die Juden katholischen Glaubens inhaftierten und deportierten, z.B. Edith Stein.
Der erste Satz ist eine moderne Einschätzung ("wird entgegnet"), die hier unabhängig historischer Fakten genannt wird. Diese zu löschen war also nicht gerechtfertigt.
Der zweite Satz trifft eine historische Einschätzung und sagt aus, dass der Protest der katholischen Kirche nicht zur Eindämmung, sondern sogar zu einer verstärtken Verfolgung katholischer Juden geführt habe. Das geht auch aus der von Dir genannten Quelle hervor:
  • sie bespricht die Reaktion u.a. der katholischen Kirche. Daraus geht hervor, dass katholische Stellen die Deportation zu verhindern versuchen und dass die Hirtenbriefe, speziell der von Bischof Graf von Galen, von den Nazis als deutschfeindlich angesehen werden. Speziell wird vermerkt, dass Personen wegen der Verbreitung des Hirtenbriefes festgenommen wurden. [1]
  • Rauter berichtet am 24.9.42 an Himmler: Von den christlichen Juden sind in der Zwischenzeit die katholischen Juden abgeschoben worden, weil die fünf Bischöfe, an der Spitze der Erzbischof de Jonge in Utrecht, die ursprünglichen Vereinbarungen nicht gehalten haben. Die protestantischen Juden sind noch hier, und es ist tatsächlich gelungen, die katholische Kirche von der protestantischen aus dieser Einheitsfront zu sprengen.[2]
  • berichtet: Innerhalb der "christlichen Juden" hatten die katholisch getauften Juden schon bei Beginn der Deportationen ein eigenes Schicksal. Die vom Reichskommissar auch für die katholisch getauften 694 Juden zugesagte Rückstellung wurde am 27.Juli 1942 aufgehoben. Anlass war eine Kanzelabkündigung der katholischen Bischöfe. - Har schreibt am 30.07.42: Der Reichskommissar hat folgende Anordnungen getroffen: (...) 2.) Da die katholischen Bischöfe sich - ohne beteiligt zu sein - in die Angelegenheit gemischt haben, werden nunmehr die sämtlichen katholischen Juden noch in dieser Woche abgeschoben. Interventionen sollen nicht berücksichtigt werden. [3]
Sollte Dir die gewählte Formulierung nicht passen, steht Dir frei, sie umzustellen. Es gibt aber keinen Grund, die Einschätzung zu löschen, dass Pius eine stärkere Verfolgung der Kirche befürchten musste, wenn sie noch heftiger ihre Gegenerschaft zu den Nationalsozialisten äusserte. Und es gibt - nach den oben aufgeführten Quellen und Zitaten - keinen Grund, in Zweifel zu ziehen, dass die Nationalsozialisten die katholischen Juden besonders verfolgten, weil es von der katholischen Kirche Proteste gegen die Nationalszialisten gab. Daher erlaube ich mir, den von Dir mehrfach gelöschten Absatz wiederherzustellen. Er zeigt - genauso wie Dein Hinweis auf Dänemark und Bulgarien (den Du freilich auch bitte belegen möchtest) - eine legitime und nachvollziehbare Bewertung der Handlungen Pius. Wie von Dir praktiziert einseitig eine Sichtweise auf Pius Handlungen zu löschen, verstösst m.E. gegen den NPOV. Stehen dagegen beide Bewertungen im Text, dürfte dem NPOV eher genüge getan werden. Wikipedia dient nicht zur abschliessenden Bewertung von Pius sondern zur Darstellung der vorhandenen Bewertungen, und es gibt eben durchaus Stimmen, die Pius positiv einschätzen und dies auch durch entsprechende Verweise stützen. - Grüße --MMG 14:19, 21. Feb 2006 (CET)


Benutzer:Narziss, Du schreibst: Allerdings konnten in Europa mehrere Bischöfe verschiedener Konfessionen öffentlich für die Juden eintreten und so viele Leben retten, ohne dass die jeweiligen Kirchen zerschlagen wurden. Besonders in Dänemark und Bulgarien war der kirchliche Protest erfolgreich. Hier liegt kein Widerspruch vor, da ja im Artikel nicht behauptet wurde, dass Pius eine Zerschlagung der katholischen Kirche fürchetete, sondern deren verstärkte Verfolgung. Und dass die katholische Kirche Repressalien durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war, ist ja nicht von der Hand zu weisen. --MMG 14:40, 21. Feb 2006 (CET)

Zuerst: Als ich den Artikel geändert habe und den Verweis auf Bulgarien und Dänemark aufnahm hab ich auch 2 Links gepostet, die das Verhalten der Kirche in diesen beiden Staaten beleuchtet. Aber das ist ja ohnehin nur der Nebenkriegsschauplatz.

Unabhängig davon, was in den Niederlanden passiert ist wäre es auch wichtig zu wissen, was der Papst über die Situation dachte. Und einen Beweis, also ein Dokument aus dem Jahre 1942 oder auch 1943 in dem der Papst auf das Beispiel der Niederlande eingeht ist mir nicht bekannt. Wenn so ein Dokument existieren würde, dann könnte man zumindest davon sprechen, dass der Papst fälschlicherweise dachte, der Protest in den Niederlanden hätte zu einer Verschärfung der Situation geführt.

Diese Verschärfung gab es allerdings nicht. 1942 beginnen die Deportationen und die Vertreter beider Kirchen begeben sich zum Reichskommissar der Niederlande um ihre Position klarzustellen. Der Reichskommissar zeigt sich daraufhin verhandlungsbereit und bietet an die (rassischen) Juden die zum evangelischen bzw. katholischen Glauben übergetreten sind von den Deportationen auszunehmen. Hätten die Vertreter der Kirchen sich nicht an den Reichskommissar gewandt, wären die Juden beider Konfessionen ohnehin deportiert worden. Die evangelische Kirche schweigt fortan(nachdem sie von 1940 an immer wieder Partei für die Juden ergriffen hat). Die katholische Kirche protestiert öffentlich gegen die Deportationen.

Allerdings werden nicht sämtliche katholischen Juden verfolgt, sondern nur ein kleiner Teil. Von den knapp 700 katholischen Juden des Landes werden 92 deportiert, denn der Protest der katholischen Kirche wiegt so stark, dass die Nazis, Juden ober- und unterhalb eines bestimmten Alter, also Senioren und Kinder von den Deportationen ausnehmen. Darüber hinaus bleiben auch katholische Juden mit einem (arisch-)niederländischen Ehepartner verschont. Die katholischen Juden wurden also im vergleich zu den Glaubensjuden(von denen ca 80%) starben weitaus "milder" verfolgt.

Und es ist ein Fehler zu glauben, dass die Juden verfolgt wurden, weil die Kirche protestiert hat. Das war ein Vorwand, aber nicht die Ursache. Die evangelischen Kirchen schwiegen und dennoch wurden ihre Juden später deportiert. Im Frühjahr 1943 werden die evangelischen Juden erfasst und in das niederländische Sammellager gebracht. Im Herbst ist die Erfassung abgeschlossen und die Juden werden nach Auschwitz verbracht. Der Handel der Kirchen mit dem Reichskommissar war also von Beginn an eine Lüge. Das geht auch aus den Materialien des Kriegsverbrecherprozesses hervor. Seyß-Inquart gibt zu, dass er die katholischen Juden ohnehin deportiert hätte, nur eben zu einem späteren Zeitpunkt.

Außerdem gibt es ein Dokument in dem die Nazis sich darüber beklagen, dass der Protest der Kirchen den Ablauf der Deportationen enorm verzögerte.

Das war nun eine kurze Zusammenfassung all dessen was auch in diesem Link, der auch im wikiartikel enthalten ist steht: http://www.lupuz.de/Ad-maiora-mala-vitanda.193.html

Davon abgesehen gibt es kein anderes Land in Europa in dem eine ähnliche Aktion zu befürchten war. Das Argument der Niederlande ist eine Lüge die die Verteidiger des Papstes immer wieder vorbringen.

Falls du mir deine E-Mailadresse hinterlässt kann ich dir auch einen sehr ausführlichen Text des niederländischen Kirchenhistorikers Theo Salemink zukommen lassen, der eben dieses Beispiel auch ausführlich untersucht hat.

--Narziss 14:56, 21. Feb 2006 (CET)

Es gibt etliche Beispiele dafür, dass Katholiken (wie viel andere auch) bedrängt, verfolgt, verhaftet oder ermordet wurden, weil sie sich gegen das nationalsozialistische Regime geäussert hatten (was nicht heisst, dass alle Katholiken Widerstandskämpfer waren – es gab auch unter Katholiken Nazis, aber darum geht es hier nicht). Die Niederlande sind nur ein Beispiel, das zeigt, dass die Nazis auf kirchlichen Protest heftig reagierten (nicht nur auf diesen, aber hier geht es ja speziell um den Papst und die katholische Kirche). Die Gefahr der Stellungnahme gegen die Nazis war dem Papst offensichtlich klar. Schon allein deshalb sehe ich Probleme darin, diesen Absatz völlig zu löschen. Es bleibt wohl unbestreitbar: "Den Vorwürfen wird entgegnet, dass Pius XII. befürchten musste, eine offene Verurteilung des Nationalsozialismus würde eine noch stärkere Kirchenverfolgung nach sich ziehen und insbesondere die ohnehin schon bedrängten katholischen Priester und Gläubigen einer noch größeren Gefahr aussetzen", oder lässt sich nachweisen, dass der Papst dies nicht fürchtete?
Die Vorgänge in den Niederlanden sind dazu lediglich ein erläuternder Hinweis. Die Rückschau auf die genauen Vorgänge sind für den Absatz zur (Bewertung der) Rolle des Papstes auch nicht von vorrangiger Bedeutung, sondern hier von Bedeutung ist lediglich die Ansicht, dass Pius (unter anderem) unter dem Eindruck der Vorgänge in den Niederlanden zu dem Schluss gekommen sei, dass lauter Protest nur zu grösserem Schaden führen könnte und öffentliches Schweigen zumindest ein geringes Mass an Handlungsfähigkeit erhielt. Nochmal: es geht in diesem Absatz nicht um die rückblickende Bewertung der Vorgänge in den Niederlanden (es behauptet(e) auch keiner, dass konvertierte Juden stärker verfolgt würden als nichtkonvertierte), sondern um Erklärungen zur Rolle des Papstes im Nationalsozialismus. Und diese Erklärung (auch mit dem Hinweis auf die Niederlande) wird nun mal vertreten und ist deshalb hier auch aufzuführen. -Grüße --MMG 20:33, 21. Feb 2006 (CET)
Habe gerade gesehen, dass der Artikel bereits weiter bearbeitet wurde. Die Vorgänge in den Niederlanden nehmen mittlerweile großen Raum ein. Ursprünglich ging es um die Rolle des Papstes und die Äusserung, dass der Papst fürchten musste, dass eine offene Verurteilung des Nationalsozialismus eine noch stärkere Kirchenverfolgung nach sich zöge.
War meine Vorstellung so falsch, dass es im Absatz ""Zur Rolle des Papstes..." um die Aufzählung der wichtigsten Vorwürfe sowie der zugehörigen Gegenargumente oder Erklärungsversuche gehen solle? Müssen Nebenschauplätze und Randbemerkungen in dieser Breite erörtert werden? Geht es in einem Lexikon oder einer Enzylopädie nicht eher darum, in knapper übersichtlicher Form einen Überblick über die wesentlichen Informationen zu verschaffen? Ich habe die Befürchtung, dass dieses Kapitel sich zunehmend in Details verheddert, dabei lässt er sich doch grobst vereinfacht so zusammenfassen: Dem Papst wird von seinen Gegnern vorgeworfen, zu wenig gegen die Nationalsozialisten gesagt und getan zu haben, erklärt wird das von seinen Befürworten damit, dass er aus Furcht vor der Gewalt der Nazis so gehandelt habe. Ob der Papst tatsächlich zu wenig unternommen habe und diese Furcht berechtigt war, ist Gegenstand der Auseinandersetzung, die in WP lediglich genannt, nicht aber geführt zu werden braucht. - Grüße --MMG 21:16, 21. Feb 2006 (CET)

Wenn denn die Version die ich reingestellt habe erstmal so bleibt dann ist ja auch alles in Ordnung. Ich hielt es nur für besser dieses Beispiel gesondert zu erläutern, als es in den eigentlichen Text mit einzubeziehen. Ich bin erstaunt, dass ich eine Kurzzusammenfassung der Ereignisse erstellen konnte die den eigentlichen Artikel nicht zu sehr aufbläht. Ich denke, dass in den paar Sätzen zwar alles gesagt ist, was es zu sagen gibt, aber eine ausführliche Argumentation wäre eigentlich wünschenswerter.

Dass der Papst zum Judenmord schwieg weil er Angst hatte die Kirche stärkeren Repressionen auszusetzen ist schon allein deshalb falsch, weil der Papst nicht konsequent schwieg. Als Hitler im Sommer 1939 immer unberechenbarer wird ruft der Papst öffentlich zu einer Friedenskonferenz auf um den Krieg gegen Polen zu verhindern. Als Polen dennoch angegriffen wird, spricht der Papst Verbrechen an den Polen an. Auch wenn er sich nur schwach äußert nennt er die Polen wenigstens beim Namen - das hat er bei den Juden nie getan. Der polnische Primas Kardinal Hlond wird im Vatikan empfangen und darf in Radio Vatikan gegen die Nazis wettern. Auch andere Sendungen von Radio Vatikan protestierten mehrfach gegen die kirchenfeindliche Politik der Nazis in Polen.

RV 21. Januar 1940

"Die Bedingungen des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens haben dasedle polnische Volk, insbesondere in den von deutschen besetzen Gebieten, in einen Zustand von Terror Abstumpfung und, wir möchten sogar sagen: Barbarei versetzt, die dem sehr ähnlich ist der 1936 in Spanien von den Kommunisten verursacht wurde[...]Die Deutschen benutzen diesselben Mittel und vielleicht noch schlimmere als selbst die Sowjets. Die Angriffe auf die Gerechtigkeit und auf dem elementaren Anstand sind in den Teilen Polens, die unter deutsche Kontrolle gefallen sind, noch radikaler und häufiger. "

Als Hitler in Belgien, Luxemburg und Holland einfällt telegrafiert der Papst an die Monarchen der jeweiligen Länder Beileidstelegramme, die er anschließend über die Vatikanzeitung veröffentlicht. ALs Mussolini in den Krieg gegen Frankreich eintreten will, lobt der Papst mehrfach, dass Mussolini Italien aus dem Krieg herausgehalten hat und versucht ihn so vom Angriff abzuhalten.

Während des Krieges protestiert der Vatikan mehrfach diplomatisch bei der Reichsregierung - immer werden die Verbrechen der Deutschen an den katholischen Polen angeprangert. Für die Juden findet eine solche Intervention nicht statt.

Als in Ungarn 1944 die Juden ermordet werden erstellen mehrere neutralie Staaten(Schweden, Schweiz, Irland, Portugal, aber auch der Vatikan) Schutzvisa, die Juden eine falsche Staatsangehörigkeit verleiht und so ihr Leben retten kann. Der Vatikan verleiht allerdings nur Juden katholischen GLaubens derartige Dokumente.

Als die Sowjets 1956 den Volksaufstand in Ungarn blutig niederschlagen protestiert der Papst dagegen mit einer Enzyklika, die vom ersten bis zum letzten Satz deutlich den Militäreinsatz verurteilt. Der Mord an den Juden wurde vom Papst nur einmal sehr verklausuliert und nur in einem Satz 1942 erwähnt.

Und nach 1945 hat Pius XII keinen Einfluß geltend gemacht um Bischöfe die mit den Nazis paktiert hatten aus ihrem Amt zu entlassen.

Pius XII war auf jeden Fall ein Feind Hitlers, aber eben kein Freund der Juden. Aber die gesamte Politik des Papstes zu erläutern - das sprengt den Umfang eines Wikipediaartikels und meine Geduld. --Narziss 21:34, 21. Feb 2006 (CET)

Also, ich habe erstmals die Änderungen zurückgenommen. Wie weit wir die gesamte Politik hier erläutern müssen ist die eine Frage, aber es sollte doch NPOV formuliert sein und nicht argumentativ - "er hat ... er hätte aber auch". Daß das Niederlande-Beispiel für Pius eine Rolle (nicht alleinig, aber doch eine Rolle) gespielt hat, ist meines Wissens unbestritten. Was andere in anderen Fällen gemacht haben ist doch nicht wirklich von Belang zu Beurteilung der Entscheidungslage des Papstes. Es gibt ja nicht nur die eine vertretbare Entscheidung. Zum Schluß, Narziß, muß ich dir aber ganz und gar widersprechen, wenn du behauptest, auf meiner englischen Talkpage, "dass der Protest der niederländischen Bischöfe keine Verschlechterung der Situation für die katholischen Konvertiten mit sich brachte". Sind denn die katholischen Juden etwa nicht deportiert worden? Hat damit Seyß-Inquart nicht seine Drohung wahrgemacht? Str1977 02:33, 22. Feb 2006 (CET)

Wenn eine Sache unbetritten ist, dann mag es überflüssig sein sie zu hinterfragen. In jedem Fall muss es aber für den Befragten ein leichtes sein die Frage zu beantworten. Wenn also unbestritten ist, dass Pius XII vom Beispiel der Niederlande erschüttert war, dann müsste es viele Beweise dazu geben. Bislang hab ich aber in noch keinem Werk der Literatur oder auf keiner Internetseite einen Beweis dafür finden können, dass der Papst tatsächlich so dachte.

So lange also nicht eindeutig bewiesen ist, dass der Papst so dachte sind Spekulationen OB er so dachte erlaubt. (Wenn ich vielleicht auch die eine oder andere Formulierung umbauen könnte.) Aber auch wenn eindeutig bewiesen wäre, dass das Beispiel der Niederlande einer der Faktoren für das Schweigen war sollte immer noch erwähnt werden was tatsächlich geschah. In dem Fall hätte der Papst zwar falsch gehandelt, aber immerhin aus moralisch vertretbaren Gründen.

Dass der Protest nicht zu einer Verschlechterung der Situation beitrug hab ich doch ausreichend in der Diskussion und in verkürzter Version auch im Artikel dargestellt. Wenn du Fehler findest, dann teile sie mir mit. Wenn du meinst, dass meine Argumentation nicht tief genug greifst kann ich dir per Mail einen eigenen recht ausführlichen Text, oder Prof. Theo Saleminks Sicht der Dinge zukommen lassen. --Narziss 14:10, 22. Feb 2006 (CET)

Ich frage Dich erneut: Sind die katholischen Juden deportiert worden oder nicht, nachdem die Bischöfe protestiert hatten, und hatte Seyß-Inquart genau damit gedroht? Wenn mich jemand deportiert, dann würde ich das schon als Verschlechterung der Situation ansehen. Du etwa nicht?

Die Niederlande dienen hier übrigens nur als ein Beispiel für das, was passieren kann. Genau das aber hatte Pius zu bedenken.

[[Benutzer:Str1977|Str1977 [[Benutzer Diskussion:Str1977|<sup>(strahle zurück)</sup>]]]] 02:01, 23. Feb 2006 (CET)

Ich hätte auch gerne eine Quellenangabe für die genannte Bezeichnung des Rußlandfeldzuges durch Pius, da ich kürzlich gelesen habe, er habe genau eine solche Parteinahme verweigert. [[Benutzer:Str1977|Str1977 [[Benutzer Diskussion:Str1977|<sup>(strahle zurück)</sup>]]]] 02:03, 23. Feb 2006 (CET)


Irgendwie hat das was mit deinem Posting nicht geklappt oder? Soll die Antwort von hier auch auf deiner Userpage landen? Ich selbst bin nicht so ganz mit den ganzen wikitricksereien vertraut.

In der Tat, öffentlich hat Pius XII den Russlandfeldzug nie gelobt. Allerdings gab es im Vatikan die Hoffnung, dass Pius XII den antiklerikalen Kommunismus gerne bezwungen gesehen hätte. Den Satz "Dagegen wird eingewandt, dass vom Vorwurf der Untätigkeit entlastende Fakten in Diskussionen zumeist untergingen oder gar nicht erwähnt würden." Streiche ich einfach mal, da er im direkten Zusammenhang mit dem Russlandfeldzug deplaziert wird und es ja weitere Passagen des Artikels gibt in denen Pius XII verteidigt wird.

Die Passage über die Niederlande hab ich nun entschärft indem ich durch die Wortwahl klar gemacht habe, dass eigentlich überhaupt nix darüber bekannt ist wie Pius XII dieses Ereignis betrachtete. Die Spekulation ist jetzt als solche erkennbar.

Die alten Links habe ich wieder reingesetzt, damit sich zu den entlastenden Argumenten auch be-lastende gesellen.

Davon ganz abgesehen. Das Reichskonkordat wird hier im Vergleich zu en.wikipedia.org praktisch nicht beachtet. Über diesen einen Aspekt weiß ich auch nicht sonderlich gut Bescheid. Das was Cornwell dazu geschrieben hat ist mir soweit bekannt und in den Scholder habe ich zumindest mal hineingeguckt. Die Literatur auf die Decker in seiner Rezension verweist ist in meiner UB allerdings nicht vertreten. Besonders das Gespräch Brüning/Pacelli soll dort genauer betrachtet werden. Da Cornwell nur einige SÄtze zitiert entsteht natürlich kein Gesamteindruck. Leiber hat laut dem englischen wiki-artikel geschrieben, dass es keinen Zusammenhang zwischen Konkordatsabschluss und Reichsermächtigungsgesetz gab. Verweist er auch auf Originaldokumente aus dem Jahr 1933? Könntest du vielleicht die wichtigsten Punkte für mich zusammenfassen? --Narziss 16:21, 23. Feb 2006 (CET)

Moin, an dem Artikel sind mehrere Sachen falsch: Seyß-Inquart war allein für die Niederlande zuständig und hat DORT den Bischöfen BEIDER KONFESSIONEN dort ein Schweige - ANGEBOT gemacht, was die mutigen Leute dort aber NICHT ANGENOMMEN hatten, wie dann deutlich zu sehen war. Es kann also keine Rede davon sein, dass es zu einem ABSCHLUSS einer Schweigevereinbarung gekommen wäre.

Es ist auch falsch, dass alle evangelischen Bischöfe geschwiegen hätten. Das kann zwar für die "Deutschen Christen" gelten, nicht aber für die Bekennende Kirche. Auch war der Protest der Niederländer kein rein katholischer Protest.

Es ist auch keineswegs unsicher, wie Pius XII. die Deportationen bewertete. Es ist sicher, dass er sie als menschenunwürdig betrachtete. Auch ohne Öffnung der vatikanischen Archive läßt sich das leicht bei Lektüre seiner Korrespondenz mit F.D. Roosevelt, nachzuschlagen im Archiv von F.D.R., herauslesen.

Zur Diskussion: Es ist auch sicher, dass Pius XII. einem scharfen Protest eine Wirkung beimaß, die eher das Gegenteil verursachen konnte als helfen konnte. Ob er diese Einschätzung nach den Erfahrungen mit den Niederlanden hatte, ist absolut zweitrangig, denn sicher ist auch, dass er den Charakter Hitlers bereits 1929 als überaus narzistisch einschätzte. An dieser schon seit langem gewonnenen Erkenntnis schätzte er seine voraussichtlichen Reaktionen auf einen scharfen Protest ab. Wenn man solch eine Person ärgert, schlägt sie noch mehr um sich (Jetzt erst recht), eine heute noch oft vertretene (und vertretbare) Ansicht. Der Fehler, der heute immer wieder gemacht wird, ist, die damalige Zeit durch die Brille von heute zu sehen. Der Nationalsozialismus war in seiner Erscheinungsform etwas bis dahin noch nie Dagewesenes, niemand konnte auf Erfahrungen im Umgang mit dessen Anhängern verweisen, niemand konnte im Vorhinein das Verhalten und die Reaktionen von Hitler und seinen Helfern sicher einschätzen. Die Einschätzung des Papstes war halt eben, dass Hitler so viele umbringen würde, wie er nur irgend könnte, er wollte aber erstens keinen Vorwand liefern und zweitens wenigstens die Untergetauchten in seinem unmittelbaren Einflussbereich (Vatikan, Italien, Klöster) nicht zusätzlich gefährden, die er einigermaßen sicher wähnen konnte.

Vergesst nicht, dass Pius XII. von einem faschistischen Mussolini-Staat umgeben war. Wenn man ihn geschappt und den Vatikan besetzt hätte, hätte es in Europa keinen mehr seines Formats gegeben, der protestieren konnte. Und letztlich: er HAT protestiert, AUCH WENN er das Wort JUDEN nicht in den Mund genommen hatte.

UND: Bitte tut doch mal endlich diese Links nach lupuz.de weg. Diese sind nicht nur vollkommen unwissenschaftlich, sondern reißerisch und absolut tendenziös. UAltmann 17:03, 25. Feb 2006 (CET)