Theodor Krüger

deutscher Architekt der Neogotik
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Theodor Krüger (* 16. März 1818 in Schwerin; † 27. September 1885 ebenda; vollständiger Name: Theodor Christian Friedrich Krüger) war ein deutscher Architekt der Neogotik. Zu seinen wichtigsten Bauten zählt die Paulskirche in Schwerin.

Paulskirche Schwerin
Schloss Charlottenthal

Leben

Theodor Christian Friedrich Krüger war der zweite Sohn des aus Dömitz gebürtigen Militärbeamten und Zahlmeisters Bernhard Gottlieb Wilhelm Krüger (* 1773) und dessen Frau Auguste Catarina Louise, geb. Stocks (* 1786).

Nach dem Schulbesuch am Schweriner Gymnasium mit Abitur begann sein beruflicher Werdegang 1835 als Baueleve. Von 1836 bis 1839 erhielt er an der Kunstakademie Wien eine künstlerische Ausbildung und ab 1839 an der Berliner Bauakademie. Von 1839 bis 1841 arbeitete er in den Hofbauverwaltungen Schwerin und Doberan und war u.a. am Bau der Logierhäuser in Heiligendamm beteiligt, ab Juni 1841 war er Gehilfe im Landbaudistrikt Plau. Im März 1842 legte er in Berlin die Prüfungen als Baukondukteur ab. Zurück in Mecklenburg arbeitete er als Baukondukteur zunächst im Bereich Plau/Lübz und leitete von 1849 bis 1853 die umfassende Restaurierung der Marienkirche in Röbel.[1] Hier begann auch die jahrelange Zusammenarbeit mit Friedrich Lisch bei denkmalpflegerischen Maßnahmen in Mecklenburg-Schwerin, die Krüger bei der Restaurierung zahlreicher Kirchen im Müritzbereich verwirklichte. Anschließend war er kurzzeitig im Baubüro des Hofbaumeisters Hermann Willebrand beim Schlossbau in Schwerin nachweisbar. 1853 erfolgte seine Versetzung in die Zentralbauverwaltung und im Mai seine Ernennung zum Großherzoglich Mecklenburgischen Baumeister.

Im Oktober 1858 erfolgte Krügers Vereidigung zum wirklichen Baumeister, im Mai 1859 die Ernennung zum Landbaumeister und Landbaumeister des Baudistrikts V (Schwerin) für die Ämter Crivitz, Schwerin und Wismar.[2] 1865 wurde er zum Leiter des Kirchenbauwesens im Land und 1869 zum Baurat berufen.

Ein größeres Vorhaben war die 1856 bis 1858 gemeinsam mit Friedrich Lisch durchgeführte Innenrestaurierung der Schelfkirche in Schwerin. Der von Jakob Reutz von 1708 bis 1713 errichtete Barockbau war in desolatem Zustand, die Inneneinrichtung und die farbliche Gestaltung mussten komplett erneuert werden. Dabei wurde die barocke Raumgestaltung nach Abbruch der sogenannten Kolonata stark verändert.[3] Gemeinsam mit Friedrich Lisch war Krüger von 1855 bis 1857 auch an der inneren Restaurierung der Dobbertiner Klosterkirche beteiligt. U. a. lieferte er die Entwürfe für die Kanzel und den Flügelaltar. Von 1866 bis 1869 baute er im Kloster noch ein Damenhaus auf zwei Etagen.

Besondere Anerkennung erreichte Krüger mit dem Bau der Schweriner St. Pauls-Kirche, die heute als bedeutendster neugotischer Kirchenbau Mecklenburgs gilt.[4] Sie ist in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme unter den Bauten Krügers. Sie war ein direkter Auftrag des Landesherren und entstand unter konzeptioneller Mitwirkung des Oberkirchenratspräsidenten Theodor Kliefoth. Krüger arbeitete seit 1860 an der Planung. 1862 reiste er dazu er dazu gemeinsam mit seinem Baukondukteur Georg Daniel durch Preußen und die Mark Brandenburg. Aus den Entwürfen entstand ein einheitliches, geistliches uns architektonisches Gesamtwerk. Zahlreiche Formen der norddeutschen Backsteinarchitektur finden sich in der reichen Detailgestaltung am Turm, am Chorpolygon und an den Portalen wieder. Zum Gelingen des Bauwerkes ab 1863 trugen nicht zuletzt auch die von Krüger für die innere Ausgestaltung herangezogenen hochrangigen Künstler wie Carl Gottfried Pfannschmidt, Gustav Stever, Ernst Gillmeister, Friedrich Friese III u. a. bei. Die Kirchweihe fand 1869 statt.

Im Januar 1865 wurde Krüger in das Schweriner Finanzministerium, Abt. Hochbau berufen und zur Bearbeitung sämtlicher Kirchenbausachen bestellt. Erfolgreich war auch die Umgestaltung des Schweriner Domes von 1866 bis 1869. Hier hatte Krüger die anspruchsvolle Aufgabe, die Grabmale der großherzoglichen Familie in den Dom zu integrieren. Die Kapelle des heiligen Blutes wurde dafür umgestaltet. Krüger bezog dabei alle Gegebenheiten, wie die Ladegast-Orgel oder das Altarbild in sein Gesamtkonzept mit ein. Hauptaltar, Kanzel und Gestühl wurden ebenfalls erneuert. Er versuchte, dem Dom durch die qualitätsvolle Neuausmalung und -ausstattung die Wirkung einer mittelalterlichen Kathedrale zu geben. Bei den Restaurierungsarbeiten in der Doberaner Klosterkirche war Krüger ab 1861 tätig. Dort gestaltete er das Gestühl, die Kanzel, den Fürstenstuhl und den Orgelprospekt.

1869 folgte nach Abschluss des Bauens an der Schweriner Paulskirche die Ernennung zum Baurat und als Zeichen der Wertschätzung seiner abgeschlossenen Restaurierungen des Schweriner Domes die Verleihung des Ritterkreuzes des Hausordens der Wendischen Krone. Bis zu seinem Tod 1885 blieb er Leiter des mecklenburgischen Kirchenbauwesens. In dieser Funktion als hoher Baubeamter und als praktizierender Kirchenbaumeister hat er seinen Platz in der mecklenburgischen Architekturgeschichte erhalten. Seine Bauten prägen bis heute nachhaltig das Erscheinungsbild zahlreicher mecklenburgischer Städte und Dörfer.[5]

Werke (Auswahl)

Literatur und Quellen

Literatur

  • Gustav Wittstock: Zum Gedächtnis der St. Paulskirche in Schwerin vor fünfundzwanzig Jahren. Schwerin 1894.
  • Karl Schmaltz: Kirchengeschichte Mecklenburgs. Bd. 3, Berlin 1952, S. 409.
  • Kuno Schumacher: Studium zum historischen Kirchenbau Mecklenburgs im 19. Jahrhundert. Phil. Diss. Greifswald 1981.
  • Horst Ende: Restauriertes und Neues. 100. Todestag des Architekten und Baumeisters Theodor Krüger. In: Norddeutscher Leuchtturm. Nr. 1693 vom 27. September 1985.
  • Gerhard Steiniger: Theodor Krüger, ein Mecklenburger Kirchenarchitekt. In: Baumeister aus acht Jahrhunderten. Schwerin 1998 ISBN 3-928820-88-5 S. 154–158.
  • Ulrich Hermanns: Mittelalterliche Kirchenbauten Mecklenburgs im 19. Jahrhundert. Beiträge zur Architektur und Denkmalpflege in Mecklenburg, Bd. 2. Schwerin 1996, ISBN 3-931185-15-X S. 142–144.
  • Horst Ende: Der Architekt von 30 Kirchenneubauten. Zum 125. Todestag von Theodor Krüger am 27. September. In: Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung Nr. 39 vom 26. September 2010.
  • Horst Ende: Theodor Krüger. In: Biographisches Lexikon für Mecklenburg. Band 6. Rostock 2011, ISBN 978-3-7950-3750-5, S. 187–192.

Ungedruckte Quellen

  • Landeshauptarchiv Schwerin
    • LHAS 2.22-10 Mecklenburg-Schwerinsche Domanialämter. Kirchenbausachen, Bauten und Reparaturen an den geistlichen Gebäuden.
    • LHAS 3.2-3/1 Landeskloster/Klosteramt Dobbertin. Nr. 3235 Umgestaltung der Kirche zu Dobbertin.
    • LHAS 12.3-2 Finanzministerium. Abt. Hochbau, Nr.19. Bauakte St. Paulskirche.
    • LHAS 12.5-5/1 Ministerium der Finanzen. Bauverwaltung, Nr. 72 Acta betr. den Baumeister Theodor Krüger.
  • Landeskirchliches Archiv Schwerin
    • Handakte Baurat Krüger1864-1884 mit Schriftverkehr und Gutachten zur Klosterkirche Doberan und umliegenden Orten. Dazu Bauakten der von ihm neu errichteten bzw. restaurierten Kirchen. In der Plansammlung ca. 200 Blatt Entwürfe für Kirchenbauten und Ausstattungsdetails.
  • Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin
    • Plansammlung mit Präsentationsmappe Kirche St. Paul zu Schwerin, erfunden und ausgeführt von T. Krüger von 1868.

Einzelnachweise

  1. Horst Ende: Theodor Krüger. 2011 S. 187.
  2. Horst Ende: Theodor Krüger. 2011 S. 187.
  3. Horst Ende: Theodor Krüger. 2011 S. 189.
  4. Horst Ende: Theodor Krüger. 2011 S. 190.
  5. Horst Ende: Theodor Krüger. 2011 S. 188.