Anita Augspurg
Anita Augspurg (* 22. September 1857 in Verden/Aller, † August 1943 in Zürich) war eine deutsche Juristin und Frauenrechtlerin.
In Berlin absolvierte sie eine Ausbildung für das Lehramt an höheren Mädchenschulen ab und nahm parallel Schauspielunterricht. Nach mehreren Bühnenengagements in verschiedenen Städten ging sie mit ihrer Freundin Sophia Goudstikker nach München, um gemeinsam ein Fotostudio zu eröffnen.
Bald begann Augspurg, sich in der Frauenbewegung zu engagieren und übte sich als öffentliche Rednerin. Ihr Einsatz für Frauenrechte war auch der Grund, warum sie sich nach mehreren Jahren erfolgreicher Arbeit für ein Jurastudium entschied. Sie übersiedelte nach Zürich, weil Frauen in Deutschland noch keinen Zugang zu den Universitäten erhielten. Neben Rosa Luxemburg zählte sie dort zu den Mitbegründerinnen des "Internationalen Studentinnenvereins". Sie schloss mit einer Doktorarbeit ab und war somit die erste promovierte Juristin des Deutschen Kaiserreichs.
Anita Augspurg engagierte sich um die Jahrhundertwende in Berlin für die Rechte der Frau im Bürgerlichen Gesetzbuch: Sie brachte, gemeinsam mit ihren politischen Freundinnen Minna Cauer und Marie Raschke, Petitionen zum neuen Ehe- und Familienrecht ein. Diese zeigten nur zum Teil Wirkung, und so bot Augspurg gemeinsam mit Raschke Rechtskurse für Frauen an und rief 1905 zum Boykott der bürgerlichen Ehe auf.
Während dieser Zeit trennten sich die radikalen von den konservativen Frauenvereinen, die radikalen Frauen betrachteten das Frauenwahlrecht als wesentliches Ziel. Augspurg und ihre Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann engagierten sich gemeinsam im Vorstand des "Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine". Augspurg und Heymann gründeten erst in Hamburg (1902), später in Bayern (1913) einen Verein für das Frauenstimmrecht.
Während des ersten Weltkriegs nahmen sie an internationalen Frauen-Friedenskonferenzen teil und hielten illegale Versammlungen in ihrer Münchner Wohnung ab. Aufgrund der gemeinsamen pazifistischen Überzeugung bot sich die Zusammenarbeit mit den inzwischen von der SPD getrennten Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) an, die früheren Differenzen mit den sozialistischen Frauen um Clara Zetkin verloren in der Revolutionszeit an Bedeutung. Anita Augspurg kooperierte mit Kurt Eisner und wurde nach der Proklamation der Bayerischen Republik 1918 Mitglied des provisorischen bayerischen Parlaments. Bei den bald folgenden Parlamentswahlen kandidierte sie auf Listen der sozialistischen USDP, erlangte aber kein Mandat.
1933 konnte Augspurg wegen der Machtübernahme der NSDAP nicht von einer Winterreise zurückkehren, weil sie auf der der "schwarzen Liste" der zu liquidierenden Personen stand. Denn sie hatte bereits 1923 gemeinsam mit Heymann persönlich beim Bayerischen Innenminister die Ausweisung des Österreichers Adolf Hitler wegen Volksverhetzung beantragt. Ihr Besitz in München wurde beschlagnahmt, ihre Aufzeichnungen gingen verloren. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1943 lebte sie gemeinsam mit Heymann im Züricher Exil.
Vollständiges Porträt unter http://www.anschlaege.at/frauenrechte.html
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