ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) in Kiel ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Spezialbibliothek für wirtschaftswissenschaftliche Literatur und ist Teil des Instituts für Weltwirtschaft (IfW).
Zusammen mit dem Institut für Weltwirtschaft gehört die ZBW der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (verkürzt WGL, ehemals Blaue Liste) an. IfW und ZBW werden je zur Hälfte durch den Bund und die Länder finanziert. Über die fortlaufende Förderung von WGL-Instituten entscheidet die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) in unregelmäßigen Abständen immer wieder neu.
Sammelauftrag
Als Zentralbibliothek hat die ZBW den Sammelauftrag, wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftstheoretische Literatur (insbesondere Volkswirtschaft und Weltwirtschaft) weltweit zu beschaffen, vorzuhalten und der wissenschaftlichen Öffentlichkeit sowohl vor Ort als auch Online per Dokumentlieferdiensten zur Verfügung zu stellen. Neben der obengenannten Literatur sammelt die ZBW auch empirische Wirtschaftsliteratur, Wirtschaftsstatistiken, Diskussionspapiere, Lehrbücher, Dissertationen und Geschäftsberichte von Unternehmen. Mit der USB Köln gibt es eine Arbeitsteilung bezüglich der Literaturerwerbung, da die USB Köln als Sondersammelgebiet die Betriebswirtschaft besitzt.
Bibliotheksbestand
Der Bestand der ZBW umfasst laut Jahresbericht 2004 über 2,7 Mio. Bände (Jahresperiodika, Monographien, Zeitschriften etc.). Die Anzahl der laufenden Zeitschriften wird mit 19.265 Titel, die der Internetdokumente mit 40.000 angegeben. Für die Internetquellen existiert ein Dokumentenserver. Wie alle wissenschaftlichen Bibliotheken hat die ZBW wegen des Urheberrechts nicht die Möglchkeit, ihre gesammelte Literatur komplett zu digitalisieren und als Volltexte über das Internet anzubieten. Nichtsdesdotrotz sind laut Jahresbericht 2004 43% aller Zeitschriften in elektronischer Form vor Ort verfügbar. Die ZBW hat Lizenzen für 22 elektronische Datenbanken.
Literaturerschließung
Bis zum Jahr 1985 wurden für die Katalogisierung das Katalogsystem des früheren Bibliotheksleiters Wilhelm Gülich angewandt. Das System ist 1952 von der Bibliothek des Deutschen Bundestages übernommen und weiterentwickelt worden. Heute wird ein großer Teil der Periodika, Monographien, Zeitschriften und elektronischen Quellen nicht nur sachlich sondern mit dem Standard-Thesaurus-Wirtschaft (STW) auch inhaltlich erschlossen. Auch die Bibliothek des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA) benutzt für die Inhaltserschließung ihrer Literatur den Standard-Thesaurus-Wirtschaft.
Eine Crosskonkordanz zwischen diesem Thesaurus und der Schlagwortnormdatei ist seit 2001 im Aufbau. An diesem Projekt sind neben der ZBW und dem HWWA auch andere Institutionen wie die Deutsche Bibliothek beteiligt. Hintergrund: Eine Crosskonkordanz zwischen unterschiedlichen Dokumentationssprachen liefert den Datenbank- bzw. Katalognutzern präzisere Treffer bei der Literaturrecherche in Verbunddatenbanken bzw. Verbundkatalogen.
Dienstleistungen
Die Literatur kann über die Online-Datenbank ECONIS (Bibliothekskatalog) auf der Homepage der ZBW recherchiert und vor Ort in der ZBW oder über Dokumentenlieferdienste bei der ZBW bestellt werden. Bei der Literatursuche hilft auch ein Recherchedienst der ZBW (kostenlos, kostenpflichtig?).
Die Formaldaten (Titel, Autor, Quelle, Jahr etc.) der Econis-Datenbank sind außerdem über die Datenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbund GBV recherchierbar. Allerdings fehlen bei der Suche in der GBV-Datenbank die für die inhaltliche Beschreibung wichtigen Deskriptoren des Standard-Thesaurus-Wirtschaft.
Bibliotheksprojekte
- Kooperativer Aufbau der virtuellen Fachbibliothek Wirtschaftswissenschaften EconBiz
- Kooperativer Aufbau des Informationsverbundes Wirtschaft, EconDoc
- Kooperativer Aufbau einer Crosskonkordanz zwischen dem Standard-Thesaurus-Wirtschaft (STW) und dem Bereich Wirtschaft der deutschlandweit in Bibliotheken eingesetzten Schlagwortnormdatei (SWD).
Geschichte
Eine eigenständige Spezialbibliothek für Wirtschaftswissenschaften gibt es in Kiel bereits seit 1919. Es war die Hausbibliothek des Königlichen Instituts für Seeverkehr und Weltwirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Ab 1924 wurde diese Spezialbibliothek unter der Leitung von Wilhelm Gülich zur wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungsbibliothek umgebaut.
Zukunft
Wie alle WGL-Institute durchlief die ZBW 2003 turnusmäßig eine Evaluierung durch die Leibniz-Gemeinschaft (WGL), die mehrheitlich positiv ausgefallen ist. In der abschließenden Förderempfehlung des WGL-Senats wurde der ZBW allerdings dringend auferlegt, sich bis zur nächsten Evaluierung - voraussichtlich 2010 - vom Institut für Weltwirtschaft abzutrennen und in eine neue Rechtsform zu wechseln. Der ZBW Jahresbericht 2004 geht auch auf die von der Bund-Länder-Kommission festgelegte Integration der Bibliothek des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs in die ZBW ein.
Literatur
- Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW): Jahresbericht 2004, Kiel 2005.
- Bibliographie der Wirtschaftswissenschaften, BDW, internationale Dokumentation der Buch- und Zeitschriftenliteratur der Wirtschaftswissenschaften / zsgest. in d. Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an d. Univ. Kiel (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften), Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1971-2000, ISSN 0340-6121