Heidi (jap. アルプスの少女ハイジ, Arupusu no shōjo Haiji, wörtlich: Alpenmädchen Heidi) ist eine japanische Anime-Serie von Zuiyo Enterprise aus dem Jahr 1974. Nach der Vorlage der Heidi-Romane der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri wird die Geschichte der kleinen Heidi erzählt, die bei ihrem Großvater in den Schweizer Alpen lebt.
Fernsehserie |
Handlung
Heidi (Adelheid) ist ein fünfjähriges Waisenmädchen, das nach dem Tod der Eltern bei seiner Tante Dete aufwächst. Als diese eine Stellung in Frankfurt annimmt, bringt sie das Kind zu seinem mürrischen Großvater auf die Alm. Dieser ist zunächst nicht glücklich darüber, gewinnt Heidi aber zunehmend lieb. Heidi verbringt glückliche und unbeschwerte Tage mit ihrem Großvater und dem Geißenpeter, der die Ziegen des Dorfes hütet.
Eines Tages taucht Tante Dete wieder auf der Alm auf und nimmt die nun achtjährige Heidi unter einem Vorwand nach Frankfurt mit. Dort soll sie der im Rollstuhl sitzenden Klara, Tochter eines reichen Kaufmanns, Gesellschaft leisten und selbst Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Heidi freundet sich mit der zwölfjährigen Klara an und muntert sie auf. Die strenge Haushälterin Fräulein Rottenmeier mag Heidi jedoch weniger.
Weil Heidi die Natur und insbesondere ihren Großvater vermisst, ist sie in der Großstadt unglücklich. Sie leidet so sehr an Heimweh, dass sie darüber krank wird und zu schlafwandeln beginnt. Daraufhin darf sie zurück zu ihrem Großvater in die Berge. Zum Abschied nimmt sie ihrer Freundin Klara das Versprechen ab, dass diese im folgenden Sommer nachkommt. Klaras späterer Aufenthalt auf der Alm, der Zuspruch Heidis und die Natur verbessern ihren Gesundheitszustand so sehr, dass sie gehen lernt.
Hintergrund
Heidi war eine frühe Zusammenarbeit von Regisseur Isao Takahata mit dem späteren Regisseur und Oscar-Preisträger Hayao Miyazaki, die später das Anime-Studio Ghibli gründeten. Der Erfolg von Heidi in Japan führte zur Gründung des Projektes World Masterpiece Theater, bei dem die Produktionsfirma Nippon Animation von 1975 bis 1997 jedes Jahr ein internationales literarisches Werk als Anime-Serie umsetzte.
In der Anime-Umsetzung der Romanvorlage wird ein beliebtes Motiv der japanischen Literatur, nämlich das Spannungsverhältnis von Natur und Zivilisation, aufgegriffen und zum thematischen Schwerpunkt gemacht.
Zur Vorbereitung der Serie reiste das Zuiyo-Produktionsteam in die Schweiz, um vor Ort zu recherchieren und Fotos zu machen. Alle in der Serie vorkommenden Gebäude und Orte haben reale Vorbilder.
In der japanischen Fassung wurden der Vorspann Oshiete (おしえて) und der Abspann Mattete Goran (まっててごらん) von Kumiko Ōsugi gesungen, wobei in letzterem der Jodelpart von Nelly Schwarz stammt. Das Titellied der deutschen Synchronfassung, Heidi gesungen von Gitti und Erika, wurde von Christian Bruhn komponiert, der übrige Soundtrack von Gert Wilden.
Heidi brachte eine in Europa bisher unbekannte Menge an Merchandising-Artikeln für Kinder mit sich. Heidi tauchte auf Bettwäsche, Tassen, Malbüchern, Geschirr usw. auf. Insgesamt gab es über 100 Heidi-Produkte allein in Deutschland.[1]
Ebenso neu war eine Zweitverwertung der Heidi-Drehbücher als Hörspiele. Es gab zehn Hörspiel-LPs und -Kassetten beim Label Poly (Kinder-Sparte der Polydor), die später vom Karussell-Verlag neu aufgelegt wurden. Diese Hörspiele enthalten die Original-Dialoge mit den Original-Sprechern der Zeichentrickserie in mehr oder weniger stark gekürzter Form – so wurden vor allem einige Nebenhandlungen in Frankfurt komplett herausgeschnitten.
Der Bastei-Verlag gab ein Comicheft zu dieser Anime-Serie heraus.
Stab
- Regisseur: Isao Takahata
- Autor: Johanna Spyri
- Planung und Produktion: Zuiyo Enterprise
- Charakter-Design und Animationsleiter: Yōichi Kotabe
- Szenenrahmen und Bildschirmzusammenstellung: Hayao Miyazaki
- Musik: Takeo Watanabe
- Künstlerischer Leiter: Masahiro Ioka
- Aufnahmeleiter: Yasuo Uragami
Rolle | Japanischer Sprecher (Seiyū) | Deutscher Sprecher |
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Heidi | Kazuko Sugiyama | Kristin Fiedler |
Peter | Noriko Ohara | Thomas Ohrner |
Alm-Öhi | Kōhei Miyauchi | Erik Jelde |
Klara Sesemann | Rihoko Yoshida | Ursula Wolff |
Fräulein Rottenmeier | Miyoko Asō | Tilly Lauenstein |
Herr Sesemann | Taimei Suzuki | Klaus Kindler |
Großmutter Sesemann | Natsuko Kawaji | Alice Franz |
Peters Großmutter | Terue Nunami Miyako Shima (Folge 10 & 11) |
Tilli Breidenbach |
Brigitte | Sigrid Pawlas | |
Geheimrat | Yoshiaki Nemoto | Leo Bardischewski |
Sebastian | Kaneta Kimotsuki | Bruno W. Pantel |
Johann | Manfred Schmitt | |
Tante Dete | Marion Hartmann | |
Erzähler | Toshiko Sawada | Leon Rainer |
Anmerkungen
- ↑ Sebastian Keller: Der Manga und seine Szene in Deutschland von den Anfängen in den 1980er Jahren bis zur Gegenwart: Manga- mehr als nur große Augen. GRIN Verlag, 2008, ISBN 3-638-94029-2, S. 34-35
Literatur
- Johanna Spyri: Heidi. Heidis Lehr- und Wanderjahre. Mit Bildern von Hans G. Schellenberger. (Ungekürzte Fassung des Original-Textes von 1880.) Arena, Würzburg 2004, ISBN 3-401-05706-5
- Johanna Spyri: Heidi kann brauchen, was es gelernt hat. Mit Bildern von Hans G. Schellenberger. (Ungekürzte Fassung des Original-Textes von 1881.) Arena, Würzburg 2004, ISBN 3-401-05601-8
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Heidi in der Online-Filmdatenbank
- Offizielle Homepage der Serie (Japanisch)
- Episodenführer der Zeichentrickserie
- Heidi bei tivi.de
- Christian Neeb: Alpenglück, made in Japan. In: einestages vom 10. Oktober 2014