Botschaft der Republik Indien (Bonn)

Botschaft von Indien
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. März 2015 um 00:52 Uhr durch Leit (Diskussion | Beiträge) (wl.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Botschaft der Republik Indien in der Bundesrepublik Deutschland hatte von 1951 bis 1999 ihren Sitz in Bonn, mit einer Außenstelle bis 2001. Die ehemaligen Kanzleigebäude der Botschaft, zwei denkmalgeschützte Villen[1] aus den Jahren 1911 und 1912, befinden sich im Ortsteil Gronau an der Willy-Brandt-Allee (Bundesstraße 9; Hausnummern 16/18[2]).

Ehemalige Botschaft der Republik Indien, Willy-Brandt-Allee 16 (2013)
Ehemalige Botschaft der Republik Indien, Willy-Brandt-Allee 18 (2013)
Luftaufnahme des Guts Marienforst, links die ehemalige Residenz der Botschaft (2013)

Geschichte

Indien gehörte zu den elf Staaten, die bereits seit dem 15. Dezember 1949 mit einer diplomatischen Mission für die Bundesrepublik Deutschland bei der Alliierten Hohen Kommission am Regierungssitz Bonn akkreditiert waren.[3] Die Vertretung unterstand zunächst der ursprünglich beim Alliierten Kontrollrat akkreditierten indischen Militärmission in Berlin und wurde von dem Leiter dieser Mission, dem General Khub Chand, geführt.[4] Spätestens nachdem Indien am 1. Januar 1951 als erstes Land den Kriegszustand mit Deutschland beendet und Indien diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik aufgenommen hatte, wurde die Mission nach Bonn verlegt. Die Kanzlei der Mission ließ sich in der Villa Koblenzer Straße 262 (heute Willy-Brandt-Allee 16) am Rande des neuen Parlaments- und Regierungsviertels nieder.[5][6] Im November 1951[7] erhielt die Mission den Status einer Botschaft.[8] Als Residenz der Botschaft, Wohnsitz des Botschafters, diente von Beginn an die Villa Rondorfer Straße 9 im Kölner Stadtteil Marienburg.[9] Bis Anfang der 1960er-Jahre (spätestens 1961[10]) wurde die Kanzlei auf die Nachbarvilla Koblenzer Straße 264 (heute Willy-Brandt-Allee 18), erbaut nach einem Entwurf des Bad Godesberger Architekten Willy Maß, ausgeweitet. Die Büros des indischen Militär- und Marinéattachés sowie des Kulturattachés waren zeitweise (Stand: 1958–60[11][12]) in der unweit gelegenen Doppelvilla Heussallee 18/20 beheimatet, die Kulturabteilung (Stand: 1966[13]) im Ortsteil Südstadt (Reuterstraße 187). 1974/75 wurde die Residenz der Botschaft von Köln-Marienburg nach Bonn in die Villa Marienforst im Ortsteil Schweinheim verlegt. 1982 erwarb Indien das Kanzleigebäude Adenauerallee 262 (heute Willy-Brandt-Allee 16).[14] Sämtliche Abteilungen der Botschaft außer der Kanzlei waren in den 1990er-Jahren außerhalb des Kanzleigebäudes im Ortsteil Gronau (Baunscheidtstraße 7) ansässig.[15][16]

Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes zog die indische Botschaft im Oktober 1999 nach Berlin um (→ Indische Botschaft in Berlin). In Bonn wurde zunächst im Gebäude Willy-Brandt-Allee 16 eine Außenstelle der Botschaft[17] einschließlich der Konsularabteilung – einer von drei konsularischen Stellen Indiens in Deutschland[18] – belassen. Die Außenstelle gab zuletzt jährlich etwa 33.000 Visa – 50 % der Visa für deutsche Indien-Touristen – und über 800 Pässe aus, wobei sie als eine von seinerzeit nur 21 indischen Vertretungen weltweit einen Profit erwirtschaftete. Anfang 2001[19] wurde die Außenstelle geschlossen und stattdessen in München ein neues Generalkonsulat eröffnet. Im April 2005 schrieb die indische Regierung das ehemalige Botschaftsgebäude in Bonn zum Verkauf aus. Die Schließung der Außenstelle und der Verkauf des Gebäudes stießen in der indischen Gemeinschaft aufgrund der hohen Anzahl indischer Staatsbürger in Nordrhein-Westfalen auf breiten Widerstand, der auch in einer Unterschriftenaktion resultierte.[14][20][21] Die beiden ehemaligen Kanzleigebäude der Botschaft werden heute durch Kanzleien von Rechtsanwälten und Notaren genutzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), Nummern A 319 und A 250
  2. bis 1967 Koblenzer Straße 262/264, 1967–1999 Adenauerallee 262/264
  3. Helmut Vogt: Ausländische Missionen in Bonn. In: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 156–160.
  4. Johannes H. Voigt: Die Indienpolitik der DDR: von den Anfängen bis zur Anerkennung (1952-1972). In: Stuttgarter historische Forschungen, Band 5, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2008, ISBN 978-3412181062, S. 6.
  5. Der Leitfaden Für Presse und Werbung, Band 4, W. Stamm, 1951, S. 427.
  6. Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1954, S. 382.
  7. Joachim Heidrich: DDR–Indien: Partner auf Zeit : Erfahrungen und Einsichten. In: Die DDR und die Dritte Welt, Band 4, Lit, 1998, ISBN 978-3825832193, S. 25, 73.
  8. Tobias C. Bringmann: Handbuch der Diplomatie 1815–1963: auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, Saur, München 2001, ISBN 978-3-598-11431-1, S. 226.
  9. Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1952, S. 1078.
  10. Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm-Verlag, 1961, S. x.
  11. Annual directory through press and advertising (Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung), Band 11, Stamm-Verlag, 1958, S. 685
  12. Jahrbuch für auswärtige Politik, A. Gross, 1960, S. 164
  13. Liste der diplomatischen Missionen und Handelsvertretungen ausländischer Staaten in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 1. Februar 1966). In: Staats-Anzeiger für das Land Hessen. Nr. 27/1966, 4. Juli 1966, S. 872–874.
  14. a b NRIs fume over embassy building sale in Bonn, The Times of India, 10. Juni 2005
  15. Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen in der Bundesrepublik Deutschland, Stand: März 1992
  16. Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm Verlag GMBH, 1998, S. 251.
  17. Albert Oeckl: Taschenbuch des öffentlichen Lebens, Band 52, NfA Vertriebs- und Werbegesellschaft, 2003.
  18. India Handbook, Trade & Travel Publications, 2002, S. 37.
  19. Indische IT-Experten suchen nicht nur gut bezahlte Jobs, Der Tagesspiegel, 1. September 2000
  20. Protest against shifting of Indian Embassy, The Hindu, 24. Dezember 2000
  21. Inder protestieren gegen Verlegung der Konsularabteilung, General-Anzeiger, 18. Dezember 2000

Koordinaten: 50° 43′ 0,8″ N, 7° 7′ 10,4″ O