Der Katholische Studentenverein Arminia ist eine 1863 gegründete, nicht schlagende oder farbentragende, katholische Studentenkorporation an der Universität Bonn. Seine Prinzipien sind religio, scientia und amicitia.
Wappen | |
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Basisdaten | |
Gründung: | 6. November 1863 |
Gründer: | Max Lossen |
Gründungsort: | Königswinter bei Bonn |
Verband: | KV |
Eintritt in KV: | Gründungsverein |
Kürzel: | Arm! |
Farben: | Orange-Weiß-Blau |
Band: | ohne |
Mütze: | schwarzes Tönnchen toleriert |
Wahlspruch: | Treu, frei! |
Vereinszeitschrift: | Arminenblätter |
Mitglieder: | 350 Alte-Herren(2006) |
Status: | aktiv |
Förderverein: | Arminenhaus e.V. |
Gedenkstätte: | Johannes-Henry-Grab, Alter Friedhof Bonn |
Archiv: | Stadtarchiv Mönchengladbach |
Adresse: | Kaiserstrasse 85, 53113 Bonn |
Webseite: | www.kstv-arminia.de |
Kontakt: | senior@kstv-arminia.de |
Geschichte
Überblick
Arminia ist eine der ältesten katholischen Korporationen. Sie war 1865 Gründungsverein des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvereine (KV). Sie ist deswegen „ein sehr verehrlicher“ („e.s.v.“) K.St.V. Arminia. Ihren Vertreter ziehen bei formellen korporationsstudentischen Anlässen wie Kommersen aus demselben Grund traditionell erst nach den anderen Korporationen ein und wieder aus. Das Arminenhaus ist das älteste Haus einer KV-Korporation. Es ist das einzige aus der Zeit vor 1938 in ununterbrochenem Besitz einer Korporation. In der Arminia hat sich eine bei anderen Korporationen unerreichte Fülle später erfolgreicher und oft zusammenwirkender Aktiver versammelt - darunter drei Reichs- und Bundeskanzler - was Arminia zu einer der wirkmächtigsten Korporationen macht. Arminen haben - manches Mal auf beiden Seiten der Debatte - zentrale Rollen gespielt bei den Zeitfragen:
- Gründung einer katholischen Universität oder katholisches Engagement an den bestehenden deutschen Universitäten
- Katholische Korporation als Laienbewegung oder als Theologenzirkel
- Spaltung der katholischen Korporationen in KV und CV
- Auseinandersetzung zwischen katholischem Liberalismus und Ultramontanismus
- Kooperation mit dem Bismarckreich oder Ablehnung,
- Verhältnis der katholischen Studenten zum nationalsozialistisch geprägten Staat
- Mitgliedschaft katholischer Korporationen neben den Corps und Burschenschaften im Convent Deutscher Akademikerverbände
- Auseinandersetzung mit dem Bonner ASTA über die Annahme der Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen
- korporationsstudentische Reformbewegung 1968
- satzungsmäßige Zulassung von protestantischen Mitgliedern in katholischen Korporationen
- Vereinbarkeit der Mitgliedschaft im Opus Dei mit der Mitgliedschaft in einer katholischen Korporation
- Umformung einseitig links orientierter Katholischer Studentengemeinden in alle Katholiken an der Hochschule ansprechende Katholische Hochschulgemeinden.
Gründung der Arminia
Arminia wurde 1863 von Max Lossen gegründet und bezeichnete sich zunächst als „Verbindung“. Lossen war zuvor bei der Aenania München und in Bonn bei der Bavaria aktiv. Wegen persönlicher Differenzen, vor allem wegen der seiner Auffassung nach fehlenden „Exklusivität“ der Bavaria trat Lossen dort aus. Der Wahlspruch der Arminia, „Treu, frei!“, entspricht dem Wahlspruch der Aenania. Die Farben der Arminia sind das Orange des Hauses Oranien, weil Lossen aus dem Herzogtum Nassau stammte, und die Bayerischen Landesfarben Blau-Weiss, weil er sein Studium an der Universität München begonnen hatte. Arminia lehnt das studentische Fechten als sittlich verwerflich ab. Ihre Mitglieder tragen kein Couleur, nur Salonwichs. Der Armine und Reichskanzler Marx intervenierte 1925 bei Kardinal Bertram, um die Annahme der Würzburger Einigungserklärung zwischen katholischen Studenten und Waffenstudenten zu verhindern.
Die Gründer der Arminia lehnten den zunächst erwogenen Namen „Winfridia“ ab, der an „Bonifatius“, den Apostel der Deutschen erinnern sollte. Sie wählten stattdessen Arminius zum Namenspatron, der im 19. Jahrhundert zur nationalen Symbolfigur aufgestiegenen war. Das damit angesprochene Vaterland wurde bei Arminia nicht - wie bei anderen Korporationen - als viertes Prinzip „patria“ angenommen.
"Der Vorstand wappnet sich für die Dechargekommission" rechts: Johannes Henry, Senior |
Arminia hatte von Beginn an regen Zulauf. Die Universität Bonn zog auch katholische Studenten an, da sie als „Prinzenuniversität“, an der die Hohenzollernprinzen studierten, bestens ausgestattet war. Die im preussischen Rheinland benachteiligten katholischen Akademiker schlossen sich in der Arminia zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Die Häuser der diese Gegensätze verkörpernden Arminia und des „Kaiserlichen“ Corps Borussia Bonn stehen unweit voneinander auf der Kaiserstrasse in Bonn.
Die ablehnende Haltung gegenüber Preussen und Reichskanzler v. Bismarck wurde nicht von allen Arminen geteilt. Der spätere Reichstagspräsident Max Wallraf, noch im Jahr zuvor Kassenwart der Arminia, trat 1879 aus, weil er sich aufgrund seiner Begeisterung für Bismarck in Gegensatz zur Meinung der meisten Bundesbrüder sah.
Die Gründung der Arminia war zugleich gegen die Beschlüsse der Aachener Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands 1862 gerichtet. Diese sahen die Gründung einer katholischen Universität nach dem Vorbild der Katholischen Universität Löwen in Belgien vor. Lossen postulierte stattdessen, es sei „eigentlich noch wichtiger, weil es näher liegt“, sich von katholischer Seite um die bestehenden deutschen Universitäten zu kümmern. Arminia war im Gegensatz zu den gleichzeitigen Bonner Korporationsgründungen Novesia und Ripuaria, die zunächst reine Theologenzirkel waren, die Spitze dieser katholischen Laienbewegung im akademischen Raum.
Gründung des KV
In dem Bestreben, die katholischen Verbände zu einigen, wurde 1864 ein Kartell katholischer Studentenkorporationen, der Würzburger Bund geschlossen. Doch zwischen der Arminia und der Bavaria-Bonn entstanden Streitigkeiten, die 1865 zur Spaltung der katholischen Korporationen in die zwei großen Verbände KV und CV führten. Arminia gründete noch 1865 mit vier weiteren Vereinen den nicht farbentragendem Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV). Die übliche „mythische“ Datierung des Beginns des KV auf (1853) und des CV auf (1856) ist nicht gerechtfertigt. Seit 1865 bezeichnet sich Arminia als "Studentenverein". Innerhalb des KV war Arminia Mitglied des „Weißen Ringes“.
Erstes Vatikanisches Konzil
Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 kam es zum Streit insbesondere über die Unfehlbarkeit des Papstes. Die katholische Position in der Arminia vertrat der spätere Jesuit Karl Freiherr v. Boeselager. Einige Bundesbrüder schlossen sich demgegenüber altkatholischen Gemeinden an, welche die neuen Dogmen ablehnten. Da Arminia am Konfessionalitätsprinzip festhielt, also nur römisch-katholische Mitglieder akzeptierte, wurden 1871 eine Anzahl altkatholisch gewordener Bundesbrüder ausgeschlossen, darunter der Gründer der Arminia Max Lossen. 1882 gründeten vier Studenten mit Unterstützung des dimittierten Lossen den farbentragenden Altkatholischen Studentenverein AKStV Cheruskia in Bonn. Der Name Cheruskia wurde von Lossen, der Historiker war, in mehrfacher Anspielung gewählt: Der von den Römern (d.h. von den rom-treuen Arminen) ebenfalls dimittierte Truppenführer (d.h. Lossen, der ehemalige Senior) Arminius (d.h. Lossen, Gründer der Arminia) hatte nach seiner Entlassung einen Austand der Cherusker gegen die Römer geführt und in der Varusschlacht vernichtend über sie gesiegt. Der Studentenverein Cheruskia löste sich 1929 auf, wurde aber 2004 wiederbegründet.
Kulturkampf
An diese innerkatholischen Auseinandersetzungen schloss sich der Kulturkampf (1871-1878) an, vor allem in Rheinpreussen. Im universitären Raum flammten die Gegensätze während des Akademischen Kulturkampfs (1904/05) erneut auf. Bereits 1894 sprach der Rektor der Universität Bonn den katholischen Korporationen öffentlich jede Existenzberechtigung ab, zumal sie allein durch ihr Vorhandensein die übrige Studentenschaft provozieren würden. Die schlagenden Korporationen bemühten sich in der Folge vergeblich, die Auflösung der katholischen Korporationen zu erreichen. Der Armine Hermann Cardauns war Schriftleiter der „Kölnischen Volkszeitung“ und der führende katholische Publizist des Kaiserreiches in den Auseinandersetzungen.
Das Arminenhaus in Bonn „Die gotische Bierkathedrale“ (1900-heute) (Aquarell von Hans Josef Becker-Leber (* 1876)) |
Altherrenverein und Arminenhaus
Lose Treffen ehemals aktiver Arminen gab es ab 1876. Der älteste Versuch im Jahr 1877, die Philister in der Arminia und auch im KV zusammenzuführen, geht auf den Arminen Damian Görtz zurück. Görtz lud alle westdeutschen Philister des KV zu einer ersten Versammlung nach Bonn ein. Der Altherrenverein wurde jedoch erst 1891 ins Leben gerufen. 1899 gründeten die Alten Herren der Arminia die Aktiengesellschaft „Arminenhaus Bonn“. Am 1. Januar 1900 wurde der Grundstein für das Arminenhaus in der Kaiserstrasse in Bonn gelegt, das damit das älteste Korporationshaus eines Kartellvereins im KV ist.
Erster Weltkrieg
In den ersten fünf Monaten des Ersten Weltkriegs waren 270 Arminen zu den Waffen geeilt, eine Zahl, wie sie kaum eine andere Korporation aufweisen kann. 59 Arminen sind im ersten Weltkrieg gefallen, darunter 25 Offiziere. 52 Arminen erhielten das Eiserne Kreuz verliehen. Im Gedenken an die gefallenen Bundesbrüder wurde der 1929 gegründete, vierte Tochterverein nach der Schlacht von Langemarck benannt.
Tochterkorporationen
Es war im KV üblich, dass mit Ausnahme von München an jeder Hochschule nur eine KV-Korporation bestehen sollte. Arminia beantragte 1899 die Aufgabe dieses Grundsatzes, und gründete 1900 mit Frisia die erste Tochterkorporation des KV. Ziel war es, die eigene Aktivitas nicht übermäßig anwachsen lassen, andererseits aber keinem katholischen Studenten den Zugang zu einer katholischen Korporation zu verstellen. Von Arminia wurden im Laufe der Zeit in Bonn mit Erfolg vier Tochterkorporationen durch den Wechsel von Arminen in die jeweilige Neugründung ins Leben gerufen:
- 1900 K.St.V. Frisia (erste Tochterkorporation im KV)
- 1904 K.St.V. Vandalia
- 1919 K.St.V. Westmark
- 1928 K.St.V. Falkenburg (im selben Jahr wieder eingestellt)
- 1929 K.St.V. Langemarck, 1946 neu konstituiert unter dem Namen K.St.V. Görres, 1958 suspendiert, 1982 durch Aufnahme der Alten Herren der Görres wieder mit Arminia zusammengeschlossen, so dass Arminia heute die Traditionen beider Korporationen vereint
Die Constitution der Langemarck von 1931 wurde von dem späteren Bundesverfassungsrichter Ernst Friesenhahn abgefasst. Wegen der Instrumentalisierung des Langemarck-Gedenkens durch die Nationalsozialisten wurde Langemarck nach dem Zweiten Weltkrieg in „Görres“ nach dem katholischen Publizisten Joseph Görres umbenannt.
Weimarer Zeit
Die Geschicke der Arminia in der Weimarer Zeit bedürfen wegen der Vernichtung des Arminenarchivs durch die Nationalsozialisten noch der Aufarbeitung. Der Armine Johannes Henry war – neben seiner politischen Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter des Zentrums – 1919-1932 Verbandsgeschäftsführer des KV und wurde nach Beendigung seine Tätigkeit „Verbandsältester“ des KV, ein Ehrentitel, der eigens für ihn geschaffen wurde und den ausser ihm in der Folge nur noch der Armine Wilhelm Marx verliehen bekam.
„Drittes Reich“
Die Position „der“ Arminia im „Dritten Reich“ ist durch vier unterschiedliche Phasen gekennzeichnet. Zu Beginn stand die Ablehnung der Nationalsozialisten, markiert 1932 durch die Ernennung des zurückgetretenen Reichskanzlers Heinrich Brüning zum Ehrenphilister und repräsentiert durch Philistersenior Johannes Henry, der als Zentrumspolitiker und Verbandsgeschäftsführer des KV die Nationalsozialisten klar und deutlich ablehnte. Nach der Gleichschaltung des KV 1933 sah sich Henry gehalten, Bonn zu verlassen. Er legte sein Amt als Philistersenior nieder. Damit begann die zweite Phase. In Umsetzung des Führerprinzips trug sein Nachfolger den Titel „Korporationsführer“. Gewählt wurde der „Rechtskatholik“ Professor Martin Spahn, der den neuen Zeiten optimistisch entgegensah. Spahn, ursprünglich für die Zentrumspartei im Reichtstag, war nach einem Umweg über die DNVP seit 1933 Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Er weckte die trügerische Hoffnung, dass mit ihm Arminia unbeschadet durch das „Dritte Reich“ käme. Die Universitäts- und Korporationspolitik der Naziregierung schränkte das Vereinsleben jedoch ungeachtet des Bemühens von Spahn um eine Annäherung mehr und mehr ein. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) schloss ab September 1935 die gleichzeitige Mitgliedschaft im NSDStB und in einer Korporation aus, weshalb eine Reihe von Mitgliedern aus der Arminia austraten. Im November 1935 löste sich deswegen der KV auf, Arminia lehnte ihre eigene Auflösung jedoch tags darauf ab. Spahn, zugleich „KV-Verbandsführer“, trat von beiden Ämtern zurück, blieb aber bis 1945 Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Damit wurde die dritte Phase eingeleitet: Der mit dem Rheinischen Widerstandskreis, welchem auch der Armine Walter Hensel angehörte, konspirierende Paul Franken wurde Nachfolger Spahns als „Korporationsführer“. Er suspendierte den aktiven Verein offiziell am 73. Gründungstag, dem 6. November 1936, mangels Nachwuchses, da die gleichzeitige Zugehörigkeit zu einer Korporation und zu einer NS-Gemeinschaft inzwischen verboten war, nur wenige Studenten aber nicht in einer solchen Organisation waren. Inoffiziell wurde das Vereinsleben trotz Suspendierung unter vorsichtiger Werbung einger neuer Mitglieder fortgesetzt. Am 20. Juni 1938, während der noch nicht aufgelöste Altherrenverein mit den „Aktiven“ das 75te Stiftungsfest beging, wurden sämtliche Korporationen einschliesslich der Altherrenschaften durch Heinrich Himmler aufgelöst und weitere Zusammenkünfte unter Strafandrohung verboten. Das Vereinsvermögen einschliesslich des Arminenhauses wurde beschlagnahmt. Am 24. Juni kam es zu überraschenden Hausdurchsuchungen der Gestapo bei Johannes Henry und einem halben Dutzend weiterer Bundesbrüder. Arminia verlor hierbei ihr Archiv und die Vereinsfahne von 1883. Damit begann Phase vier - für den Rest der „tausend Jahre“ ein listiges Durchlavieren. Den Arminen gelang es, die Beschlagnahme des Arminenhauses aus Rechtsgründen aufgehoben zu bekommen, da das Haus rechtlich einer Aktiengesellschaft gehörte. Für diese wurde die Liquidation angeordnet, die den Arminen überlassen wurde. Die Alten Herren blieben unter der Tarnung der AG - soweit es ging - zusammen und ernannten Rechtsanwalt Elsas aus ihren Reihen zum Liquidator. Bei der feuchtfröhlichen Hauseinweihung 1900 war schlicht vergessen worden, die vorbereiteten Aktien an die seitdem unklaren Aktionäre auszuteilen. Deswegen gelang es Elsas, durch immer wieder glaubhaft vorgeschobene Abwicklungsschwierigkeiten den zugunsten des Studentenwerks geforderten Verkauf des Arminenhauses über das Ende des „Dritten Reichs“ hinaus zu verzögern.
„Märtyrer des Erzbistums Köln“ |
Arminen im Widerstand
Die Neigung, die katholischen Korporierten oder gar die Waffenstudenten in weiten Teilen mindestens zu „Regimegegnern“ in der Zeit des „Dritten Reiches“ zu stilisieren, ist verfehlt. Ohne Frage hat es aber vielfach persönlichen Widerstand gegeben. Eine Anzahl Arminen hat sich der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt, darunter: Leo Trouet, „Märtyrer des Erzbistums Köln“, in der Haft in Köln zu Tode gefoltert, Benedikt Schmittmann, „Märtyrer des Erzbistums Köln“, im KZ Sachsenhausen-Oranienburg zu Tode gefoltert, Walter Hensel, Mitglied des Rheinischen Widerstandskreises, von der Gestapo in Düsseldorf verhaftet und gefoltert, Paul Franken, ebenfalls aktiv im Rheinischen Widerstandskreis und bis zur Auflösung der Arminia 1936 Korporationsführer, 1937 für fünfzehn Monate von der Gestapo verhaftet, Konrad Adenauer, 1944 für mehrere Monate in Gestapo-Haft, Wilhelm Marx, 1933 wegen seiner Vorstandstätigkeit im Volksverein für das katholische Deutschland angeklagt, und Peter Nonnenmühlen, im Zusammenhang des 20. Juli 1944 verhaftet.
Wiederbegründung
Nach Kriegsende befand sich die Arminenhaus-AG immer noch in Liquidation. Für die unverändert unbekannten Aktionäre wurde ein Pfleger bestellt. Der Hausbauverein „Arminenhaus e.V.“ wurde gegründet, der Pfleger übertrug das Haus auf diesen Verein. Der Altherrenverien wurde reaktiviert und Johannes Henry erneut Philistersenior. 1946 erfolgte die Wiederbegründung auch der Aktivitas durch 29 in der Katholischen Studentengemeinschaft Bonn aktive Studenten. 1949 gründeten neun Studenten - darunter fünf Arminen - mit Unterstützung durch Isa Vermehren das Studentenkabarett „Wintergärtchen“, das bis 1951 dreimal wöchentlich spielte. Man gab unter anderem ein zweiwöchiges Gastspiel im „Kommödchen“ in Düsseldorf, spielte auf Einladung von Carlo Schmid zum Geburtstag von Kurt Schumacher und im März 1950 auf Einladung von Bundespräsident Theodor Heuss in dessen Residenz.
Kneipsaal des Arminenhauses (1900-heute) |
Arminia lehnte in dieser Zeit unter Führung von Konrad Repgen einen Zusammenschluss aller Korporationen im Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) entschieden ab (vgl. Zitate). Arminia war statt dessen in den Gremien der Katholischen Deutschen Studenten-Einigung (KDSE) aktiv. Als der Bonner ASTA beim Kampf um die Annahme der Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen widerrechtlich Partei ergriff und die Ablehnung der Schulartikel namens der Bonner Studentenschaft proklamierte, sorgten im SS 1950 federführend Arminen für die rechtliche Klärung und Ablösung des ASTA durch Urabstimmung in der Studentenschaft. Innerhalb des KV, wurde Arminia 1949 in Würzburg zum ersten Vorort der Nachkriegszeit gewählt. Vorortspräsident wurde Wilhelm Schmidt-Bleibtreu. Das 100jährige Stiftungsfest 1963 bildete den krönenden Abschluss dieser inhaltlich und an neuen Mitgliedern reichen Nachkriegsphase.
68er-Bewegung
Die 68er-Bewegung brachte einen Bruch mit den studentischen Traditionen mit sich. Von den Reformbestrebungen eines Jochen van Aerssen und eines Lutz v. Pufendorf begeistert fanden Studenten, die überlieferten Formen abgesagt hatten, den Weg in die Arminia. 1968 wurde in einem Reformprogramm beschlossen: Öffentlichkeit der Konvente, Aufhebung des Fuchsenstatus, Forderung nach Aufnahme von Protestanten als Vollmitgliedern sowie die Abschaffung von Fuchsmajor und Consenior und Ersatz durch einen Referenten für Werbe- und Informationswesen und einen Hochschulreferenten. Eine Besonderheit war die vom Cummulativ-Convent beschlossene Auflösung des Altherrenvereins und Integration der Alten Herren in den aktiven Verein, verbunden mit Stimmrecht auf den Aktiven-Conventen. Auf der Vertreterversammlung in Würzburg 1967 verlangte Arminia die Aufhebung des Katholizitätsprinzips, später die Einführung eines Prinzips „societas“. Vom SS 1969 bis zum SS 1970 wurde dreimal „Arminia - der Wandel eines Studentenvereins“ als Semesterthema gewählt. Im SS 1973 wurde der Delegierte der Arminia beauftragt, auf der Vertreterversammlung in Freiburg für die Aufnahme von Frauen zu stimmen. Der Schritt zur Reform wurde indes nur von Arminia vollzogen, nicht aber vom Kartellverband mitgetragen. Die Zahl der Aktiven sank von 100 im Wintersemester 1968/69 auf nominell 15 im Sommersemester 1973. Nachdem der Philistersenior die Reformen für gescheitert erklärt hatte und die „Rädelsführer“ in das Philisterium gewechselt oder aus der Aktivitas ausgeschieden waren, kehrte wieder Ruhe in die Aktivitas ein.
Konsolidierung
Mit dem Eintritt des späteren Franziskaners Robert Jauch (Kassenwart WS 1974/75, Senior SS 1975, Fuchsmajor WS 1975/76) setzte eine Kehrtwende ein. Das Brauchtum der Arminia wurde nach und nach wiederbelebt. Zum 100. Geburtstag Konrad Adenauers am 26. Mai 1976 schlug Hans-Gerd Jauch zum ersten Mal seit fast zehn Jahren auf dem Arminenhaus wieder einen Kommers.
Spannungen verursachte die ungeklärte Rechtslage der seit der Reformzeit kontinuierlich satzungswidrig in den aktiven Verein „aufgenommenen“ Protestanten. Die Konfliktlinie verlief zunächst zwischen Aktivitas und Altherrenschaft, später spaltete sich auch die Aktivitas in dieser Frage. Anlass war 1982 in einer Phase öffentlicher Auseinandersetzung um das Opus Dei der Grundsatzstreit innerhalb der Aktivitas über die Aufnahme eines Mitglieds, das zugleich Mitarbeiter des Opus Dei war. Die Aufnahme wurde wegen der Mitgliedschaft im Opus Dei und nur unter Berücksichtigung der Stimmen der in dieser Frage als inkompetent erachteten Protestanten abgelehnt. Die Abstimmung wurde gestützt auf die unverändert satzungswidrige Mitgliedschaft der Protestanten im Verein von Hans-Gerd Jauch angefochten. Nach Abschluss des WS 1983/84 traten im Zuge dieser Entwicklung insgesamt zehn Aktive, darunter nahezu sämtliche aktiven Protestanten aus der Arminia aus und wechselten mehrheitlich zur Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks in Bonn. Die verbliebenen Protestanten wurden unter Satzungsänderung zu Mitgliedern gemacht, wobei zugleich für die Zukunft eine generalisierende Ausnahmeregelung in der Satzung verankert wurde. Konrad Repgen, entschiedener Gegner der Reform, verliess daraufhin den Verein. Arminia erstarkte nach den damit ausgeräumten Streitfragen weiter und wurde vom KV zum Vorort des Akademischen Jahres 2001/2002 gewählt.
„Farben“
Bier- und Weinzipfel der Arminia |
Die Arminen hatten nach ihrer Gründung - wenn es dem einzelnen gut dünkte - Bänder in den Vereinsfarben Orange-Weiss-Blau getragen. Das Zeigen der Farben wurde als mutiges Bekenntnis zu Arminia und ihren Prinzipien „gegenüber den verschiedenen Kreisen der Gesellschaft“ betrachtet. Schon im Jahr 1864 wurde beschlossen, die äusseren Zeichen, Band und Bierzipfel, abzuschaffen. Der KV kopierte jedoch seit den 1880er Jahren zunehmend die Lebensform der waffenstudentischen Verbände. Man übte einen strengen Comment und der Salonwichs wurde durch den Vollwichs abgelöst. Auch Arminia hatte 1929 bis 1936 den Vollwichs eingeführt, war aber nach dem zweiten Weltkrieg wieder zu den ursprünglichen, zivilen Formen zurückgekehrt. In einer Gegenbewegung zu dem reformerischen Überschwang der vorangegangenen Zeit ab 1968 kam es Anfang der 80er Jahre erneut zu einer starken Betonung korporationsstudentischer Formen. Ab 1979 wurden neben farbigen Bier- und Weinzipfeln nach und nach schwarze, d.h. „farblose“ Tönnchen mit Zirkel gebräuchlich, die in der Folge für die Aktiven verpflichtend wurden. Eine gewisse Entfernung von den anderen Bonner KV-Vereinen und eine Annäherung an andere Bünde waren unverkennbar. Ende 1982 wurde ein strenger Comment eingeführt, der das Tragen des Tönnchens regelte. Nach der Landsmannschaft Teutonia übernahm Arminia im Jahr 1983/84 sogar das Präsidium des Arbeitskreises Bonner Korporationen (ABK), konnte aber andere katholische Korporationen nicht zur Mitarbeit in der ABK bewegen. Diese Entwicklung wurde befördert durch die Protestanten in der Aktivtas, denen eine zu enge Anlehnung an die anderen, rein katholischen Bünde suspekt war. Mit dem Ausscheiden nahezu sämtlicher Protestanten aus der Aktivitas 1984 ebbte der Gebrauch des Tönnchens wieder ab, ohne dass sein Tragen heute beanstandet würde. Gleichzeitig nahm Arminia im Ortskartell und im KV wieder eine führende Rolle ein.
Katholische Hochschulgemeinde
Seit Beginn der 70er Jahre war die Katholische Studentengemeinde Bonn von politisch linken Gruppen unterwandert worden. Raum für ein nennenswertes Engagement von Korporationsstudenten war in der KSG nicht mehr vorhanden. Arminia engagierte sich ab 1980 in dieser Frage. Hans-Gerd Jauch konnte 1981 Kardinal Höffner zu der Instruktion „Die apostolische Sendung der katholischen Hochschulgemeinde“ bewegen, wobei unter Strukturänderungen die KSG in eine Katholische Hochschulgemeinde (KHG) umgeformt werden sollte. Es wurde mit Pater Ising OFM ein neuer Hochschulpfarrer bestellt, der die Öffnung der KSG zur KHG verwirklichen sollte. Mit Blick den Neuwahlen zum Gemeinderat im Januar 1983 verhärteten sich die Fronten zwischen den widerstreitenden Studentengruppen jedoch vollends. Es kam zur Aufstellung von Wahlblöcken der widerstreitenden Gruppierungen. Arminia war bei der „Mobilmachung“ der katholischen Korporationsstudenten die treibende Kraft. Letztlich wurde aber das Stimmenpotential der Gegenrichtung unterschätzt, denn das konzentrierte Auftreten von Korporationsstudenten wurde pressewirksam und unter Anfachen der üblichen Vorurteile ausgeschlachtet. Dies bewirkte in weiten Teilen der Studentenschaft einen erheblichen, gegen die Korporationen gerichteten Motivationseffekt, so dass die im Block aufgestellten Kandidaten der Korporationen nur 1/3 der Stimmen errangen und alle 24 Sitze im Gemeinderat an den linken Block gingen. Hochschulpfarrer Ising stellte sein Amt zur Verfügung, die Hochschulgemeinde wurde vorübergehend geschlossen. Einige der linken Gruppierungen eröffneten daraufhin eine Gemeinde im Oskar-Romero-Haus in Bonn, so dass es nach Wiedereröffnung der Katholischen Hochschulgemeinde doch noch zu der von Arminia angestrebten Öffnung der Gemeinde für das gesamte Spektrum der katholischen Studierenden kam.
Namhafte Arminen
„Der Vicesenior zieht den Vorstandskarren“ rechts: Konrad Adenauer, Vicesenior |
Aufgeführt werden Personen, die während ihrer Studienzeit aktive Arminen waren. Kritisch zu einer Bezeichnung Einzelner als „grosse“ Arminen: Siegfried Koß, Was übrigbleibt, wenn man Orden und Titel von einer Person abzieht - Gedanken zu „grossen Persönlichkeiten“, in den Arminenblättern nicht veröffentliche Festrede zum 140ten Stiftungsfest der Arminia 2003.
Politiker
- Konrad Adenauer, Bundeskanzler - Consenior WS 1896/97
- Georg Graf v. Hertling, Reichskanzler - Senior WS 1863/64
- Wilhelm Marx, Reichskanzler - Schriftführer WS 1882/83
- Max Wallraf, Reichtagspräsident - Kassenwart WS 1878/79
- Karl Trimborn, Staatssekretär im Reichsamt des Inneren
- Heinrich Weitz, Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen
- Hermann Bellinger, Staatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen - Senior WS 1917/18
- Lutz von Pufendorf, Kultur-Staatssekretär des Landes Berlin - Senior WS 1964/65, Schriftführer WS 1963/64
- Theodor Strauch, Finanz-Staatssekretär des Landes Berlin - Consenior 1969/70
- Jochen van Aerssen, Mitglied des Europäischen Parlamentes - Consenior SS 1961
- Wilhelm Farwick, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung - Fuchsmajor SS 1885
- Johannes Henry, Reichtagsabgeordneter - Senior SS 1899, SS 1899/90
- Alo Hauser, Bundestagsabgeordneter - Senior SS 1952, Consenior WS 1951/52
- Herbert Hermesdorf, Bundestagsabgeordneter - Fuchsmajor WS 1934/35
- Wilhelm Daniels, Oberbürgermeister von Bonn
- Franz Gielen, Oberbürgermeister von Neuss und Mönchengladbach - Senior 1890/91
- Peter Nonnenmühlen, Oberbürgermeister von Mönchengladbach
- Werner Schineller, Oberbürgermeister von Speyer
Historiker
- Dieter A. Binder, Professor in Graz
- Hermann Cardauns, Publizist („Defensor Fidei“) - Senior WS 1867/68, Schriftführer WS 1865/66 und SS 1866
- Michael F. Feldkamp - Senior SS 1985, SS 1987
- Paul Franken, Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung - Senior SS 1925, Consenior WS 1924/25, Fuchsmajor WS 1927/28
- Ulrich v. Hehl, Professor in Leipzig - Senior SS 1970, Schriftführer SS 1971
- Paul-Egon Hübinger, Professor in Bonn
- Georg Hüffer, Professor in Breslau
- Franz Xaver Kraus, Professor
- Max Lossen (1842-1898), Sekretär der Kgl.-Bayerischen Akademie der Wissenschaften - Senior WS 1863/64
- Ludwig v. Pastor, Freiherr von Camperfelden , Historiograph der Päpste
- Konrad Repgen, Professor in Bonn („Historiker der Bischöfe“)
- Martin Spahn (1875-1945), Professor
Priester
- Adolf Fritzen, Bischof von Strasburg
- Hermann Josef Straeter, Apostolischer Adminstrator der Diözese Aachen
- Josef Hammels, Weihbischof des Erzbistums Köln - Fuchsmajor SS 1891 und WS 1890/91
- Ferdinand Gabriel, Domkapitular und Dompropst zu Paderborn
- Carl Gielen, Domkapitular und Dompropst zu Köln
- Franz Kaufmann, Stiftspropst am Aachener Dom
- Karl Jüsten, Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe bei der Bundesregierung - Fuchsmajor WS 1984/85
- Josef Felten, Professor in Bonn
- Wendelin Knoch, Professor in Paderborn und Bochum
- Richard Lossen, Professor in Heidelberg
- Maximilian Pribilla, Professor - Fuchsmajor SS 1895
- Norbert Trippen, Professor in Köln
- Rudolf Michael Schmitz, Generalvikar des Instituts Christus König
Juristen
- Joseph Schneider, Präsident des Bundessozialgerichts in Kassel - Fuchsmajor SS 1922, Kassenwart SS 1919
- Franz Bardenhewer, Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht - Schriftführer SS 1965
- Gerwin Horion, Präsident des Oberverwaltungsgerichts Münster - Fuchsmajor 1925
- Rudolf Schetter, Präsident des Oberlandesgerichts Köln
- Joseph Wolffram, Präsident des Oberlandesgerichts Köln - Fuchsmajor WS 1930/31
- Hans Müller, Präsident des Bundesfinanzhofs
- Bruno Schmidt-Bleibtreu, Ministerialdirektor im Finanzministerium - Consenior SS 1949, Vorortspräsident des KV im SS 1949 und WS 1949/50
- Hans Elfgen, Regierungspräsident in Köln
- Johannes Horion, Landeshauptmann der Rheinprovinz
- Joseph Oppenhoff, Präsident des Landgerichts Aachen
- Walter Hensel, Oberstadtdirektor von Düsseldorf - Senior SS 1921
- Bernhard Heun, Oberstadtdirektor von Krefeld - Schriftführer WS 1917/18
- Raimund Wimmer, Oberstadtdirektor von Osnabrück
- Felix Hauptmann, Professor in Fribourg
- Heinrich Lehmann, Professor in Köln
- Leo v. Savigny, Professor in Marburg und Münster
- Heinz Reintges, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Bergbau („Vater des Kohlepfennigs“) - „Burschenführer“ SS 1934, WS 1934/35
- Norbert Prill, Director for Communication & Research des Europarats - Fuchsmajor WS 1969/70
- Hans-Gerd H. Jauch, Insolvenzverwalter - Senior WS 1976/77, SS 1978, WS 1979/80, Consenior WS 1977/78, Fuchsmajor SS 1977, Schriftführer SS 1976, WS 1978/79, Kassenwart SS 1980, Senior des Bonner KV SS 1982
- Anton Roesen, Rechtsanwalt
- Leo Trouet, Rechtsanwalt und Notar
Kaufleute
- Karl Albrecht jun., Geschäftsführer von Aldi-Nord
- August Diedenhofen, Unternehmer und Erfinder der Rheila-Halspastillen - Schriftführer SS 1910, WS 1910/11
- Fritz Goost, Präsident des Bundesverbands Bekleidungsindustrie - Consenior WS 1954/55, Schriftführer SS 1954
- Elmar Helten, Professor in München ("Versicherungspapst") - Consenior SS 1963, Fuchsmajor WS 1959/60
- Paul-Bernhard Kallen, Vorstand der Hubert Burda Media - Consenior WS 1979/80
- Heinrich Oidtmann III, Inhaber der Oidtmann'schen Werkstatt in Linnich
- Alfred Schüller, Professor in Köln und Marburg - Consenior SS 1959
- Bartho Treis, Professor in Göttingen
Mediziner
- Paul Diepgen, Professor in Berlin - Senior WS 1899/00
- Johannes Langendörfer, Oberstadtdirektor der Stadt Bonn („Vater der Bundeshauptstadt“)
Künstler
- August Everding, Generalintendant der Bayerischern Staatstheater - Consenior SS 1950
Naturwissenschafter
- Ludwig Claisen, Professor für Chemie in Aachen, Kiel und Berlin - Kassenwart WS 1870/71
Andere
- Benedikt Schmittmann, Professor für Sozialwissenschaften in Köln
Ehrenphilister und Ehrenmitglieder
Arminia hat zahlreiche namhafte Ehrenphilister und Ehrenmitglieder. Sie haben Arminia nicht mitgeprägt und sind für deren Geschichte im Regelfall nicht von Interesse. Eine Ausnahme bildet Reichskanzler Heinrich Brüning, dessen Ernennung zum Ehrenphilister kurz nach seinem Rücktritt 1932 auch ein Zeichen gegen den Machtzuwache der Nationalsozialisten sein sollte. Mit einem Aufsatz über den Ehrenphilister Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger in seiner Zeit als „Korporationsführer“ des K.St.V. Ascania-Burgundia in Berlin hat der Armine und Historiker Feldkamp kürzlich die im KV bisher nicht verbreitete kritische Auseinandersetzung mit dem Wirken seiner Mitglieder im „Dritten Reich“ begonnen (vgl. unten). Bei dem Diplomaten und Ehrenmitglied der Arminia seit 1959 Franz Nüßlein stellte sich aufgrund der Nachruf-Affäre im Auswärtigen Amt 2002 posthum heraus, dass er ein in der Tschechoslowakei zu zwanzig Jahren Haft verurteilter Kriegsverbrecher war. Einen Verfall der Ernennungspraxis der Arminia bildet die Berufung des Bayerischen Kultusministers Hans Maier zum Ehrenmitglied. Maier hatte zunächst abgelehnt und ließ sich, vom Philistervorstand weiter bedrängt, die Ernennungsurkunde mit der Post schicken.
Zitate
- 1880 „In meinem zweiten Semester trat ich in die Arminia ein, ein Schritt von größtem Einfluß auf meine Zukunft, denn nun lernte ich Leute kennen, die von ernster Lebensauffassung und durchaus katholischer Überzeugungstreue waren, mit denen ich später vielfach zusammen arbeitete, zum Teil auch in den Parlamenten zusammentraf. In meinem ersten Semester, das ich als "Wilder" zugebracht hatte, war ich doch mit Leuten zusammengekommen, die sich im Laufe der Zeit als weniger fest in Fragen der Weltanschauung erwiesen.“ (Reichskanzler Wilhelm Marx)
- 1900 „Die Atmosphäre, die ich in diesen drei Studentenvereinen, insbesondere in der Arminia, gefunden habe, hat für mein ganzes Leben auf mich eingewirkt. ... Studenten lassen sich nur erziehen durch den Umgang und den Verkehr mit Ihresgleichen, ... und das, was nun Arminia mir geschenkt hat, das hat mich mein ganzes Leben begleitet, und dafür bin ich von Herzen der Arminia dankbar ...“ (Bundeskanzler Konrad Adenauer)
- 1930 „Bei dem Namen Langemarck schwebte uns als Symbol der Geist unserer Kommilitonen vor, die sich bei Langemarck für ihr Ideal, das Vaterland, mit ganzer Kraft, ja mit dem Besten, dem Leben einzusetzten. Ihnen es ähnlich und gleich zu tun, einzutreten für unsere Ideale, soll unsere Aufgabe sein.„ (Walter Kalb, Armine und Gründer der Langemarck)
- 1950 „Es ist nicht verantwortbar, den Korporationen in der öffentlichen Diskussion auch nur den Schein einer Unterstützung zu gewähren, deren Ziel und Ethos nicht nur vom Glauben und entsprechend den Geboten der Kirche abgelehnt werden muß, sondern deren Wiederentstehen im alten Geist auch dem politisch-historisch Denkenden als starke Gefährdung des deutschen Volkskörpers erscheinen muß.“ (Konrad Repgen zur Begründung der entschiedenen Ablehnung eines Zusammenschlusses aller Korporationsverbände im Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) durch die Arminia)
Ausstellungen
- „125 Jahre Arminia - ein katholischer Studentenverein im Wandel der Zeit.“ Ausstellung in der Stadtsparkasse Bonn 1988
- „140 Jahre Arminia - Zur Geschichte eines katholischen Studentenvereins in Bonn.“ Ausstellung im Stadtmuseum Bonn 2003
Werke von Arminen über Arminen
- Hermann Cardauns: Karl Trimborn. Nach seinen Briefen und Tagebüchern, Mönchen-Gladbach 1922
- Michael F. Feldkamp: Kurt Georg Kiesinger und seine Berliner Studentenkorporation Askania auf dem Weg ins „“Dritte Reich“, in: Günter Buchstab u.a. (Hrsg.), Kurt Georg Kiesinger 1904-1988. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 2005
- Michael F. Feldkamp: Die Blutzeugen des KV. Eine Handreichung. Kartellverband Katholischer Deutscher Studentenvereine - KV. Hrsg.: KV-Sekretariat, Beckum 1984
- Ulrich von Hehl: Wilhelm Marx 1863 - 1946, eine politische Biographie , Mainz 1987
- Wolfgang Löhr: Nachlass Johannes Henry (1876 - 1958), Bestand KV 3 im Archiv des Kartellverbandes Katholischer Deutscher Studentenvereine (KV) im Stadtarchiv Mönchengladbach, Würzburg, Schernfeld Gesellschaft für Deutsche Studentengeschichte, 1988
- Ludwig von Pastor: Stiftspropst Dr. Franz Kaufmann 1862-1920. Ein Lebensbild, vornehmlich nach s. Briefen entworfen, Freiburg i.B. 1921
- Konrad Repgen: In memoriam Paul Egon Hübinger. Reden, gehalten am 20. Januar 1988 bei der Gedenkfeier der Universität Bonn, Bonn 1988
- Norbert Trippen: Josef Kardinal Frings (1887 - 1978), Paderborn, München, Wien, Zürich
Literatur und Quellen
- Arminenblätter. Bonn 1921 ff. ISSN 0002-3000
- Michael F. Feldkamp (Hrsg.): Arminia 1863-1988. Festschrift zum 125. Bestehen des Katholischen Studentenvereins Arminia. Bonn 1988
- Robert Jauch OFM: Das Prinzip "Religion" katholischer Studenten- und Akademikerverbände unter besonderer Berücksichtigung der nachkonziliaren Entwicklung beim Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV). Würzburg 1986. ISBN 3-923-621-14-0
- Siegfried Koß und Wolfgang Löhr: Biographisches Lexikon des KV. Band 1–6, 1991 ff.
- Hermann-Joseph Rick und Heinzgeorg Senff (Hrsg.): Arminia 1863-1963. Religion, Wissenschaft, Freundschaft. Abhandlungen, Erinnerungen und Reden gesammelt zum hundertjährigen Bestehen des Katholischen Studentenvereins Arminia. Bonn 1963