Anlass der Baustelle
Anlass dieser Baustelle ist ein Missverständnis. Opa, Geografielehrer aus Eschweiler, hatte den Eifel-Kalender, eine wissenschaftliche Regionalzeitschrift mit literarischem Beigeschmack , im Bücherschrank und gab mir, als wir in der Schule die Karolinger durchnahmen, ein fünf-seitiges Aufsätzlein von Ludwig Mathar aus dem Heft von 1943 mit dem Titel Die Karolinger in den Landen zwischen Maas, Mosel und Rhein zu lesen mit den Worten: "Kind, hier hast Du was Interessantes über die Lande über dem Rhein. Ungebräuchlich, antiquiert oder eiflerisch? Wenn Vaals für Opa über Aachen lag und seine letzte Ruhestätte Düren-Birgel über Düren, so meinte er: Westlich.
Das falsche Lemma ist gelöscht und der Inhalt in weiten Teilen nicht mehr brauchbar, mit Ausnahme der folgenden Aspekte:
- Lande umfasst als etablierter historischer Begriff, das Territorium, welches das Haus Burgund im frühen 15. Jahrhundert vereinigte. Dabei sind zu unterscheiden: a) Die Niederen Lande, die Flandern, das Herzogtum Brabant, Holland und das Großherzogtum Luxemburg einschließen. Dies sind im Wesentlichen die Gebiete der heutigen Länder Niederlande, Belgien und Luxemburg (siehe auch Burgundische Niederlande; b) Die Oberen Lande meinen im Gegensatz dazu die burgundischen Kernlande der heutigen (Franche-Comté). Zu prüfen ist: Wann verwendet wer den Lande-Begriff erstmalig für den Rhein?
- Der Beiname „von Landen“ geht auf brabantische Quellen des 13. Jahrhunderts zurück. Es ist im Moment noch umstritten, ob er sich auf die Stadt Landen (Belgien) oder auf das historische Gebiet bezieht - sagt Benutzer: Helmut Zenz. Bewiesen ist das noch nicht, und wenn es nicht zu beweisen ist, nehme ich es auch nicht auf. M.E. ist "Lande" nur der literarisch-antiquierte Plural von "Land". (http://de.wiktionary.org/wiki/Land).
- Ludwig Mathar, Die Karolinger in den Landen zwischen Maas, Mosel und Rhein - Ein geschichtlicher Überblick, in: Eifel-Kalender, 1943, Seite 32. - Dieser in meinem Familienbesitz verloren gegangene Aufsatz muss mühsam in der Fernleihe wiederbeschafft und erneut gelesen werden. Ich warte darauf.
Die Aufgabe
- Den geographisch schwammigen Begriff Rheinlande habe ich m.E. schon haltbar im ersten Kapitel des neuen Artikels definiert. Der "Geschichtliche Atlas der Rheinlande" und andere etablierte Atlanten zeichnen korrekt die fränkischen Gebiete ein. Exakter geht es m.E. nicht. Wem noch Substanzielles dazu einfällt, der mag hier aber gerne ergänzend/korrigierend eingreifen.
- Mit den gängigen Auslegungen des preußischen Begriffs bin ich jetzt halbwegs zufrieden. Einzelfragen müssen noch geprüft werden. Warten auf den Mathar-Aufsatz! Ein Kapitel ist noch zu schreiben über das Begriffsverständnis heute. Die Publikation: Kürten: Volksleben und Lande am Rhein, 1960 sollte eingesehen werden, um zu klären, auf welches Gebiet sie sich bezieht. Günther Elbin: Die klevischen Lande zwischen Rhein und Maas, 1979" meint nur ein Teilgebiet am Niederrhein. Kortländer/Grimm: "Rheinisch zum Selbstverständnis einer Region" kaufen + lesen - muss noch ausgewertet werden.
Textvorschlag für den neuen Artikel Rheinlande
Die Rheinlande sind die historischen "Siedlungsgebiete der Franken (Volk) beiderseits des Rheins" (DUDEN Universalwörterbuch, S. 1311). Dieser Wörterbucheintrag ist eine Zusammenfassung der verschiedensten Auslegungen des Begriffs seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert.
Grundsätzlich handelt es sich um kein Synonym für das Rheinland, obwohl er zunächst in gehobener literarischer Sprachvariante so klingen mag und auch häufig auf dieses Kernland reduziert verwendet wird. Jedoch ist das Rheinland ein Territorialbegriff, der auf die preußische Rheinprovinz, die zwischen 1822 und 1945 Gebiete beiderseits des Rheins zwischen Kleve und Bingen umfasste, bezogen ist. Die Rheinlande hingegen sind ein siedlungshistorischer Begriff, der sich auf einen viel älteren Zeitraum bezieht, nämlich die fränkische Besiedlung im Frühmittelalter unter den Merowingern und Karolingern. Erst in preußischer Zeit geprägt, handelt es sich um eine historisierende Denotation und keinen originär historischen Begriff.
=== Geografische Ein- und Abgrenzung: Die Siedlungsgebiete der Franken === (das kann jetzt im Prinzip so bleiben)
Auszugehen ist von den ursprünglichen fränkischen Siedlungskernen am Niederrhein (Salfranken) und Mittelrhein (Rheinfranken oder ripuarische Franken genannt), die seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert, als die Franken erstmalig in der Geschichte auftreten, in den Quellen belegt sind. Eine scharfe Grenzziehung ihrer Siedlungsgebiete ist in dieser frühen Zeit nicht möglich. Nördlich und westlich des Gebietes um Kleve waren die Friesen ansässig, östlich des Rheins saßen die Sachsen (Volk), Chatten und Thüringer, südlich von Mainz befand sich der Siedlungsraum der Alemannen und westlich des Mittelrheins hielten sich die langsam zerfallenden spätantiken Rückzugsstrukturen der (gallo-römischen Kultur).
Von den Salfranken unter Chlodwig I. ging die Einigung der fränkischen Stämme unter Beseitigung des rheinfränkischen Königtums, die Expansion nach Westen und Eroberung Galliens sowie die Begründung des Merowinger-Reiches aus. In dieser Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt des fränkischen Reiches nach Westen, und die ehemaligen Kerngebiete am Rhein wurden zur Randzone. Westlich vom Mittelrhein setzte sich bis zu einer Linie, die auch heute noch die Sprachgrenze zwischen der deutschen und der französischen Sprache konstituiert, die fränkische Sprache durch; westlich davon wurden die Franken romanisiert, und diese romanisierten Gebiete werden nicht zu den Rheinlanden gezählt.
Ein weiteres Stammgebiet der Franken lag östlich des Mittelrheins entlang und nördlich der Main-Linie, nach Unterwerfung der Thüringer und Chatten bis zur Werra und Fulda (Fluss) sowie in die Rhön hinein (d.h. weite Teile des heutigen Hessens umfassend), das schon im 6. Jahrhundert geschlossen war und unter Pippin dem Mittleren nach Südosten auf das heutige Franken) hin expandierte. Dieses weit nach Osten reichende Gebiet sowie Mainfranken südlich des Mains zählt nicht zu den Rheinlanden. Nördlich etwa einer Höhe von Bonn stießen im 6. Jahrhundert die Sachsen weit nach Westen vor, so dass rechtsrheinisch zur Merowingerzeit am Niederrhein nur ein schmaler fränkischer Streifen verblieb, der als ungesichertes Terrain gilt, so dass die Anbindung der rechtsrheinischen Niederrhein-Gebiete an den fränkischen Reichsverband nur sehr locker war.
Unter den Karolingern lag der gesamte Rhein von der Quelle bis zur Mündung in der Hand des Fränkischen Reiches. Die Alemannen und Friesen hatten sich zur Zeit Karls des Großen freiwillig dem fränkischen Reich subordiniert, die Sachsen waren mit Gewalt unterworfen worden. Nachdem Karl der Große seine Residenz in Aachen wählte und die schon zur Merowingerzeit begonnene Christianisierung mittels Klostergründungen, ausgehend von den Erzbistümern Trier, Köln und Mainz, auf einem geschlossenen Gebiet zwischen Maas, Mosel und Rhein vollendet werden konnte, lag ein wichtiges kulturelles Zentrum des Frankenreiches wieder in den ursprünglichen Siedlungsgebieten am und westlich des Rheins.
Herkunft des Begriffs
Den Aspekt mit den brabantischen Quellen noch prüfen, sonst soweit o.k., Links taugen vielleicht noch nicht alle was, prüfen
Der im Sprachgebrauch des 21. Jahrhunderts antiquiert und literarisch anmutende Begriff "Lande" als Plural "Land" (http://de.wiktionary.org/wiki/Land) ist zugleich ein historisierender (Achtung: vielleicht auch ein historischer!!) Begriff (historisch dann, wenn der brabantische Zusammenhang aus dem 13. Jh. belegbar ist).
Er wurde ursprünglich auf das Haus Burgund im frühen 15. Jahrhundert angewandt. Dort sind die Niederen Lande (d.h. Flandern, Brabant, Holland und Luxemburg) von den Oberen Landen (d.h., dem burgundischen Kernland der heutigen (Franche-Comté) unterschieden.
(Von Landen - brabantische Quellen des 13. Jh.? WENN es belegbar ist, dann hier unterbringen)
Im preußischen Sprachgebrauch kam die Bezeichnung in anderen geographischen Zusammenhängen vor, wie beispielsweise die Hohenzollernsche Lande und die "Lande zwischen Rhein und Maas", die die vier von den französischen Revolutionsarmeen nach 1794 in den Koalitionskriegen eingerichteten "Départements Réunis" meinten (d.h. Saardepartement, Donnersbergdepartement, Roerdepartement und Rhein- und Mosel-Departement), die bis zum Wiener Kongress bestanden. Als "Lande zwischen Maas und Rhein" kennen dieses Gebiet auch noch neuere Publikationen vor.
Eine Übertragung des "Lande"-Begriffs auf den Rhein ist vor Georg Gottfried Gervinus nicht nachweisbar. Dieser Historiker schreibt 1855 in seiner "Geschichte des 19.Jahrhunderts", dass die Rheinlande unter drei verschiedene Staaten getheilt an ihrem fremden Gesetzbuche festhingen. Damit meint er den - trotz Loyalität zu Preußen von ihm befürworteten - Erhalt der napoleonischen Gesetze in den 1815 beim Wiener Kongress nach der Auflösung der französischen Départements Réunis neu aufgeteilten Rheinregionen: Rheinhessen kam zum Großherzogtum Hessen, die Pfalz kam an Bayern, und alle übrigen Rheingebiete fielen Preußen zu, wo sie 1822 zur Rheinprovinz zusammengefasst wurden. Synonyme für dieses Territorium, das bis 1945 bestand, sind Rheinland, Rheinpreußen oder Preußische Rheinlande.
Der "Rheinlande"-Begriff: Auslegungen
so weit so gut
Die Integration der Preußischen Rheinlande in den Staat Preußen gestaltete sich als schwierig; separatistische Bewegungen entstanden, auch wenn diese sich am Ende nicht durchsetzten. Um sich von Preußen abzugrenzen, wuchs die Kernregion der Rheinprovinz kulturell immer enger zusammen. Im wilhelminischen Zeitalter und zu Zeiten der Weimarer Republik wurden immer mehr Forschungseinrichtungen und regionalhistorische Vereinigungen in der Rheinprovinz gegründet, die den historisierenden Begriff Rheinlande in Anknüpfung an die gemeinschaftliche Tradition in ihrem Namen trugen. Dabei bezogen sich diese Institutionen in ihren tatsächlichen Aktivitäten indes nicht auf das ursprüngliche, von der fränkischen Besiedlung erfasste ganzheitliche Terrain, sondern konzentrierten sich - [pars pro toto]] - auf die Kernregion. Eine gängige Auslegung bezieht sich dabei auf Gebiete zwischen Maas als Westgrenze, Mosel als Südgrenze und Rhein als Ostgrenze. Ludwig Mathars Aufsatz Die Karolinger in den Landen zwischen Maas, Mosel und Rhein - Ein geschichtlicher Überblick, in: Eifel-Kalender, 1943, Seite 32, beschreibt die Kulturregion anschaulich-literarisch an Hand von Beispielen. Rechtsrheinische Gebiete spielen eine untergeordnete Rolle.
Das 1920 gegründete "Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande" an der Universität Bonn behandelt Landesgeschichte, Alltagsgeschichte, Kirchengeschichte, Namensetymologien und Sprache in der Kernregion Eifel / Rhein von Koblenz bis Düsseldorf. Verschiedene heimatkundliche Vereine, die ebenfalls in der Zeit der Weimarer Republik gegründet wurden, wirken eng mit diesem Institut auf dieser Verständnisbasis der Kernregion zusammen.
Der "Geschichtsforschungen Rheinlande Verlag" gibt Einzelpublikationen zu speziellen Kulturdenkmälern des Gebiets heraus.
Im „Geschichtlichen Atlas der Rheinlande“ sowie im Bevölkerungs-Plötz (Bd. I, S. 77) sind die fränkischen Gebiete beiderseits des Rheins zwischen Bingen und der heutigen niederländischen Grenze, die eine Konzentration an vorromanischen Kirchenbauten aufweisen, verzeichnet. Hierzu wird ein deutlicher Schwerpunkt in der Eifel und westlich des Niederrheins im weitwinkligen Dreieck zwischen Aachen, Koblenz und Kleve dokumentiert.
Es existierte aber zeitgleich und bis in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hinein stets auch die gegenläufige Tendenz, den Rheinlande-Begriff, anknüpfend an die altfränkisch-karolingische Tradition, weiter auszulegen. Der erste Reiseführer über die "Rheinlande" von Karl Baedeker hatte in seiner Erstausgabe von 1874 sogar den - alemannischen - Oberrhein bis Basel mit einbezogen. In dieser gesamtrheinischen Tradition, die sogar Lothringen mit einbezieht, verstand sich auch die von Wilhelm Schäfer von 1901 bis 1923 herausgegebene Zeitschrift Die Rheinlande. Kritiker haben darin großdeutsches Denken und Vorstufen zum nationalsozialistischen Ansatz gesehen. So weit geht RECLAMs Kunstführer "Rheinlande - Westfalen" (Ausgabe von 1959) nicht mehr, ist aber immerhin noch - unter Einbeziehung Rheinhessens und der Rheinpfalz, um eine ganzheitliche Erfassung der Baudenkmäler beiderseits des Rheins bis Mainz bemüht. Zeitgenössische Rhein-Kunstreiseführer betonen deutlich den Raum Mainz als Grenze zwischen zwei architekturgeschichtlich und ikonographisch unterschiedlichen Kulturregionen am Rhein.
Die "Rheinlande" heute
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So problematisch die Denotation "Rheinlande" wegen ihrer geographischen Unschärfe am Ende ist, so persistent ist dennoch die bewusste Anknüpfung an die Tradition selbst in neueren und neuesten Publikationen geblieben.
Eine abschließende Antwort darauf, was das Selbstverständnis des Rheinländers ausmacht und wie weit es geographisch reicht, wird nicht zu geben sein.
Literaturliste
kommt ganz zum Schluss dran