Als Runenmeister (urnordisch Erilaz; neuschwedisch Runristare) bezeichnet man eine Person, die die Runenschrift beherrschte und in der Lage war, entsprechende Texte zu gestalten. Der Stand des Runenmeisters wurde mit dem Worte „erilaR“ oder „irilaR“ bezeichnet[1] (vgl. auch Jarl).

Der Runenmeister konzipierte zu schreibende bzw. ritzende Texte.[2] In diesem Fall war der Runenmeister abzugrenzen vom Runenschreiber oder Runenritzer, es kann sich aber auch um die selbe Person handeln.
Die Runenmeister sind nach heutigem Verständnis eher Künstler, die beispielsweise Schreibrichtung oder Layout recht frei künstlerisch ausgestalteten.[3] Runenmeister verewigten häufig ihren Namen auf ihren Werken. Es war gängige Praxis bei den germanischen Runenmeistern, Texte unleserlich zu machen oder zu verschlüsseln, beispielsweise durch Integration in Bilder oder dass Runen an senkrechten Strichen positioniert wurden, um den tatsächlichen Text zu chiffrieren.[4]
Im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert gab es die letzten Runenmeister in Schweden[5]
Bekannte Runenmeister
- Øpir (ggf. Pop Upir Lichoj)[6]: Runenstein Ärentuna 13:2
- Beagnoþ: Sax von Beagnoth
- Fot
- Torgöt: signierte Steine U 257, U 308, U 746 und U 958 und kommt auch für die Steine U 58, U 77, U 306 und U 694 infrage; vlg. Hovgårdsstenen
- Tuve: Runenstein von Læborg
- Ulf von Borresta
- Ulv: Ein Stein von Orkesta (U 336), von Lundby (U328) und zwei Steine von Risbyle (U 160 und U 161) werden ihm zugeschrieben, einer der Risbyle-Steine trägt sogar seine Signatur; vgl. Runenstein von Yttergärde
- Varin: Runenstein von Rök
Literatur
- Elmer H. Antonsen: Runes and Germanic Linguistics. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017462-6, S. 185–194, 261–262.
- Klaus Düwel: Zu den theriophoren Runenmeisternamen, insbesondere in Brakteateninschriften. In: Frühmittelalterliche Studien 18 (1984): ISSN 0071-9706, S. 321–333.
- Edmund Hollander, Michaela von Hollander: Vatan – der Pfad des Nordens: die uralte Wissenschaft der Runenmeister, Skalden, Seherinnen und weisen Frauen. Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-86029-5.
Weblinks
- Deutung der Inschrift mit dem Wort „Erilaz“ oder „ErilaR“ auf dem Stein von Järsberg auf runenprojekt.uni-kiel.de
- Roberta Nedoma: Runenschrift und Runeninschriften – eine kurze Einführung – 1. Runen und Runenmeister(innen) auf univie.ac.at
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Krause: Runen. de Gruyter, Berlin 1970, S. 60.
- ↑ Klaus Düwel: Runenkunde. (= Sammlung Metzler. Bd. 72.) Dritte, vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, ISBN 3-476-13072-4, S. 12.
- ↑ Gesa Gottschalk: Zeichen und Rätsel. In: Geo Epoche – Die Germanen. 34, Gruner und Jahr, Hamburg 2008, ISSN 1861-6097 S. 97–101, Zitat S. 99.
- ↑ Rudolf Simek: Mittelerde. Tolkien und die germanische Mythologie. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52837-6, S. 153.
- ↑ Lydia Klos: Runensteine in Schweden – Studien zu Aufstellungsort und Funktion. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 64. De Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-021464-2.
- ↑ Arend Quak: Ist pop Upir’Lichoj mit dem Runenmeister Øpir identisch? In: Scando-Slavica. 31.1 (1985): ISSN 0080-6765, S. 145–150.