Pan-Am-Flug 816 | |
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![]() eine baugleiche Boeing 707 der Pan Am | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | ungeklärt |
Ort | Papeete, Französisch-Polynesien |
Datum | 22. Juli 1973 |
Todesopfer | 78 |
Überlebende | 1 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Boeing 707-321B |
Betreiber | Pan American World Airways |
Kennzeichen | N417PA |
Name | Clipper Winged Racer |
Abflughafen | Flughafen Auckland, Neuseeland |
1. Zwischenlandung | Flughafen Faa’a, Französisch-Polynesien |
2. Zwischenlandung | Los Angeles International Airport, Vereinigte Staaten (nicht erreicht) |
Zielflughafen | San Francisco International Airport, Vereinigte Staaten |
Passagiere | 69 |
Besatzung | 10 |
→ Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Am 22. Juli 1973 verunglückte eine Boeing 707-321B auf dem Pan-Am-Flug 816 kurz nach dem Start vom Flughafen Faa’a. Das Flugzeug der Pan American World Airways stürzte vor der Küste Tahitis in den Pazifischen Ozean. Bei diesem bislang schwersten Flugunfall in Französisch-Polynesien kamen 78 der 79 Insassen ums Leben.
Flugverlauf
Die Boeing 707 (N417PA) führte einen Linienflug von Auckland in Neuseeland zum San Francisco International Airport in den USA aus. In Papeete und Los Angeles waren planmäßige Zwischenlandungen vorgesehen.
Nach der Ankunft in Papeete wurde ein Riss in der Verglasung eines Cockpitfensters festgestellt. Die Besatzung nahm telegrafischen Kontakt mit der Unternehmenszentrale in New York auf, welche die Erlaubnis zum Weiterflug erteilte. Die Piloten wurden angewiesen, die Fensterheizung nicht in Betrieb zu nehmen. Der Kapitän entschied sich, den Flug nach Los Angeles in einer niedrigen Reiseflughöhe fortzusetzen, um die Druckbelastung auf das beschädigte Fenster gering zu halten. Weil sich der Treibstoffverbrauch dadurch erhöhen würde, ordnete er an, das Flugzeug mit 70.860 kg (156.220 lb), statt wie geplant mit 54.884 kg (121.000 lb) Kerosin betanken zu lassen.[1]
Laut Flugplan war der Abflug aus Papeete um 20:30 Uhr Ortszeit vorgesehen. Durch das Warten auf die Anwort der Unternehmenszentrale und durch die Nachbetankung verzögerte sich der Start um mehr als 90 Minuten. Die Piloten erhielten um 21:52 Uhr die Aufforderung zum Anlassen der Triebwerke. Um 21:58 Uhr bat der Kapitän die Flugsicherung, den Flug nach Los Angeles in 7.000 Meter (23.000 Fuß) statt wie gelant in 10.000 Meter (33.000 Fuß) Höhe durchführen zu dürfen. Eine entsprechende Streckenfreigabe wurde erteilt. Die Piloten bekamen um 22:04 Uhr die Starterlaubnis. Zu dieser Zeit lag der Flughafen unter einer geschlossenen Wolkendecke, zudem regnete es. Die Sichtweite am Boden betrug etwa 8.000 Meter.[1]
Die Maschine hob um 22:06 Uhr von der Startbahn 04 ab. Augenzeugen berichteten, dass das Flugzeug auffallend langsam stieg. Das Abflugverfahren sah eine Linkskurve nach dem Start vor, welche die Piloten bereits in etwa 90 Meter Höhe (300 Fuß) einleiteten. Unmittelbar darauf begann die Boeing 707 zu sinken. Die Maschine schlug um 22:06:45 Uhr, etwa 30 Sekunden nach dem Abheben, im Pazifik auf. Der Fluglotse im Kontrollturm bemerkte einen Lichtblitz auf dem Meer und löste Alarm aus. Die Unglücksstelle lag circa 3,5 Kilometer hinter der Landebahnschwelle und rund 700 Meter vor der Küste Papeetes.[1] Rettungskräfte bargen zwei Überlebende, eine Flugbegleiterin und einen kanadischen Passagier. Die Flugbegleiterin erlag kurz darauf ihren schweren Verletzungen.[2]
Unfallursache
Die meisten Trümmerteile, darunter beide Flugdatenschreiber, versanken im Meer. Trotz einer dreitägigen Suche mit Sonargeräten gelang es nicht, das Wrack in 700 Meter Wassertiefe zu orten. Einige treibende Trümmer wurden geborgen, darunter Teile des Bugfahrwerks sowie einzelne Bruchstücke des Rumpfes, der Tragflächenstruktur und des Seitenleitwerks. Deren Anzahl reichte aber nicht aus, um die Unfallursache zu ermitteln.[1]
Der flache Steigwinkel nach dem Start schien auf einen Triebwerksausfall hinzudeuten, allerdings hätte ein solcher allein nicht zum Unfall geführt. Einen gleichzeitigen Ausfall von zwei Triebwerken sahen die französischen Ermittler als unwahrscheinlich an, zumal die Besatzung vor dem Aufprall keinen Notruf gesendet hatte.[1]
Die Ermittler vermuteten, dass die Piloten durch einen Instrumenten- oder Systemfehler abgelenkt waren und nicht bemerkten, dass die Maschine in den Sinkflug überging. Möglicherweise stellte der Künstliche Horizont des Kapitäns die Fluglage falsch dar. Dies könnte bewirkt haben, dass er den Steigflug zunächst flacher als üblich ausgeführte. Nachdem die Maschine in relativ niedriger Höhe nach links in Richtung des offenen Meeres drehte, fehlte dem Kapitän ein visueller Bezugspunkt, um die fehlerhafte Anzeige zu erkennen und die Fluglage entsprechend zu korrigieren. Vermutlich erhöhte sich der Querneigungswinkel der Maschine nach dem Einleiten der Kurve kontinuierlich, so dass sie über die linke Tragfläche abkippte und an Höhe verlor. Das Flugzeug schlug mit eingezogenem Fahrwerk auf. Die Startklappen (Flaps) waren beim Aufprall noch gesetzt bzw. nicht vollständig eingefahren.[1][2]
Der französische Abschlussbericht nannt als weitere mögliche Unfallursachen den Bruch des beschädigten Cockpitfensters sowie das Durchfliegen einer Windscherung nach dem Start.[1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Offizieller französischer Untersuchtungsbericht (PDF)
- ↑ a b Flugzeugkatastrophen, David Gero, Stuttgart 1994
Kategorie:Flugunfall in Frankreich Kategorie:Flugunfall 1973 Kategorie:Verkehrsgeschichte (Vereinigte Staaten) Kategorie:Pan American World Airways