Jüdische Gemeinde Honnef

jüdische Gemeinde
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Die Jüdische Gemeinde Honnef (heute Bad Honnef), einer Stadt im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis, entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde durch die nationalsozialistische Verfolgung ausgelöscht.

Geschichte

 
Synagoge Honnef

In der zu Honnef gehörigen einstigen Honschaft Rhöndorf sind Juden erstmals für das Jahr 1594 nachweisbar[1]; sie wurden später nach Rheinbreitbach vertrieben.[2] Ein jüdischer Friedhof in der Honschaft Selhof wurde ab 1666 belegt. 1683 waren in Honnef drei jüdische Familien ansässig, die sich auf die Honschaften Mülheim und Bondorf verteilten. Gemäß Erhebungen aus den Jahren 1744, 1749, 1770, 1774 und 1806 pendelte die Anzahl der jüdischen Familien in Honnef zwischen zwei und vier. Vermutlich[2] bereits von Ende des 16. Jahrhunderts an bestand eine Synagogengemeinschaft von Honnef und Rheinbreitbach mit gemeinsamem Bethaus in Rheinbreitbach. 1853 wurde sie auf Grund der Neuorganisation des Judenwesens innerhalb der Kreis- und Regierungsbezirksgrenzen aufgelöst[3]:32 f. und Honnef der Spezialsynagogengemeinde Königswinter, ab 1863 in der Synagogengemeinde des Siegkreises angegliedert.[4][3]:33 Zum Zeitpunkt des Deutsch-Französischen Krieges (1871) umfasste die jüdische Gemeinde in Honnef 31 Personen. Bei der Volkszählung 1885 verzeichnete die Stadt 58 Einwohner mit jüdischem Religionsbekenntnis.[5] 1887 gründete sich eine eigenständige jüdische Spezialgemeinde Honnef, an die sich bis 1932 Königswinter und Oberdollendorf anschlossen.[4]

Synagoge

Die jüdische Gemeinde verfügte zunächst über einen Gebetsraum an der Rommersdorfer Straße. Mit dem Wachstum der Gemeinde ergab sich die Notwendigkeit für die Einrichtung eines eigenen Gotteshauses. Die Wahl fiel auf die vormalige evangelische Kapelle an der Linzer Straße aus dem Jahre 1871, die 1900 für 8000 Mark in den Besitz der jüdischen Gemeinde überging und nach einem Entwurf des und bei Ausführung durch den Honnefer Architekten Ottomar Stein[6] zur Synagoge umgebaut wurde.

Nationalsozialistische Verfolgung

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge am Nachmittag des 10. Novembers zerstört. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 lebten noch 15 Juden in der Stadt. Sie wurden bis Mai 1941 in den sog. „Judenhäusern“ Bergstraße 5 und Rommersdorfer Straße 22 zusammengelegt und mindestens sechs Personen im Juni 1941 in das Arbeitsdienstlager Much umgesiedelt.[3]:92 f. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 24 in Honnef geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[7] Auf dem bis heute vorhandenen jüdischen Friedhof im Ortsteil Selhof wurde 1968 von der Stadt Bad Honnef eine Gedenkstele aufgestellt, 1979 an der Kirchstraße eine Gedenktafel zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge. Seit dem 28. Oktober 2005 erinnern die ersten Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Bad Honnef an der Linzer Straße Ecke Am Saynschen Hof an das Schicksal der 1942 in den Osten deportierten jüdischen Familie Levy.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ansgar Sebastian Klein: Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus im Siebengebirge. 1. Auflage, Klartext Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-915-8, S. 509. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 2007)
  2. a b Elfi Pracht: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein – Westfalen. Teil I: Regierungsbezirk Köln. (=Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Bd. 34.1), Köln 1997, ISBN 3-7616-1322-9, S. 511.
  3. a b c Adolf Nekum: Honnefs Kinder Israels: Spuren und Zeugnisse jüdischen Lebens in und um Bad Honnef. Eine familien-, gesellschafts-, sozial- und religionsgeschichtliche Dokumentation.
  4. a b Ursula Reuter: Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts.
  5. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen (PDF; 1,5 MB), Band XII Provinz Rheinland, Verlag des Königlich statistischen Bureaus (Hrsg.), 1888, Seiten 114/115
  6. Jörg Schulze: Kirchenbau des 19. Jahrhunderts im alten Siegkreis. (= Landeskonservator Rheinland, Arbeitsheft 21) Rheinland-Verlag, Köln 1977, ISBN 3-7927-0320-3 (zugleich Dissertation RWTH Aachen, 1972), S. 253–255.
  7. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 13. Dezember 2012.
  8. Vier Stolpersteine verlegt, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 29. Oktober 2005