Juristische Fakultät der Universität Heidelberg
Die Juristische Fakultät der Universität Heidelberg in Heidelberg, Deutschland, ist eine der vier Gründungsfakultäten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie wurde im Jahre 1386 von Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz gegründet und ist damit die älteste juristische Fakultät in Deutschland.[1] Die Juristische Fakultät erreichte 2014 in den QS World University Rankings den 24. Platz.[2]
Universität Heidelberg Juristische Fakultät | |
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Gründung | 1386 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Heidelberg |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Land | Deutschland |
Leitung | Dekan Christian Hattenhauer |
Studierende | 2.764 (2014) |
Website | http://www.jura.uni-heidelberg.de/ |
Wissenschaftliche Ausbildung
Neben dem grundständigen Jurastudium mit dem Abschlussziel Erste juristische Prüfung und verschiedenen Doktorandenprogrammen bietet die Juristische Fakultät ein allgemeines Master of Laws-Programm (LL.M.) für im Ausland graduierte Juristen, einen spezialisierten Masterstudiengang in Unternehmensrestrukturierung sowie einen spezialisierten Masterstudiengang im Völkerrecht, der am Heidelberg Center for Latin America in Santiago de Chile durchgeführt wird.[3] Die Lehre erfolgt in Vorlesungen, Arbeitsgemeinschaften, Moot Courts und Seminaren. Die Fakultät führt außerdem die “Max Planck Research School for Successful Dispute Resolution in International Law“ in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht durch. [4] Die Studierenden müssen zunächst einen umfangreichen Pflichtbereich abdecken.[5] Nach der Zwischenprüfung, können sie einen von zwölf Schwerpunktbereichen wählen: Rechtsgeschichte und historische Rechtsvergleichung, Kriminalwissenschaften, Deutsches und europäisches Verwaltungsrecht, Arbeitsrecht und Sozialrecht, Steuerrecht, Unternehmensrecht, Wirtschaftsrecht und Europarecht, Zivilverfahrensrecht, Internationales Privat- und Verfahrensrecht, Völkerrecht, Medizin- und Gesundheitsrecht und Europäisches und internationales Kapitalmarkt- und Finanzdienstleistungsrecht.[6] Thomas Lobinger und das Examensvorbereitungsprogramm "HeidelPräp!" erhielten 2014 den vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Hochschulrektorenkonferenz gestifteten Ars-legendi-Fakultätenpreis für Rechtswissenschaften.[7] Die Fakultät beherbergt auch die Studentische Zeitschrift für Rechtswissenschaft Heidelberg ("StudZR"), die älteste studentische Law Review in Deutschland.
Institute
- Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft
- Institut für Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Insolvenzrecht
- Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht
- Institut für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht
- Institut für deutsches, europäisches und internationales Strafrecht und Strafprozessrecht
- Institut für Kriminologie
- Institut für Staatsrecht, Verfassungslehre und Rechtsphilosophie
- Institut für deutsches und europäisches Verwaltungsrecht
- Institut für Finanz- und Steuerrecht
- Gemeinsames Institut für deutsches, europäisches und internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik der Universitäten Heidelberg und Mannheim (IMGB)
- Kooperationspartner: Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
Professoren
Professuren
Bürgerliches Recht | Strafrecht | Öffentliches Recht |
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Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Werner F. Ebke, LL.M. (U.C. Berkeley) | Prof. Dr. iur. Gerhard Dannecker | Prof. Dr. iur. Peter Axer |
Prof. Dr. iur. Stefan J. Geibel, Maître en droit (Université Aix-Marseille III) | Prof. Dr. iur. Dieter Dölling | Prof. Dr. Martin Borowski |
Prof. Dr. iur. Christian Hattenhauer | Prof. Dr. Volker Haas | Prof. Dr. iur. Bernd Grzeszick, LL.M. (Cambridge) |
Prof. Dr. iur. Christoph A. Kern, LL.M. (Harvard) | Prof. Dr. iur. Wolfgang Kahl, M. A. | |
Prof. Dr. iur. Dres. h. c. Herbert Kronke, Schiedsrichter am Iran-United States Claims Tribunal in Den Haag | Prof. Dr. Hanno Kube, LL.M. (Cornell) | |
Prof. Dr. iur. Thomas Lobinger | Prof. Dr. iur. Ute Mager | |
Prof. Dr. iur. Dr. h. c. mult. Peter-Christian Müller-Graff | Prof. Dr. iur. Ekkehart Reimer | |
Prof. Dr. iur. Andreas Piekenbrock | ||
Prof. Dr. iur. Thomas Pfeiffer | ||
Prof. Dr. iur. Markus Stoffels | ||
Prof. Dr. iur. Marc-Philippe Weller |
Emeriti (Auswahl)
- Prof. Dr. iur. Winfried Brugger, LL.M (U.C. Berkeley) †
- Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Karl Doehring †
- Prof. Dr. iur. Ludwig Häsemeyer
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Thomas Hillenkamp
- Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Peter Hommelhoff, ehemaliger Rektor der Universität Heidelberg, KPMG
- Prof. Dr. iur. Gerrick von Hoyningen-Huene
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Othmar Jauernig †
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. mult. Erik Jayme
- Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Paul Kirchhof
- Prof. Dr. iur. Wilfried Küper
- Prof. Dr. iur. Karl Lackner †
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Adolf Laufs †, ehemaliger Rektor der Universität Heidelberg
- Prof. Dr. iur. Dr. med. Heinz Leferenz
- Prof. Dr. iur. Olaf Miehe †
- Prof. Dr. iur. Friedrich Müller
- Prof. Dr. iur. Reinhard Mußgnug
- Prof. Dr. iur. Fritz Nicklisch
- Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Eberhard Schmidt-Aßmann
- Prof. Dr. iur. Hans Schneider †
- Prof. Dr. iur. Helmut Steinberger
- Prof. Dr. iur. Dres. h.c. mult. Peter Ulmer, ehemaliger Rektor der Universität Heidelberg
- Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Rüdiger Wolfrum, ehemaliger Präsident des Internationalen Seegerichtshofs.
Honorarprofessoren (Auswahl)
- Prof. Dr. iur. Christian Duve, Freshfields Bruckhaus Deringer
- Prof. Dr. iur. Hans-Jürgen Hellwig, Hengeler Mueller
- Prof. Dr. iur. Burkhard Hess, Max Planck Institute Luxembourg for International, European and Regulatory Procedural Law
- Prof. Dr. iur. Carl-Heinz Heuer, Feddersen, Heuer & Partner
- Prof. Dr. iur. Claus Meissner, ehemaliger Präsident des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg
- Prof. Dr. iur. Anne Peters, LL.M. (Harvard), Direktorin des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
- Prof. Dr. iur. Gerald Rittershaus, Kanzlei Rittershaus
Statistik
An der Juristischen Fakultät studieren 2.764 Studierende, davon streben 2396 die Erste juristische Prüfung an. Daneben gibt es 241 Doktoranden und 96 Masterstudierende. Umgefähr zehn Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland.[8] Im Jahr 2013 schlossen 313 Absolventen das Studium ab, es erfolgten 43 Promotionen und zwei Habilitationen.[9] Im Jahr 2012 nahm die Fakultät 790.000 EUR Drittmittel ein.[10] Während in Deutschland überlicherweise circa dreißig Prozent der Kandidaten die Staatsprüfung (Staatliche Pflichtfachrüfung) nicht bestehen und nur circa zehn Prozent ein Prädikat erhalten,[11] beträgt die Durchfallquote in Heidelberg maximal zwanzig Prozent, die Quote der Prädikatsexamina circa fünfundzwanzig Prozent.[12]
Internationale Kooperationen
Die Juristische Fakultät unterhält Forschungskooperationen und Programme zum Studierendenaustausch mit ungefähr vierzig Partneruniversitäten. Gemeinsam mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Jagiellonen-Universität Krakau betreibt sie die „Schule des deutschen Rechts“ in Krakau und ist an der deutschsprachigen Andrássy Universität Budapest beteiligt. Seit Mitte der 60er Jahre unterhält die Fakultät eine Partnerschaft mit der Juristischen Fakultät der Universität Montpellier. Neben Programmen der Studierenden- und Dozentenmobilität finden gemeinsame Seminare statt.[13] Seit 1976 existiert ein Austauschprogramm der Universität Heidelberg mit der Universität Cambridge. Es werden Jahres- und Sommerstipendien gewährt.[14] Im Rahmen des eines Kooperationsabkommens mit der Pepperdine University besteht die Möglichkeit, ein Semester in Heidelberg und ein Semester in Pepperdine zu studieren, um den dortigen "LL.M. in Dispute Resolution" zu erwerben.[15]
Berühmte Persönlichkeiten (Auswahl)
Mit der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg ist eine Reihe von namhaften Persönlichkeiten verbunden, die an ihr studiert, geforscht oder gelehrt haben. Eine ausführliche Liste dieser Personen findet sich unter Liste berühmter Persönlichkeiten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Gerhard Anschütz
- Fritz Bauer
- Johann Caspar Bluntschli
- Hugo Donellus
- Joseph von Eichendorff
- Karl Engisch
- Ernst Forsthoff
- Otto von Gierke
- Levin Goldschmidt
- Dionysius Gothofredus
- James Hannen
- Wolfgang Hefermehl
- Muhammad Iqbal
- Georg Jellinek
- Ferdinand Kirchhof
- Paul Kirchhof
- Juliane Kokott
- Herbert Kronke
- Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
- Ernst Levy
- Rudolf Mellinghoff
- Carl Joseph Anton Mittermaier
- Konstantin von Notz
- Samuel von Pufendorf
- Ingeborg Puppe
- Gustav Radbruch
- Bernhard Schlink
- Georg von Siemens
- Konstantin Stoilow
- Anton Friedrich Justus Thibaut
- Christian Tomuschat
- Adolph von Vangerow
- Hermann Weinkauff
- Bernhard Windscheid
- John Winthrop Chanler
- Rüdiger Wolfrum
- Karl Eduard Zachariae von Lingenthal
Gebäude
Die Institute und Bibliotheken der Fakultät sind in mehreren Gebäuden der Heidelberger Altstadt untergebracht. Die meisten Lehrstühle und die größte Bibliothek befinden sich seit 1956 im Juristischen Seminar, Friedrich Ebert-Anlage 6-10. Die aus drei verbundenen Gebäuden bestehende Baugruppe wurden 1842/43 (Nr. 6), 1847 (Nr. 8) und ca. 1870 (Nr. 10) errichtet, letztgenanntes Anwesen durch den Schweizer Architekt Alfred Friedrich Bluntschli, einem Sohn des auch in Heidelberg lehrenden Rechtswissenschaftlers Johann Caspar Bluntschli. 1860-1945 beherbergten die Gebäude das renommierte „Hotel Victoria".[16] Umbauten erfolgten 1910 durch Franz Sales Kuhn und 1929 durch Hermann Alker (Vorbau im Bauhausstil).[17]
Das Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht befindet sich im „Altjuridicum“ (Augustinergasse 9, am Universitätsplatz). Der 1716-19 errichtete Bau war ab 1829 im Besitz des Gynäkologen Franz Naegele, der das Anwesen erweitern und im Stil des romantischen Klassizismus umgestalten ließ. Bis 1878 betrieb Otto Bassermann hier die „Verlagsbuchhandlung Friedrich Bassermann“.[18] Seit 1914 beherbergte das Gebäude das Juristische Institut.[19]
Das Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft sowie das Institut für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht befinden sich im 1926-28 von Friedrich Haller im nüchternen Neubarock errichteten Gebäude Friedrich-Ebert-Platz 2, der ehemaligen Städtischen Sparkasse.[20]
Die Vorlesungen finden in der Neuen Universität[21] (1930) statt. Ein großer Teil der juristischen Literatur befindet sich in der Universitätsbibliothek.
Die Fakultät in Literatur und Populärkultur
In Bernhard Schlinks 1995 erschienenem Roman Der Vorleser spielen einige der Hauptszenen an der Universität Heidelberg, wo die Hauptfigur Michael Berg Jura studiert. Auch Naoki Urasawas Mangaserie (1994–2001) Monster spielt zum Teil an der Universität, wo Nina Fortner (Anna Liebert) das juristische Examen ablegt. In Michel Favarts Film Die Elsässer (Original «Les Alsaciens ou les Deux Mathilde», 1996) studiert Karl Kempf, einer der Hauptdarsteller, Jura an der Universität Heidelberg, während sein Bruder Edouard sein Studium an der französischen École Polytechnique beginnt. Fiktive Absolventen der Juristischen Fakultät sind Hans Julius Grebenar in Jeffrey Archers Kurzgeschichte "A good eye" der Sammlung "And Thereby Hangs a Tale" (2010), ebenso der preußische Junker Rudolf von Adelhaus in Harold Spenders 1916 erschienenen Erzählung "The Dividing Sword".[22]
Literatur
- Klaus-Peter Schroeder: "Immer gerettet und aufrecht geblieben" : die Juristische Fakultät der kurpfälzischen Universität Heidelberg von ihren Anfängen bis zum Jahr 1802. 2014, ISBN 978-3-942189-16-3.
- Klaus-Peter Schroeder: "Eine Universität für Juristen und von Juristen" : die Heidelberger Juristische Fakultät im 19. und 20. Jahrhundert. 2010, ISBN 978-3-16-150326-9.
- Peter Meusburger: Wissenschaftsatlas of Heidelberg University : spatio-temporal relations of academic knowledge production. Bibliotheca Palatina, 2012, ISBN 978-3-9811463-4-9, S. 158–161.
- Christian Baldus, Herbert Kronke, Ute Mager: Heidelberger Thesen zu Recht und Gerechtigkeit. Mohr Siebeck, 2013, ISBN 978-3-16-152056-3.
- Heidelberg University Bibliography (Juristische Fakultät): As the main index of publications Heidelberg University Bibliography (HeiBIB) lists the academic publications by members of Heidelberg University,[23]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Introduction to the Faculty of Law. In: University of Heidelberg Homepage. Abgerufen am 1. Januar 2010.
- ↑ Heidelberg University Press Releases: Heidelberg in the 2014 QS World University Rankings.
- ↑ Courses of Study at the Heidelberg School of Law. In: University of Heidelberg Homepage. Abgerufen am 1. Januar 2010.
- ↑ Max Planck Research School for Successful Dispute Resolution in International Law. In: Max Planck Society website. Abgerufen am 1. Januar 2010.
- ↑ Stefan Korioth: Legal Education in Germany today.
- ↑ Liste der Schwerpunktbereiche in Heidelberg
- ↑ Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft: Ars legendi-Award 2014.
- ↑ Heidelberg University: 2013 - 2014 Student statistics. Abgerufen am 31. Mai 2014.
- ↑ Universität Heidelberg, Jahresbericht 2013.
- ↑ Heidelberg University: Annual Report 2012. Abgerufen am 8. Juni 2014.
- ↑ Stefan Korioth: Legal Education in Germany today. S. 96 (wisc.edu [PDF]).
- ↑ Ergebnisse der Staatsprüfung in Baden-Württemberg (Herbst 2014).
- ↑ Montpellierseminar der juristischen Fakultäten der Universitäten Heidelberg und Montpellier.
- ↑ Cambridgeaustausch.
- ↑ Pepperdine-LL.M..
- ↑ Ahlemann, Christoph: Heidelberger Hotels von 1870 bis heute. Heidelberg 2008, S. 23.
- ↑ Roos, Dorothea: Der Karlsruher Architekt Hermann Reinhard Alker. Tübingen 2011, S. 252-260]] [[Mertens, Melanie: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Stadtkreis Heidelberg, Teilband 1, Ostfildern 2013, S. 194f.
- ↑ Otto Bassermann, Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV.
- ↑ Mertens, Melanie: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Stadtkreis Heidelberg, Teilband 1, Ostfildern 2013, S. 158.
- ↑ Mertens, Melanie: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Stadtkreis Heidelberg, Teilband 1, Ostfildern 2013, S. 208.
- ↑ http://rhein-neckar-wiki.de/Neue_Universit%C3%A4t%20Artikel%20Neue%20Universität%20in%20rhein-neckar-wiki.de Zur Neuen Universität: Rhein-Neckar-Wiki
- ↑ Thomas Weber: Our Friend "The Enemy". Elite Education in Britain and Germany before World War I. Stanford University Press 2008, page 104.
- ↑ HeiBIB.
Koordinaten: 49° 24′ 27″ N, 8° 41′ 44″ O