Wilhelm Conrad Röntgen

deutscher Physiker und Nobelpreisträger
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Wilhelm Conrad Röntgen (* 27. März 1845 in Lennep (heute Stadtteil von Remscheid); † 10. Februar 1923 in München) war ein deutscher Physiker.

Wilhelm Conrad Röntgen
Das Geburtshaus von Wilhelm Conrad Röntgen

Leben

Als einziges Kind des Tuchfabrikanten Friedrich Röntgen und dessen Frau Charlotte Constanze geb. Frowein wird Wilhelm Conrad Röntgen im Haus seiner Eltern, Am Gänsemarkt 1 in Lennep, einem heutigen Stadtteil von Remscheid, am 27. März 1845 geboren. Aus wirtschaftlichen Gründen zieht die Familie 1848 nach Apeldoorn in den Niederlanden.
Von 1861 bis 1863 besucht Röntgen die Technische Schule in Utrecht. Aus disziplinarischen Gründen, weil er irrtümlich für den Urheber einer Karikatur seines Klassenlehrers gehalten wird, verweist man ihn ohne Abitur von der Schule. Dennoch studiert Röntgen von 1865 bis 1868 ohne Abitur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Dies ist möglich, da ihm wegen seiner guten Zeugnisse die an dem dortigen Polytechnikum sonst übliche strenge Aufnahmeprüfung erspart bleibt. Dort erhält er 1868 sein Diplom als Maschinenbauingenieur.
In der nachfolgenden Zeit führt er bei dem nur sechs Jahre älteren August Kundt ein Aufbaustudium in Physik durch. Am 22. Juni 1869 promoviert Röntgen an der Universität Zürich in Physik mit „Studien über Gase“. Danach begleitet er 1870 August Kundt als Assistent nach Würzburg und veröffentlicht dort, in den „Annalen der Physik und der Chemie“, seine erste wissenschaftliche Abhandlung.

Am 19. Januar 1872 heiratet er Anna Bertha Ludwig, die Tochter eines Zürcher Gastwirts, in Apeldoorn.

An der Universität Straßburg erhält Röntgen am 13. März 1874 seine Habilitation, die ihm die Universität Würzburg zuvor wegen seines fehlenden Abiturs verweigerte. Ab 1875 wirkte er in einer außerordentlichen Professur für Physik und Mathematik an der Landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim. Auf Wunsch seines früheren akademischen Lehrers und Förderers Kundt, übernimmt Röntgen ab 1876 die ebenfalls außerordentlichen Professur für Physik in Straßburg. Durch seine Berufung 1879 auf eine ordentliche Professur in Gießen erhält Röntgen in seiner wissenschaftlichen Laufbahn zum ersten Mal ein festes Gehalt.

1887 nehmen Röntgen und seine Frau eine sechsjährige Nichte auf, die später von ihnen adoptiert wird.

Am 1. Oktober 1888 wird er auf das Ordinariat für Physik in Würzburg berufen und dort 1893 zum Rektor der Universität gewählt. Vom 1. April 1900 an ist Röntgen an der Universität München als Professor tätig.

Wilhelm Conrad Röntgen ist 1901 der erste Nobelpreisträger für Physik

„als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, das er sich durch die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen erworben hat“.

Die 50.000 Kronen Preisgeld stiftet er der Universität Würzburg. Ebenso verzichtet Röntgen auf eine Patentierung seines Experimentes, wodurch sein Röntgenapparat schneller Verbreitung finden soll. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Nobelpreises veranstaltet die Stadt Remscheid seit 2001 an jedem letzten Sonntag im Oktober den Röntgenlauf.

1919 stirbt nach langer und schwerer Krankheit Röntgens Frau. Im selben Jahr wird er zum Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ernannt. Von seiner Tätigkeit als Professor an der Universität München wird er am 1. April 1920 emeritiert.
Am 10. Februar 1923 stirbt Wilhelm Conrad Röntgen im Alter von 77 Jahren an Darmkrebs in München. Er ist auf dem Alten Friedhof in Gießen begraben.

Zu Ehren Röntgens wurde, außer den von ihm entdeckten Strahlen, auch die mittlerweile veraltete Einheit Röntgen nach ihm benannt. Ebenso das 111. chemische Element Roentgenium. Viele Schulen, Straßen und Plätze in Deutschland tragen ebenso seinen Namen.

Leistungen

 
Wilhelm Conrad Röntgen (1901)
 
Röntgen-Denkmal in Gießen

Wilhelm Conrad Röntgen veröffentlichte 60 wissenschaftliche Arbeiten in seiner Laufbahn.
Seine erste wissenschaftliche Arbeit verfasste er als 20-Jähriger. Hierbei handelte es sich um ein Chemie-Repititorium zu einem Standardwerk des Chemie-Professors J. W. Gunning. Schon an diesem Werk ist die Fähigkeit Röntgens zu erkennen, vielfältige Fakten klar zu ordnen sowie gut zu schematisieren, um so Verwechslungen auszuschließen.
1869 verfaßte Röntgen seine Dissertation zur Erreichung der Doktorwürde. Diese hatte den Titel „Studie über Gase“. Hierbei handelte es sich um eine theoretische Abhandlung über Probleme aus der Thermodynamik.

In seinen vielen Arbeiten beschäftigte Röntgen sich mit den Gebieten der Thermo- und Elektrodynamik, bei der er im besonderen elektrische Entladungen unter verschiedenen Bedingungen untersuchte. Der Kristallphysik galt aber sein größtes Interesse, deren Ästhetik und Schönheit ihn faszinierten.

1876, während seiner Straßburger Zeit, erarbeitete er zusammen mit Kundt den Nachweis über die Drehung der Polarisationsebene des Lichtes in Gasen. Dieser Nachweis wurde schon von Michael Faraday und anderen vergeblich gesucht, wobei Röntgen nicht nur den Nachweis erbrachte, sondern hierzu auch präzise Messungen vorlegen konnte.

Als Professor an der Universität Würzburg entdeckte Röntgen 1895 die X-Strahlen, die später im deutschen Sprachraum unter Missachtung des Testaments in Röntgenstrahlen umbenannt wurden. Diese Entdeckung geschah zufällig, als am 8. November 1895 bei einem Experiment mit einer Kathodenstrahlröhre ein speziell beschichtetes Papier zu leuchten begann. Dieses Leuchten war aber auch dann noch zu erkennen, als die Entladungsröhre mit dicker schwarzer Pappe umschlossen war. Es ist jedoch unbekannt, ob es wirklich das geschwärzte Papier war, welches Röntgen zu den X-Strahlen führte, oder ob ein Leuchtschirm in der Nähe stand, auf dem die Strahlung sichtbar wurde.

In der Folgezeit bis zum Januar 1896 schrieb Röntgen drei wissenschaftliche Forschungsberichte zu dieser Entdeckung. Der erste Bericht trug den Titel „Über eine neue Art von Strahlen“ und wurde in viele Sprachen übersetzt.

 
Röntgenmuseum Lennep