Transponierte Matrix

bijektive, selbstinverse Abbildung einer reellen Matrix
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Die transponierte Matrix, gespiegelte Matrix oder gestürzte Matrix ist in der Mathematik diejenige Matrix, die durch Vertauschen der Rollen von Zeilen und Spalten einer gegebenen Matrix entsteht. Die erste Zeile der transponierten Matrix entspricht der ersten Spalte der Ausgangsmatrix, die zweite Zeile der transponierten Matrix der zweiten Spalte der Ausgangsmatrix und so weiter. Anschaulich entsteht die transponierte Matrix durch Spiegelung der Ausgangsmatrix an ihrer Hauptdiagonale. Die Umwandlung einer Matrix in ihre transponierte Matrix wird Transponierung, Transposition oder Stürzen der Matrix genannt.

Animation zur Transponierung der Matrix A

Die Transpositionsabbildung, die einer Matrix ihre Transponierte zuordnet, ist stets linear, bijektiv und selbstinvers. Bezüglich der Matrizenaddition stellt sie einen Isomorphismus dar, bezüglich der Matrizenmultiplikation hingegen einen Antiisomorphismus, das heißt, die Reihenfolge bei der Multiplikation von Matrizen kehrt sich nach Transponierung um. Viele Kenngrößen von Matrizen, wie Spur, Rang, Determinante und Eigenwerte, bleiben unter Transponierung erhalten.

In der linearen Algebra wird die transponierte Matrix unter anderem zur Charakterisierung spezieller Klassen von Matrizen eingesetzt. Die transponierte Matrix ist auch die Abbildungsmatrix der adjungierten Abbildung zwischen zwei endlichdimensionalen reellen Skalarprodukträumen bezüglich der jeweils gewählten Orthonormalbasen.

Definition

Ist   ein Ring (in der Praxis meist der Körper der reellen oder komplexen Zahlen), dann ist die zu einer gegebenen Matrix

 

transponierte Matrix definiert als

 .

Die transponierte Matrix   ergibt sich also dadurch, dass die Rollen von Zeilen und Spalten der Ausgangsmatrix   vertauscht werden. Anschaulich entsteht die transponierte Matrix durch Spiegelung der Ausgangsmatrix an ihrer Hauptdiagonale   mit  . Gelegentlich wird die transponierte Matrix auch durch  ,   oder   notiert.

Beispiele

Durch Transponierung einer  -Matrix (eines Zeilenvektors) entsteht eine  -Matrix (ein Spaltenvektor) und umgekehrt:

 

Eine quadratische Matrix behält durch Transponierung ihre Größe, jedoch werden alle Einträge an der Hauptdiagonale gespiegelt:

 

Durch Transponierung einer  -Matrix entsteht eine  -Matrix, bei der die erste Zeile der ersten Spalte der Ausgangsmatrix und die zweite Zeile der zweiten Spalte der Ausgangsmatrix entspricht:

 

Eigenschaften

Summe

Für die Transponierte der Summe zweier Matrizen   gleicher Größe gilt

 .

Allgemein ergibt sich die Summe von   Matrizen   gleicher Größe zu

 .

Die Transponierte einer Summe von Matrizen ist demnach gleich der Summe der Transponierten.

Skalarmultiplikation

Für die Transponierte des Produkts einer Matrix   mit einem Skalar   gilt

 .

Die Transponierte des Produkts einer Matrix mit einem Skalar ist also gleich dem Produkt des Skalars mit der transponierten Matrix.

Transposition

Für die Transponierte der Transponierten einer Matrix   gilt

 .

Durch zweifache Transposition ergibt sich demnach stets wieder die Ausgangsmatrix.

Produkt

Für die Transponierte des Produkts einer Matrix   mit einer Matrix   mit Einträgen aus einem kommutativen Ring   gilt

 .

Allgemein ergibt sich für das Produkt von   Matrizen   passender Größe

 .

Die Transponierte eines Produkts von Matrizen ist demnach gleich dem Produkt der Transponierten, jedoch in umgekehrter Reihenfolge.

Inverse

Für die Transponierte der Inversen einer regulären Matrix   mit Einträgen aus einem kommutativen unitären Ring   gilt

 ,

denn mit der Einheitsmatrix   ergibt sich

 

und daher ist   die inverse Matrix zu  . Die Transponierte der inversen Matrix ist demnach gleich der Inversen der transponierten Matrix.

Blockmatrizen

Die Transponierte einer Blockmatrix mit Blockhöhen   und Blockbreiten   ist durch

 

gegeben. Sie entsteht durch Spiegelung aller Blöcke an der Hauptdiagonale und nachfolgende Transposition jedes Blocks.

Transpositionsabbildung

Die Abbildung

 ,

die einer Matrix ihre Transponierte zuordnet, wird Transpositionsabbildung genannt. Aufgrund der vorstehenden Gesetzmäßigkeiten besitzt die Transpositionsabbildung die folgenden Eigenschaften:

Kenngrößen

Im Folgenden wird angenommen, dass die Einträge der Matrix aus einem Körper   stammen.

Spur

Für eine Matrix   ist die Spur (die Summe der Hauptdiagonalelemente) der transponierten Matrix gleich der Spur der Ausgangsmatrix, das heißt

 ,

denn die Diagonalelemente der transponierten Matrix stimmen mit denen der Ausgangsmatrix überein.

Rang

Für eine Matrix   ist der Rang der transponierten Matrix gleich dem der Ausgangsmatrix, das heißt

 .

Das Bild der Abbildung   wird dabei von den Spaltenvektoren von   aufgespannt, während das Bild der Abbildung   von den Zeilenvektoren von   aufgespannt wird. Für eine Matrix mit Einträgen aus einem Körper stimmen die Dimensionen dieser beiden Bilder überein. Für Matrizen mit Einträgen aus einem beliebigen Ring muss dies jedoch nicht der Fall sein.

Determinante

Für eine quadratische Matrix   ist die Determinante der transponierten Matrix gleich der Determinante der Ausgangsmatrix, das heißt

 .

Dies folgt aus der Leibniz-Formel für Determinanten über

 ,

wobei die Summe über alle Permutationen der symmetrischen Gruppe   läuft und   das Vorzeichen der Permutation   bezeichnet.

Spektrum

Für eine quadratische Matrix   ist aufgrund der Invarianz der Determinante unter Transposition auch das charakteristische Polynom der transponierten Matrix mit dem der Ausgangsmatrix identisch, denn

 .

Daher stimmen auch die Eigenwerte der transponierten Matrix mit denen der Ausgangsmatrix überein, das heißt, für die jeweiligen Spektren gilt

 .

Die Eigenvektoren und Eigenräume müssen jedoch nicht übereinstimmen.

Ähnlichkeit

Jede quadratische Matrix   ist ähnlich zu ihrer Transponierten, das heißt, es gibt eine reguläre Matrix  , sodass

 

gilt. Die Matrix   kann dabei sogar symmetrisch gewählt werden.[2] Daraus folgt unter anderem, dass eine quadratische Matrix und ihre Transponierte das gleiche Minimalpolynom und, sofern ihr charakteristisches Polynom vollständig in Linearfaktoren zerfällt, auch die gleiche jordansche Normalform haben.

Verwendung

Spezielle Matrizen

Die transponierte Matrix wird in der linearen Algebra in einer Reihe von Definitionen verwendet:

  • Eine symmetrische Matrix ist eine quadratische Matrix, die gleich ihrer Transponierten ist, das heißt  .
  • Eine schiefsymmetrische Matrix ist eine quadratische Matrix, die gleich dem Negativen ihrer Transponierten ist, das heißt  .
  • Eine hermitesche Matrix ist eine komplexe quadratische Matrix, deren Transponierte gleich ihrer Konjugierten ist, das heißt  .
  • Eine schiefhermitesche Matrix ist eine komplexe quadratische Matrix, deren Transponierte gleich dem Negativen ihrer Konjugierten ist, das heißt  .
  • Eine orthogonale Matrix ist eine quadratische Matrix, deren Transponierte gleich ihrer Inversen ist, das heißt  .
  • Zwei quadratische Matrizen   und   sind zueinander kongruent, wenn es eine reguläre Matrix   gibt, sodass   gilt.
  • Die Gram-Matrix einer reellen Matrix   ist die Matrix  .
  • Das dyadische Produkt zweier Vektoren   und   ist die Matrix  .
  • Das Standardskalarprodukt zweier reeller Vektoren   und   ist  .
  • Die euklidische Norm eines reellen Vektors   ist  .

Adjungierte Abbildung

Sind   und   endlichdimensionale reelle Skalarprodukträume, dann wird die zu einer gegebenen linearen Abbildung   zugehörige adjungierte Abbildung   durch die Beziehung

 

für alle   und   charakterisiert. Ist nun   eine Orthonormalbasis von  ,   eine Orthonormalbasis von   und   die Abbildungsmatrix von   bezüglich dieser Basen, dann ist die Abbildungsmatrix von   bezüglich dieser Basen gerade

 .

Bei reellen Matrizen ist demnach die zu einer gegebenen Matrix adjungierte Matrix gerade die transponierte Matrix, das heißt  . In der Funktionalanalysis wird dieses Konzept auf adjungierte Operatoren zwischen unendlichdimensionalen Hilberträumen verallgemeinert.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eberhard Oeljeklaus, Reinhold Remmert: Lineare Algebra I. Springer, 2013, S. 153.
  2. O. Taussky, H. Zassenhaus: On the similarity transformation of matrix and its transpose. In: Pacific J. Math. Band 9, 1959, S. 893–896.