Evangelistensymbole

Attribute in figürlichen Darstellungen der Evangelisten
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Die Autoren der vier biblischen Evangelien werden in der christlichen Ikonographie durch die sogenannten Evangelistensymbole als Mensch (oder Engel), Löwe, Stier und Adler dargestellt. Die Symbole werden in der Zusammenschau auch als Viergetier oder Tetramorph bezeichnet.

Tetramorph (Karolingische Buchmalerei, um 875)

Herkunft

Die Symbole gehen zurück auf eine Vision aus dem Buch des Propheten Ezechiel (Ez 1,10), der ein viergestaltiges Wesen mit den Antlitzen von Mensch, Löwe, Stier und Adler beschreibt. Dieses Bild aus der hebräischen Bibel wird in der christlichen Offenbarung des Johannes (Offb 4,6-8) aufgenommen und hat von dorther die christliche Tradition begründet: "Und in der Mitte des Thrones und rings um den Thron sind vier Wesen... Und das erste Wesen ist gleich einem Löwen, und das zweite Wesen gleich einem jungen Stier, und das dritte Wesen hat ein Angesicht wie das eines Menschen, und das vierte Wesen ist gleich einem fliegenden Adler ... jedes einzelne Wesen hat sechs Flügel...".

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Reihenfolge der Evangelien im Neuen Testament genau der Schilderung bei Ezechiel mit der Abfolge Mensch – Löwe – Stier – Adler entspricht, während die Offenbarung eine andere Reihenfolge kennt und lediglich den Adler an letzter Position belässt.

Bedeutung

In der christlichen Tradition wurden die Symbole zuerst von den Kirchenvätern Irenäus von Lyon und Hippolyt auf die Gestalt Christi bezogen. Im 4. Jahrhundert wurde die Deutung als Symbole der Evangelien durch Hieronymus zur bestimmenden Tradition der christlichen Kirche:

Mensch - Matthäusevangelium

Für das Evangelium nach Matthäus steht der Mensch, da es mit der menschlichen Genealogie des Jesus von Nazaret beginnt.

Löwe - Markusevangelium

Für das Evangelium nach Markus steht der Löwe, da es mit der Erzählung über den Täufer Johannes in der Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt.

Stier - Lukasevangelium

Für das Evangelium nach Lukas steht der Stier, weil am Anfang dieses Evangeliums das Opfer des Priesters Zacharias erzählt werde und der Stier das typische Opfertier im Tempelkult war.

Adler - Johannesevangelium

Für das Evangelium nach Johannes steht der Adler, weil es im Prolog die Inkarnation des himmlischen Herrschers skizziert.

Besonderheiten

Während die Evangelistensymbole gerade bei Darstellungen, die alle vier gemeinsam zeigen, oft diese Zusammenstellung zeigen, werden die Evangelisten auch mit anderen Attributen dargestellt. Wird beispielsweise der Apostel Matthäus dargestellt, so hat er als Attribut Schwert oder Hellebarde, mit denen er getötet wurde. Da sich in Venedig das Grab des Apostels Markus befindet, ist dort der Löwe seit über 1000 Jahren allgegenwärtig.

Auf die Evangelistensymbole sind auch die häufigen Wirtshausnamen "Adler", "Löwen", "Ochsen" und "Engel" zurückzuführen.

Siehe auch: Ikonographische Heiligenattribute