Johannes Schadowitz, auch Schadewitz und Sajadowitz (sorbisch Jan Šadowic, kroatisch Ivan Šadović; * 1624 in Agram, Königreich Kroatien als Janko Šajatović; † 29. Mai 1704 in Särchen, Kurfürstentum Sachsen), war ein Obrist der kroatischen Reiter in der Garde-Kavallerie des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. (1647–1691) und Gutsherr von Vorwerk Särchen in der Oberlausitz. Schadowitz gilt als historische Vorlage für die sorbische Sagengestalt des Zauberers Krabat, der noch heute in der Lausitz eine Art Schutzpatron ist.[1]
Leben
Schadowitz stammte vermutlich aus einer Familie von Uskoken aus dem Gebiet Žumberak im Komitat Agram.[2] Die Habsburgermonarchie siedelte Uskoken erstmals im Jahr 1530 in diesem Gebiet an, um den Mitte des 15. Jahrhunderts durch die Türkenkriege entstandenen Bevölkerungsverlust auszugleichen.
Schadowitz nahm am Großen Türkenkrieg (1683–1699) teil. Er begleitete Kurfürst Johann Georg III. als dieser vom 4. bis 7. Februar 1688 zur Belustigung mit 130 Personen und 15 Pferden Hoyerswerda besuchte.[3] Von 1690 bis 1691 war Schadowitz Brigadechef der kurfürstlichen Garde-Kavallerie, die seit 1671 über eine Kompanie kroatischer Reiter verfügte.[4] Beim Leichenzug für Johann Georg III. im Herbst desselben Jahres in Tübingen führte Schadowitz die kurfürstliche Leibgarde an.[5][6] Angeblich soll Schadowitz 1691 kurz vor dem Tod des Kurfürsten für seine Verdienste den Gutshof von Särchen als Altersruhesitz zum Geschenk erhalten haben und geadelt worden sein.
Während seiner Altersruhe erhielt Schadowitz ein jährliches Deputat in Höhe von mehreren tausend Reichstalern für den Kauf von Speisefisch (Karpfen, Hechte), Landwein, Brennholz und „Pension und Gnadengelder aus der Oberlausitz“.[7]
Unter Schadowitz erlebte Särchen eine Blütezeit, was zu seiner späteren Legendenbildung beitrug. Als praktizierender Katholik soll er fast täglich vom evangelischen Särchen nach Wittichenau gefahren sein, um an der Heiligen Messe teilnehmen zu können. Er starb am 29. Mai 1704 im Alter von 80 Jahren und wurde in der katholischen Pfarrkirche zu Wittichenau bestattet.
Schadowitz wurde von der Bevölkerung Krabat genannt, die ältere Form für Kroat (von veraltet kroatisch horvat; sorbisch chorwat).[8] Wegen seiner ungewöhnlichen Größe, Verhaltensweisen, merkwürdigen Aussprache des Sorbischen und seines Wissens wurde Schadowitz von der Landbevölkerung als Zauberer angesehen. Im Jahr 1848 ist erstmals die Behauptung belegt, dass es sich bei Schadowitz und Krabat um dieselbe Person gehandelt haben soll:
„Im Jahre 1795, als man an dieselbe Stelle den Pfarrer Georg Brückner begrub, fand man daselbst noch den Degen des Obristen. Dieser Croat Schadowitz ist derselbe, der in unserer Gegend unter dem Namen Krabat bekannt ist: denn „Croat" hat sich im Volksmund in „Krabat“ verwandelt. Der Croat war reich – Herr von Särchen – und stand in dem Rufe eines Schwarzkünstlers.[9]“
Literatur
- Krabat - Aspekte einer sorbischen Sage, Zentrum für Lehrerbildung der Universität Potsdam, Herausgeber Martin Neumann; Das Dokument enthält die Inhalte verschiedener Krabat-Sagen und historische Bezüge, auch zu Schadowitz. (PDF; 10,6MB)
- Karin Richter: Krabat und die Schwarze Mühle : Die sorbische Sage im literarischen, ethischen, historischen und medialen Kontext. Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler 2010.
- Marie-Luise Ehrhardt: Die Krabat-Sage : Quellenkundliche Untersuchung zu Überlieferung und Wirkung eines literarischen Stoffes aus der Lausitz (= Band 1 von Kultur- und geistesgeschichtliche Ostmitteleuropa-Studien). N.G. Elwert, 1982, ISBN 978-3-7708-0715-4.
Weblinks
- Johannes Schadowitz auf www.sn.schule.de
- „Nach 300 Jahren nicht nur die schönen Legenden erzählen“ - von Pfarrer Dietmar Neß. Ein Essay über Johannes Schadowitz und die Legendenbildung. (PDF-Datei; 25 kB)
- Der wahre und der sagenhafte Krabat auf www.welt.de, 20. August 2008
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Schadowitz alias Krabat : Die sorbische Sage im literarischen, ethischen, historischen und medialen Kontext. Zusammengestellt von Ivica Košak, Kroatische Kulturgemeinschaft Wiesbaden e.V. (www. hkz-wi.de). Abgerufen am 24. Februar 2015.
- ↑ Helmut Schippel: Auf den Spuren eines Kroaten. In: Sächsische Zeitung. 12. Februar 2015 (sz-online.de).
- ↑ Salomon Gottlob Frentzel: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschafft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. David Richter, Leipzig und Budißin 1744, S. 285 (google.de – dort „Rittmeister von Schadewitz“).
- ↑ Richard Albert von Meerheimb: Erlebnisse eines Veteranen der grossen Armee während des Feldzuges in Russland 1812. Meinhold, 1860, S. 319 bzw. 321 (google.de – dort „Oberst Sajadowitz“).
- ↑ Eberhard Werner Happel: Der Bayerische Max, Oder so genannter Europaeischer Geschicht-Roman, Auf Das 1691. Jahr; In welchem in einer Liebes- und Helden-Geschichte die denckwürdigste Wunder-Begebnüsse. Wagner, 1692, S. 283 (google.de – dort „Obrist-Lieutenant von Schadewitz“).
- ↑ Heinrich Spilner: Kurtze Beschreibung und Ursprung Alt-Dreßden, auch itziger Churfl. Sächß. Residentz- und Haupt-Vestung Neu-Dreßden. Johann Christoph Miethen, Dresden 1708, S. 69 (google.de – dort „der Obriste Schadewitz“).
- ↑ Daniel Gottfried Schreber: Chursächsischer ehemaliger Cammerbesoldungs-Etat. In: D. Daniel Gottfried Schrebers Sammlung verschiedener Schriften, welche in die öconomischen, Policey- und Cameral- auch andere Wissenschaften einschlagen. J.J. Curtis, 1762, S. 157 (google.de – dort „Obristen Sajadowitz“).
- ↑ Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Rudolf Hildebrand: Deutsches Wörterbuch. Band 5 (Buchstabe K). Hirzel, 1873 (google.de – Artikel „KRABAT, KRABATE“).
- ↑ Franz Schneider: Chronik von Wittichenau und Umgebung. Band 1, 1848–1852 (Handschrift, zitiert nach EHRHARD, 1982).
Personendaten | |
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NAME | Schadowitz, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Kroat, Krabat |
KURZBESCHREIBUNG | kroatischer Reiterobrist |
GEBURTSDATUM | 1624 |
GEBURTSORT | Agram |
STERBEDATUM | 29. Mai 1704 |
STERBEORT | Groß Särchen |